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Hirzu: Illustriertes Sonntagsblakt und während der Saison: Amtliche Fremdenliste.

Nr. 67.

I

Samstag, den 9. Juni 1906.

I 42. Jahrgang.

Rundschau. s

Se. Maj. der König hat den Post- assistenten Hitler in Altcnsteig zum Postsekretär bei dem Postamt Nro. 1 in Heilbronn befördert.

Die Schulstelle in Grüsenhoufen (Neuen­bürg) wurde dem Schull. Rühle in Oberniebels­bach übertragen.

Stuttgart, 7. Juni. Die diesjährige > Königsparade findet am 12. Juni auf dem! Cannstalter Exerz crplatz und zwar auf dem ' Untertürkheim zu gelegenen Teile desselben statt.

Dedenhausen, 6. Juni. Ihre König!. > Majestäten sind heute Mittag mit Gefolge hier ^ eingelroffcn. Am Bahnhof in Tübingen war zur Begrüßung Oberamtmann Oberreg,erungs- rat Preu erschienen. Hier im Schloßhof wur­den Ihre König!. Majestäten von Hofjäger-' meistcr Freihrn. v. Gaisberg-Schöckingcn, Ober-! sörster Pfizenmayer, Pfarrer Ejsig und Schult­heiß Volle begrüßt. Unterwegs arbeitete Seine Majestät mit dem Kabiaeltssekretär. Im Ge­folge befinden sich die Palastdame, Gräfin o. Uxkull-Ghllenband, Hofdame Frenn v. Süß- kind-Schwendi, Oderhofmarschall Frhr. v. Wöll- warlh-Lautcrburg, Oberhofmeister Frhr. v. Rei­schach, Flngeladjulant Hanptmaun Doerlenbach und Kavinettssekretär Legationsrat Frhr. von Gültlingen. !

Stuttgart, 7. Juni. Die Einführung der Lernmittelfreiheit an den hiesigen Volksschulen stand als erster Punkt ans der Tagesordnung der heutigen gemeinschaftlichen Sitzung der bür­gerlichen Kollegien. Im Gemeinderat wurde bekanntlich die Lehrmittelfreiheit mit 20 gegen 6 Stimmen beschlossen. Der stellvertretende Obmann des Bürgerausschnsses, Rechtsanwalt Dr. Milezewski gab die Erklärung ab, Laß der Burgeransschuß in semer Mehrheit dem Be­schluß des Gemeinderats nicht beitrete. Nach einer lebhaften Debatte wurde die Lernmittel­freiheit vom Bürgerausjchuß in namentlicher Abstimmung mit 15 gegen 0 Stimmen abgelehnt.

Stuttgart, 8. Juni. Seiner ersten Sen­dung von Liebesgaben für die deutschen Soldaten Deutsch-Südwestaflika ließ der Württemb,

m

Landesverein vom Roten Kreuz gestern eine weitere folgen, die in 1008 Palelen i» 28 mit Zinkeinsatz verpackten Kisten Leibwäsche, Genuß- mittel und sonstige Gebrauchsgegenstände enrhäll.

Stuilgart, 5. Juni. In der letzten Ver­sammlung oer ausgesperrten Buchbinder wurde mitgeteili, daß nunmehr sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen beim hiesigen Gewervegerichl wegen Kontraktbruchs eingeklagl sind.

; (Bundestag des Württembergi-

fchcn Kriegerb u n des i» Tübingen vom 9. bis 11. Juni 1906.) Das Landcskriegerfest sieht nunnichr hart vor der Türe. Tübingen hat seinen alten Reiz als Anziehungspunkt auch auf die Kriegrr nicht verfehlt. Es haben ihr sicheres Erscheinen zugcsagt.' vom Neckarkreis 164 Vereine mit 3242, vom Schwarzwaldkrcis 335 Vereine mit 9911, vom Jagstkreis 40 Vereine mir 285, vom Donaulrcis 77 Vereine mit 1023 Mitgliedern. Insgesamt erscheinen also 616 Vereine, mit weit über 14300 Mitgliedern. Nimmt man die Tübinger Krieger noch hinzu, so werden sich im Huldigungszng vor dem König 345 Fahnen, verschiedene Musikkorps und 15000

Krieger bewegen. Macht der Himmel an Trini­tatis ein sreundlichesGesicht, so steht ein glän­zender Verlauf des schönen Festes bevor.

(Sonderzug anläßlich des 18. Bundes­tages des Württ. Kriegerbundes am 10. Juni von Pforzheim nach Tübingen.) Pforzheim ab 5.15 vorm. Brötzingen ab 5.23 Dill- Weißenstein ab 5.28 Unterreichenbach ab 5.37 Lrebenzell ab 5.46 Hirsau ab 5.54 Calw ab 6.03 Teinach ab 6.10 Na­gold ad 6.43 (Anschluß von Altensteig) Tübingen an 8.l5 Rückfahrt: Tübingen ab 6.40 abends.

Rottweil, 6. Juni. Der heute hier ab­gehaltene 21. Verbandstag der Wirte Württem­bergs nahm in der Umgeldsfrage eine Resolution an, wonach vor den nächsten Landtagswahlen die Kandidaten auf die Umgeldswünsche des Wirte-Lerbands festgelegt und die Stimme nur solchen Kandidaten gegeben werden soll, die rückhaltlos versprechen, für die Abschaffung des Umgelds elnzntreten. Gleichzeitig wurde der geschäftsführende Ausschuß beauftragt, an der zuständigen Stelle sich darüber Auskunft zu verschaffen, warum dem seinerzeiligen Beschluß der Abgcordnctenkammmer betr. die Durch­schnittspreisberechnung und die Entlastung der billigeren Weine bis jetzt noch nicht entsprochen wurde. Ein werterer Beschluß richtete sich ge­gen die Auswüchse des Flaschenbierhandels es wurde in dieser Beziehung witgeteilt, daß eine, die höhere Besteuerung des Flaschenbier­handeis bezweckende Eingabe an die Regierung und die Abgeordnetenkammer gerichtet worden ist. Der wurtt. Brauereiverband soll um seine Unterstützung zur Bekämpfung der Auswüchse des Flaschenbierhandels angegangen werden. Einem Antrag des Wiitevereins Gmünd gemäß soll auch dem Bierverkaus durch die Fabrik- Kantinen in Zukunft besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. W.itere Gegenstände der Beratung bildeten die Anlialkoholbewegung, die Ruhezeitoerordnulig im Bäckereigewerbe und das hauptsächlich im Remstal noch übliche Eintreten der Trauben im Herbst; in letzterer Beziehung wurde beschlossen, bei den betreffen­den Schultheißenämtern vorstellig zu werden, damit das unappetitliche Eintreten von Trau­ben sobald als möglich abgeschafft werde. Der nächstjährige Verbandslag wird in Ludwigsburg abgehnllen werden.

Neu-Ulm, 5. Juni. Der bei der hiesigen Eskadron des 4. bayr. Chevauxleger-Regiments dienende Chevanxleger Freihardt von Ulm nahm in der Nacht zum Pfingstsonntag bei der Heim­kehr zur Kaserne den Weg über die für jeden Fußgängerverkehr gesperrte Effenbahnbrücke. Hiebei wurde er von einer Maschine erfaßt und so schwer verletzt, daß er mit dem Leben kaum davonkommen dürfte. Er trug eine schwere Kopfwunde davon, außerdem wurde ihm ein Fuß oberhalb des Knöchels und 5 Finger einer Hand abgefahren. Erst früh 4 Uhr fand man den Schwerverletzten.

Aus dem bayr. Allgäu, 7. Juni. Heute wurde in Sonthofen das Haus des Konditors Köberle durch Ingenieur Rückgauer aus Stutt­gart um 1,70 Meter gehoben. Die Hebung I giiig glücklich voltstatten.

Feldkirch, 8. Juni. Der Schriftsetzer Arnold Sippel, der cingestanden hat, am 30. Juli 1905 den schottischen Sprachlehrer Thomas Neid bei Heidelberg erschossen und beraubt zrr haben, ist wegen dieses Raubmords zu 20 Jah­ren Kerker mit Verschärfungen verurteilt worden.

Ehrwald, 4. Juni. Beim Aufsteigen aus die Zugspitze ist gestern nachmittag */,4 Uhr die 25 Jahre alte Kaufmannsgattin Therese Dinzkletter aus Pfersee bei Augsburg von den Ehrwalder Köpfen in die sogen.Ludergrube" abgestürzt und hat dabei den Tod gefunden. Die Leiche wurde bereits geborgen und hierher verbracht, von wo aus morgen die Ueberführ- ung nach Pfersee erfolgt. Wie verlautet, wurde die Frau von einem rollenden Stein am Kopf getroffen, betäubt und ist dann vor den Augen ihres entsetzten Mannes lautlos in die Tiefe gestürzt. Der Ehegatte, der bei der Leiche in Ehrwald verweilt, ist vollständig gebrochen.

Melk, 8. Juni. Ein hiesiger Bürsten­binder wurde von einem an der Herkomer- Konkurrenz teilnehmenden Automobil überfahren und sofort getötet. Der Mann, der schwerhörig war, ist, den Berichten von Augenzeugen zu­folge direkt in den Wagen gelaufen.

Nach einem dem Braunschweigischen Landtag zugegangenen Lotterievertrag hört die Braunschweigische Lotterie im Juni i960 auf Preußen zahlt die ersten 5 Jahre 475000 Mk Jahresrente, später als Höchstbetrag 450000 jährlich.

Essen, 7. Juni. Von hier wird den B. N. N." berichtet, daß der Bräutigam von Fräulein Krupp, Legationsrat von Bohlen und Halbach, im Herbst seinen Abschied aus dem Staatsdienst nehmen wird, um in die Ver­waltung der Kruppschen Aktiengesellschaft einzu- lreten. Gelegentlich der Verlobung erhielt Frau Krupp sowohl von dem Kaiser als auch von dem Großhcrzog von Baden überaus herzlich abgefaßte Telegramme. Frau Krupp hat aus Anlaß der Feier für die alten Vete­ranen der Arbeit mit einem Kostenaufwand von 1 Million Mark ein Altersheim begründet.

Wien, 7. Juni. Kaiser Wilhelm ist gestern vormittag zur vorgesehenen Zeit hier eingetroffen und vom Kaiser Franz Joseph aufs herzlichste empfangen worden. Bald nach dem Eintreffen in Schloß Schönbrunn empfing Kaiser Wilhelm den Minister des Auswärtigen, Grafen Golu- chowski, den ungarischen Ministerpräsidenten Dr. Wekerle und den österreichischen Minister­präsidenten Freiherrn v. Beck. Dann begab sich der Kaiser in die Kapuzinerkirche und legte am Sarge des Kronprinzen Rudolf einen Kranz nieder. Um 1 Uhr fand beim deutschen Bot­schafter ein Frühstück statt, an dem beide Mo­narchen teilnahmen.

Auf der Wiener Kaiser-Zusammenkunft hat das ungesckwächte Fortbestehen des Drei- buades von neuem feine Bestätigung erfahren. Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph ha­ben an den König von Italien ein in franzö­sischer Sprache abgefaßtes Telegramm gerichtet, das in der Uebersetzung lautet:Zu zweien vereinigt, übersenden wir unserem dritten treuen Verbündeten den Ausdruck unserer unveränder­lichen Freundschaft. Wilhelm. Franz Joseph."