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ihr 21. Lebensjahr vollendet. Sie ist am 2*>»,Ein Beweis, daß auch die kleineren Rollen
Mai 1885 in Potsdam geboren worden.
Berlin, 9. Juni. Wie dem Lokal-Anzeiger aus Kiel gemeldet wird, ist der VolkS- schullehrer Spiel an einer Flensburger Schule durch Kabinetsordre zum Reserveleutnant ernannt worden.
Stockholm, 13. Juni. Im Befinden des Königs Oskar ist eine bedenkliche Verschlimmerung eingetreten. Die ernste Erkrankung besteht in fortschreitender Herzschwäche und Verkalkung der Arterien. Der Zustand des Königs gilt als hoffnungslos.
New-Aork, 13. Juni. Ein Brand vernichtete in dem riesigen Fleischetablissement von Armour die gesamte Anlage und 1000 Tonnen frischen Fleisches.
ausgezeichnet besetzt sind: Frl. Kittner er rang in einer Episode als Modell Mirra lauten Beifall bei offener Szene: Die Regie ist immer auf ihrem Platze. Der Besuch des Theaters ist stets ein sehr guter und das Publikum von-dem Gebotenen sehr befriedigt.
Lokales.
Wildbad, 13. Juni. (Schulfache). Mit dem neuen Schuljahr sind in die unterste Klasse der Volksschule so viele neue Scbüler(79) eingetreten, daß die verfügbaren Sitzplätze nicht ausreichen. Es bot sich nur ein Ausweg, Knaben und Mädchen getrennt zu unterrichten, jedoch so, daß in einigen Fächern, bei denen ein engeres Sitzen keinen Anstand bringt, beide Geschlechter gemeinsam unterrichtet werden. Die Ortsschulbehörde hat in ihrer Sitzung vom 30. Mai d. I. beschlossen, den Unterricht an der untersten Klasse in dieser Weise zu regeln Dabei ließ es sich nicht umgehen, daß für je: des Geschlecht 3 Unterrichtsstunden auf den Nachmittag gelegt werden. Zu den Eltern der betreffenden Kinder darf man das Vertrauen haben, daß sie in Würdigung der Verhältnisse ihre Kinder auch bei der neuen Ordnung zu geregeltem Besuch der Schule anhalten werden
Wildbad, 12. Juni. Dienstag mittag von 11—12Uhr fand zur Feier derEröffnung der neuen Halle des König-Karibades dortselbst eine Matinee statt, bei welcher die Kon zertsängerin Frau Adeline Bizer-Hasen- mayer von Pforzheim mitwirkte. Die Sängerin wurde für den Vortrag der Arie aus „Das Glöcklein des Eremiten" und des Schubert'schen Liedes „Trockene Blumen" mit viel Beifall ausgezeichnet und mußte auf Ver langen das letztere Lied wiederholen. Der instrumentale Teil wurde von unsrer Kurkapelle mit gewohnter Präzision durchgeführt. Stürmisch äs. eapo verlangt wurde das Charakterstück für Streichinstrumente „Doin äu bsl", (Fern vom Balle). Der Vortrag war aber auch eine Glanzleistung. Die Halle ist sehr akustisch und in einer edlen Einfachheit gehalten, deshalb um so wirkungsvoller. Das Tageslicht dringt durch eine stilvolle Glasdecke in den Raum. Möge auch diese Neuanlage den Badegästen willkommenen Aufenthalt bieten. Für die Matinee erwies sich der Raum bei dem starken Besuch als zu klein; für Konzerte ist ja die Wartehalle nicht berechnet.
Kurtheater.) Am Dienstag gelangte zur Aufführung „Seine Kamme r- jungser". Ein französischer Schwank, voll von Pikauterien, mehr oder weniger geistvollen Witzen, möglichen und unmöglichen komischen Situationen rc. Den Darstellern gebührt wirklich alles Lob. Bis in die kleinste Nebenrolle vorzügliche Besetzung. Ohne den andern Mitgliedern des Ensembles — Damen nnd Herren — irgendwie nahetreten zu wollen, müssen wir heute Frl. Braungardt herausgreifen, die ob ihrer Vielseitigkeit und ihres temperamentvollen und dabei doch sehr gut nuancierten Spiels der „stsr" unseres Saisontheaters genannt werden darf. Von den Herren stehen ihr Dr. Senger, Kaufmann, Schönfeld und Große würdig zur Seite. — Der Mittwoch brachte nns „Renaissance", ein Lustspiel in edlen Versen. Es ist auch zu bekannt, so daß sich ein Eingehen auf den Inhalt erübrigt. Frl. Braungardt kreierte ihre Knabenrolle ausgezeichnet, Frl. Fels egg war eine würdige Marchesa, die das Wiedererwachen der Liebe wirklich verjüngte, Herr Schönfeld, ein vortrefflicher Maler und Herr Grosse ein lebendig gewordener „Grützner". Nicht zu vergessen ist die kleine Coletta (Frl. Groa) mit dem pedantischen lateinischen, durch die Liebe geheilten Magister Severino (Hr. Hille).
WnterHattenöes.
Zwei Hundertmarkscheine.
Erzählung von Rudolf Jura.
(Nachdruck verboten.)
„Ich an seiner Stelle/ entgegnete Gertrud mit funkelnden Augen, „würde dir das nie verzeihen. Denn Untreue ist die schlimmste Undankbarkeit. Sie ist die Undankbarkeit des Herzens. Ich kann es dir selbst als deine Schwester nicht verzeihen, wie schändlich du an ihm gehandelt hast. Aber Heinrich ist viel besser nnd edelmütiger als ich. Er ist immer so voller Liebe. Es würde mich nicht wundern, wenn er gütig genug wäre, dir zu verzeihen."
„Ich denke auch, er wird es tun. Schon aus Freude, von dem schimpflichen Verdacht wieder befreit zu werden, der noch auf ihm ruht. Dann kann er seine Tätigkeit ungestört wieder aufnehmen, und wir werden sehr vergnügt und sorglos und wieder ganz glücklich miteinander leben, zumal wenn er dann mit seiner Erfindung viel Geld verdient. Ich danke dir wirklich für deinen guten Rat, Gertrud. Nun ich den Entschluß gefaßt habe, Heinrich alles zu sagen, ist mir wirklich schon ganz leicht ums Herz."
Es war ihr hauptsächlich deshalb leichter ums Herz, weil sich jetzt im Innern eine recht günstige Darstellung der unglücklichen Geschichte zurechtgelegt hatte, durch deren Erzählung sie sich ihrem Manne gegenüber weit weniger blos stellen würde, als sie es dummer Weise eben vor der Schwester getan hatte.
Mit ihrem süßesten Unschuldslächeln blickte sie daher noch einmal in Gertruds strenges Gesicht und sagte in kindlich herzlichem Tone
„Aber nicht wahr, Gertrud, auch wenn ich es ihm dann gesagt habe, läßt du dir nie merken, daß ich es dir auch gestanden habe. Er soll nicht denken, daß außer ihm noch jemand darum weiß. Ich glaube, das ist besser für seine Ruhe. Du kennst ihn ja, wie empfindlich er ist. Vor jedem Mitwisser der dummen Geschichte würde er sich schämen, als hätte er selbst seine Dummheit gemacht. Vor dir hat er ja immer eine ganz besondere Ehrfurcht und Hochachtung gehabt. Vor dir würde er sich auch am meisten schämen, daß er eine so schlechte, leichtsinnige Frau hat wie ich es bin."
Gertrud beruhigte sie über diese Sorge eines Zartgefühls, das sie ihrer oberflächlichen Schwester garnicht zugetraut hatte.
Er wird mir nichts anmerken/ sagte sie. „Geradezu belügen kann ich ihn natürlich nicht Aber es wird nicht schwer sein, ihm ein Wissen zu verbergen, nach dem er mich nicht fragen wird. Ich will ja von Herzen gern alles tun und lassen, was geeignet ist ihm die schwere Last zu erleichtern."
Im Bewußtsein ihres edelmütigen Entschlusses legte sich Anni an diesem Abend mit sehr ruhigem Gewissen zu Bett und begab sich am nächsten Vormittag aus das Gericht, um ihre frühere Aussage zurückzunehmen und Georg von Hankwitz als den tätsächlichen Vorbefitzer der gefälschten Scheine anzugeben. Sie tat dies um so leichteren Herzens, als Georg von Hankwitz ja längst über alle Berge, einer etwaigen Verfolgung also nicht mehr erreichbar war.
Ihre neue Angabe wurde zu Protokoll genommen, fand aber natürlich einiges Mißtrauen.
„Wann kommt denn nun mein Mann?" fragte sie.
„Der ist bereits wieder da."
„Aber er wird doch nun sofort freigelassen?"
„Das ist durchaus noch nicht sicher."
„Weshalb denn nicht? Er ist ja unschuldig und hat mit den falschen Scheinen garnichtS zu tun gehabt."
„Das behaupten Sie jetzt, Frau Kullmann, nachdem Sie vor ein paar Tagen das Gegenteil gesagt haben. Auch Ihr Mann selbst hat in
Dresden bereits eingestanden, Ihnen die Scheine gegeben zu haben."
„Das ist ja ganz unmöglich."
„Und doch hat er es gestanden."
„Dann hat er es nur getan aus Rücksicht auf mich, um mich nicht Lügen zu. strafen. Ich habe Ihnen ja eben erzählt, daß ich die Scheine von Herrn von Hankwitz habe, der hier im Hotel zum Engel gewohnt hat und vor ein paar Tagen wieder abgereist ist."
„Frau Kullmann, entweder haben sie heute die Unwahrheit gesagt, oder damals, als Sie zuerst vernommen wurden. Was soll man Ihnen nun glauben?"
„Was ich jetzt gesagt habe. Damals habe ich gelogen."
„Und was hat Sie damals veranlaßt, zu lügen? Wollten Sie diesen geheimnisvollen Herrn von Hankwitz schonen?"
„Nein, ich wußte ja damals noch garnicht, daß er ein Betrüger und Fälscher war. Aber ich wollte nicht, daß es bekannt würde, daß er in unserem Laden gekauft hat. Mein Mann ist sehr eifersüchtig und kann den Herrn von Hankwitz nicht leiden. Er sollte nicht wissen, daß ich auch nur mit ihm gesprochen habe. Deshalb verleugnete ich lieber den Herrn von Hankwitz, weil ich dachte, alles was ich vor Gericht aussage, wird öffentlich bekannt gemacht. Das war sehr unüberlegt von mir."
„Aber ich wußte ja garnicht, um was es sich handelte, und daß die Scheine gefälscht waren. Nun ich das weiß und sehe, daß mein Mann dadurch unschuldig in Verdacht gekommen ist, sage ich natürlich lieber die Wahrheit, wenn mein Mann auch noch so sehr schilt."
„Das klingt nicht sehr glaubhaft, Frau Kullmann, und wenn Sie nicht beweisen können, daß dieser Herr von Hankwitz . . ."
„Aber natürlich kann ich das beweisen," rief sie, von einem plötzlichen Gedanken ergriffen, auf den sie zu ihrer eigenen Verwunderung nicht früher gekommen war. „Unser Gehilfe Göhlein ist Zeuge, daß er mir den einen Schein im Laden gegeben hat zum Wechseln. Er muß es gesehen haben, daß ich dem Herrn dafür fünf Zwanzigmarkstücke auf den Ladentisch gezählt habe. Dann wünschte der Herr auch noch einen Tausendmarkschein gewechselt zu haben, und Böhlein ist mit dem Tausendmarkschein iu das Bankgeschäft von Rittlewsky gegangen. Fragen Sie nur Herrn Böhlein und erkundigen Sie sich auch in dem Bankgeschäft. Vielleicht war der Tausendmarkschein auch gefälscht. Einem solchen gewissenlosen Betrüger ist alles zuzutrauen."
Diese Augaben Frau Kullmanns erschienen beachtenswert. Es wurden sogleich die nötigen Erkundigungen eingezogen, und nach andert- halbstündigem Warten hatte sie die Genugtuung, ihre heutigen Aussagen bestätigt zu sehen.
Herr Böhlein besann sich sehr genau auf das Wechseln der beiden Scheine. Das Bankgeschäft von Ritlewsky sowohl wie der Wirt vom „Engel" stellten mit Betrübnis in ihren Kassenbeständen je einen der halbfalschen, aus der Reichsdruckerei gestohlenen Tausendmarscheine feste. Ein Herr von Ha.l,vi : hatte tatsächlich vor einigen Tagen im „Engel" gewohnt und war dann nach seiner Angabe nach Frankfurt am Main abgereist.
Auf eine telegraphische Anfrage in der Frankfurter Pnlizeidirektion war die Antwort eingelaufen, daß auch dort einige falsche Tausend- und Hundertmarkscheine aufgetaucht seien. Es unterlag also keinem Zweifel mehr, daß der von Frau Kullmann angegebene Herr von Hankwitz der Verbreiter dieser falschen Scheine war.
(Fortsetzung folgt.)
Lpgür'g
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Fr. Schmelze, Wildbad
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