— In dem Artikel der „Nordd. Allgem. Ztg." zum 85. Geburtstage des Prinzregenten von Bayern heißt es: „Dem Nestor unter den Herrschern Europas, unter dessen weiser Leitung das bayr. Land brüht und gedeiht, gelten die Glückwünsche des gesamten deutschen Vaterlandes. Mit lebhafter Genugtuung erinnert sich die Nation des Anteils, den Prinz Luitpold 1871 im Hauptquartier König Wilhelms an der Sache der Einigung Deutschlands genommen hat. Es war ihm dann beschieden, selbst in die Reihe der Bundesfürsten einzutre- ten nnd seine längst bewiesene deutsche Gesinnung zu bewähren und mitzuwirkcn zu der Wohlfart und Größe des Reiches. Möchte es ihm vergönnt sein, noch manches Jahr in gewohnter Kraft zum Heile Bayerns seinen erhabenen Beruf ausznüben."
— Der Magistrat von Hannover hat den Anstrich des Oberbaues der Gallerie der städtischen Markthalle im Submissionswege ausgeschrieben. Das Ergebnis ist geradezu verblüffend. Zwölf Submittenten (Malermei- ster) haben ihr Gebot abgegeben. Man lese und staune: 200, 300, 400, 430, 630, 650. 728, 780, 780, 880, 1154 und 2600 Mark lauten die Forderungen.
Friedrichsroda, 8. März. Ein Selbstmordversuch mit tragischem Ausgang hat sich kürzlich hier abgespielt. Der Vater des bekannten früheren Leutnants Bilse versuchte sich zu ertränken. Ein Lehrer und ein jüngerer, früher in Mainz angestellter Kaufmann Röttgen sprangen ihm nach und holten den Mann aus dem Wasser, der aber am andern Tag trotzdem starb. Nötiger, der früher lungenkrank war. erlitt infolge des kalten Bades einen Rückfall, der den Tod des jungen Mannes zur Folge hatte. Auch der Lehrer liegt an den Folgen seines Rettungsversuches noch krank darnieder.
Schwerin, 9. März. Die Schuldenlast des entmündigten Herzogspaares Paul Friedrich beträgt, wie die Blätter melden, ca. 5 Millionen Mark.
Lille (Frankr.), 10. März. Eine furchtbare Katastrophe hat in den Gruben von Cour- riers sich ereignet. Eine Feuersbrunst brach in einem der Schächte heute früh kurz nach 7 Uhr aus und nahm bald einen großen Umfang an. An 1800 Bergleute, die zur Frühschicht eingesahren waren, wurden vollständig abgeschnitten. Die Luftschächte sind zugeschüttet, desgleichen der Förderschacht, aus dem haushohe Flammen schlagen. Man fürchtet, daß mehrere Hundert Arbeiter umgekommen sind. Der Minister des Innern eilte an die Unglücksstätte.
Paris, 10. März. Das Grubenunglück wird auf schlagende Wetter des Schachtes 4 und 11 zurückgeführt, die durch einen Brand iu Schacht 3 veranlaßt sein dürften, der auch Schacht 2 ergriffen hatte. Durch die schlagenden Werter wurden alle Schutzgerüste in den Gallerien weggerissen. An vielen Stellen erfolgten Einstürze. Die sofortige Hilfeleistung wird durch die ausströmenden Gase erschwert. Bis heute mittag hatte man aus dem Schacht Nr. 11 120 Lebende geborgen, aus Schacht 3 erst einen. Man glaubt, daß es sich um ein Unglück von bis jetzt noch nicht dagewesener Größe handelt. Unter der Bevölkerung herrscht i allgemeiner Schrecken. Herzzerreißende Scenen spielen sich an den Eingängen der Schächte ab.
Lille, 12. März. Die Direktion der Kohlengruben in Courrieres teilt mit, Laß in Schacht 3 insgesamt 775 Bergleute eingefahren und nur 101 hcrausbefördert worden sind. Ferner in Schacht 3 zusammen 483 Mann eingefahren und nur Z3 herausbefördert. In Schacht 2 sind 552 eingefahren und 306 wieder ans Tageslicht befördert worden. Mithin fehlen 1363 Bergleute, von denen man annimmt, daß sie umgekommen sind.
Madrid, 8. März. Dem gestrigen Glaubenswechsel der Prinzessin Ena v. Battenberg folgte ein formelles Anhalten um ihre Hand beim König Eduard, eine amtliche Mitteilung an die Cortes und die Aussetzung des Ehevertrages. Der Hochzeitstag ist auf den 2. Juni festgesetzt. König Alfons will seine Hochzeit in einer bisher noch nie gezeigten Pracht feiern und.
überwacht persönlich die Vorbereitungen dazu. Er läßt u. a. 16 Staats-Gala-Wagen instand stellen, die lange nicht benutzt worden sind Bis jetzt sind bereits 34 Prachtwagen vorhanden, und ihre Zahl soll bis zum Hochzeitstage auf 40 gebracht werden. Kein anderer Hof hat gleichwertiges aufzuweisen. U. a. gehört zu dem Galawagen-Park die Concha-Kutsche, ein mit Schildpatt bedeckter Wagen, dessen Wert auf 400 000 Mark geschätzt wild.
Aus Ltadt und Umgebung.
Sitzung dn biirgerlichm Kollegien
vom 10. März 1906.
Die auf 1. April neu zu besetzende Stelle eines Verwaltungs-Aktuars mit 1500 Mark Jahresgehalt wird dem seitherigen Stadtschult- heißenamtsassistenten Aug. Schmid übertragen. Schmid hat das vom 1. April 1906 ab bei der Stadtpflege zur Einführung gelangende Hauptbuch zu führen und im Nebenamt die Geschäfte der Gemeindebehörde für die Einkommenssteuer zu besorgen. Ohne daß hierdurch für die Stadtkasse eine nennenswerte Mehrausgabe entsteht, wird durch diese Neuregelung nach den Erfahrungen, die damit in anderen Städten gemacht worden sind, eine Vereinfachung und Beschleunigung jder Rechnungsstellgeschäfte der Stadtpflege herbeigeführt. Durch Führ- ung des Hauptbuchs ist es ermöglicht, schon kurze Zeit nach Ablauf des Rechnungsjahres die Rechnung der Staotkasse sabzuschließen und fertigzustellen, so daß Rückstände an Rechnungswesen der Stadtpflege nicht mehr entstehen können. Da bas Hauptbuch an Stelle des Rspiats und der bisher vom Verwaltungsaktuar zu stellenden Rechnung tritt, bedeutet die Einführung desselben eine bedeutende Vereinfachung des Schreibereigcschästs.
Die Vermietuug der im Dachstock des Nebengebäudes des Rathauses befindlichen Wohnung von 1 Zimmer mit Kammer und Küche an den Amtsdiener Bolz um einen jährlichen Mietzins von 80 Mk. wird genehmigt. Durch die Vermietung der Wohnung wird zugleich eine bessere Bewachung des Gebäudes vor Feuer- nnd Einbruchsgesahr (Stadtkasse) her- beigeführt.
Auf das Gesuch der Redaktion des „Freiem SchwarzwälderS" ihren Lokalberichterstatter in die Sitzungen der bürgerl. Kollegien zum Zweck der Berichterstattung entsenden zu dürfen, wird beschlossen, die Zulassung des Berichterstatters zu den als öffentliche ausgeschriebenen Sitzungen der bürgerl. Kollegien nicht zu beanstanden. Lei ganz wichtigen, die Allgemeinheit der Ein- wohnerschast besonders interessierenden Gegen- ständen sollen zukünftig nach dem Ermessen des Vorsitzenden die Sitzungen vorher als öffentliche bekannt gemacht werden.
Es folgen Armensachen, Dekreturen und sonstige kleinere Gegenstände.
Wildbad, 13. März. Am letzten Freitag fand die Schlußfeier der weiblichen und am Damstag die der gewerblichen Fortbilv- ungsschule statt. Dabei wurde von dem Leh- rerconvent der Fortbildungsschule folgenden Schülern und Schülerinnen Preise und Belobungen zuerkannt:
») Preise in der weiblichen Fortbildungsschule: ^
Berta Heinrich Anna Stein
Lina Knödler Mathilde Treiber b) Belobungen:
Mikleta Bott Elise Schmid
Marie Dertinger Luise Riexinger
Elise Fischer Emma Schmid
Berta Gutbub Berta Sixt
Johanna Hammer Anna Treiber
Emilie Krauß Mina Wacker
Elise Lutz
Preise in der gewerbl. Fortbildungsschule: Georg Proß, bei Buchdruckereibes. Wildbrett, Gustav Sixt, bei Flaschnermeister Güthler. Herm. Riexinger, bei Messerschmied Riexinger, Belobungen erhielten:
1) Eberhard Bahr, bei Hofkoad. Lindenberger,
2) August Bott, bei Schreinermeister Pfau,
3) Karl Bott, bei Pflästermeifter Bott,
4) Wilhelm Haag, bei Schreinermstr. Maier,
5) Wilhelm Haag, bei Schlossermcister Lipps,
6) Wtlh. König, b. Schlosserin. Bohnenberger,
7) Robert Krauß, bei Maurermeister Krauß,
8) Fritz Pfau, bei Bäckermeister Pfau,
9) Gustav Pfau, b. Schlosserm. Bohnenbergcr,
10) Gotthold Rotfuß, bei Glasermstr. Rotsuß.
11) Karl Schmid, bei Zimmermann Schmid,
12) Robert Schmid, bei Malermeiste. Lutz,
13) Friedrich Schneider, Anlagenarbeiter,
14) Wilhelm Schwerdtle, Sohn des Maurer Schwerdtle,
15- Johannes Stickel, bei Bäckermeister Haug,
16) Hermann Waidelich, bei Buchdruckereibes. Wildbret!,
17) Karl Weck, im Schlachthaus.
Wildbad. Freunde und Bekannte des nächsten Sonntag nach Stuttgart übersiedelnden Herrn Postassistent Walter, welcher sich während seines 2',,jährigen hiesigen Aufenthalts allgemeiner Beliebtheit erfreuen durfte, werden zu der am Mittwoch Abend im Gasthof zur Eisenbahn stattfindenden Abfchiedsfeier freundlich eingeladen.
— Die diesjährige Musterung in Calmbach findet am Samstag, den 17. März statt. Zu erscheinen haben: Morgens 8 Uhr die Militärpflichtigen von Calmbach, Enzklösterle und Jgelsloch. Morgens 9 Uhr diejenige» von W i l d b a d.
Neuenbürg, 11. März. Heute nacht halb 2 Uhr wurde die hiesige Einwohnerschaft durch Feuerlärm in Schrecken gesetzt. In dem vor zwei Jahren an Tobias Rüd in Besitz übergegangenen Gasthaus zum „Adler" brach im Dachstock Feuer aus. Durch das rasche .Eingreifen der hiesigen freiwilligen Feuerwehr und Dank der Wasserleitung konnte der größere Teil des Anwesens sowie die Nachbargebäude gerettet werden. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt
Neuenbürg, 12. März. Am Sonntag fand im Saale des Gasthauses z. „Löwen" in Schömberg die Frühjahrs-Versammlung des Enz-Nagold-Gaujängerbundes start. Unter der sachkundigen Leitung des Gauvorstandes Herrn Reall. Kirschmer-Wildbad konnte die wenig umfangreiche Tagesordnung rasch zur Erledigung gebracht werden. Den Hauptgegenstand derselben bildete das auf diesen Sommer hinausgerückte und Neuenbürg schon in der vorletzten Generalversammlung zugedachte Liederfest, welcher Punkt keine weitere Debatte hervorrief, so daß Neuenbürg einmütig als Festort aus der Abstimmung heroorging, nachdem sich auch der Männergesangverein Conweiler hiefür beworben hatte. Auch die schon in letzter Gauversammlung festgelegten Gesamtchöre (Heim Nr. 120 u. 133), sowie die 'Preisrichter sollen nach dem dortigen Beschluß belassen werden. Das Fest soll am 10. Juni statlfinden. Die Vereine haben ihre Teilnahme am Preissingen bis zum 1. Mai anzumelden.
— Am 9. März ist von der Evangelischen Oberschulbehörde eine Schulstelle in Stuttgart dem Schullehrer Sandherr in Schwarzen berg, Bezirks Höfen übertragen worden.
Unterhaltendes.
„Herz und Ehre"
Erzählung von Arthur Zapp.
10) lNachdruck verboten.)
Sie warf ihre Arme um den Arm des
Bruders nnd weinte von neuem leidenschaftlich. Claus Wollmar ließ sie eine ganze Weile gewähren und saß starr, regungslos. Endlich löste er sich sanft aus ihrer Umarmung und erhob sich steif. Sein Herz krampfte sich unter einer bitteren Enttäuschung zusammen.
„Gut!" sagte er. „Wenn du mir sagst,
daß dein Leben davon abhängt, dann bleibt mir nichts weiter übrig, dann —Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. „Ich werde »nt Papa reden."
Aber als er nun im Nebenzimmer seinem Vater mit der Miene der Resignation mitteilte, daß er bereit sei, den Abschied zu nehmen, weil Else erklärt habe, ohne Viktor nicht leben zu können, erhob dieser heftigsten Einspruch, „Den Abschied nehmen? Davon könne gar