der Regierungsaufträge. Seine Firma war eine der wenigen, deren Ruf unter den Enthüllungen des vorigen Jahres in keiner Beziehung litt. Mr. Morris war ein sehr wohltätiger Mann. Uebrigcns war Mr. Morris, wie ein großer Teil der erfolgreichsten Amerikaner, ein Deutscher von Geburt. Er ist im Schwarzwald geboren und im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Amerika ausgewandert.
— Bei Casablanca hat am 3. ds. Mts. ei», heftiger Kampf zwischen einer Rekognoszierungsabteilung und den in der Gegend der Stadt lagernden Stämmen stattgefunden. Diese hatten große Verluste. Auf französischer Seite betrugen die Verluste 8 Tote und 17 Verwundete. Unter oen Toten befinden sich Major Prevorst vom 1 Regiment der Fremdenlegion und 1 Leutnant von den Schützen
Chicago, 3. Sept. Das Palais des Millionärs James Pease wurde durch Dynamit zerstört. Ein Wächter wird vermißt, wahrscheinlich ist er bei der Explosion umgekommen Pease halte sich in seiner früheren Tätigkeit bei der Aufhebung der Spielhöllen, den Haß der Verfolgten zugezogen, die sich durch das Dynamit-Attentat rächten.
— In der schönen Stadt Abcscon, New- Jersey, geht man den schlimmen Junggesellen energisch zu Leibe. In diesen Tagen erschien ein reicher Herr des Städtchens, Frank Hamill, der sich des Verbrechens schuldig gemacht hatte, immernoch nicht geheiratet zu haben, vor Gericht und beschwerte sich, daß man seine Steuer willkürlich um 400 Mk. erhöht habe. Der Assessor gab ihm die Erklärung dafür: weil er immer noch unverheiratet war. „Wir werden das Dnti-Junggesellengesetz durchbringen, so rief der Beamte mit Emphase, „Ihr reichen Leute entzieht Euch der Pflicht, eine Familie zu ernähren und dann wollt Ihr Euch auch noch beschweren über 400 Mk. Extrasteuer!" Aber Frank Hamill ist nicht der einzige Junggeselle in Abeseon, auch die anderen haben daran glauben müssen ; nun haben sie sich zu einem Protest zusammenaeschlossen und wollen die Sache vor dem höchsten Gerichtshof des Staates zum Austrag bringen.
„Frau Lore".
Erzählung von I. Jobst.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Bei Siegfried und den beiden dicken Braunen fand es der kleine Werner wunderschön, und setzte ihn der alte Getreue, der die wunderbarsten Eigenschaften als Kinderfrau entwickelte, auf einen der spiegelglatten, glänzenden Pferderücken, so saß der nocki nicht fünfjährige Knirps so stolz da oben, als sei er zum mindesten ein Prinz. Ganz vorsichtig führte dann Siegfried den Braunen zum Stall hinaus die breite Allee entlang, damit die Eltern und Großeltern — so hießen letztere nun mal — auch den Spaß von der Sache hatten.
„Schade, daß der Bengel nicht auf einem Gut aufwächst", sagte der Forstmeister. „Tiere sind sein liebstes Spielzeug."
„Er erbt mal unsere Güter, die auf dem Monde liegen", lachte Lore frohgelaunt und trat voll Stolz zu ihrem Erstgeborenen. Sie sah nicht den sonderbaren Blick ihres Mannes, in dem es funkelte und blitzte wie vor einer geheimen Freude, oder war es nur der Stolz auf seinen Jungen, den die Mutter soeben zärtlich in ihre Arme schloß — es war bald Schlafenszeit für den kleinen Reiter. Früh ins Bett und früh heraus, lautete die Losung. Nach ungemein zärtlichem Abschied von seiten des Forstmeisters und Groß-Ursels, den Wörner mehr duldent als erwidernt über sich ergehen ließ, schritt die glückliche Familie die Allee entlang, dem breiten Tore zu, das auf die Chaussee führte. Sie waren ihm schon ganz nahe, als ein hochgewachsener, älterer Herr in den Garten einbog und im Vorbeischreiten plötzlich stutzend den Hut zog, den Forstassessor höflich grüßend, was dieser überrascht erwiderte.
„War das ein Bekannter von dir?" fragte Lore neugierig.
„Ich sah ihn vor Jahren bei meinem Onkel, es ist Forstmeister v. Wieblitz. Ich wußte gar nicht, daß Braun ihn kennt", lautete die Antwort.
„Sie niüssen gute Freunde sein, sieh nur wie freudig sich die alten Herren begrüßen."
„Komm nur, Lore, die Kleine muß ins Bett", sagte Schulz etwas hastig, sodaß seine Frau ihn verwundert von der Seite ansah, sie sagte aber nichts.
Der Fremde war indessen weiter gegangen und wurde von Braun mit lauter Freude empfangen: „Wieblitz, alter Freund, was führt dich denn des Weges daher? Ursula, Ursula", rief er, wenn auch vergeblich der schon in der Veranda verschwindenden Schwester nach, „sieh doch her, wen ich hier habe."
Wieblitz klopfte lächelnd dem aufgeregten Freund aus die Schulter: „Es wundert mich, daß du mich auf den ersten Blick wieder erkannt hast. Jünger bin ich in den Jahren der Trennung doch nicht geworden."
„Ich auch nicht, lieber Recke."
„Recke! Wie lange hat mich keiner so genannt, Und du heißt Bär, Braun, der Bär. Ach ja, die alten Zeiten, als wir noch jung schön und reich waren, letzteres nur auf Kosten des Geldbeutels der Eltern."
„Ha, ha, Recke, ja darin warst du groß."
,Na, und Ihr habt fleißig hospitiert."
„Hattest immer eine offene Hund, alter Freund", lobte Braun, indem er mit seinem willkommenen Gast den Weg zur Veranda einschlug, in der Ursula längst verschwunden war, „aber auch ein offenes Herz. Mein Gott, Menschenkind, was hast du alles geliebt!"
„Aber mich am meisten, und das war mein Glück. so kam ich stets nur mit einigen Wundmalen davon. Es ist mir niemals das Herz gebrochen, und als später meine Grete kam, da konnte ich ihr noch ein heiles bieten, mit dem sie bis auf die heutige Zeit ganz zufrieden gewesen ist. Aber dich Aermsten hat das Schicksal härter gepackt."
»Ja, ja, vor zehn Jahren wars, da starb meine liebe, gute Frau", nickte Braun wehmütig, „und damals sahen wir uns zum letzten Mal."
„So lange ist es schon her?"
„So lange schon. Es zählte sich leicht nach den Grenzsteinen unseres Lebens, und der Tag war meines Lebens schwerster. Doch wir wollen uns nicht gleich das Herz traurig machen. Dort kommt Ursula, die soll uns einen kühlen Trunk hier herausschicken. Du bleibst doch die Nacht hier?"
„Weun du mich haben willst. Ich habe Zeit bis morgen mittag, dann muß ich nach Berlin. Mein Wagen wartet draußen und der Koffer auch."
„Kutscher Siegfried kann ihn herholen, ich werde es ihm selber sagen, begrüße du nur erst Ursula. Gleich bin ich wieder da."
Als nachher die alten Freunde plaudernd auf der Veranda saßen, indessen Ursula das Abendessen besorgte und das Fremdenzimmer herrichtete, sagte Wieblitz: Mir begegnete vorhin ein alter Bekannter in deinem Garten."
„Ach, du meinst Forstassessor von Schulz?"
„Ja, Schulz-Hoffelde."
„Hoffelde? Mein junger Freund nennt sich nur Schulz."
»Sein ganzer Name heißt aber Schulz- Hoffelde und er ist als solcher der Majoratserbe der großen Güter in Pommern."
„Der großen Güter! Welcher Güter?" lachte Braun, wohl der Güter im Mond, wie vorhin noch Frau Lore sagte, seine liebe Frau?"
„Nun war es an der Reihe des Gastes, ein höchst erstauntes Gesicht zu machen über Brauns Unwissenheit: „Aber es ist doch Tatsache, daß der Mann, der mir vorhin begegnete, den Namen Udo von Schulz-Hof- fclde führt."
„Daraus werde ein anderer klug, und ich will dir nicht zu nahe treten, lieber Recke, wenn ich sage, das glaube ich nicht. Es muß ein Irrtum vorliegen."
„Er hat mich aber doch erkannt, lieber Braun."
Vermischtes.
(D > e Arbeit als Heilmittel.) Es gibt kein besseres Heilmittel gegen geistige und körperliche Leiden, als Arbeit, einerlei, welcher Art diese auch sei. Fühlen wir uns niedergedrückt oder traurig so vermehrt ein tatenloses Nachhängen noch diese Stimmung, das Mitleid mit uns selbst; denn da wir Zeit haben, das uns Angetane von allen Seiten zu überdenken, so finden wir stets neuen Kummer heraus; wir können wühlen in der Wunde, die das Schicksal oder^die Menschen uns geschlagen, vergrößern sie und kommen so der Melancholie immer näher. Ganz anders aber wirkt das energische Aufraffen mitten aus den Schmerzempfindungen zu einer nutzbringenden Tätigkeit. Der anfängliche Widerwillen schwindet bald, unser Werk macht uns Freude, und da es alle andere Gedanken erfordert, so bleibt kein Rest zum Grübeln übrig. Ja, sind wir glücklich fertig mit dem, was zu verrichten, wir uns vorgenommen hatten, so nimmt ein Lustgefühl die Stelle der früheren Niedergedrücktheit ein; in einem milden Lichte sehen wir das Vergangene; jedenfalls kommen wir bedeutend leichter darüber hinweg. Ein regelrechter Beruf, der dem Menschen täglich das gebieterische „Du mußt!" zuruft, ist die trefflichste Arznei gegen alle „romantische Seelenpein", aber auch gegen ernsten Kummer. Darum suchen z. B. junge Mädchen, die ein Liebesleid durchzumachen hatten, oft als Krankenpflegerinnen Beschäftigung; die schweren Pflichten, welche sie freiwillig auf sich nehmen, lassen ihnen keine Zeit zum Versenken in ihr Schicksal und häufig finden sie schon nach wenigen Monaten das seelische Gleichgewicht, selbst Frohsinn und den alten Lebensmut wieder. — Daß die Arbeit gegen körperliche Leiden ebenfalls hilft, wird leider von vielen Menschen bestritten. Wer sich bei der kleinsten Erkältung „krank meldet" oder bei jedem Schnupfen tagelang faulenzt, der kennt natürlich die segensreichen Folgen des Schaffens nicht.
-- (Die Amerikaner in Europa.) Der sommerliche Auszug der Amerikaner nach dem alten Europa war in diesem Jahr so stark, daß in jeder Beziehung ein Rekord aufgestellt wurde; die Hotelwirte und die Ladenbesitzer der Hauptstädte, zu denen der Fremdenstrom kommt, haben eine goldene Ernte zu verzeichnen. Jetzt flutet der gewaltige Strom der Amerikaner von der Ferienreise wieder zurück, und es haben sich Zweifel erhoben, ob genügend Schiffe vorhanden sind, alle Touristen zu dem gewünschten Termin zurückzubefördern. Besonders ist London der anerkannte „Marktplatz" der Amerikaner, der den Hauptgewinn von dieser Invasion davonträgt. Nicht weniger als 60 000 Amerikaner haben in dieser Saison die englische Hauptstadt besucht und man hat ausgerechnet, daß sie alles in allem ca. 30 Millionen Mark hier zurückgelassen haben. Ein einziges der größten Londoner Hotels hat seit dem Monat März 6 600 Amerikaner ausgenommen deren Hotelrechnung im Durchschnitt je 1000 Mark betrug. Es sind wenigstens fünf Hotels, die mit ähnlichen Zahlen aufwarten können. Ueberall in London erfreuen sich diese amerikanischen Gäste natürlich einer besonderen Beliebtheit. Viele von ihnen kommen mit Halbleeren Koffern und kaufen sich in London eine ganze Kleiderausrüstung zusammen. Sie haben auch in diesem Jahre des schlechten Wetters wegen die Saison am Themseufer gerettet; denn es scheint, als könnte auch das böseste Wetter ihnen nichts anhaben. Nächst den Hotelwirten haben die Antiquitätenhändler den Löwenanteil au der großes Ernte, da die Amerikaner mit besonderer Leidenschaft auf alte Kostbarkeiten fahnden und besonders für altes Porzellan jeden gewünschten Preis zahlen. Nächst ihnen kommen die Schneider, die Händler mit Toilettenartikel, die Hutmacher und die Juweliere. Es versteht sich aber von selbst, daß auch die Theater und die Singspielhallen die amerikanischen Gäste herzlich willkommen heißen, schätzt man doch die Summe, die sie ihnen hinterlassen, allein auf eine halbe Million Mark.
(Fortsetzung folgt.)