Motoren bei möglichst großer Leistungsfähigkeit, 3) starres System, 4) Stabilität hauptsächlich in der Längsachse, 5) möglichst großen Aktions, radius. Alle diese Punkte vereinigen sich bei dem Zeppelin'schen Luftschiff, wenn auch noch nicht in ganzer Vollkommenheit, so doch in bisher unerreichter Weise. Begeistert und be­geisternd schilderte der Redner den Aufstieg vom 7. Oktober und belebte den interessanten Vor­trag durch zahlreiche Lichtbilder. Als nächste Forderung bezeichnte Pros. Hergesell die Schaff­ung drehbarer Landungshallen zu Wasser und zu Land. In verlockendem Zukunftsbild be­schrieb er eine Fahrt von 4000 Kilometern also durch ganz Europa die das Zeppelin'- sche Luftschiff, vermöge seines Aktionsradius schon jetzt innerhalb 3 Tagen ausführen könnte.

Aus Kolmar i.E. wird gemeldet, daß die dortige Strafkammer den Weinhändler Vogel aus Kaysersberg wegen Weinfälschung zu 1000 Mark Geldstrafe verurteilte. Die Weine im Anschlagwert von 7000080000 Mark werden gerichtlich eingezogen.

Berlin, 27. Dez. Prinz August Wilhelm, der vierte Sohn des Kaisers (geb. 29. Januar 1887), hat sich im Schlosse zu Glücksburg mit der Prinzessin Alexandra Viktoria von Schles- wig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg lgeb. 21. April 1887) verlobt.

Berlin, 24. Dezember. Im Wahlkreis Kyritz stellen, nach derKreuzztg.", die Konser- vativen den inaktiven Staatsminister v. Pod- bielski als Reichstagskandidateu auf.

Die Affäre der halben Million für Leo XIII erfährt nunmehr ihre offiziöse Dar. stellung. DieNordd. Mg. Ztg." schreibt: ,Seit längerer Zeit wird in der Presse unter Berufung auf eine Stelle in dem Manuskript des unveröffentlichte» Teiles der Denkwürdig­keiten des verstorbenen Fürsten Hohenlohe- Schillingsfürst die Behauptung erörtert, daß im Jahr 1893 ,m Zusammenhang mit der damals den deutschen Reichstag be­schäftigten Militär-Vorlage Papst Leo XIII von Deutschland ein Geschenk von einer halben Million Francs erhalten oder erbeten habe. Es ist hierüber eine eingehende Ermittlung angsstellt worden, die sich nicht nur auf die Durchsicht des amtlichen Materials, sondern auf die Befragung von Persönlichkeiten erstreckt hat, die von der Angelegenheit, wenn sie wahr wäre, Kenntnis haben müßten. Nach Abschluß dieser Ermittlungen stellen wir fest: Es hat sich nicht der geringste Anhaltspunkt dafür finden lassen, daß Papst Leo XIII unter den angegebenen Umständen von Deutschland eine Geldsumme angeboten oder zugewendet worden ist, auch über die angebliche Aeußerung eines dahingehenden päpstlichen Wunsches hat nichts sestgestellt werden können. Richtig ist, daß bei dem Jubiläum des verstorbenen Papstes nach der allgemeinen und auch von andern Höfen beobachteten Sitte dem Papst ein Jubi- läumsgeschenk gemacht worden ist, das in einem künstlerisch ausgeführten Schmuck bestand."

In der Sitzung der Budgetkommission des Reichstags hat der stellvertretende Kolonialdirektor Dernburg gelegentlich der Beratung über die Bahnlinie Kubub- Keetmannshoop erwähnt, daß in dem soge- nanten Caprivi-Zipfel blaue Erde und Diamanten gefunden woiden sind. Der Caprivi-Ztpfel, welcher zwischen portugiesischem und englischem Gebiet eingeklammert ist und die Verbindung Deutsch-Südwestafrikas mit dem Sambesi be­wirkt, gehört zu den eigenartigsten Abnormi­täten, welche diplomatische Tätigkeit je geschaffen hat. Bekannt ist er nach dem Reichskanzler Caprivi, und wenn sonst nichts von diesem zu melden wäre, dieser Zipfel würde seinen Namen unsterblich machen. Ursprünglich ging das deut­sche Kolomalgebiet in größerer Ausdehnung nach Osten. Man träumte sogar von einer Annäherung der deutschen Kolonie an die Buren- ftaaten. Aber die geschickte Politik Rhodes schuf das englische nach ihm benannte Rhodesien und zerstörte Deutschlands Träume, d. h. wirk­liche Träume, denn die deutsche Expansions­politik in Südwestafrika hatte sich schlafen ge­legt, sonst hätte dieser englische Keil nicht ge­schaffen werden können. Bei den Verhandlungen des Reichskanzlers Caprivi mit den Engländern

über die Abgrenzung der Ländergebiete gelang es der englischen Zähigkeit, auch den größten Teil des von Deutschland beanspruchten, aber niemals tatsächlich in Besitz genommenen Ter­ritoriums zu erlangen. Den Deutschen blieb als Zeichen ihrer damaligen Ohnmacht der Zipfel. Der Otavibahn fällt durch die Ent­deckung der Diamantfelder plötzlich eine schöne Frucht in den Schoß. Sie braucht ihre bis Tsumeb führende Bahnlinie nur zu verlängern, und der Anschluß der Diamantfelder ist er. reicht. Bedenken könnte lediglich der Umstand erregen, daß wir nun auch in die unmittelbare Nachbarschaft der Ovambo geraten, dieses wilde­sten aller südwestafrtkanischen Stämme, dem wir bislang noch aus dem Weg gegangen sind.

In Deutsch.Südwestafrika ist ein wesentlicher Fortschritt in der Wiederherstellung friedlicher Verhältnisse erzielt werden: Der Stamm der Bondelzwarts (der, wie erinnerlich, durch seine Erhebung Ende 1903 den Anstoß zu dem allgemeinen Aufstand der Hereros und Hottentotten gegeben hat) hat sich unterworfen. Johannes Christian mit seinem nächsten Anhang hat sich dem Oberstleutnant v. Estorff in Hei- rachabis gestellt. Die Zahl der Männer beträgt 165, die der abgegebenen kleinkalibrigen Ge­wehre 124, Zerstreute Banden und Stammes­angehörige, die auf britischem Gebiet zurückkeh­ren, sind in die Unterwerfung einbezogen. Kein Bondelzwart darf künftighin Schußwaffen tragen.

Aus den Alpen. Das höchstgelegene Berghotel in den österreichischen Alpen wird auf dem Ortler gebaut werden. Infolge des stet- genden Fremdenverkehrs sah sich die Alpen­vereinssektion Prag veranlaßt, neben der jetzt bestehenden Payerhütte (3020 Meter) auf einem gewaltigen Vorsprung der Ortlerschulter ein neues, geräumiges Hotel mit 21 Zimmern und einer Glasveranda zu errichten, das in etwa 3 Jahren vollendet sein wird. Das Ortlerhotel wird nur um 140 Meter niedriger als die Sta­tion Eismeer der Jungfraubahn gelegen sein. Auch in Trafoi und Salden werden, da durch den Bau der Vintschgaubahn diese Gebiete noch lebhafter als früher frequentiert werden, im kommenden Jahre 8 neue Hotels eröffnet.

Zürich, 27. Dez. Leopold Wölfling, der ehemalige Erzherzog Leopold Ferdinand, will sich von der ehemaligen Sängerin Adamowic, die er vor einigen Jahren heiratete, und um deretwillen er auf seine fürstlichen Vorrechte verzichtete, jetzt scheiden lassen.

Lokales.

- 44 - Wildbad, 27. Dezember. Die Weih­nachtsfeier des Liederkranzes, die im Hotel Bellevue gestern abgehalten wurde, verlief ge­mütlich. Der freundl. Konzertsaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Verein trug ansprechende Männerchöre und ein den echten Volkston treffendes Doppelquartett von Silcher vor. Unter den Chören warAm Traunsee" von Jsenmann der bedeutendste und schönste. Die von der Direktion gewonnenen Solisten hatten sich prächtige Lieder auserkoren. Frl. Luise Schwäble sang das weihevolle Lied Christbaum" sowieMorgengruß" von Mendels­ohn in so ausgezeichneter Weise, daß sie der irausende Beifall der Zuhörer zu einer Drein­gabe nötigte. Herr Postsekretär Kübel er- reute uns mit seiner kräftigen, ansprechenden Stimme durch denBarbarossa" von Silcher sowie durch den ewig schönenWanderer" von Schubert. Auch er mußte durch ein weiteres Lied dem lebhaften Verlangen der Festgäste, ihn nochmals zu hören, nachgebe». Zündend und zu Herzen gehend waren auch die Deklamationen des Herrn Kübel, echte, feierliche Weihnachts­stimmung und gesunden Humor weckend und verbreitend. Sein kräftiges, männliches Organ, sowie die gemütstiefe Art des Vortrags, be­fähigen ihn in ausgezeichneter Weise zum dekla­matorischen Interpreten. Den Mittelpunkt der erheiternden Darbietungen bildete das Schwäb. Singspiel ,,D' Achtavierz'ger" von G. Schwegel- baur. Sämtliche 6 Mitwirkende entledigten sich ihrer dankbaren Aufgabe mit viel Geschick. Den verschrobenen 48erKaspar Leimhaf" zeichnete unser stets bewährter Herr Fr. Seifer t in durchaus gelungener, mitunter meisterhafter

Weise. Seine treue Gattin, die ihn auf Irr- und Fehlwegen nicht verläßt, stand ihm dabei würdig zur Seite. Gewiß! Frl. Stauden­mayer führte die Rolle der FrauLeimhäfin" vorzüglich durch. Und Frl. Mina Schwiz- gäbele wußte gesanglich und darstellerisch das kernige, gemütvolle, schelmische Schwabenmädel Die Liesel" prächtig wiederzugeben. Recht herzlich und gewinnend gab Herr Schnitzler den wackeren SchwabenjünglingAugust." Der etwas steife und selbstbewußte HerrPolizei­direktor" fand in Herrn Rob. Fritz den richti­gen Mann. Nicht vergessen wollen wir die drollige Figur des Herrn Schmiedmstr. Krauß, dem der Haarkünstler den Stempel eines gehorsamen alten Polizeisoldaten aufzudrücken verstand. Das ganze Stück verrät echt schwäbischen Humor und schwäbische Gemütlichkeit. Wohl alle An­wesenden hat es erquickt und befriedigt, wenn auch ganz still da und dort sich die Frage er­hoben hat: Gibt's wohl noch heute solche naiven und betörtenAchtavierz'ger" wieKaspar Leimhaf"? Den Schluß der schön verlaufenen Feier bildete der Tanz, an dem sogar auch Leute mithöheren Semestern" teil genommen haben. Man munkelt, daß die letzten Gäste erst in früher Morgenstunde daran dachten, daß uns allen das Wort gilt:Alles nimmt ein End' hienieden!"

Wildbad, 27. Dez. Gestern hielt der hiesige Turnverein seine Weihnachts-Feier in üblicher Weise ab. Trotz der am gleichen Abend stattgehabten Aufführung des Lieder­kranzes war die Turnhalle vollbesetzt, dank der Anziehungskraft, die der Turnverein auS- übt durch seine turnerischen Vorführungen, ins­besondere die kunstvollen Pyramiden. Die Tur­nermusik eröffnet? den Reigen durch einen flotten Eröffnnngsmarsch, dann folgten frische Männer­chöre geleitet von Herrn Musikdir. Wörner. Auch dem Humor wurde Sorge getragen, durch humoristische Aufführungen, die durchweg als gelungen zu bezeichnen sind. InFlora" traten aus die Herren W. Schill (als Gastwirt), Frl. Wacker (als Flora), W. Horkheimer (als Reisender) und Fritz Treiber (als Frachtfuhr­mann). InEine Anmeldung zur Stamm­rolle" wirkten mit die Herren: Wilh. Schill, W. Horkheimer, Fritz Treiber und Fritz Bott. Insbesondere gefiel das Stück: Der verwechselte Ehemann", das wahre Lachsalven hervorrief. Die Mitwirkenden waren die Herren :R. Horkheimer, Frl. P. Wacker, Ad. Dommer, K. Horkheimer. A. Eberl e, und W. Bechtle. Große Heiterkeit erregte auch das gelungene CoupletJochen Karl als herrschaftlicher Diener", vorgetragen von Hrn. Joseph Eitel. Am besten wohl aber ge­fielen die künstlerisch vorgeführten Pyramiden von dem rührigen, eifrigen Turnwart Herrn I. Eitel. Hierauf folgte die übliche Ga- benverlosung, die manche Enttäuschung aber auch manche Ueberraschung brachte. Daran schloß sich dann das übliche Tänzchen. Die Bewir­tung besorgte Hr. Funk z. Graf Eberhard. Den Herren vom Vorstand gebührt vollste An­erkennung für die vielen großen Mühen, die die Einleitung solcher Vorführungen mit sich bringt.

MntevhattenSes.

Das Testament.

Erzählung von Georg Hartwig.

(Forts.) (Nachdruck verboten.)

Ah, ich gratuliere/' fiel Höckner verbind­lich ein und schüttelte Balder die Hand.

Dank für Ihre Teilnahme als Jugend­bekannter meiner Braut sich der Herzensgüte derselben in maßloser Selbstüberhebung rühmt. Sie verstehen, worauf ich hinaus will? Mich reizen um jeden Preis. Wollte Gott, wollte Gott, die Kugel eines ehrlichen Mannes träfe ihn! So wäre ihm wohler als jetzt."

Dieses Duell, erkläre ich Ihnen, mein teurer Herr, ist vorderhand unmöglich gewor­den. Was wollen Sie von einem Manne, der unter dem Verdachte des Raubmordes steht? Wahren Sie Ihr Leben zu besseren Zwecken,