Sache so vor, daß der Graf während dieser ganzen 24 Stunden in der Lust bleiben werde. Im Anschluß an die glückliche Rückkehr von der Probefahrt wollte Zeppelin auf dem Exerzierplatz von Konstanz landen, um zu zeigen, daß er auch auf freiem Felde niedergehen könne. Ich riet ihm, er solle das später an einem der folgenden Tage gelegentlich tun. um sich nicht noch zuguterletzt durch irgend ein Mißgeschick um den ganzen Erfolg seiner großen Tat zu bringen.' »Es wurden auch über die Höhe Bedingungen gestellt, Herr Geheimrat . . . Die Höhe, die Zeppelin bei seiner Fahrt erreichen soll, ist das einzige, was ich Ihnen nicht verraten darf, weil die Militärbehörde das uicht wünscht. Aber ich kann Ihnen versichern, daß sie lange nicht soviel beträgt — die Presse sprach von 2000 Metern — als man gemeinhin annimmt. Meines Erachtens ist das Problem Zeppelins eine Motorfrage. Hier muß er noch mit aller Kraft einsetzen. Cr wird weiter arbeiten und nicht verzagen. Und wir werden mit ihm arbeiten."'
— Die Heeresverwaltung hat jetzt be,on- dere Grundsätze ausgestellt, nach denen Prämien für im Privatbefitz befindliche kriegsbrauchbare Kraftfahrzeuge gewährt werden sollen. Dar- nach sollen nach Maßgabe der verfügbaren Mittel Unternehmern und sonstigen Privatpersonen, die den militärischen Bedingungen entsprechende Kraftfahrzeuge in Betrieb nehmen und sich verpflichten, sie während mindestens fünf Jahren in kriegsbrauchbarem Zustand zu erhalten, folgende Prämien bewilligt werden: 1) Eine einmalige Beschaffungsprämie von 4000 Mk. 2) eine Betriebsprämie auf die Dauer von 5 Jahren für den Wagen jährlich etwa 1000 Mk.. 3) eine Betriebsstoffprämie für die Verwendung inländischer Betriebsstoffe in einer von der Heereswaltung zu bestimmenden Höhe. Der Antrag auf derartige Unterstützung ist vor der Beschaffung des Kraftwagens an das Kriegsministerium zn richten, das bei zustimmender Entscheidung mit dem Antragsteller einen Vertrag abschließt. Die Gewährung weiterer Prämien für die Vervollkommnung der Bauart und andere Erfolge der Automobilindustrie, die den Absichten der Heeresverwaltung enlgegenkommen, hat sich diese vorbehalen.
— Unermeßlich sind die Waldungen Serbiens. Während Ungarn, Rumänien und Mazedonien nur noch über geringe Waldbestände verfügen, deren Abholzung aus zweckdienlichen Gründen zum größten Teil untersagt ist, verfügt Serbien über tausende Hektar von Eichen, und last not least Pspierhölzer wie Tannen, Aspen, Linden, Pappeln und Buchen, ganz abgesehen von dem Reichtum an dem neuerdings zur Papiersabrikation verwendeten Schilfe des Donaugebietes. Durch den Flußreichtum des Landes sind leichte Transportwege vorhanden. Die vorhandenen Gefälle der Flüsse sind meistens geeignet für elektrische Betriebe von Eisenbahnen und Fabriken. Die Aktiengesellschaft für Holzgewinnung und Dampssägebetrieb, vormals P. u. C. Goetz und Co. in Budapest hat von der dortigen Holzfirma D. Horn große Tannenwald- ungen ca. 15 000 Morgen in Ttalatje gekauft um im Anschluß an ihre eigenen Betriebe eine Aktiengesellschaft mit dem Sitz in Serbien zu gründen. Die Verwertung von Staatswaldungen wird bedingt durch die Erlangung einer Konzession zur jährlichen Abholzung bestimmter Hvlzmengen. Mit der Erlangung einer solchen Konzession ist die Erlegung einer Kaution im Verhältnis der Größe des zu unter, ehmenden Schlages verbunden dazu bekommt der Konzesstonist das Recht, sich seine Stämme nach Wunsch auszusuchen. Das Waldareal wird etwa auf 500600 Hektar sich erstrecken uud stehen die Bestände unter staatlicher Aufsicht. Ein bedeutender Teil derselben ist Eigentum der Krone. Die Eisenbahn verbindet Belgrad mit Konstantinopel und Saloniki. Die Hauptorte sind durch gute Landstraßen ver- kehrsfähig gemacht. Als Wasserstraßen für den Verkehr kommen die Donau und die Save in Betracht. Die gewerbliche Industrie ist erst in schwachen Anfängen vorhanden, doch zeigt das Volk ein ungewöhnliches Geschick zu me
chanischen Arbeiten. Unter denjenigen Industrien, welche eine große Zukunft haben würden, darf mit Recht die Papier- und Papier- stofffabrikation gerechnet werden, weil solche hier noch fehlt und der ganze Landesbedarf teils auswärts, zunächst von Oesterreich, Deutschland und England rc. bezogen werden muß. Was für die guten Aussichten industrieller und namentlich solcher in das Gebiet der Papierindustrie einschlageuder Unternehmungen besonders günstig erscheinen läßt, ist die Bereitwilligkeit des Staates, überall nach Kräften Unterstützung und Entgegenkommen zn zeigen. (Der Papiermarkt.)
Unterhaltendes.
Schloß Schönfeld-
Erzählung von Franz Teller.
(Forts.) (Nachdr, verboten.)
Erfühlte sich behaglicher, da nun der Grundton gefunden war, in dem er mit dem zeitigen Besitzer von Schönfeld zwangslos verkehren konnte. Die muntere und behagliche, zutrauliche Weise seiner Begleiterin half über alles Förmliche hinweg.
Sie betraten den Platz vor dem Schloß und sahen in einer Laube an einer Seite H.'rrn und Frau Mehlburger sitzen und behaglich frühstücken.
Der Schloßherr erhob sich etwas überrascht, als er sein Kind mit einem fremden Herrn aus dem Laubengange kommen sah. Else aber lief ihm entgegen und sagte freudestrahlend:
„Das ist der Herr, der mich bei dem BolkS- auflauf gerettet hat."
„Ah" — und der dicke kleine Mann ging rasch auf den sich langsam nähernden Gods- berg zu.
Bald erkannte er in dem Kommenden den, der ein so unliebsames Abenteuer hier im Park bestanden hatte, und stutzte.
Heinrich aber nahm sofort das Wort:
„Ich komme, Ihnen persönlich meinen Dank für die Liebenswürdigkeit, mit der Sie mir und den Meinen begegnet sind, auszudrücken, Herr Mehlburger.
In einiger Verlegenheit, den jungen Mann vom Turm vor sich zu sehen, und dabei mit der redlichen Absicht, den, der seiner Tochter einen so großen Dienst geleistet hatte, ans Herz zu drücken, sagte er:
„Sie, Herr von Godsberg, haben meinem Kinde das Leben gerettet?"
„Nein, Herr Mehlburger," erwiderte ihm der Baron mit einem Lächeln, „so bedeutend war der Dienst doch nicht, den ich Ihrem Fräulein Tochter zu leisten die Freude hatte. Er beschränkte sich auf den einfachen Beistand, den jeder gebildete Mann einer Dame in gleicher Weise erweist."
„Hören Sie, Herr von Godsberg, wie soll ich Ihnen danken?" und man fühlte, wie ernstlich und wie herzlich diese Worte gemeint waren.
„Sie setzen mich in Verlegenheit, Herr Mehlburger, indem sie von Dank sprechen; ich bin es, der gekommen ist, zu danken."
„Und Sie kommen deswegen zu mir? Hören Sie mal, das ist aber sehr hübsch von Ihnen, Herr Baron."
„Ich erfülle nur meine Pflicht, Herr Mehl- burger."
„Wenn ich je vergesse, Herr von Godsberg, daß Sie meine Else vor der Bande geschützt haben, dann will ich kein ehrlicher Kerl mehr sein!"
Und er ergriff des jungen Edelmanns Hände und schüttelte sie herzlich.
Der Mann mit seinem fleischigen Gesicht, aus dem derbe Ehrlichkeit und in diesem Augen- blickt warmes Gefühl sprachen, war ein anderer, als der, den Heinrich von Godsberg an jenem Abend am Turme begrüßt hatte.
Er erwiderte seinen Händedruck.
„Und nun lassen Sie uns diese höchst ein- fache Sache nicht mehr erwähnen, ich bin belohnt genug. Meiner Schwester und meinen herzlichsten Dank aber bitte ich, entgegenzu- nehmen. Die Bilder unserer Vorfahren sind für uns höchst wertvoll."
„Na, es freut mich. Nun kommen Sie, ich will Sie meiner Alten vorstellen, die wird sich
nicht wenig freuen. Wissen Sie, 'S Kind ist unser Herzblatt — unser Einziges, na, nun wissen Die alles."
Er führte Godsberg hurtig zu dem Frühstückstisch und stellte ihn seiner rundlichen Frau vor, welche ihn mit einer ungesuchten Herzlich keit empfing, die etwas sehr anheimelndes hatte.
Else saß neben der Mutter und sah ihn mit leuchtenden Augen an.
„Und nun, Herr Baron, nehmen Sie ein GlaS Wein und greifen Sie zu?" Mehlburger wies aus den wohlbesetzten FrühstückStisch; „hernach reden wir von etwas anderem."
Godsberg nahm Platz, und obgleich er in der Absicht gekommen war, einen Höflichkeitsbesuch abzustatten, so kurz, als er nur irgend schicklich war, veranlaßte ihn die ganz uner- wartete Art des Empfanges doch, der Einladung Folge zu leisten. Daß ihn ein bitteres Gefühl beschlich, als Gast im Heim seiner Familie zu weilen und daß dieses als ein rasch vorübereilender Schatten auf seinen Zügen sichtbar wurde, gewahrte nur Else.
Als Messer und Gabel beiseite gelegt waren sagte der Hausherr:
„Wenn cs Ihnen recht ist, Herr Baron, wollen wir einen kleinen Gang durch den Park machen."
„Stehe zu Diensten."
„Du bleibst bei der Mutter, Else; wir kehren bald zurück."
Die beiden Männer gingen in den Park
Als sie weit genug von den Damen entfernt, waren, daß ihre Stimmen nicht mehr gehört werden konnten, begann Mehlburger;
„Hören Sie mal, Herr Baron, was mir der Justizrot von den verschwundenen Wertgegenständen geschrieben hat, überraschte mich natürlich. Ich habe mich mit Gottfried in Verbindung gesetzt, der ja noch treu an seiner ehemaligen Herrschaft hängt, ^und der Turm ist in sicherer Hut bei Tag und bei Nacht. Ich habe mir das alte Gemäuer aber darauf angesehen, außen und innen, und daß da was versteckt sein könnte, will mir nicht recht in den Sinn. Indessen, wenn es Ihnen recht ist, rufe ich ein paar von meinen Leuten, und wir können gleich einmal nachsuchen."
„Lassen Sie uns zunächst den Turm allein besichtigen, um nicht vorzeitig die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Ich kenne ihn zwar von Jugend aus, und mir will es nicht erklärlich erscheinen, daß er zum Versteck dienen könne; doch sehe ich ihn wohl jetzt mit geschärften Augen an. Jedenfalls herrscht bei anderen der Glaube vor, daß er das Verborgene bergen möge."
„Und hängt das Herumschleichen des Kerls hier, den meine Leute gesehen haben und der mir die Hunde vergiftet hat, damit zusammen ?"
„Ich glaube wohl."
„Und auch Ihr damaliger Besuch hier, verzeihen, Sie die Frage?"
„Nein, denn damals wußte ich noch nichts von allem; sonst wäre ich direkt zu Ihnen gekommen."
„Das will ich auch hoffen," brummte Herr Mehlburger. „Frau und Tochter wffsen von nichts, denn Weiber, auch die besten, können den Mund nicht halten."
„Sie waren zu dem Turme gelangt und fanden dort Gottfried. „Ich habe meine Augen überall gehabt, Herr Baron; in jedes Loch habe ich hineingesehen, aber nichts entdeckt."
Der Turm, dessen Mauern fehr dick waren, hatte unten eine Tür durch welche man über Schutt in einen gewölbten Jnnenraum gelangte der nur spärlich erhellt war.
Der Offizier richtete sein Augenwerk wesentlich auf Steine, welche nicht fest gefügt schienen, aber nichts dergleichen bot sich dem forschenden Blicke
Godsberg selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß angenommen, sein Vater habe wirklich Wertgegenstände außerhalb des Schlosses versteckt' er gerade den alten Turm dazu gewählt haben würde, wenn nicht der Kammerdiener die Aufmerksamkeit uack dieser Seite gelenkt hätte." (Forts, folgt.)