sgen war stark beschädigt. Die sämtlichen Fahrer sprachen sich dahin aus, daß diese letzte Herkomersahrt überaus schwierig und anstrengend gewesen sei. Die Verkündigung der Preise wird am Donnerstag stattfinden.

Dresden, 12. Juni. (Feuerwehrleute als Brandstifter.) Das sächsische Schuhmacherstädt­chen Siebenlehn wurde in der letzten Zeit fort­während von Fenersbrünsten heimgesucht. Von 1896 bis 1906 sind 43 Brände vorgekommen, bei denen 65 Grundstücke eingeäschert wurden. Im Jahre 1905 sind auf einmal 7 Häuser in Flammen aufgegangen. Nach dem Brande wnrden aus Betreiben des Bürgermeisters Bar­thel 500 Mk. ans der königlichen Privatschatulle bewilligt und unter die Feuerwehrleute als Be­lohnung verteilt. Die Entstehungsursachen der Brände blieben vorderhand unaufgeklärt, wenn auch verschiedenes gemunkelt wurde. Große Ueberraschung rief dann plötzlich eine Aussage hervor, die im Oktober vorigen Jahres vor dem Schwurgericht in Freiburg ein Schuhmacher Greifer als Zeuge machte. Daraufhin wurde der Produktenhändler Paeßler aus Siebenlehn wegen Brandstiftung zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt und Greif sofort verhaftet. Greifs Geständnis bewies, daß die Feuerwehr die Brandstifterin war. Kein Tag verging darauf an dem der Untersuchungsrichter nicht mehrere Verhaftungen vornahm. Auch der Feuerwehr­hauptmann, der angesehene Kaufmann Zetztschke, wurde in gerichtliche Obhut genommen. Aber noch nicht genug: auch das Ttadtoberhaupt, der Bürgermeister Barthel wurde immer mehr in die Geschichte verwickelt, und schließlich als die Verdachtsgründe erdrückend wurden, eben­falls verhaftet. Er legte dann ein umfassendes Geständnis ab. In der jetzigen Verhandlung ist ein Teil der angeklagten Feuerwehrleute ge­ständig. Die Feuerwehr hat die zahlreichen Brände selbst angelegt, die Spritzen wurden nur zum Teil in Tätigkeit gesetzt. Selbst in den Unterweisungsstunden der Löschmannschaften wurden die anzulegenden Brände besprochen. Gegen Leute, die löschen wollten, wurden bittere Kämpfe geführt. Häuser, die von dem ange­legten Feuer verschont blieben, wurden beschädigt, die Brandmauern wurden einfach eingeschlagen und brennende Balken in die Nebenräume ge­schleppt. Auswärtigen Spritzen wurden die Schläuche zerschnitten. Eine Feuersbrunst war in Siebenlehn immer ein großes Fest, die Ab­gebrannten mußten große Trinkgelage veran­stalten. Gestohlen wurde natürlich auch, einem Feuerwehrmann soll einmal, wie ein Zeuge an­gab, ein Huhn unter dem Helme hervorgegackert haben. Die Feuerwehr hat sogar eine Liste der wegzubrennenden Häuser geführt. Es hat ein förmlicher Plan Vorgelegen, zu dem Winke vom Stadtgemeinderat gegeben worden sind. Es war genau bestimmt, wie man nach dem Brande die Straße» geradelegen wollte. Auch die Brandbelohnungen für das erste Erscheinen auf der Brandstätte spielten eine große Rolle, da aus dieser Kasse jährlich drei Feste abgehalten wurden. Der Hauptbrandstifter ist, bezeichnend genug für die Gewissenhaftigkeit der Sieben- lehner Behörde, Inhaber des Feuerwehr-Ehren­zeichens.

Die Landauer Strafkammer verurteilte den Winzer Friedrich Meyer aus Rhodt wegen Weinfälschung zu 2 Monaten Gefängnis und 1000 Mk. Geldstrafe sowie die beiden Söhne wegen Beihilfe zu je 14 Tagen Gefängnis.

Vom bad. Unterland, 12. Juni. Eine amerikanische Erbschaft mit Hindernissen ist nach Ebenheid, bei Miltenberg gefallen. Vor 15 Jahren wanderte dort der Sohn des wohl­habenden Landwirts T. aus. Eltern noch Ge­schwister hörten lange Zeit nichts von ihm. Da auf einmal kam er im Jahre 1900 nach seinem Heimaisorte. Ec war als Goldgräber in Klondike zu großem Reichtum gelangt, besaß mehrere Goldmmen, die von Schweden kunst­gerecht ausgebeutet wurden und ihm großes Einkommen gewährten. Das Londoner Haus E. Sp. u. Cie. sollte damals ein Unternehmen darauf gründen, doch zerschlug sich die Sache, da die Goldgewinnung damals noch in den Anfängen steckte. Der junge T. ging wieder nach Klondike und seine Briefe lauteten immer sehr gut. Vor einem Jahre etwa kam durch

einen amerikanischen Notar die Nachricht, der Brrgwerksbesitzer T. sei nach dem Genuß eines Diners plötzlich gestorben. Seine Hinterlassen­schaft, die anfangs auf Millionen beziffert wurde, falle in Ermangelung eines Testaments da er unverheiratet war, seinen Geschwistern zu. Diese sollten sich melden. Das geschah denn auch. Diese bevollmächtigten einen Rechts­anwalt in Frankfurt und dieser das deutsche Generalkonsulat. Aber jetzt wird aus Amerika berichtet, der so Plötzlich Gestorbene hätte sein Vermögen verspekuliert. Alle Welt drüben mache Ansprüche geltend, und man ist sehr be­gierig, was eigentlich erzielt wird, zumal das Prozessieren drüben eine sehr teure Sache ist.

Bern, 11. Juni. Die im Berner Zucht­haus untergebrachte Tatjana Leontiew ver­weigert jedwede Arbeit. Sie zerreißt die Wäsche, die ihr zum Nähen gegeben worden ward. Wegen der schlechten Einflüsse auf ihre Mit­gefangenen wurde sie in eine Einzelzelle gebracht, wo sie mit Schlafen, Essen und Lesen die Zeit zubringt. Sie benimmt sich gegen das Anstalts­personal höchst anmaßend.

Paris, 7. Juni. In aller Stille, nur von dem kleinen Kreise ihrer wenig Getreue» beglückwünscht, hat die ehemalige Kaiserin Eugenie, die Witwe Napoleons III., im vorig. Monat die 81. Wiederkehr ihres Geburtstages begangen. Augenblicklich hält sich die greise Fürstin wieder in Paris auf. Sie durchlebt ein jegliches Jahr nach gleicher, gewohnter Einteilung eine Reihe von Monaten in Farn- borough bei London, die andere in ihrer Villa Cyrnos, am Kap Martin, an der französischen Riviera. So oft sie diese Residenzen wechselt macht sie für einige Tage in Paris Station, von den wenigsten erkannt, wenn sie am Arme einer Begleiterin und auf den Stock gestützt, um die Mittagsstunde ihren Spaziergang durch den Garten der Tuilerien unternimmt, wo einst der Palast stand, der die Tage ihres Glanzes sah. Von Personen, die mit ihr in Berührung kamen, hört man, daß die Kaiserin seit einiger Zeit unter den Begleiterscheinungen des Alters leidet. Nicht nur, daß die körper­liche Rüstigkeit, die ihr erstaunlich lange ver­blieben war, abgeuommen hat, auch ihre geistige Frische, ihre Anteilnahme an den Geschehnissen und ihr Gedächtnis lassen mehr und mehr nach. Die Kaiserin kommt vom Kap Martin und wird sich von Paris nach England begeben, um bald, wie alljährlich, in ihrer Jacht auf hoher See zu kreuzen. Das ist eine Art von Kur, die sie auf ärztlichen Rat gebraucht und die sich ihrer Gesundheit noch stets als zuträglich erwiesen hat.

Mnte rHatt snöes.

Teuer erkauft.

Erzählung von Jda von Conring.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Ja, Ulla/ war seine einfache Antwort.

Meinen Sie, ich könnte nicht gerecht sein, wenn ich einem Gegner gegenüber stehe? Arnold hat die einzige Frau errungen, in deren Besitz mir das Leben lebenswect erschienen wäre, das macht mich aber nicht blind für seine großen Vorzüge. Ich sage mit Wallenstein: Hab ich des Menschen Kern erst untersucht, so weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln. Das, was Sie fürchten, widerspricht eben dem Kern von Arnolds Charakter, der Ehrenhaftig­keit heißt. Sie glauben mir nicht? Ich will Ihnen auf andere Weise klarlegen, was ich meine. Sagen Sie mir, Ulla was um Got- teswillen sollte Arnold dazu gebracht haben, der Frau, die seines Lebens einzige Liebe gewesen ist, die Treue zu brechen, und das um einer Meta willen?"

Ich bin doch alt und häßlich geworden," sagte Ulla leise, fast, als schäme sie sich, das Wort laut werden zu lassen. John starrze die Frau an, als verstände er sie nicht.Sie, Ulla. Sie? Es ist nicht so. Aber, angenommen, Sie hätten recht, ist denn das bischen Jugend­frische alles? Glauben Sie, daß die Bestie in allen Männern derart überwiegt, daß sie zum Judas an dem Teuersten, das sie besitzen, werden müssen, sobald ihre Sinnlichkeit gereizt wird? Denn etwas anderes dürste Ihren

Gatten doch wohl nicht zu Frau Meta gezogen haben an eine Herzensneigung können Sie unmöglich glauben."

Als Ulla noch immer schwieg, fuhr John erregt fort:Ich würde mein Leben dafür lassen, daß Arnold Sie noch ebenso treu und wahr liebt wie an dem Tage, wo er um Sie warb, und daß Meta, wenn sie, was ich stark bezweifle, überhaupt eine Stelle in seinen Ge­danken einnimmt, nur das flüchtige Wohlge­fallen erregt, das jeder schönheitssreudige Mensch einer so vollkommenen Erscheinung entgegenbringen muß. Weiter nichts und mehr nicht, Ulla! Und der Brief, der in Ihren Augen soviel bedeutet, dieser Zettel ohne Adresse? Der beweist für mich nur, daß es um Frau Meta nicht gut steht, für Ihres Gatten Anteil daran gar nichts. Sie sehen durch die trübe Brille der Eifersucht und glauben, was Sie fürchten. Ich aber bin auf ganz anderer Fährte. Und der werde ich nachgehen, bis ich weiß, ob sie die richtige war."

Was wollen Sie tun, John" fragte Ulla erregt.Daß weiß ich in diesem Augen­blick noch nicht. Aber sicherlich etwas, das Richard zu Hilfe kommt."Richard der arme betrogene Bruder! Ulla sprang auf und griff in bebender Angst nach Johns Hand. Und wenn alles mit meinem Manne wäre, wie Sie sagen- Richards Unglück ist aber doch gewiß. Er muß den Elenden, der Meta verleitet hat, finden, ihn zur Rechenschaft ziehen, und die Folgen sind unberechenbar." John nickte traurig.Das ist alles richtig. Aber wir können den Versuch machen, emcn Weg zu finden, auf dem sich die ganze Sache ordnen ließe, ohne daß Richard davon erfährt. Ich will mein Möglichstes dazu tun. Schon um Ihretwillen, Ihr Glück ist mir so unaus­sprechlich teuer, und daß Richards Leben und Zufriedenheit dazu gehört, weiß ich ja. Wollen Sie mir alles überlassen? Ich glaube, Sie dürfen meiner Treue, und. was hier recht sehr in Betracht kommt, meiner Kaltblütigkeit vertrauen."Das tue ich von Herzen und lege die traurige Sache ganz in Ihre Hände. Danken kann ich Ihnen diese Stunde nicht genügend, so lange ich lebe, John! Sie haben mir mehr geholfen, als ich in Worten fassen kann."Dann bin ich doch einmal zu ElwaS nütze gewesen," sagte John mit trübem Lächeln. Und nun nehmen Sie noch einen Rat von mir: kein Wort zu Arnold, wenn Ihnen am Glück Ihrer Ehe liegt! Es müßte ihn bis auf den Tod verletzen, wenn er je erführe, wie sehr Sie an seiner Mannesehre gezweiselt haben."

John war gegangen, und Ulla kaß mit gefalteten Händen da. Sie fühlte in dieser schweren Stunde zum ersten Mal, daß es nicht genug getan ist, seine Pflicht mit aller Hin­gebung zu erfüllen, nicht genug, allen alles zu sein, wenn es dabei dem Gebenden an Demut fehlt. Sie war es ja so gewohnt, im Eltern­haus, in der eigenen Heimat der Mittelpunkt, die stets bereite Helferin zu sein sich un­entbehrlich zu wissen daß man aber eine große Liebe nicht verdienen kann, weder durch Geist und Schönheit, noch durch tadellose Pflicht­erfüllung das blieb ihr noch zu.lernen übrig.

(Fortsetzung folgt.)

Lokales.

Vom 15. Juni ab können bei dem Post­amt Nr. 1 (Bahnhof) auch von 99" AbendS, zu welcher Zeit ein Beamter dienstlich anwesend ist, Telegramme aufgegeben werden. Die Tele- grammannahmestelle und die öffentliche Fern­sprechstelle dieses Postamts befindet sich 9" Neubau.

Sianöesvrrch-KHronik

der Stadt Wildbad vom S. Juni bis 12. Juni Geburten:

5. Juni. Fritz, R. Gottl., Schneidern,, hier. 1 »»?»- 5. Juni. Haag, Friedrich Rudolf, Holzhauer > Sprollenhaus, 1 Tochter. . ..

10. Juni- Wolfs, Wilhelm Gustav, Buchbmdrr HM, 1