„Frau Lore".
Erzählung von I. Jobst.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Frau Lore war indessen nicht müßig gewesen, mit Frau Siegfrieds Hilfe hatte sie fast Ueber- menschliches geleistet, und als Walter zum Mittagessen erschien, harrte ein sauber gedeckter Tisch im behaglich eingerichteten Eßzimmer des hungrigen Gatten. Werner sprang dem Vater fröhlich entgegen, und hatte soviel zu berichten von seinen Entdeckungsreisen, daß der kleine Mund kein Ende finden konnte und energisch zur Ruhe gewiesen werden mußte. Man vertröstete ihn auf später, und jo sprach denn ein jeder der einfachen Mahl« zeit zu, welche nach den kulinarischen Kenntnissen der neuen Gäste gewählt worden war. Befriedigt erhob sich Walter vom Tisch und zog sich mit der Erklärung, daß er in seinem Zimmer zu arbeiten habe, zum größten Bedauern Werners zurück. Lore tröstete den Kleinen und hieß ihn wieder hinausspringen, denn Ursel, das Schwesterchen, müsse jetzt schlafen.
„Du bleibst aber auf dem Hof, damit wir dich vom Fenster aus sehen können", schärfte die Mutter ihm noch ein.
Aber zu Erdmann darf ich doch auch, wenn er sagt, ich soll zu ihm hereinkommen.
„Gewiß, mein Junge."
„Und zu Christian in den Stall darf ich auch, wenn er es durchaus will. Da steht des VaterS Fuchs, er will ihn mir zeigen."
„Du gehst aber nicht allein hinein, in keinen Stall, hörst du oder ich sag es Vater, und du mußt dann immer bei Schwesterchen bleiben und dem Kindermädchen."
„Ich verspreche es die, Mutti", sagte der kleine Kerl bieder und drückte Frau Lores Hand, so fest die Kinderhändchea nur zu fassen vermochten. Gerührt blickten die leuchtenden Mutteraugen ihm nach, wi- er auf seinen stämmigen Beinchen zur Tür' heraus schritt, in jedem Zoll ein kleiner Mann. Es lag ordentlich eine gewisse Würde in seinem ganzen Auftreten.
„So", ertönte jetzt Frau Siegfrieds Stimme hinter Lore, „nun setzen Sie sich ein Stündchen still in Ihr Zimmer und überlassen das Regiment mal wieder wie in alten Zeiten der gewesenen Hummel."
Lore lachte, doch nach einigem Sträuben saß sie richtig an ihrem behaglichen Fensterplatz in ihrem kleinen Gemach und hörte durch die offene Tür das Knistern der Blätter, die ihr Mann an seinem Schreibtisch umschlug. Immer rascher blätterten die Seiten, bald hier, bald dort, ec machte Notizen, schüttelte den Kopf, die Augen brannten in unheimlichem Lichte, er merkte nicht, daß das Feuer seiner Zigarre längst erloschen war.
Jetzt flog mit kräftigem Ruck der Sessel ein Stück zurück, die geballte Faust schlug auf den dicken Folianten, den er gerade vor sich hatte, und mit dem lauten Ausruf: „Der Schuft, der Dieb! Der Kuckuck hole den Kerl!" flog er empor und raste im Zimmer auf und ab.
Lore war voller Schrecken aufgeflogen und stand auf der Schwelle des Zimmers, mit lautlosem Staunen dem rätselhaften Zornausbruch ihres Mannes folgend. Jetzt erblickte sie der aufgeregte Mann und eilte auf sie zu; einem gegenüber mußte er sich Luft machen, oder er erstickte daran.
„Da liegen die Bücher meines Vorgängers, des Oberinspektors Schäfer, Lore. Wie viel Tausend glaubst du wohl, daß er gestohlen hat?"
„Gestohlen?" fragte Lore ganz verblüfft; »aber wer stiehlt, wird doch bestraft."
„Natürlich, Lore, gewöhnlich kommt es so, aber hier liegt die Sache anders. Der alte Baron hat uns ausdrücklich befohlen, den Lump laufen zu lassen. Er will nichts davon wissen, damit ihm die Unbequemlich- keiten erspart bleiben. Ha, ha, es ist zum Lachen, wenn es nicht dazu angetan wäre aus der Haut zu fahren. Er kann nicht weiter betrügen, dieser Herr Schäfer, wenn er
nicht schon genug im Säckel hat. Na, der soll mir mal den Weg kreuzen ; ich würde ihm schon klar machen, was ich über solche Ehrenmänner denke."
„Aber, Walter, ereifere dich doch nicht so. Er trägt doch nicht unser Geld davon, und schließlich, wenn es dem Baron egal ist, kann es dir ja auch gleichgiltig sein."
„So, das sind ja nette Ansichten!" rief Walter, noch ganz erregt.
„Sieh mal, bester Mann, ich finde es ja sogar ganz gut, daß der Kerl solch ein Schuft war. Was wird nun dein alter Griesgram für Augen machen, wenn unter deiner Leitung unerhörte Einnahmen erzielt werden."
Walter brummte noch vor sich hin, aber es waren schon ganz behagliche Laute, und Frau Lore, die ihren lieben Bär nur zu gut kannte, streichelte sänftiglich weiter: „Du sagst selbst, dir fehlte es noch an so manchem, aber nach einem solchen Regiment muß das deinige trotz deiner geringen Erfahrung glänzend abschneiden; meinst du nicht?
„Hm!" sagte der Assessor, „darum brauchte doch nicht mem Vorgänger ein solcher Lump zu sein."
„Gewiß nicht, aber es ist besser so, als wenn ein tüchtiger, treuer Administrator schon hier seines Amtes gewaltet hätte. Jetzt gibt es keine Vergleiche zu deinen Unguasten, und ich weide noch sehr, sehr stolz auf dich sein dürfen. Gib nur acht, du wirst binnen kurzem deinem Herrn Baron unentbehrlich werden."
„Du Herzensweib!"
Schulz preßte die schlanke Gestalt zärtlich an sich; verraucht war der Zorn, die blauen Augen blickten so glücklich darein, als ob sie nicht vor wenigen Augenblicken in wildem ManneSzorn gesprüht hätten.
„Und nun laß die alten Bücher, wir wollen jetzt unseren Buben suchen und nach dem Kaffee - du hast es uns versprochen — geht es hinaus in den herrlichen Wald. Frau Siegfried begleitet uns nnd bringt Werner zurück, wenn er müde wird, wir aber gehen weiter und immer weiter, bis —"
„Zum verwunschenen Schloß", lachte Walter und sah seiner liebreizenden Frau mit leuchtendem Blick i« die funkelnden Augen, sie aber streckte die Arme sehnsüchtig aus und rief: „Ja, bis zum verwunschenen Schloß, und wir öffnen es mit dem goldenen Schlüfselcin der Liebe, und dann bist du der König in unserem Reich und ich die Königin. Wie wollen wir glücklich sein!"
„Schwärmerin!" Walter klopfte ihr zärtlich die glühenden Backen,
„Sag' selber, lieber Mann, würdest du nicht gern auf deiner eigenen Scholle sitzen? Denke nur, wenn das Schloß da drüben unser wär', wir wollten schon Leben hinein bringen, glaubst du nicht? Es liegt so still da, als wäre es verzaubert, und Frau Erdmann sagt, nian graule sich ordentlich in den langen Gängen und hohen Zimmern. Lachen dürfte da drüben keiner. Stelle dir nur vor, Walter, ich sollte niemals lachen dürfen, nein, da will ich lieber all mein Lebtag Frau Administrator bleiben — oder Frau Leutnant", setzte Lore neckisch hinzu.
„Bitte lieber in den Himmel, daß er dich vor solchem Leid bewahre, Lore", erwiderte Walter ernst.
„Du hast recht, Walter, und ich will es nie wieder vergessen, wie schwer die Hand des Schicksals auf den Armen ruht", sagte Lore reuevoll. „Glaubst du nicht, daß ich die Frau Baronin ein wenig trösten könnte?"
„Vorläufig wird unser Besuch scheinbar gar nicht gewünscht, und auch Wieblitz meinte, wir sollten ruhig die Aufforderung dazu ab- warten. In einigen Tagen wollen wir zur Oberförsterei hinüberfahren, da uns der Wagen so freundlich zur Verfügung gestellt wurde, und zu Pastors müssen wir auch."
„Das müssen reizende Leute sein, wie Frau Siegfried erzählt. Der alte Pfarrer ist der Vermittler zwischen den Leuten und dem Schloß, er und seine Frau siud scheinbar die einzigen Menschen, die dem alten unglücklichen Ehepaar menschlich jnahestehen."
(Fortsetzung folgt.)
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