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Vollkommenes zu bieten, nicht genug anerkannt und geschätzt werden. Der begleitende hoch­poetische Text des Herrn Redakteur Klemm aus Pforzheim, dem fi'ir seine vorzügliche Vor« tragsweise ganz besonderer Dank gesagt sei, versetzte die Zuschauer vollends in den Zauber des Schwarzwaldes mit seinen Geheimnissen und Schönhellen. Herrn Blu menthal gra­tulieren wir zu dem überaus schönen Erfolg, danken ihm für den hohen Genuß und wünschen auch ferner seinem Fortarbeiten die gleiche künstlerische Höhe.

Wildbad, 5. März. Die satzungsmäßige, jährliche Generalversammlung der Ve­reinsbank Wildbad hat gestern Nachmittag im Gasth. z.Graf Eberhard" stattgefurrden. Der Einladung hatten ca. 100 Mitglieder Folge geleistet. Nachdem der Bankvorstand Hr. Kfm. Treiber die Versammlung eröffnet nnd be­grüßt hatte, erstattete Herr Stadtschultheiß Baetzner den Rechenschaftsbericht für das Rechnungsjahr 1905, dessen Ergebnis als ein gutes zu bezeichnen sei. In einem Umblick auf die allgemeine Geschäftslage führte er auS, daß das wirtschaftliche Leben des letzten Jah­res ,m großen Ganzen in gesunden Bahnen verließ Gegenüber den Verhältnissen des Jah­re- 1904 war eine weitere Erstarkung ins Ge­schäftslebens zu konstatieren und die Merkmale der Depression der Vorjahre traten immer mehr in den Hintergrund. Waren auch dunkle Ge­witterwolken am politischen Himmel durch den russ.-javan. Feldzug und die russ. Revolution auigestiegen, so trat dadurch eine nennenswerte Störung der Geschäfte nicht ein, im Gegenteil hatte der Krieg auf mehrere heimische Indu­striezweige einen günstigen Einfluß. Ueber die Verhältnisse im Geschäftsbezirk der Vereins- Bank ist nicht viel zu bemerken. Zu bedauern ist, daß unsere Holz- und Sägewerkindustrie immer noch nicht zu befriedigenden Verhält­nissen gelangen konnte. Den allzu hohen Roh­materialeinkaufspreisen stehen immer noch keine entsprechende Absatzpreise gegenüber. Das Prin­zip, das unserem Bankinstitut zu Grunde liegt, die Selbsthilfe, kann auch hier allein Wandel nnd Besserung schaffen. Die Sägewerke müssen eben, wie es jetzt die meisten Industriezweige tun, Syndikate bilden durch die sie ans Produktion, Einkaufs- und Verkaufs­

preise einwirken können. Unsere Badcsai- son 1905 ist als eine gute zu bezeichnen. Die. Zahl der Kurgäste mit 14 690 und die Zahl der abgegebenen Bäder wurde, seit Wild- bad besteht, noch nie erreicht. Infolge dieser erfreulichen Tatsachen und die im Laufe dieses Winters sowohl vom Staat als durch die Stadt­gemeinde »ingeleiteten Fortschritte (Schwimm­bad, Erweiterung der Kuranlagen, Ausbau der Wasserkraft der Sägmühle, Verdichtung des Bergbahnprojekis nsw.) scheint sich auch ^der Unternehmungsgeist der Geschäftsleute wieder mehr zu regen durch verschiedene Neubauten und größere Umbauten, was im Jahr 1905 nicht der Fall war. Die Bilanz war ge­druckt in die Hände sämtlicher Anweienden ge­geben. Entsprechend dem erzielten Reingewinn von Mk. 24,983.91 wurde sodann die Austeil­ung von 8 Prozent Dividende (wie in den Vorjahren) beschlossen, woneben 4550 Mk. der Spezialreserve und 13,868 Mk. dem Reserve­fond überwiesen wurden. Dem Aufsichtsrat wurde Decharge erteilt. Die satzungsmäßig ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder Herren Carl Maier und Fritz Kuch wurden wie­dergewählt. Der vom Cassier, Herrn Ulmer zur Verlesung gebrachte Bericht über eine im November 1905 durch die Verbandsleitung vor­genommene Revision wurde bei dessen sehr günstigem Ergebnis mit Befriedigung zur Kennt­nis genommen. Zufolge der bei dieser Revision gemachten Anregung wurde vom 1. Jan. 1906 ab für Bareinlagen von über 5000 Mk. ein Zinssatz von 3°/« "/» festgesetzt. Dem Kurverein wurden 400 Mk. Jahresbeitrag bewilligt. Nach-l dem noch Hr. Jean BÜcker der Bereinsleit-j ung den Dank der Mitglieder ausgesprochen! hatte, wurde die allseits befriedigende Ver­sammlung durch den Vorsitzenden geschlossen.

Wildbad, 6. März. Wir machen auch an dieser Stelle auf die am nächsten Sonntag in Neuenbürg stattfindende Brzirksversamm- lnng der Deutschen Partei aufmerksam. Da der GeschaftSsührer der Partei, Hr. O. Kei - n a t h, in dieser Versammlung sprechen wird, so liegt es im Interesse eines jeden Parteimit­glieds, derselben beizuwoh ien, um aus berufe­nem Munde zu hören, welche Stellung die Partei zu den im Vordergrund des Interesses stehenden politischen Fragen cinnimmt. Wir

hoffen, daß die Mitglieder der hiesigen Orts­gruppe das Ihrige dazu beitragen, daß die Versammlung gut beschickt wird und so auch nach außen Eindruck macht. Möge die sprich­wörtliche Flauheit und Gleichgültigkeit der bür­gerlichen Parteien in unterer politisch so beweg­ten Zeit Nachlassen und positiver Mitarbeit Platz machen, indem sich jeder sagt:las. rss Lositar" d. h es handelt sich um deine ei­gene Sache.

(Zerstreut.) Professor: (der vor vier­zehn Tagen seine Wirtschafterin geheiratet hat): Ich verstehe nicht, weshalb meine Wirtschaf­terin seit einiger Zeit immerDu" zu mir sagt!"

Stuttgarter Lebeusverfichcruugsbauk a. G. (Alte Stuttgarter).

Im Jahre 1905 wurden in der Todesfall- Versicherung 9382 neue Anträge mit Mk. 65,072,500 Versicherungssumme eingereicht (ge­gen 8958 Anträge mit Mk. 61,357,800 Ver- sicherungssumme im Vorjahr). EL kamen zur Aufnahme 7538 Versicherungen über Mk. 53,165,580 Kapital (gegen 7119 Versicherungen über Mk. 49,308,340 im Vorjahr). Der Be­stand an Todesfallversicherungen erhöhte sich nach Abzug der durch Tod, Ablauf und vor- zeitigen Verfall ausgeschiedenen Versicherungen um 4642 Policen mit Mk. 34 992.455 Ver­sicherungssumme (gegen 4450 Policen mit Mk. 32,934,444 im Vorjahr). Dieser Reinzuwachs ist der höchste, der seit Bestehen der Bank er­zielt wurde; ebenso war die Summe der An- träge höher als in jedem vorhergegangenen Jahre. Der Abgang an vorzeitig aufgcgebcnen Versicherungen hielt sich auf dem mäßigen Satze von 0,76° o der im Jahre 1905 auf den To­desfall versichert gewesenen Summen. Durch Tod wurde nur Mk. 8,249,070 Versicherungs- summe fällig gegen Mk. 8,741,584 im Vorjahr; diese außerordentlich niedrige Sterblichkeit läßt erwarten, daß der ausschließlich den Versicher­ten gehörende Jahresüberschuß besonders gün­stig aussallen wird. Der Gesamtbestand der Bank einschließlich der Altersversicherungen, für welche der Zugang seit 1904 geschlossen ist, bezifferte sich Ende 1905 auf 121,628 Policen mit einem Versicherungskapital von Mk. 746,814,714.

Sir-v-s^j

Lin steier-Lküiiäclien

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Eine EchMugSMje m Algeciras.

Unser heutiges Bild beweist unfern Lesern, daß in Algeciras nicht nur immerfort Zank und Streit herrscht und daß die Delegierten sich nickt immer bei den Haaren haben, um über die leidige Polizeifrage in Marokko hinweg­zukommen. Während wir hier in Deutschland uns noch in den Wintertagen befinden, können sich die Delegierten in Alge­ciras in blumengeschmückten Hainen und Parks im präch- tigsten Sonnenschein ergehen und haben die Aussicht über die Bucht von Algeciras hinweg nach den Felsen von Gibraltar, an deren Fuß man die weißen Häuser glänzen sieht; und doch, wenn man so auf das Bild blickt, da­mit: heute vor uns haben, wird man erkennen, daß diese Leute, voll bewußt der schweren Aufgabe die sie zu lösen haben, wenig Neigung verspüren, sich landschaftlichen Rei­zen hinzugeben. Unser Vertreter, Graf Tattenbach sitzt im Vordergründe auf einer Bank, vertieft in das Stu­dium derKölnischen Zeitung"; neben ihm liegt eine Reihe von anderen Blättern, französischen und spanischen Inhalts. Die Aufmerksamkeit, mit der er seiner Lektüre folgt, läßt erkennen, daß er ganz bei der Sache ist und neues Ma­terial für die Nachmittags-Verhandlungen zu suchen sich bemüht. Auch der Vertreter Englands, Mister Nicholson, steht allein am Abhange des Berges, in seine Zeitungen vertieft und selbst der Herzog von Almodovar, der mit Diskonti Venosta in einem Gespräch vertieft ist, hält krampfhaft die Zeitung fest, um aus ihr vielleicht zu er­fahren, was denn eigentlich hinter den schwarzen Plänen der deutschen Reichsregierung steckt. Unser Bild, welche- einer Moment-Aufnahme entstammt, ist mitten aus dem Leben der Delegierten herausgegriffen.