Haus, eine Diebesherberge! Haussuchung bei mir. Herr Polizeirat, als Sie hinter meines Mannes selig Sarg hergingen —„
„Liebste Madame Schnitzer," sagte Höckner ungerührt aber freundlich, „Ihr Mann hat mit unserer unangenehmen Pflicht gar nichts mehr zu tun."
„Es handelt sich" fiel Franz Gehricke ein, da Frau Schnitzer sich gewissermaßen Schutz suchend, gegen ihn wandte, „um den Totschlag in der Feldgasse."
„Und da sucht man bei mir —?" Die Sprache ging ihr aus.
Franz Gehricke wußte selbst nicht, wie es kam, daß etwas in ihm aufjauchztc, als Höckner sagte: „Wir haben eine Spur gefunden, die in Ihr Haus führt. Ich möchte von Ihnen wissen, wann Ihr Mieter, Wilfred Jordan an diesem Tage heimzukehren pflegt."
Bei diesen letzten Worten stürzte sich das junge Mädchen ohne weiteres Besinnen ihrer Mutter an die Brust. Ein Zittern ging durch ihre Glieder, als schnitte etwas ihren Lebensnerv mitten durch. Ja dieser seelischen Erschütterung vergaß sie Vorsicht, Zwang, alles.
Frau Schnitzer, die über ihrer Mutterliebe sich selbst vergaß, schüttelte die Tochter mahnend.
„Na, mein Kind, so weit ist es denn doch noch nicht, daß man uns hier alle schlankweg in Ketten setzt. — Sagen Sie doch nur um alles in der Welt, Herr Polizeirat," wandte sie sich rasch und neugierig zu Höckner, obwohl noch Tränen an ihren Wangen hingen, „wollen Sie denn jetzt schon Herrn Jordan als Zeugen verhören ? Die Tote war allerdings hier bei ihm. Martha weiß genau wann und wie. Sags Kind!"
„Ach, hier bei Jordan?" fragte Höckner hoch anfhorchend. „Bitte, sagen Sie ganz genau, was Sie über diesen Punkt wissen."
Das junge Mädchen stand mit verwirrter Miene unter gespannter Beobachtung ihrer Umgebung. Es war als fürchte sie sich vor ihrer eigenen Stimme. Endlich sagte sie stotternd: Vorgestern gegen vier Uhr nachmittags. Er war aber nichr zu Hause."
„Ja," rief Frau Schnitzer lebhaft dazwi. scheu, „und ich sagte gleich meiner Tochter: Du sollst Dich nicht um ungelegte Eier bekümmern. Und Sie sehen, wie Recht ich hatte."
„Zweifellos. — Vielleicht können Sie mir sagen," wandte sich der Polizeirat wieder dem Mädchen zu, „wann Herr Jordan an diesem Tage nach Hause kam? Ich meine, wie viel später, als die Wellner aus seiner Wohnung gegangen war?"
„Acht Uhr —" stammelte sie, willenlos un- ter dem forschenden Blick des Beamten. „Um acht Uhr kam er heim —"
„Ganz genau acht Uhr?"
„Sprich jetzt mal nicht ins Blaue hinein, Kind!" fiel Frau Schnitzer etwas erregt ein. „Denn ich will nicht, daß man Dich auch weiterhin als Zeugin in dieser Sache verwickelt. Du wirst ja wohl diese alte Uhr hier —" sie wies auf die altmodische Wanduhr in der Ecke, „haben schlagen hören. Daß mich das Unglück an dem Abend auch gerade im Bostonkränzchen haben mußte."
„Die Uhr schlug acht, als er das erstemal kam," flüsterte das vollends eingeschüchterte Mädchen mit mühsam zurückgehaltenen Tränen.
„Das erstemal?" fragte Höckner überrascht und sehr eindringlich. Also verließ ec ein zwei- tesmal das Haus? Wie lange war Jordan denn oben geblieben, als er das erstemal nach Hause kam? Möglichst genau angeben, Fräulein Martha!"
„Zehn Minuten vielleicht —" flüsterte sie errötend.
„Und dann ging er wieder fort. Schnell? Langsam? Bitte, wie war das?"
„Sehr eilig?"
Wie ein verzaubertes Vöglein stand sie unter dem forschenden Blick des Fragenden, ohne aufzuschauen.
„Sahen Sie ihn vielleicht vorübergehen? Oder die Treppe Hinabkommen? Machten Sie die Entreetür auf, als Sie ihn kommen hörten? Nicht? Doch also!"
„Ich weiß nicht mehr, was ich dachte," stammelte das junge Mädchen, in tätlicher Verlegenheit ihres Vorhabens gedenkend, Jordan persönlich um die Annahme ihrer Ersparnisse zu bitten, „daß ich die Tür ein wenig öffnete."
„Aus dem Boston-Kränzchen scheide ich aus!" rief Frau Schnitzer zornig. „An dieser letzten Partie habe ich zeitlebens genug. Und diese Gans, Christine, muß auch noch gerade nach der
Mangel laufen! Was, in aller Welt, steckst Du Deine Nase denn immerfort heraus, Mädchen?" sFortsetzung folgt.j
SLariöesbrrcH-Ghronik
vom 21. bis 28. Dezbr.
Geburten.
23. Dez. Epple, Wilhelm Friedrich, Schleifer hier, 1
Sohn.
28- Dez. Fröhlich Ernst, Fabrikarbeiter hier, 1 Tochter.
24. Dez. Kuhn, Hermann Reinhold, Wurstwarenhänd
ler hier, t Sohn.
Eheschließungen.
27. Dez. Maier, Wilhelm Friedrich, Friseur in Ulm und Gehbauer, Luise Marie von hier- Aufgebote:
21. Dez. Fritz, Robert Gottlob, Schneider hier und Schrafft, Emilie Marie von Christofshof. Gestorbene.
24. Dez. Waidslich, Fr ederike geb- Gcngenbach, Ehefrau des Holzhauers Christian Friedrich Waidelich in vronnenmiß, 36 Jahre alt.
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ösmerslpeo hlilckzesellsctiaK.
ZUM neuen Jahre
entbieten wir allen unseren geehrten Lesern und Geschäfts-Freunden die
btstrn Glückwünsche
mit der Bitte, uns das bisher erwiesene Wohlwollen auch fernerhin zu bewahren.
Wildbad, 31. Dezember 1906.
Redaktion und Verlag dpr „Wtldbadrr Chronik"
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Jahresschluß.
Montag abends 5 Uhr: Stadtpfarrer Auch.
ReujahrSsest.
Predigt: vorm. °i»10 Uhr: Stadtpfarrer Auch.
Predigt: abends 5 Uhr: Stadtvikar vr. Baur.