Der Verwalter sank vor dem Sarge auf die Knie, er blickte lange auf die entseelte Hülle des Barons, der ihm einst gewiß sehr teuer gewesen war, denn, als er sich wieder erhob, glänzte eine Träne in seinen Augen.

Sehen Sie, dort ist der Stich", sagte der Kutscher,- der Kreisphysikus erklärte, der Dolch habe das Herz getroffen und der Tod sei augen­blicklich erfolgt. Es war ein kleiner, aber sehr feiner Dolch, mit welchem der Herr Baron, Gott habe ihn selig, seinem Leben ein Ende gemacht hat."

Habt Ihr diesen Dolch gesehen und wißt Ihr, wo er gegenwärtig sich befindet?"

Gesehen habe ich ihn, als der Doktor Sand die Leiche hier einbalsamierte. Damals schüt­telte der Doktor den Kopf, gleichsam, als ob er nicht begreifen könne, daß diese kleine schmale Klinge so tief eingedrungen sei. Jetzt liegt der Dolch wieder bei dem Protokoll; ich mußte ihn dem Herrn Kreisrichter zurückbringen."

Doktor Sand hat die Leiche einbalsamiert?" fragte der Verwalter, der inzwischen in den oberen Raum zurückgekehrt war und jetzt in Sinnen versunken auf einem Stuhle saß.Zu welchen: Zwecke geschah dies? Weshalb wurde die Leiche nicht beerdigt?"

Der alte Mann zuckte die Achseln.Da­rauf vermag ich Ihnen keine Antwort zu geben. Ich weiß nur, daß das gnädige Fräulein mir befahl, die Leiche auf Umwegen hierher zu bringen und dem Herrn Doktor hilfreiche Hand zu leisten, außerdem aber die strengste Verschwiegenheit zu beobachten."

Kannte der Freiherr auch dieses Ge­heimnis?"

Nein."

Aber er hätte es leicht durch seine Spione erfahren können."

Glauben Sie?" fragte der alte Kutscher bedeutsam lächelnd.

Gewiß. Lag es nicht in der Möglichkeit, daß einer dieser Spione Euch folgte, wenn Ihr hierher gingt?"

Allerdings. Aber sehen Sie dort die Säcke, sie enthalten Hafer und ich ging nie hierher, ohne einen solchen Sack mit zurück zu bringen. Im Schlosse weiß jeder Diener daß ich hier eine Fourage-Niederlage habe; niemanden kann es also auffallen, wenn ich dann und wann hierher gehe."

Wenn nun aber der Freiherr eigenmäch­tig den Pavillon geöffnet hätte, um ihn seiner früheren Bestimmung zurückzugeben?"

So würde er trotzdem das Geheimnis nicht entdeckt haben. Die Falltür ist so genau in den getäfelten Fußboden eingefügt, daß sie nicht entdeckt werden kann, selbst der Ring, an welchem sie emporgehoben wird, ruht in einer Vertiefung, die ein Holzplättchen verdeckt. Zum Ueberstuße habe ich diesen Teppich über die betreffende Stelle gelegt und es steht nicht zu erwarten, daß jemand denselben aufheben wird, um unter ihm ein Geheimnis zu suchen.

Der Verwalter erhob "sich- Die Kom­tesse kommt wohl nie hierher?" fragte er.

Sie war nur einmal, kurz nach der Ein­balsamierung der Leiche hier."

Ich begreife nicht, daß sie in ihrem Parke, in der Nähe ihres Schlosses"

Ah, Herr Verwalter, das gnädige Fräu­lein kennt keine Gespensterfurcht, Als der selige Herr Graf gestorben war, hat die Kom­tesse zw i Nächte hindurch an seinem Sarg gesessen."

(Fortsetzung folg:.)

Gemeinnütziges.

Zahnweh wird, wie man derOesterr.- ungar. Bztg." schreibt, sofort gebannt durch einfaches Jndenmundnehmen von einem Löffel voll in warmem Wasser verdünntem Honig. Das Dingschießt" allerdings in die Zähne, wie man sagt, und der Schmerz steigert sich zuerst auf kurze Zeit, aus den Speicheldrüsen kommt viel Wasser, aber bei jedem weiteren Mundvoll Honig, den man anwendet, wird er geringer; in ein paar Minuten ist der Schmerz gestillt. Die Wirkung ist leicht erklärlich. Leute die viel kauen, haben selten schlechte Zähne; bei den Suppen- und Kaffeemenschen aber haben die Speicheldrüsen nichts zu tun, infolge­dessen setzt sich Wasser am Zahnfleisch an und bringt Rheuma, Fisteln uud Geschwüre zuwege. Der Honig aber reizt die Drüsen gewaltig zum Abgeben des Speichels (es wässern einem die Zähne), welcher immer neu ersetzt wird. Stoff­wechsel und Anstrengung aller Organe sind ja eine Hauptbedingung für unsere Gesundheit. Zudem reinigt der Honig das Blut auf die sanfteste Weise, wodurch ebenfalls besonders dem Zahnleiden vorgebeugt wird. Daß dieses ein­fache und angenehme Mittel aber nicht bloß vorbeugend, sondern auch heilend wirkt, liegt in der fäulniswidriqen (antiseptischen) Eigen­schaft des Honigs.

(Praktischer Leim.) Wenn es sich darum handelt, z. B. in der Hauswirtschaft, ein Glas oder Porzellanstück, ein Spielzeug oder dergleichen, das man zerbrochen, schnell zu verleimen, so löst man in einem erwärmten Löffel etwas weise Gelatine mit ein wenig Essig auf und bestreicht die zu verleimenden Gegenstände mit der erhaltenen klaren Lösung. Hat man dem Essig einige Körnchen chromsaures Kali zugesetzt und das verleimte Stück einige Zeit dem Lichte ausgesetzt, so kann man es sogar nachher in Wasser legen, ohne daß es an der verleimten Stelle auseinandergeht.

Gegen Keuchhusten wird reiner Bienenhonig, dreimal täglich, einen Kinderlöffel voll, empfohlen. Auch Aufgüsse von Brusttee, sowie warme Milch, mit Kandis gesüßt, haben gute Wirkung. Indessen besser als diese Haus­mittel sind wohl Emser oder Karlsbader Pa­stillen, dreimal zwei bis drei Plätzchen in war­mer Milch aufgelöst. Das Zimmer muß öfter gelüstet werden, aber immer eine Wärmetempe­ratur von 15 Grad R. behalten. Zerstäubun­gen von verdünntem Terpentinöl, am besten mit etwas Eau de Cologne vermischt, erfrischt und reinigt die Luft. Von anderer Seite wird Inhalation von Karboldämpfen empfohlen, 2 proz. Karbolwasser wird etwa 45 Minuten zerstäubt allein der unangenehme Geruch des Karbols, durch den sogar viele Menschen Ohnmachtsanfälle bekommen, läßt das Mittel nicht überall Anwendung finden. Der Fußboden wird mit Wasser, in das man einige Tropfen Kreolin gegossen, aufgewischt und so wird die Heilung der bösartigen Krankheit rasch und schnell erfolgen.

(Das Entfernen von Fettflecken aus Stoffen mittels Benzin.) Meist geschieht dies auf ganz verkehrte Weise, gewöhnlich wird mit Benzin angefeuchtet und dann mit einem Tuche nachgerieben. Dabei wird das Fett zwar von dem Benzin gelöst und auf einen größeren Raum verteilt, aber keineswegs entfernt, wodurch der häßliche Rand entsteht. Der Benzin verflüchtet sich und läßt das nicht flüchtige Fett

da, wo es ursprünglich war, zurück, mit dem Unterschiede, daß der Fleck größer geworden ist. Da durch das Reiben die Wollhaare mehr oder weniger von dem Zeuge entfernt werden, so zeigen sich später bei auffallendem Staube die Flecken noch mehr. Das einzig richtige Verfahren, den Fleck zu beseitigen, besteht darin, daß man einen Bogen gewöhnliches graues Löschpapier 3 mal zusammenlegt, auf dieser Papierlage die Fleckstelle glatt ausbreitet, tüchtig mit Benzin einnäßt, mit einer zweiten Lage von Löschpapier sofort bedeckt und mittels eines kalten Bügeleisens oder mit der Hand derb preßt. Alles Fett wird hierdurch gelöst, samt dem Lösungsmittel von dem Papier aufgesogen und somit vollständig aus dem Zeuge ent­fernt.

Zum Sammeln von Wintervorräten für unsere Singvögel bietet sich jetzt noch die beste Gelegenheit. Für manche Vögel eignen sich Kürbis und Sonnenblumenkerne, die sie mit Wohlbehagen verzehren, andere nehmen allerlei Unkrautsämereien, reife Distelköpfe, Kletten­samen und die kleinen Samen des Wegerichs, der an Straßen und Wegen wächst, sehr gerne; wieder andere verzehren die getrockneten Beeren des Hollunders und des Weißdorn, sowie die Hagenbutten. Wer auf einem Spaziergang die Augen offen hat, wird manche Früchte finden, die sich für eine solche Sammlung eignen und die sonst nutzlos am Wege zu Grunde gehen. Die Freude den hungernden Gästen im Winter aus der Not helfen zu könne», belohnt die Mühe, die man jetzt aufwendet, reichlich und hält uns in reger Gemeinschaft mit der nützlichen Vogelwelt.

Obstpreiszettel.

Stuttgart, 24. Okt. Laut marktamtlicher Zusammenstellung waren heute im ganzen 73 Wagen zum Verkauf aufgestellt. Neu zugesührt waren 49 Wagen; die Zufuhren verteilten sich auf folgende Länder: 17 Wagen aus Württem­berg, erzielte Preise per 10 000 Klg. bahnamt­liches Gewicht Stuttgart, 590620 Mk. 29 aus der Schweiz 580620 Mk., 1 aus Obst­reich, 2 aus Bayern 610 Mk. Nach auswärts wurden 16 Wagen versandt. Kleinverkauf: 33.20 Mk. Marktlage: llbhaft. 26. Okt. Stand: 69 Wagen. Neu zugeführt waren 53 Wagen und zwar: 25 aus Württemberg, 27 aus der Schweiz und 1 aus Oestreich.

Weinpreiszettel.

Neckarsulm. Erlenbach, 24. Okt. Heute wurden noch mehrere Reste Schillerweine zu 150 bis 160 Mk. pro 3 Hektol. verkauft. Verschiedene Reste Schillerweine aus bester Berglage sind noch feil. Auch einige Posten Rot- und Weißweine sind noch zum Verkauf angeboten. Letzte Anzeige.

Reutlingen. Stadt Reutlingen, 24. Okt. Beschaffenheit gut. Noch viel Vorrat. Käufer erwünscht. Preis 110125 Mk. pro 3 Hektol'

Weinsberg. Bretzfeld, 24. Okt. Der Durchschnittspreis des unter der Kelter verkauften Weins beträgt 50 Mk. 88 Pfg. für das Hektol. Gellmersbach, 23. Okt. Letzte Anzeige. Lese beendigt. Bis auf 100 Hektol., die ein­gekellert, aber feil sind, alles um die zurück­gegangenen Preise verkauft. Höchster Preis

Telegramm der Witdbaver Chronik.

Friedrichshafen, 27. Okt. Prinz Heinrich ist um 10 Uhr 35 mit Graf Zeppelin aufgestiegen. Es ist einemehr­stündige Fahrt geplant.

Viels värcksa eieil völliger über ikrs Herren

beklage»,

wenn 8ie Latkreiners IVlal^kakkee tränken.