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Amtsblatt
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j ///^ Samstag den 10. Oktober 1908-s 44- Jahrgang
Wunöscharr.
Gestorben: 8. Okt. zu Stuttgart Staatsrat Wilhelm v. Fuchs, Vorstand der Bauabteilung der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, zugleich Mitglied des Rats der Verkehrsanstalten, früher Vorstand des Vereins für Baukunde, a. o. Mitglied der k. preuß. Akademie des Banwesens, KommenturdesOrdens der württ. Krone, Kommentar 2. Kl. des Friedrichsordens, Eis. Kreuz 2 Kl., 66 I. a. ^ Stuttgart, 9. Okt. Der König begab sich gestern auf einige Tage nach Ratiboritz in Böhmen, um das Geburtsfest der Königin, die schon länger dort weilt, gemeinsam mit der Königin zu feiern.
Besigheim. Laufen a. N., 6 Okt. Käufe zu 140, 142, 145, 146, 150 und 158 Mk. für 3 Hektol. neuen Wein. Beschaffenheit gut. Nachfrage stark.
— Bestätigt wurde die Wahl des geprüften Verwaltungskandidaten Sigmund König von Dobel (Neuenbürg,) zurzeit Assistent bei dem städtischen Gaswerk in Heilbronn, zum Ortsvorsteher der Gemeinde Erligheim (Besigheim.)
Eßlingen, 6. Okt. Um dem Lehrermangel möglichst rasch zu steuern, wurde eine beachtenswerte Neuerung getroffen. Am 6. November treten in das hiesige Seminar etwa 30 Zöglinge ein, die sich die Berechtigung zum Einjährig- Freiwilligen bereits erworben haben. Die zweijährige Präparandenzeit kommt für diese in Wegfall; sie finden schon nach drei Jahren Verwendung im Schuldienst.
Geislingen a. St., 7. Okt. Das Fest der diamantenen Hochzeit konnten gestern in Waldhausen der dortige frühere Schultheiß I. G. Bühler und seine Ehefrau geb. Thierer begehen. Der König hatte dem Jubelpaar eine prächtige Bibel mit eigenhändiger Widmung überreichen lassen. Weitere Geschenke hatten die Gemeindekollegien, die Kirchengemeinde u. a. gespendet. Das greise Ehepaar erfreut sich noch großer Rüstigkeit; der Mann ist 83, die Frau 80 Jahre alt; beide blicken auf eine Nachkommenschaft von 8 Kindern, 49 Enkeln nnd 8 Urenkeln.
Tübingen, 6. Okt. (Schwurgericht.) Tagesordnung für die Sitzungen des 4. Quartals: Montag, 26. Okt., vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen den Schreinergesellen Johann Georg Bauer von Neuenhaus wegen Totschlags; Dienstag, 27. Okt., vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegeu den Fabrikschuhmacher Ludwig Friedrich Lutz von, Merklingen wegen Wilderei, versuchten Totschlags und Widerstand gegen einen Forstbeamten; Mittwoch, 28. Okt., vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen Mechaniker und Fahrradhändler Ernst Häußler von Tübingen wegen Meineids; Donnerstag, 29. Okt., vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen die Fabrikarbeiterin Rosine Spingler von Urach wegen Mords; Freitag, 30. Okt., vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen die Italiener Johann Fantini, Taglöhner von Marostica, Pietro Garutti, Maurer von Mantua, Giovano Volta, Erdarbeiter von Riccavolo, Ernesto Pezzaglio, Erdarbeiter von Asola, sämtlich in Reutlingen wegen gemeinschaftl. Straßenraubs; Samstag, 31. Okt., vorm. 9 Uhr: Anklagesache gegen Goldarbeiter Friedrich
Schnaufer von Birkenfeld wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod. Nachtrag folgt.
— Die Ziehung der Neunecker Kirchenbau- Geldlotterie zu Gunsten des Kirchenbaues in Neuneck, Oberamt Freudenstadt findet unwiderruflich am 15. Oktober ds. Js. Vormittags 8 Uhr im Rathause zu Freudenstadt uuter Leitung des Kgl. Oberamts statt.
Friedrichshafen, 8. Okt. Am Montag wird der König von Württemberg wieder hier eintreffen, um den Prinzen Heinrich von Preußen zu empfangen. Am Abend findet eine Tafel statt, zu der auch Graf Zeppelin geladen ist. Am 14. ds. Mts. trifft der Regent von Braunschweig hier ein, um dem König seinen Antrittsbesuch zu machen. Es liegt nahe, daß diese hohen Besuche mit den bevorstehenden Aufstiegen des 2 1 in Verbindung gebracht werden. Doch wird von kompetenter Seite mitgeteilt, daß das Luftschiff kaum vor dem 18. Oktober flugfertig sein wird. Zwar ist der genügende Gasvorrat vorhanden; auch werden bereits die Ballonetts in ihre Zellen eingefügt. Aber einen Aufstieg wird man noch nicht vornehmen können, da die Arbeiten am 2 1 durch die intensive Inanspruchnahme des Grafen Zeppelin und seines Stabes an den Neuanlagen schwer einzuholende Verzögerungen erlitten haben. Täglich treffen Industrielle und Fachleute hier ein, um mit dem Grafen Zeppelin und seinen Mitarbeitern zu konferieren.
Jlsseld, 7. Okt. Die Tochter des Zimmermanns Wilhelm Fischer, die seit Jahren in Offenbach bedienstet ist, hatte dieser Tage beim Ankleiden morgens das Unglück, die Lampe umzustoßen. Ihre Kleider fingen Feuer und das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß es bald darauf starb.
Stetten i. R., 3. Okt. Der heurige Jahrgang ist für unsere Gegend ein außergewöhnlich gesegneter. Nicht nur das Getreide und die Kartoffeln sind wohl geraten und gut eingebracht worden, sondern auch das Vieh ist durch gutes und reichliches Dürr- und Grünfutter aufs beste versorgt. Nun stehen wir mitten in der Obsternte, die hier in lobenswerter Weise so lange wie möglich hinausgerückt wird. Wer in den letzten Wochen durch unser gesegnetes Tal wanderte, konnte sich an der Fülle der Farbenpracht unserer Apfelbäume nicht satt sehen. Aeltere Leute vergleichen die heurige Obstfülle mit der von 1847. Insbesondere prangen die hier häufigen Luikenäpfel in einem Früchteschmuck wie seit Jahrzehnten nicht. Der neue „Moserapfel", eine dem Luiken ähnliche, ausgezeichnete und deshalb verbreitete Lokalsorte, trägt überreich. Der etwa 30 Jahre stehende mächtige „Urbaum" dieser Sorte im Haldenbachtal soll 30 Zentner tragen.
Pforzheim, 7. Okt. In der westlichen Karl Friedrichstraße erschoß sich gestern in seiner Wohnung der 40jährige Bijouteriefabrikant Zerrenner. Als sein Bruder nach Hause kam und das Vorgefallene sah, tötete er sich durch Gift. Am gleichen Tage vor 2 Jahren hatte einer der beiden Brüder schon einmal einen Selbstmordversuch gemacht, indem er sich einen lebensgefährlichen Schuß beibrachte. Die Ursache des Selbstmordes sind private
Gründe. Beide gehören einer alten angesehenen Pforzheimer Familie an.
Baden-Baden, 8. Okt. Der große Steinbruch am Eichelberg, der s. Zt. die Steine zum Festungsbau Rastatt lieferte, soll in allernächster Zeit wieder in Angriff genommen werden und die Versenksteine zur Rheinregulierung von Maxau bis Iffezheim liefern. Hiebei werden Versuche mit dem neuen Sprengpulver „Präposit" vorgenommen, das wunderbar und mächtig und ebenso ruhig und ungefährlich wirkt. Man kann in unmittelbarer Nähe bleiben und zusehen, wie die mächtigen Blöcke gespalten und auf die Seite gerückt werden. Das neue Sprengmittel eignet sich hauptsächlich zur Gewinnung von Hausteinen.
Karlsruhe, 4. Okt. Die Zahl der Geisteskranken nimmt in erschreckender Weise überhand. Kaum war die Heil- und Pflegeanstalt in Emmendingen, die einen Aufwand von etwa 6 Millionen erforderte, fertiggestellt, reichten die vorhandenen Betten schon nicht mehr aus. Das gleiche war der Fall, als die Anstalt bei Wiesloch in Betrieb genommen worden, und jetzt hat die Regierung schon wieder die Pläne zu einer neuen Heil- und Pflegeanstalt fertiggestellt, die bei Konstanz erbaut werden soll, und auch einen Aufwand von etwa 6 Millionen erfordern wird. Im ganzen ist die Zahl der in den sechs staatlichen Irrenanstalten in Baden untergebrachten Kranken in den letzten zehn Jahren von 2254 auf 3515 gestiegen.
— Die Münchener'Ausstellung schließt mit einem Riefendefizit von über 3 Millionen Mark ab. Das Defizit würde die dreifache Höhe betragen, wenn nicht die errichteten Bauten stehen bleiben würden und somit bei der Berechnung außer Betracht bleiben könnten. Die Ergebnisse der Ausstellung sind für die große Mehrzahl der Aussteller nach übereinstimmenden Mitteilungen gleich Null. Die Ausstellung wird am 15. Oktober ohne Sang und Klang geschlossen.
Würz bürg. Der große Obstsegen in Unterfranken hat die Gaunerwelt auf einen neuen Tric gebracht. Zwei angebliche Obsthändler erschienen bei hiesigen Fuhrwerksbesitzern und begaben sich mit diesen nach Remlingen und Birkenfeld. Dort leerten sie in der Nacht fast alle Obstbäume der Gemarkungen, fuhren des Morgens in 2 andere Gemeinden und verkauften dort etwa 100 Zentner, den Zentner zu 3 bis 4 Mark. Dann schickten die Gauner die Fuhrwerke nach Hause und verschwanden. Einer der Gauner soll aus Frankfurt sein.
Darmstadt, 5. Okt. Wie der Obstbau zur Bereicherung einer Gemeinde beitragen kann, dafür gibt die kleine, 491 Einwohner zählende Gemeinde Himbach in Oberhessen ein bemerkenswertes Beispiel. Im Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte die Gemeinde 84000 Gulden alte Kriegsschulden; trotz dieser Schuldenlast kaufte sie von der Herrschaft Meerholz in den Jahren 1870 und 1873 zwei Kirschenplantagen und Walnuß- und Edelkastanienplantagen für zusammen 12 580 Gulden. Jetzt ist die Gemeinde schuldenfrei und die Kaufsumme für die Obstplantagen ist ebenfalls amortisiert; die 134 Ortsbürger haben jährlich 1000 Mk. Kommunalkosten aufzubringen, der