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Lokates.

Atzmiz der diirgerWn Kidegim

vom 5. Mai 1906.

Der von der Stadtgemeinde mit den Wiesen­besitzern am Hochwiesenweg, in deren Grund­stücke die neue Wasserleitung gelegt werden soll, abgeschlossene Servitutcnvertrag wird genehmigt. Die Mehrzahl der Wiesenbesitzer erhält eine Entschädigung von je 10 Mk. Gottlieb Schmid zur Hochwiese, dessen Liegenschaft auf die Länge von ca. 200 m von der Wasserleitung durch­schnitten wird, beansprucht, nachdem er seine ursprüngliche Forderung bedeutend ermäßigte, eine Entschädigung von 600 Mk. Eine Um­gehung der Schmid'schen Liegenschaft ist nur mir einem ganz bedeutenden Mehraufwand möglich, weshalb die Schmid'sche Forderung ge- nehmigt werden mußte. Der Freihandzeichen­unterricht an der Realschule wird, wie un ver­flossenen Schuljahr, auf 4 Stunden festgesetzt unter Beibehaltung der seither hiesür bezahlten Belohnung von jährlich 150 Mk.

Der mit August und Theodor Bechtle ab­geschlossene Kaufvertrag wird genehmigt. Die Gebrüder Bechtle treten von dem Areal ihrer neuerworbenen Liegenichaft an der König-Karl­straße eine Fläche von 92 gm um einen Kauf­preis von 5 Mk. an die Stadtgemeinde zur Ver­längerung des Auslauskanals zum Elektrizitäts­werk käuflich ab. Die Stadtgemcinde verzichtet hiegegen aus das ihr zustehende mit dem von Witwe Schweizer erworbenen Grundstück ver­bundene Recht auf Verbot eines Wntschaftsbe- triebs auf der Bechtle'scheU Liegenschaft, über­dies gestattet die Stadt den Gebrüdern Bechtle aus die Grenze gegen das früher Schweizerische Grundstück zu bauen und ihren etwaigen Neu­bau aus die zu errichtende Ufermauer auszusetzen. Diese Mauer ist von der Stadt nur bts in den Bereich der Granitfelsen beim Bechtle'schen Grundstück auszusühren.

Vom 19. Mai 1906.

Die Gesuche des Karl Bolz, Holzhauers beim Windhof um käufliche Ueberlassung der Parz. 1647f1, des Karl Rau, Straßenwarts um Abtretung der Parz 1600j9 und des Louis Kappelmann, Hoflieferanten hier, um käuf­liche Abtretung der Parzelle 647 in der Renn­bachstraße werden abgelehnt. Sämtliche 3Grund­stücke find jo gelegen, daß ihre spätere Ver­wendung für die Zwecke der Startgemeinde in Betracht kommen kann.

Nachdem Korbmacher Treiber seine Stelle als städt. Laternenanzünder gekündigt hat und durch die Ausdehnung der Straßenbeleuchtung die Anstellung eines weiteren Laternenanzünders notwendig erscheint, auch die Besorgung eines Anzündbezirks durch das Personal der Gas­fabrik nicht mehr möglich ist, beschließen die bürgerlichen Kollegien, für die Besetzung von 3 Laternenanzünderstellen Bewerberausrus zu erlassen. Da die Anzündbezirke durch die neue Einteilung beträchtlich kleinere werden, wird die Belohnung der Laternenanzünder zukünftig auf je 1 Mark pro Nacht, statt seitheriger 1 Mk. 10 Psg., festgesetzt.

Der Stadtvorstand teilt mit, daß die Kgl. Domänendireklion durch Erlaß vom 11. Mai ds. Js. sich bereit erklärt habe, den Aufwand für die seither von der Badoerwaltung und der Stadt gemeinsam besorgte Reklame für unseren Kurort allein zu tragen und zwar schon vom laufenden Rechnungsjahr ab. Die Domänen­direktion knüpst aber die Voraussetzung daran, daß die Stadtgemeinde die hiedurch verfügbar gewordenen Mittel von annähernd 4000 Mark wieder im Interesse des Kurorts, insbesondere für Anlage und Erhaltung von Wegen ver­wende. Der Stadtvorstand zollt dem freund­lichen Entgegenkommen der Kgl. Domänendirek­tion in dieser Frage Worte warmen Dankes und beantragt, tue hiedurch zur Verfügung steh­enden Mittel zu einer besonderen Reklame für unsere Badestadt, bei welcher den Wünschen und Vorschlägen des Kurvereins Rechnung getragen werden soll, zu verwenden und überdies für Heuer noch die Instandsetzung des Blöcherwegs und der alten Steige bis zum Riesenstein als Spazierwege ins Auge zu fassen. Der Stadt­baumeister wird mit der sofortige» Fertigung

eines Kostenvora»sch!ags über die Verbesserung dieser beiden Wege beauftragt.

Der Vertrag mit der Kgl. Forstdirektion über Ueberlassung der Stürmleslochquellen be­hufs Erbauung der neuen Wasserleitung wird genehmigt. Zufolge der Eingabe der bürgerl. Kollegien vom 10. Febr. ds. Js. an das Kgl. Finanzministerium ist den Wünschen der Stadt­gemeinde im wesentlichen Rechnung getragen worden. Die Quellen sind der Stadtgemcinde nunmehr insolange gegen eine jährliche Vergü­tung von 500 Mark überlassen, als dieselben zur Wasserversorgung für.Wilddad erforderlich find, also für alle Zeiten. Hiebei verzichtet die Kgl. Forstdirektion auf eine neue Messung der Quellen und hat der Berechnung der Vergütung von 500 Mark ein Wasserquantum von 10 Sckundenliter zu Grund gelegt. Auf die früher gestellte Bedingung, daß die Stadt verpflichtet sei, für alle Zeiten Wasserzins zu erheben und die Baukosten der Wasserleitung zu amortisie­ren, wurde ebenfals verzichtet.

Nachdem im verflossenen Jahr durch das Einstellen des Schulläutens, sowie des Elfnhr- und Dreiuhrläutens der Stadt­kirche Anstände und Beschwerden nicht ent­standen sind, wird beschlossen, auch für .heu­rigen Sommer und für künftige bis auf Wei­teres dieses Läuten mit Rücksicht auf die Kur­gäste zu unterlassen. Ebenso wird der Glockenschlag der Kirchenuhr wie seither über die Badesaison von abends 10 Uhr bis morgens 5 Uhr eingestellt.

Es folg n Baugesuche, Dckreturen und verschiedene minder wichtige Sachen.

Iurn

8V. Geburtstag des Sarmaters Gütz.

Zur innigen Freude seiner überaus zahl­reichen Anhänger und Verehrer feierte der Vor- sitzende der über 700000 Mitglieder zählenden und über die ganze zivilisierte Welt auSgebrei- teten deutschen Turnerschaft I)r. moä. Ferdi­nand Götz in Leipzig am 24. Mai seinen 80. Geburtstag, in voller Geistes- u. Körpersrische noch der Mittelpunkt in der Leitung der großen Vereinigung, deren.Wachsen und Entfalten in erster Linie seiner zielbewußten, unermüdlichen Arbeit zu danken ist. Götz ist am 24. Mai 1826

Qn. meci.

in Leipzig geboren, wurde mit 20 Jahren Stu­dent der Medizin-Wissenschaft und Mitglied des Leipziger allgemeinen Turnvereins. Im Jahre 1849 nahm er an dem Maiaufstande in Dresden teil, vertauschte jedoch schon während des Kampfes die Flinte mit dem Verbandzeug und kam deshalb später mit der bloßen Unter- inchungshoft davon. Nachdem er den Doktor gemacht und als Assistenzarzt gewirkt hatte, ließ er sich in dem kleinen Städtchen Gesthain als Arzt nieder, zog jedoch mit seiner jungen Frau 1855 nach Lmdenau bei Leipzig, wo er noch heute als vielbeschäftigter Arzt wirkt. Seine turnerische Tätigkeit begann er bereits als Stu­dent mit einem Anträge auf Errichtung eines Turnplatzes, übernahm 1857 die Leitung der deutschen Turnzeilung und leitete mit dem Rechts­anwalt Georgii-Eßlingen, dem Kaufmann Karl Kallenberg und dem Berliner Oberturnrat Prof.

Or. Angerstein das erste deutsche Turnfest in Koburg. Seit dem Zusammenschluß der Turn­vereine übernahm er das Amt als Geslchästs- führer, das er behielt, bis er nach 45jähriger Tätigkeit 1895 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Von den wichtigsten Organisationsarbeiten stam­men die meisten von ihm her, ebenso die grund­sätzlichen Beschlüsse über die Fernhallung der Politik von den Turnvereinen u. f. w., die heute noch maßgebend sind. Als eifriger Jünger des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn hat er die Erbauung der Erinnernngshalle in Freyburga.U. betrieben und durch seine rastlose Tätigkeit mit der Errichtung des an die Halle stoßenden Jahn- museums eine würdige Gedankenstätte für Jahn geschaffen. Seinem Grundsätze getreu: Ich will meinem Volke leben, hat er nicht nur in seinem Berufe, sondern auch als Gatte und Vater, als unerschrockener Politiker und als Turner, der noch heute auf dem Turnplätze tätig ist, ohne Rücksicht auf persönlichen Vorteil mit der ganzen bei ihm innewohnenden Willenskraft durchgesetzt, was er für recht erkannte.

Untere hattenöes.

Zwei Hundettmarkscheiilt.

Erzählung von Rudolf Jura.

9) (Nachdruck verboten.)

Heinrich Kullmanu wunderte sich. Seine Geschäfte mit Rockstroh und Kompagnie hatte er eben persönlich abgemacht, und andere Ver­bindungen in Dresden zu haben konnte er sich nickt entsinnen

Er riß sich einstweilen von seinen Zukunfts­träumen los, stieg kopfschüttelnd die zwei Trep­pen empor und sah sich in seinem Zimmer einem vollkommen fremden Menschen gegen­über. Zu einem Zweifel, wie die Unterhaltung zu beginnen sei, ließ ihm dieser keine Zeit, sondern begann sogleich in einem eigentümlich amtlichen Tone:

Sie sind Heinrich Kullmann?

Allerdings! Nur bin ich gewöhnt, Herr Kullmann angeredet zu werden."

Schon gut. Das tut jetzt nichts zur Sache und findet sich später. Jetzt muß ich Sie bitten . . . ."

Verzeihung Herr . . . Wollen Sie mir nicht mitteilen, mit wem ich das Vergnügen habe?"

Ich heiße Schmiedel. Das tut übrigens nichts zur Sache. Ich bin Kriminalbeamter und muß Sie ersuchen, mir zu folgen."

Aber weshalb denn?"

Sie sollen vernommen werden. Ich denke, Sie werden selbst am besten wissen, um welch Verbrechen es sich handelt."

Garnichts weiß ich, Herr Schmiedel. Es muß ein Irrtum vorliegen. Ich habe nichts Böses begangen und tun mir keiner Schuld bewußt, bin also tatsächlich vollkommen schuld­los."

Das tut nichts zur Sache und muß sich ja bald Herausstellen. Zum mindesten ist dann Ihre Vernehmung als Zeuge sehr notwendig und wichtig. Ich habe den Auftrag, Sie dem Herrn Untersuchungsrichter vorzuführen."

Aber ich wiederhole Ihnen, hier muß ein Mißverständnis vorliegen."

Das geht mich nichts an. Gleichviel, ob Sie unschuldig oder schuldig sind, Sie tun in beiden Fällen am besten, dem Herrn Untersuch­ungsrichter ganz offen rückhaltlos und wahr­heitsgemäß Ihre Aussagen zu machen. Um so eher kommt Licht in die Sache, um so eher haben Sie Aussicht, vielleicht wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden."

Erlauben Sie mal, ich soll doch nicht etwa geradezu verhaftet und eingesperrt werden?"

Anders wird man's wohl nicht nennen können."

Aber das schädigt mich schwer in meinem Geschäft."

Das tut nichts zur Sache."

Ich will nach Kopenhagen reisen und muß noch allerhand Vorbereitungen treffen."

Hm. Dann bin ich ja eben noch zur rech­ten Zeit gekommen, nm Sie an dieser verdäch­tigen Abreise zu hindern. Also bitte, verleben Sie weiter keine Zeit und packen Sie Ihren Koffer. Den nehmen wir mit. Sie gestatten