Am ZW m» Umgebung.

):( Wildbad, 17. Juni. Biel Glück hatte gestern das K. Bad-Kommissariat mit seiner Be­leuchtung, der ersten am Schwanensee in dieser Saison. Den ganzen Tag über herrschte C witterstimmung, die einen Strich durch dre Veranstaltung zu machen drohte; doch die Wolken zogen über Berg und Tal hinweg und klar war das Firmament in den Abendstunden.

O du klar blauer Himmel

Wie schön bist du heut.

Möcht an das Herz gleich dich drücken

Voller Jubel und Freud.

So mögen manche gedacht haben, wie sie, im glücklichen Besitz eines Stuhles das äolcs kar nisots und die herrlich milde Abendluft in vollen Zügen am lieblichen See genossen, teils m stiller Beschaulichkeit, teils in ange­nehmem Austausch der Gefühle mit Freunden und Nachbarn. Auffallend spät dunkelte der Abend, so daß erst gegen 9 Uhr mit der Be­leuchtung begonnen werden konnte, die viele fleißige Hände in Szene setzte. Das Bild das sich dem Auge bot, war wieder ein zauberisch schönes. An allen Ecken und Enden funkelten ungezählte Lichter, entzückende Bilder spiegelte der See, farbenprächtig leuchteten aus Hecken und Slräuchern, aus dem Wiesengrund und aus den Baumgipfeln allerorten mit viel Ge­schmack und Geschick angebrachte Lämpchen und Lampions. Auch das Feuerwerk, arrangiert von Pyrotechniker Fischer in Kleebronn, brachte Neues und Sehenswertes. Alles gelang vor­züglich. In abwechslungsreicher Folge wurde sehr Hübsches geleistet und beifällige Bewunder­ung wurde laut. Dre Raketen, von meinem kleinen Freund nicht mit Unrecht „Kracheten" genannt, boten mit ihren mannigfaltigen For­mationen ein reizendes Schauspiel und große Heiterkeit löste dar Wasserfeuerwerk dar sich ergötzlich im See tummelte. Die Kunstpausen im Feuerwerk wurden durch passende Weisen eines Teils des Kurorchesters ausgefüllt, dessen Vorträge auch gestern recht genußreich waren. Durch eine Allee von Lichtern führte der Heimweg, der diesmal bi» zur Trinkhalle mit Lampions geschmückt war, eine dankenswerte und nebenbei wohltuende Neuerung. Wie sehr die Beleuchtungen unserer einzig schönen Cnz anlagen beliebt sind, davon mag sich das K. Bad-Kommissariat gestern wieder überzeugt haben; eine unübersehbare Menschenmenge erfreute sich an dem prächtigen Schauspiel. Vivat ssguens — womöglich auf dem Theaterplatz.

— Die der Stadtgemeinde Stuttgart ge­hörige, sogenannte S p r o ll e n m ü h l e, 9 km vom Bahnhof Wildbad entfernt, an der großen Enz, ist auf eine Reihe von Jahren zu verpachten. Das Anwesen besteht aus 2 Wohngebäuden und 3 Wohnungen, der Sägmühle, welche enthält I großes und 1 kleineres Vollgatter, 1 Kreissäge, 1 GehrungS- kreiSsäge, 1 Pendelsäge. Das ganze Areal hat einen Meßgehalt von ca. 153 s, worunter 107 a Wiesen und Holzlagerplätze. Der Pacht beginnt am 1. Januar 1909. Wegen Einsichtnahme der Pachtbedingungen und des Anwesens wollen Pachtliebhaber sich persön­lich oder schriftlich bis längstens 30. Juni dS. Js. an das RechnungS- und Kassenamt der städtischen Wasserwerke in Stuttgart wen­den.

Hlnterhattenöes.

Die verschwundene Braut.

Von Conan Doyle.

Autorisiert. (Forts.) Nachdruck verboten.

„Vor der Trauung verschwinden sie oft und viel, gelegentlich kommt es auch einmal wäh­rend der Flitterwochen vor; aber einen Fall, wo es nach der Trauung mit dem Verschwinden so große Eile hatte, habe ich wirklich noch nicht erlebt. Bitte laß mich den genaue» Bericht hören.*

„Ich will dir nur gleich im voraus sagen, daß er sehr unvollständig ist."

„Nun, dem können wir ja vielleicht ab­helfen."

„Die Nachricht steht in einem der gestrigen

Morgenblätter. Ich will dir den Artikel vor­lesen; er trägt die Überschrift: „Merkwürdiger Vorfall bei einer vornehmen Hochzeit" und lautet:

„Die Familie Lord Robert St. Simon'S ist durch die rätselhaften und bedauerlichen Vorfälle, die sich bei dessen Hochzeit zugetragen haben, in die größte Bestürzung versetzt worden Die kirchliche Feier fand, wie gestern bereits kurz mitgeteilt wurde, am gestrigen Vormittag statt; allein es war erst jetzt möglich, den sonderbaren Gerüchten, die sich so hartnäckig an daS Ereignis knüpften, auf den Grund zu kommen. Die Angelegenheit, welche die Näher­stehenden vergeblich zu vertuschen suchten, hat die öffentliche Aufmerksamkeit in solchem Grade erregt, daß es keinen vernünftigen Zweck mehr haben könnte, Dinge totschweigen zu wollen, die in jedermanns Munde sind.

Die Feier in der St. Georgenkirche hielt sich im engsten Kreise. Es waren nur zugegen der Vater der Braut, Herr Aloysius Doran, die Herzogin von Balmoral, Lord Backwater, Lord Eustachius und Lady Clara St. Simon (die jüngeren Geschwister des Bräutigams,) sowie Lady Alicia Whittington. Tie ganze Gesellschaft begab sich darauf nach Mr. Aloysius Dorans Haus in Lancastergate, wo daS Fest­mahl bereit stand. Eine Störung verursachte, wie es scheint, dabei eine weibliche Person, deren Name sich nicht hat festftellen lassen; sie ver­suchte unter dem Vorgeben, daß sie Ansprüche an Lord St. Simon habe, hinter der Gesell­schaft gewaltsam in das Haus einzudringen und konnte nur nach einem längeren peinlichen Aus­tritt durch zwei der Diener fortgebracht werden. Die Braut, welche da- Haus glücklicherweise vor diesem unliebsamen Zwischenfall betreten hatte, saß mit der übrigen Gesellschaft zu Tische, als sie plötzlich über Uebelsinden klagte und sich aus ihr Zimmer zurückzog. Als ihre längere Abwesenheit aufzufallen begann, ging der Vater ihr nach, erfuhr jedoch von dem Kammermädchen, seine Tochter sei nur einen Augenblick auf ihr Zimmer gekommen, habe einen Mantel umge­worfen, den Hut aufgesetzt und darauf eilends das Haus verlassen. Ein Lakai sagte aus, er habe allerdings eine Dame in dem eben be­schriebenen Anzug das Haus verlassen sehen, ohne jedoch an die Möglichkeit zu denken, daß ez seine Herrin sein könne, da er geglaubt habe, sie befinde sich bei der Gesellschaft. Sobald festgestellt war, daß die Braut wirklich ver- schwunden sei, setzten sich Mr. Aloysius Daran und der Bräutigam augenblicklich in Verbindung mit der Polizei, und es find die eifrigsten Nach- forschungen im Gange, welche vermutlich bald Licht in diese höchst merkwürdige Geschichte bringen werden. Bis gestern abend in später Stunde war übrigens von dem Verbleib der Vermißten noch nichts bekannt geworden. Mau spricht davon, daß es bei der Sache nicht mit rechten Dingen zugehe; auch soll die Polizei die Festnahme der Frauensperson veranlaßt haben, welche die erste Störung herbeigeführt hatte, in der Annahme, daß dieselbe aus Eifer­sucht öder irgend einem andern Beweggrund bei dem merkwürdigen Verschwinden der Braut beteiligt fein könnte."

„Und ist das alles?"

„Nur eine kleine aber wichtige Notiz steht in einem andern Morgenblatt."

„Und was enthält sie?"

„Daß Fräulein Flora Millar, die Störeriu der Hochzeitsfeier, wirklich festgenommen ist. ES scheint, daß dieselbe früher Tänzerin am Allegrotheater war und mit dem Bräutigam einige Jahre lang rin Verhältnis unterhielt. Weitere Einzelheiten sind nicht erwähnt, und wir hätten nun das ganze auf den Fall bezüg­liche Material beisammmen — soweit eS in der Tagespresse besprochen worden ist."

„Und ein äußerst interessanter Fall scheint es zu sein, um den ich für alles in der Welt nicht kommen möchte. Aber da klingelt es. Watson; und da die Uhr einige Minuten nach vier zeigt, so dürfen wir sicher sein, daß da- unser vornehmer Besuch ist. Laß dir nur nicht einfallen, Watsou, fortgehen zu wollen, es ist mir viel lieber, ich habe einen Zeugen; wäre es auch nur zur Unterstützung meines Ge­dächtnisses."

(Fortsetzung folgt.)

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