Freudenstadt, 20. April. Wie verlautet, wird Se. Maj. der König von Württemberg in den ersten Tagen des Monats Mai im Schwarzwaldl)vtel Wohnung nehmen, um wie in früheren Jahren der Auerhahnjagd obzu« liegen. Unter seinen Jagdgästen wird sich u. a. der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz befinden.
Maulbronn, 17. April. (Unentgeltliche Führung durch die Klosterräume.) In der württemb. Kammer ist bekanntlich der Wunsch ausgesprochen worden, daß künstlerisch und geschichtlich bedeutsame Stätten und Gebäude unentgeltlich zugänglich sein sollten. Von den Ministerien wurden die Entscheidungen und Anordnungen in dieser Richtung getroffen. Es wird den Besuchern Maulbronns erwünscht sein, zu erfahren, daß dies auch hinsichtlich Maulbronns insofern zutrifft, als vom 1. Mai dis 1. Oktober an den Sonntagen von 11 bis 12 Uhr unentgeltliche Führung durch die Klosterräume (Kirche, Krenzgang, Refektorien) in Gruppen bis zu 20 Personen stattfindet. Für die Besichtigung zu andern Stunden und an andern Tagen sind die Preise für die Führung so geregelt: 1 Person 50 Pfg., 2—5 Personen 1 Mk., jede weitere Person 20 Pfg., Gesellschaften bis zu 20 Personen 3 Mk., Vereine und Schulen die Hälfte. Während des Gottesdienstes sind die Klosterräume natürlich nicht zugänglich.
Tübingen, 19. April. Das Landgericht Tübingen verurteilte eine Ehrfrau aus Ebhausen bei Nagold zur Herstellung der häuslichen Ge- meinschaft, weil sie, 1903 verheiratet mit einem aus Mouhardt (Pforzheim) gebürtigen Mann und nach einem Monat getrennt, seil 4 Jahren sich geweigert hatte, demselben nach Pforzheim zum Betrieb eines Milchgeschäfts zu folgen. „Er solle zu ihr aufs Land ziehen und dort schaffen und erwerben, in der Stadt müsse sie bittere Not leiden." Nachweisbar war aber das Milchgeschäft in Pforzheim (vom Bruder des Mannes mitbetrieben) einträglich und hinreichenden Verdienst abwerfend. Nach ß 1354 B.G.B. gewann der Mann den Prozeß, da er den Wohnort zu bestimmen hat. Die Kosten werden ihr Heiratsbeibringeu von 1100 Mk. wohl aufzehren.
Straß bürg, 19. April. Die Eröffnung der elektrischen Bahn von Münster auf die 1139 w hohe Schluchthöhe wird mit Beginn des nächsten Monats erfolgen, die Probefahrten werden eifrig fortgesetzt. ES müssen jedoch noch große Schneemassen beseitigt werden. Die Fahrt von Münster auf die Schlucht dauert 57 Min. An den Wochentagen werbe» im Sommer täglich 4 Züge fahren, an den Sonn- und Festtagen die doppelte Anzahl.
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Wildbad, 20. April. Ueberall, wo man hinblickt, fleißige Arbeit. Mau nieikts, daß der Beginn der Kurzen mit raschen Schritten heranrückt. Eine ganze Reihe von Aenderungen und Verbesserungen, an deren Vollendung die letzte Hand angelegt wird, werden unfern Gästen a, genehm in die Augen fallen. So ist u. a. der bisherige Musikpavillon in die Anlagen beim Theater versetzt und an seine Stelle ein neuer, größerer getreten, und im neuen Schwimmbad an der Olgastraße die Männer- abterlung vollendet, welcher übrigens, bis die Fraueuavleilung ausgeführt ist, zu gewissen Zeiten auch den Frauen zugänglich sein wird. Die Einrichtung ist eine durchaus geschmackvolle, den modernen Anforderungen entsprechende. — In diesen Tagen wurde mit den ersten Arbeiten für die Bergbahn begonnen. Zunächst wird der Zugang zu ihrem Ausgangspunkte innerhalb der Stadt hergestellt und zu diesem Zwecke das Haus neben dem Adler durchbrochen. Man hofft, bis Mitte oder Ende Oktober mit der Erbauung der Bahn fertig zu werden. Die Arbeiten sind der bekannten Tiefbau- firma Baresel in Untertürkheim und der Eß- linger Maschinenfabrik übertragen.
— Die Hauptversammlung des Württem- bergischen Schwarzwaldverems findet am Sonntag den 12. Mai, vormittags 11 Uhr, im Saat des Hotels „Bellevue" in Herrenalb statf.
X, Wildbad, 23. April. Dev voriges Jahr ins Leben gerufene Kurvereiu hielt gestern im Gasth. z. „Sonne" seine jährliche Generalversammlung ab. Dabei wurde unter lebhafter Beteiligung der Mitglieder eine Reihe von Fragen erörtert, deren Beachtung dem hiesigen Platze von großem Nutzen sein wird. Es ist daher bedauerlich, daß die Mitglieder des Vereins nicht zahlreicher vertreten waren. Mancher hätte sich davon überzeugen können, daß die Vereinsleitung in der kurzen Zeit eines Jahres fleißig und zweckdienlich gearbeitet hat und daß die erhofften Erfolge zum Teil jetzt schon bemerkbar sind. Man sollte meinen, daß dem von allen Sachverständigen längst als driiigendes Bedürfnis erkannten Kurverein von dem Gros der Einwohnerschaft, insbesondere von den Vertretern der Geschäftswelt, ein lebhaftes Interesse entgegengebracht würde. Zunächst gab der Vorsitzende, Herr Stadtschultheiß Bätzner, einen kurzen Ueberblick über die Tätigkeit des Vereins im adgelaufenen Jahr. Er betonte, daß der „Führer," den der Verein herausgegeben, überall eine freundliche Aufnahme gefunden habe, und erblickt in ihm mit Recht ein hervorragendes Propagandamittel für Wildbad. Alljährlich werden 10 000 Exemplare nach allen Richtungen hin ausgegeben, in 10 Jahren also schon die stattliche Zahl 100 000; es lasse sich denken, daß dadurch mancher, der seither von unserem Bad wenig oder gar nichts gewußt, in belehrender Weise auf dasselbe aufmerksam gemacht werde und daß aus Grund dessen sich viele entschließen, es auch einmal mit den hiesigen Thermen zu probieren. — Redner geht sodann aus das von dem Kuroerein eingerichtete „Verkehrsbureau" über, das voriges Jahr von den Kurgästen als eine sehr zweckmäßige Einrichtung empfunden und dankend anerkannt worden sei; während der Hochsaison habe dasselbe zu- werlen eine Tagessrequenz von 100 und mehr Personen auszuweisen gehabt. Der Vorstand teilt mit, daß die Leitung des Vereins auch Heuer wieder für diesen Posten in der Person des Postsekretärs a. D. B rigleb einen sprachkundigen, geeigneten Mann gefunden habe. — Der Vorsitzende kommt sodann auf die heutzutage im Geschüftsleben so notwendige Reklame zu sprechen. Er gibt bekannt, daß in dieser Richtung jetzt weit mehr als früher geschehen könne und werde. Seither seien zu diesem Zweck jährlich etwa 8000 Mk. verausgabt worden, >m vorigen Iahe und künftig werden hiezu ca. 17 000 Mark verwendet werdeu- — Der Redner teilt des weiteren mit, daß das R.isebureau ca. 900 Führer und daß die Firma Rud. Mosse allein 350 „Führer" in ihren Filialen abgegeben habe und daß sie, wie sie schreibt, künftig noch weit rnehr abzusetzen in sichere Aussicht nehmen dürfe. Der Versandt der noch vorrätigen 1500 Führer w rd in den nächsten Tagen an deutsche Aerzte erfolgen und ist dann damit die volle Zahl von 10000 Führern zur Verteilung gelangt. Der Kgl. Bad- verwaltung, die fortgesetzt durch anerkennenswerte Neuerungen und Verbesserungen an der Hebung Wildbads arbeitet, spendet der Vorstand warmen Dank und Anerkennung. Auch die Stadtverwaltung habe im letzten Jahr große Opfer gebracht durch dre Herstellung einer neuen Wasserleitung, durch die Erstellung eines neuen Elektrizitätswerks u. a. Sie habe diese großen Opfer bringen müssen, damit der Betrieb in den Hotels u. s. w., wo früher der Mangel an Wasser sich geltend gemacht habe und Störungen bei den Aufzügen vorgekommen seien, den modernen Anforderungen durchaus gerecht werden könne. — Die Rechnungsablage des Lereinskassierk, Herrn Ulmen, wies Mk. 2717.17 Einnahmen und Mk. 2814.— Ausgaben, somit ein Defizit von rund 96 Mk. auf. Letzteres sei eine Folge von den außerordentlichen Auslagen des Gründungsjahres — künftig glaube man bestimmt daraus rechnen zu dürfen, daß Soll und Haben zum mindesten sich decken werden. — Nachdem die Neuwahlen vollzogen worden waren, deren Ergebnis war, daß die VereinSleitung in der Hauptsache denselben Personen, welche sie seither inne 'hatten, wieder anveriraut wurde, dankte
Herr Stadtpfarrer Auch der Vorstandschaft in anerkennenden Worten für die fruchtbare Tätigkeit. Er gedachte sodann der stillen aber überaus wirksamen „Reklame," die Herr Hofphotograph Blumenthal durch die Vorführung seiner Prächtigen Schwarzwaldbilder, die überall di» größte Bewunderung und warmen Beifall Hervorrufen, ausübe und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Kurverenr für die Folge Wirt- schaftlich io gestellt sein möge, daß er die selbstlose Tätigkeit des Herrn Blu menthal nicht nur mit Dankesworten, sondern auch mit klingender Münze anerkennen könne. Besonders anregend u. reichhaltig gestaltete sich'die Debatte, als man bei dem Kapitel „Wünsche und Vorschläge" angekoinmen war. Wir wollen davon nur die wichtigsten erwähnen: Obenan steht das immer dringender werdende Bedürfnis nach einem Kurhaus. Jedes kleine Bad hat ein solches aufzuweisen. Hier fehlt es leider noch, und oftmals hört man die lautesten Klagen darüber, daß die Gäste besonders an Regentagen mehr oder weniger an das Zimmer und auf die Gasthäuser angewiesen seien. Besonders nachdrücklich stellte Herr Stadtschuttheiß Bätzner diese Forderung auf und wir müssen ihm darin Recht geben, daß wir mit allen Mitteln die Erstellung eines solchen anstreben müssen. Sehr förderlich, wurde von Herrn Fabrikdirektor Schnitzer gellend gemacht, wäre unserem Witdvad eine direkte Wagenverbindung von Berlin und Hamburg, was wiederum zweifelsohne sehr richtig ist. Herr Stadtschuttheiß Bätzner meinte, das ließe sich vielleicht durch eine Verbindung mit maßgebenden Faktoren der Stadt Pfoizheim erreichen, die sehr viel mit Berlin und auch mit Hamburg verkehren; in erster Linie müsse aber seitens des Kurvereins dafür gesorgt werden, daß durch eine ziel- bewußte Reklame die Frequenz am hiesigen Platze sich steigere. Wenn einmal die Bedürf- uissrage nach besseren Zugsverbindungen und direkten Wagen mehr als seither betont werden könne, dann werde man der Verwirklichung auch dieses berechtigten Wunsches näher kommen. Weitere Redner machten geltend, daß man durch eine Verlängerung der Theaterspielzeit, durch Abhaltung von Kinderfesten u. a. noch manches zur Förderung des hiesigen Ba lebens tun könne. Auch an die Schaffung eines geeigneten Plakats wurde gedacht. Betreffs der Wohnungslrage wurde geltend gemacht, daß es sich besonders während der Hochsaison empfehlen dürfte, eine jeden Tag wieder neu auszulegende Wohnungsliste (gedruckt) auszugeben. Wir sehen — die Verhandlungen trugen den Stempel praktischer Erwägung und reicher Anregung. Die Debatte, an der sich insbesondere die Herren Sanitälsrat Dr. Haußmann, Stadtpfarrer Auch, Lehrer Monn, Direktor Schnitzer und W. Wörner beteiligten, brachte manche Klärung wichtiger Fragen unserer Badestaöl. Wir dürfen hoffen, daß die Weiterentwicklung des hies. Kurvereins zum Segen für unser Wildbad sich vollziehe. Den Männern aber, die so recht die „Arbeitsbienen" in diesem neuen Verein sind, gebührt nicht bioß aufrichiiger Dank sondern vor allem auch wirksame Unterstützung.
AlnterHcrttendes.
Teuer erkauft.
Erzählung^von Jda von Conring.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Ich habe ihr nie erlaubt, zu tanzen, oder allein auszugehen, denn ich sah, wie die Leute sie anstarrten und wie sie überall auffiel. Meine Aelteste hat viel mehr Freiheit gehabt, als freilich, die ist auch die Vernunft selber. Wie hat memeFrau oft geredet und gescholten,wenn ichda- rauf hielt, daß Mcta Abends nicht allein auf der Straße sei» durste, daß ich ihr auch nicht erlaubte, mit ihren Freundinnen ins Theater oder »ns Konz.rl zu gehen. Nein, sagte ich — ich tu'S einmal nicht — das Mädchen ist schön, und das weiß sie auch — besser bewahrt als beklagt. Nun ist wohl all das Leichtlebige, das in ihr liegt, in die Höhe ge- - schossen. Was habe ich mit ihr für Not ge«