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Amtsblatt

für die Stadl Witöbad.

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drr Saison: Amtliche Frerndenlistq.

Nr. 19.

Samstag, den 15. Februar 1908.

44- Jahrgang

HlunöscHcrrr.

Stuttgart, 13. Febr. Die Staatsan­waltschaft setzt auf die Entdeckung des Mörders der Stickerin Fischer eine Belohnung von 1000 Mark aus.

Stuttgart, 13. Febr. Die Weckerlinie der freiwilligen Feuerwehr hielt in dem zum Ab­bruch bestimmten Verwaltungsgebäude der allen Gasfabrik eine interessante Uebung ab. Der Zweck war. zu erproben, wie weit es möglich ist, mit Rauchmasken in vollständig rauchge­füllte Räume einzudringen. Im Keller sowohl, als im Parterre des Gebäudes wurden Feuer mit starkem Rauch entwickelnden Brennstoffen anglzündet und nun versucht, in diese Räume geschützt durch Rauchmasken einzudringen, um Lösch- und Rettungsversuche vorzunehmen. Beides gelang vorzüglich. Es wurde durch diese Uebung der Beweis erbracht, daß es möglich ist, mit den Rauchmasken in den mrt beißendem, dickemund qualmendem Rauch erfüll ten Räumen ohne Gefahr für Leben und Ge­sundheit sich längeie Zeit aufzuhalten.

Stuttgart, 10. Febr. Mit der Einge»i meindung Degerlochs dürfte es jetzt ernst wer-' den. Am Freitag hat eine Stuttgarter Kom­mission, mit Gemeinderat Dr. Mattes an der Spitze, die Degerlocher Gemeindeeinrichiungen besichtigt. Man scheint den Einvruck gewonnen zu haben, daß die Degerlocher Verwaltung und Vennögensverhälmisse im allgemeinen recht günstig sind.

Die WochenschriftFrauenberuf" bringt den siebenten Jahresbericht ihres Stipendien­fonds für berufliche Ausbildung mit­telloser Frauen und Mädchen. (Haar- sammlung.) So bescheiden wie die Einnahmen wa en (155 Mk. 80 Pfg.) so mutzten auch die Stipendien ausfallen, folgende Fächer wur­den berücksichtigt: Studium der Medizin, Hand- arbeiisfach. Kunstgewerbe, Kochlehrfach, Kinder­gärtnerei, Kleidernäherei, Es wird die dring­ende Bitte an alte Frauen wiederholt, sich j der kl inen Mühe zu unterziehen die jedeni Tag i.., Kamme zurückgebliebenen! Haare zu sammeln und sie von Zeit zu Zeit nachstehenden Sammelstellen gütigst zukommen zu lassen: in Stuttgart. Marienstraße 2, im Laden, Firma Karl Hezel (Inhaber Cl. Scheus­ter) und Reinsburgstraße 35 (Redaktion des Frauenberuf,) in Ludwigsburg bei Frau Di­rektor Eisenmenger, Schorndorferstraße 42 und bei Frau Olga Bieber, Waiblingerstratze, in Hall bei Frl. Olga Runke, Kleinkinderlehrerin. Die Ablieferung kann auch ohne Namens­nennung erfolgen. Tie Haarsammlung ist die einzige Geldquelle für die Mittel des Stipen- dlenfonds, mögen alle Frauen ihrer bedürftigen Schwestern gedenken und diese so bescheidene j Bitte nicht ungehört verhallen lassen! !

Leonberg, 12. Febr. Gestern nachmittag kam es zwischen der Polizei und einer Zigeu-. nerbande zu einem blutigen Zusammenstoß.! Ein Zigeuner ging auf den Slaüonskomman- danten mit »ezücktemDolch los, worauf dieser blank zog u. dem Zigeuner einige wohlverdiente scharfe Hiebe versetzte. Die Zigeuner sind verhaftet»

Am Sonntag den 16. ds. findet in Heilbronn von Vorm. 11 Uhr an in drn

Kilianshallen der 3. W ürtt. Malerbundje s- tag, dem alle selbständigen Malermeister Württ. angehören, mit folgender Tagesordnung statt. 1. Rückblick auf das Geschäftsjahr 1907, Vors. A. Rommelsbacher Stuttg. 2. Ausmaß von Malerarbeiten Referent G. Reudle Heilbr. 3. Allgemeine Geschäftslage, Submissionswesen Res. A. Bosch Stuttg. 4. Arbeikecgcwerbever- band für das Malergewerbe für ganz Deutsch­land, Res. Landlagsabgeordneter Schindler Göp­pingen. ö. Bericht des Vors. d. Materialien- prüsungskommission R. Nägele Stuttg. 6. Kassenbericht K. Ewe Stuttg. 7. Neuwahlen. 8. Aufträge und Wünsche. Am Samstag den 15. Abend» 5 Uhr ist im gold. Löwen eine Vorversammlung an welcher sämtl. Ortsgruppen­vorsitzenden teilnehmen.

Tübingen, 13. Febr. (Schwurgericht.) Strafsache gegen den 28jähr. verheirateten Goldarbeiter Johann Kirchherr von Oberkoll- bach wegen gefährlicher Körperverletzung und vorsätzlicher Körperverletzung mit nachgefolg­tem Tod. Am Thomasfeirrtag abends kam es in der Löwenwirtschaft zu Tätlichkeiten, in. deren Verlauf der Angeklagte dem Holzhauer Joh. Krauß.von Würzbach mit einem Backscheit 2 Streiche auf den Kopf versetzte, auch der Angeklagte wurde schwer mißhandelt. Auf dem Heimwege eilte dem Angeklagten der 26jähr. Taglöhner Jakob Krauß von Würzbach mit einem armdicken Prügel nach, der Angeklagte rief ihm zu, er solle ihn gehen lassen. Kraus aber stürzte auf ihn los, der Angeklagte ent­riß dem Krauß den Prügel und führte mit beiden Händen einen so wuchtigen Streich gegen die linke Kopfseite des Krauß, daß dieser bewußt­los zusammensank. alsdann sprang der Ange­klagte davon. Am andern Morgen wuide Krauß aufgefundcn, er fftarb bald an den Fol­gen der Zertrümmerung des linken Schläfenbein». Der Angeklagte machte Notwehr geltend; er verbüßt zur Zeit wegen Körperverletzung eine 2monatliche Gefängnisstrafe, er ist überdies wegen Körperverletzung schon bedeutend vorbe­straft. Wcht mit dem Prügel des Krauß, son­dern mit feinem eigenen Hakenstock will der Angeklagte den Streich aber nur zur Abwehr geführt haben. Nachdem die Geschworenen die Frage am Körperverletzung m>t mildernden Umständen bejaht hatten, wurde der Angeklagte unter Einrechnung obiger Strafe zu 3*/r Mo­naten Gefängnis verurteilt.

V o m S chwa rzwal d, 11. Febr. Inder Schwarzwälder Uhrenindustrie macht stch gegen­wärtig ein Maugel an Aufträgen fühlbar. Viele Fabriken arbeiten mit 78ständiger Tagesschicht. In einzelnen Orten sind Arbeiter- entlassungen zu verzeichnen.

Jagst selb, 12. Febr. In einem Kran- kenhauie zu Heilbronn ist der Besitzer de- Bad- Hotels in Jagstfeld, Augu't Bräuninger im Al­ter von 71 Jahren gestorben. Unzähligen Familien aus dem Lande, die das heilkräftig: Solbad aufsuchten, ist er in den langen Jahren seiner Wirtschaftsführung ein aufmerksamer Gastgeber gewesen. Neben dem Hotelbetrieb stand Bräuniger mit den Seinigen einer um­fangreichen Oekonomie vor. Der kleine alte Herr war ein Hohenloher Original.

Mit dem 30. April dieses Jahres hört die Gültigkeit der Kilometerhefte am.

Baden-Baden, 12. Febr. Die Renn­tage der dtesjährigcn Rennen sind wie folgt festgesetzt: Freitag, 21. August, Sonntag, 23. August, Dienstag, 25. Aug., Donnerstag, 27. Aug., Samstag 29. Aug., Sonntag 30. August.

Zum Vorsitzenden des Alldeutschen Verban­des wurde Rechtsanwalt Claß (Mainz) gewählt.

In Hermannstadt in Siebenbürgen spielte sich dieser Tage während des Korsos auf offener Straße ein blutiges Liebesdrama ab. Der Privatbeamte Johann Salmen nuier- nahm mit seiner Braut einen Spaziergang, als plötzlich ein junge» Mädchen auf das promenie­rende Paar zutrat, blitzschnell einen Revolver zog und gegen Salmen abfeuerte. In die Brust getroffen stürzte dieser zusammen. Die Atten- käterin, die zuerst geflüchtet war, stellte sich selbst der Staatsanwaltschaft. ES ist die an einer Staatsschule angestellte Lehrerin Juliska Harmat, mit der Salmen längere Zeit ein Liebesverhältnis unterhalten hatte. Salmen ist der Verletzung bereits erlegen.

Berlin, 12. Febr. Aus Paris meldet die Bossische Zeitung": An der Börse ging gestern da» Gerücht, Prinz Eitel Friedrich habe dem Präsidenten der Republik einen Besuch gemacht, worauf die französische Rente sofort um 25 Centimes stieg. Das Gerücht war falsch, aber es verrät die Hoffnungen und Wünsche der Börsenbesucher. Alle Blätter widmen dem Pariser Aufenthalt des Prinzen ausführliche und sympathische Berichte, meist vom Bildnis des Prinzen begleitet.

Berlin, 10. Febr. DieNationalzeitung" schreibt: Der Präsident des württembergischen StaatSmimsteriums v. Weizsäcker, der ans acht Tage in Berlin weilt, folqte am SamStag einer Einladung de» Staatssekretärs v. Belh- mann-Hollweg zur Tafel. An der geselligen Zusammenkunft, die einen angeregte» Meinungs­austausch über politische Fragen mit sich brachte, nahmen teil der bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld, der württ. Gesandte Frhrn. v. Narnbüler, sowie die Staatsminister Delbrück, Dr. Beseler nnd Breitenbach.

Berlin, 13. Febr. I» 3. Lesung bewillig­te der Reichstag debattelos die 400 000 Mk. zur Förderung der Versuche Zeppelins.

Unter der SpitzmarkeKrupp und Bebel" schreibt derDeutsche Bote:"Da- Herzleiden, von dem der Abg. Bebel befallen worden ist, hat ihn bereits zu einer erheblichen Einschränkung seiner politischen Tätigkeit ge­zwungen. So hat er noch an demselben Sitz­ungstage des Reichstags, an dem er mit augen­fälliger Mattigkeit seine letzte Flottenrede hielt, seine sämtlichen Kommissionsämter niedergelegt. Da immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß Bebel, um seine Gesundheit zu schonen, auch sein Auftreten im Plenum wesentlich wird einschränken müssen, so wird es gestattet sein, ihm eine möglichst baldige Erledigung noch schwebender moralischer Verpflichtungen nahe- zulegen:Bebel ist in gewissem Sinne der Hüter des Krupp-Geheimnisses. Die sozialde- mokratische Presse war es, die mit ihren Ent-