kehr ist teilweise unterbunden. In Nikko sind 600 Personen vom Wasser abgeschnitten. Der Bezirk von Ku-Fu bildet einen ungeheuren See. In Moizuwotu stehen 400 Häuser unter Wasser. Die Bewohner haben sich aus die Dächer der Zelte gefluchtet, wo ihnen Hilfe ge­bracht w>rd.

Ne wy ork, 17. Juli. Zwischen Salvador und Guatemala ist ein Waffenstillstand zustande gekommen. Die Gesamtvcrluste betragen 7000 Mann, darunter 2000 Tote.

Lokales.

Wild bad, 21. Juli. Die Besucher der gestrigen Matinee hatten Gelegenheit, durch einen Vertreter der Firma Ludwig Huofeld,A.-G. Leip­zig einen neuen KlavierspielapparatPhonola" kennen zu lernen, unzweifelhaft das vollendetste, was auf diesem Gebiete erreicht werden kann DiePhonola" ist eine höchst geistreiche Er> findung, die dem Laien das Studium des Klavierspiels erspart und es ihm dennoch er­möglicht, sich den Genuß künstlerischen Klavier­spiels zu verschaffen. Der Apparat wird an den Flügel oder das Piano gestellt, die Noten­rolle eingesetzt, nun setzt man sich vor das Pianola und dasKlavierspielen", das jetzt nur mehr in dem Treten der Pedale besteht, kann beginnen. Glückliche Jugend! Nun brauchts kein Klavierspielenlernen, keine Akkord-, Ton­leitern- oder Fingerübungen mehr, die Phonola spielt und zwar besser, als man es zu lernen vermöchte. Man braucht nur 950 Mk. soviel kostet die Phonola und der Klavier- Künstler ist fertig, außerdem muß man natür­lich ein Klavier haben. Der Vortrag mittelst der Phonola und den Künstlerrollen war tatsächlich öfter dem Handspiel eines Künstlers zum verwechseln ähnlich. Die ver­schiedenen Auffassungen der Künstler kamen deutlich zu Gehör, besonders war dies zu be­merken bei dem doppelten Vortrag des Chopinschen Walzers op. 42 in ^.s-äur und zwar zuerst im Originalfpiel von Teresa Carreno, sodann in demjenigen von Xaver Scharwenka. Das zahlreiche Publikum folgte den Vorträgen mit Interesse und spendete leb­haft Beifall.

Wildbad, 20. Juli. (R i t t e r s h a u s- Konzert.) Der Sänger Alfred Rillers­haus, ein Sohn des Dichters, sinket allüber­all eine herzliche Aufnahme, die ihm ob seiner hervorragenden dramatischen Gesangskunst anch gebührt. Wenn wir auch die glänzenden Kri- tiken über die von ihm gegebenen Konzerte nach dem hier von ihm Gehörten nicht bedingungs­los unterschreiben möchten, das muß zugegeben werden, in den dramatischen Programm-Num­mern zeigt er große Gestaltungskraft und glän­zende Stimmittel, die er sehr gut zu verwer­ten versteht. Ein Tenor von großem Umfang, Kraft und Ausdauer. Frl. Kleinhanns verfugt über eine meisterhafte Technik und einen innigen Anschlag, daraus resultiert ein seelenvolles Sprel. Auch die Begleitung der Gesangsnummern war entzückend. Der Kon­versationssaal war trotz des herrlichen Som­merabends von einem kunstbegeisterten Publikum das mit Büfall nicht kargte, gefüllt.

Morgen Sonntag Nachmittag halb 4 Uhr findet in den Kgl. Anlagen das Bene- fiz-Conzert für die Mitglieder un­seres vortrefflichen Kurorchesters statt. Da die Kurkonzerte einen so wichtigen Faktor in unserem Badeleben bilden unv wir den Aufführungen unseres erstklassigen Kur­oralesters so viele genußreiche Stunden verdan­ken, wäre ein recht zahlreicher Besuch dieses Extraconcenes zu wünschen.

Von der Generaldirektion der Staats­eisenbahnen sind nach dem St.-A. bei dem Ministerium der auswärtigen Angel., Verkehrs-! abtlg., u. a. nachstehende Fahrplanänderungen! für den Winterdienst 1906/07 beantragt worden: Pforzheim-Wildbad: Der an Sonn-' und Feiertagen laufende Personenzug 1213 Pforzheim ab 1.54 nm. Wildbad an 2.46 nm. soll nur im Okt. und April ausgeführt werden. Die hauptsächlich der Arbeiterbeförderung dienenden Personenzüge 1160, Wildbad ab 4.28 vorm. Pforzheim an 5.2H vorm, und 1178 Neuenbürg ab 6.14 vorm. Pforzheim an

6.24 vorm., sollen nur bis 13. Oktober und ab 15. März in diesem Kurs, vom 15. Okt. bis 14. März aber wie folgt laufen: Nr. 1160 Wildbad ab 6.33 vorm., Pforzheim an 7.27 vorm., Nr. 1178 Neuenbürg ab 7.16 vorm. Pforzheim an 7.41 vorm. Infolge hievon soll der Personenzug 1173 Pforzheim ab 5.31 vorm. Neuenbürg an 5.57 vorm, vom 15. Okt. bis 14. März in Wegfall kommen.

Unterhaltendes.

Sergeant Twielen.

Humoristische Skizze von Max Pollaczek.

(Schluß) (Nachdruck verbotn.)

Diebeidens chritten unterdessen munterfox"hal­ten sich in der Stadt gar nicht aus, sondern begaben sich direkt zum Hafen, wo sie in der Wartehalle ihr Gepäck hinterlegten. Dabei tra­fen sie sich und Twielen konnte sehen, wie einer den anderen argwöhnisch musterte. Getrennt spazierten sie wieder in die Stadt zurück und nun ereignete sich etwas, was dem Verfol' ger einen bedeutsamen Fingerzeig gab. Wäh­rend der eine sich unter dem Zelt des Hotels niedersetzte und der ander: ein Frühstück be­stellte, ging der andere ins Rathaus. Daß sich der Kassierer nicht in die Höhle des Löwen begeben würde, stand ihm fest, also war der Frühstückende der Verdächtige. Er schlängelte sich also in seine Nähe und beobachtete ihn. Aber in diesem Augenblicke kam der andere wieder nach kurzem Aufenthalte heraus und nun änderte sich Twielens Meinung mit einem Schlage. Ter Mensch trug jetzt einen Vollbart und statt des steifen Hutes einen weichen. Twielen war starr. Das ging über alle Be­griffe : da ging der Kerl ins Rathaus, um sich in einem der dunklen Korridore zu maskieren, las sich womöglich noch seinen eigenen Steck­brief durch, und glaubte so durch die Lappen gehen zu können. Aber er hatte es mit Twie­len zu tun und der hatte sich nicht täuschen lassen. Jeder Zweifel war jetzt gelöst und Twielen bat innerlich dem Frühstückenden sei­nen Verdacht ab. Wie hatte er ihn nur he­gen können, allein der gute Appetitt des Gas­tes zeugte von seinem gute» Gewissen.

Nun war es aber Zeit, zuzugreifen. Er brach gleichzeitig mit dem Blonden auf, der eine Zeche bezahlte. Das Dampfschiff wartete chon. Der Unschuldige kramte sein Gepäck zu- ammen, der Verdächtige aber hatte es schon liegen lassen und stand an der Landungsbrücke.

So ein Filou," dachte Twielen,denkt vielleicht einen etwaigen Verfolger glauben zu machen, daß er gar nicht mitwolle. Freilich, wenn mau so viel Geld in der Brusttasche hat, kann man so eine Ledertasche und eine Plaid­rolle ruhig vermissen."

Als wolle der Mann diese Gedanken bestä­tigen, griff er in diesem Moment in die innere Rocktasche, sicher um sich zu vergewissern, ob alles da sei. Es hatte das dritte Mal geläu­tet und der Unschuldige eilte zum Dampfer. Der Verkleidete machte eine Bewegung, als wolle er auf ihn zueilen, er streckte den Arm aus, aber im selben Augenblick wurde er zu- rückgcrissen, der andere sprang auf das Deck.

Mensch sind Sie verrückt, wollen Sie wohl gleich loslassen," tobte der Ergriffene.

Aber Twielen hielt ihn fest.

Herr, ich bin ein Beamter und muß je­manden verhaften."

Twielen grinste.

Genau so geht das mir auch."

Die Passagiere des Dampfers starrten neu­gierig herüber und der Kapitän war unschlüssig, ob er fortfahren sollte. Aber Twielen winkte ihm zu:Los" und der Dampfer setzte sich in Bewegung.

Der Gefangene tobte weiter und ein paar Arbeiter und Müßiggänger, die sich in der Nähe umhertrieben, beobachteten -mit größter Neugier den Vorgang. Die welche Twielen nicht kannten, glaubten, daß irgend ein Fischer eine Dummheit gemacht hätte und die ihn kann­ten, glaubten erst recht, daß hier eine Dumm­heit geschehe.

Lassen Sie mich los, Mensch, ich bin der Kriminalinspektor Müller und kann mich legi­

timieren. Ich komme soeben von Ihrem Se­nator."

Twielen lachte, aber ganz tief in ihm be­gann sich eine furchtbare Ahnung zu regen."

Na, warum legitimieren Sie sich den» nicht?"

Weil Sie mich wie einen Schraubstock fest- halten."

Twielen ließ sachte loß und einige Sekun­den später hielt ihm der Gefangene das Be­glaubigungsschreiben und die Erkennungsmarke unter die Augen. Sie halten in der Brust­tasche gesteckt. Der Sergeant war vernichtet. Auf dem Dampfer, dessen Rauchwolke am Ho­rizont allein noch zu sehen war, schwamm der Kassierer, und telegraphische Verbindung mit dem Ankunftshafen gab es nicht. Kabel sind eine teure Geschichte.

Warum haben Sie ihn nicht gleich ver­haftet?" fragte später der Polizeipräsident den Inspektor.

Weil ich fürchtete, daß er Verdacht gegen mich gefaßt und deshalb unterwegs das Geld versteckt hätte. Aus den Dampfer aber nahm er es gewiß mit."

Na, trösten Sie sich, Sie können nichts dafür, und daß die beiden Idioten, der Sena­tor und der Sergeant, nicht mehr Dummheiten anrichten können, dafür ist gesorgt."

(Ende.)

StclnöesbircH-GHronik.

der Stadt Wildbad vom 15. Juli bis 20. Juli Gebur ten:

15. Juli. Schmid, Karl Friedrich, Restaurateur hier.

1 Tochter.

18. Juli. Paucko, Johannes Otto Emil, Luchhand­lungsgehilfe hier, 1 Sohn.

Gestorbene:

14. Juli. Müller, Wilhelm hier, 10 Jahre alt.

14. Juli. Schmid, Emilie Karoline Wilhelmine, Toch­ter des Schneidermeisters Gottlob Schmid hier, 3 Monate alt.

16. Juli. Rosewald, Julie geb. Eichbcrg, Witwe des

Konzertmeisters Jacques Rosewald in San

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