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WM.
Nr- 150 (2. Blatt)
Donnerstag, 19. Dezember 1907.
43. Jahrgang-
Muter Haltendes.
Späte Rache.
Von Conan Doyle Autorisiert. Nachdruck verboten.
Fortsetzung.
In den ersten Wochen bekamen wir keinen Besuch, und ich fing schon an zu glauben, mein Gefährte stehe ebenso allein in der Welt, wie ich selber. Bald stellte sich jedoch heraus, daß er viele Bekannte hatte und zwar in allen Schichten der Gesellschaft. Der kleine Mensch mit dem blaßgelben Gesicht, der einer Ratte ähnelte und mir als Herr Lestraee vorgestellt wurde, kam im Lauf von acht Tagen mindestens drei« oder viermal. Eines Morgens erschien ein elegant gekleidetes junges Mädchen, das über eine halbe Stunde dablieb. Am Nachmittag desselben Tage« fand sich ein schäbiger Graubart ein der wie ein jüdischer Hausierer aussah und hinter dem ein häßliches, altes Weib hereinschlürfte. Bei einer späteren Gelegenheit hatte ein ehrwürdiger Greis eine längere Unterredung mit Holmes und danu wieder ein Eisenbahnbeamter in Uniform. Jedesmal, wenn sich einer dieser merkwürdigen Besucher einstellte, bat mich Holmes, ihm das Wohnzimmer zu überlassen, und ich zog mich in meine Schlafstube zurück. Er entschuldigte sich vielmals, daß er mir diese Unbequemlichkeit auferlege „Ich muß das Zimmer als Geschäftslokal benützen, die Leute sind meine Klienten."
Auch diese Gelegenheit, mir Ausschluß über sein Tun zu verschaffen, ließ ich aus Zartgefühl ungenützt vorübergehen. Mir widerstand es, ein Vertrauen zu erzwingen, das er mir nicht von selbst entgegenbrachte, und schließlich bildete ich mir ein, er habe einen b>stiwm>en Grund, mir sein Geschäft zu verheimlichen. Daß ich mich hierin getäuschk halte, sollte ich indessen bald erfahren.
Am vierten März — der Tag ist mir im Gedächtnis geblieben — war ich früher als gewöhnlich aufgestanden und fand Sherlock Holmes beim Frühstück. Mein Kaffee war noch nicht fertig und ärgerlich, daß ich warten mußte, nahm ich ein Journal vom Tisch, um mir dieZeit zu vertreiben, während mein Gefährte schweigend seine geröstetenBrotschnitten verzehrte.
Mein Blick fiel zuerst auf einen Artikel, der mit Blaustift angestrichen und „Das Buch des Lebens' betitelt mar. Der Verfasser versuchte darin auseinanderzusetzen, daß es für einen aufmerksamen Beobachter von Menschen und Dingen im alltäglichen Leben viel zu lernen gäbe, wenn er sich nur gewöhnen wollte, alles, was ihm in den Weg käme, genau und , eingehend zu prüfen. Die Beweisführung war lkurz und bündig, aber die Schlußfolgerungen schienen mir weit hergeholt und ungereimt, !das Ganze erne Mischung von scharfsinnigen und abgeschmackten Behauptungen. Ein Menich, der zu beobachten und zu analysieren verstand, mußte danach befähigt sein, die innersten Gedanken eines jeden zu lesen und zwar mit solcher Sicherheit, daß es ^em Uneingeweihten föimiich wie Zauberei vorkam.
„Das Leben ist eine große, gegliederte Kette von Ursachen und Wirkungen," hieß es weiter; „an einem einzigen Gliede läßt sich j das Wesen des Ganzen erkennen. Wie jede audtre Wissenschaft, so fordert auch das Stu- , dium der Deduktion und Analyse viel Aus- , Lauer und Geduld ; ein kurzes Menschendasein ' genügt Nicht, um es darin zur höchsten Voll- , kommenheit zu dringen. Der Anfänger wird immer gut tun. ehe er sich an die Lösung hoher geistiger und sittlicher Probleme wage, welche die größten Schwierigkeiten bieten, sich auf einfachere Aufgaben zu beschränken. Zur Uebung möge er zum Beispiel bei der flüchtigen Begegnung mit einem Unbekannten den Versuch machen, auf den eisten Blick die Lebensgeschichte und Berufsart des Menschen zu be- stimmen. DaS schärft die Beobachtungsgabe und man lernt dabei richtig sehen und unterscheiden. An den Fingernägeln, dem Rockärmel den Manschetten, den Stiefeln, den Hosenknieen, der Hornhaut an Daumen und Zeigefinger, dem Gesichtsausdruck und vielem andern, läßt sich die tägliche Beschäftigung eines Menschen deutlich erkennen. Daß ein urteilsfähiger Forscher der die verschiedenen Anzeichen zu vereinigen weiß, nicht zu einem richtigen Schluß gelangen sollte, ist einfach undenkbar."
„Was für ein törichtes Gewäsch," rief ich und warf das Journal auf den Tisch; „meiner Lebtag ist mir dergleichen nicht vorgekommen."
Sherlock Holmes sah mich fragend an.
..Sie haben den Artikel angestrichen," fuhr ich fort, „und müssen ihn also gelesen haben Daß er geschickt abgefsßt ist, will ich nicht be-
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hält von heute^bis Weihnachten einen großen billigen
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Um das Lager rasch zu räumen, gebe ich trotz den bedeutend herabgesetzten Preisen bei Einkauf von einem Paar Schuhe oder Stiefel im Werte von 3.8V Mk. an noch ein Paar Hausschuhe
mit Ledersohle und Fleck als Weihnachtsgeschenk
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welche zu ganz billigen Preisen abgegeben werden und ist dadurch Jedermann die günstigste Gelegenheit geboten für wenig Geld gute und billige Schuhwaren einkaufen zu können.
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