früheren Deutschen Kaisers verlangt würde, antwortetet „Ich weih nicht, was Lloyd George bezweckt. Deutschland hat das Versprechen unterzeichnet, den früheren Kaiser der gerichtlichen Verfolgung auszuliefern. Wdrrn Deutschland seine Auslieferung verlangt, werden wir verpflichtet sein, ,dem Ersuchen st at^zu geben." — (Das ist nicht richtig, denn es steht jedem selbständigen Staat frei, politischen Flüchtlingen ein Asylrecht zu gewähren. Nur über die Auslieferung von Verbrechern bestanden bisher gewisse Abmachungen unter den Staaten. Wenn sich Holland jetzt darauf hinausredet, daß es den Kaiser aus- licsere, wenn Deutschland es verlange, so ist das ein juristischer Kniff, der die politische Schwäche verdecken soll. D. Schrift!.).
Die dänischen Sozialisten zur schlesrvkgschen Frage.
(WTB.) Kopenhagen, 7. Juli. Minister Stauning (das sozialdemokratisch« Mitglied der dänischen Regierung) erklärte gestern in einer Rede zur Lösung der schleswigschea Frage: „In Zeitungsartikeln und in Reden hat man diedänischen Sozialdemokraten als halbe Deutsche und sie sogar als bezahlte deutsche Agenten hingestellt, die der Wiedervereinigung Nordschleswtgs entgegenarbeiten. Das muh nun aufhören. Die Sozialdemokratische Partei hat sich oft mit der neuschleswigschen Frage beschäftigt, jedoch ohne sie zu parteipolitischen Zwek- Een auszunützen. Wir haben in gemeinsamer Arbeit mit den deutschen Parteigenossen eine Verständigung erzielt, die die Abtretung Nordschleswigs sichert bei gleiMeitiger Hftrerkenung des Rechts unsrer Landsleute, selbst die Entscheidung zu treffen, ohne eine Feindschaft hervorzurufen, die durch andere Gremverhairdlungen entstehen würde. Aber wir haben offen jedem Versuche entgegengewirkt, deutsche Gebiete zu annektieren, weil das für unser Land zukünftig ein Unglück sein würde. Daß wir einen solchen Einfluh allsgeübt haben, darauf sind wir stolz. Dagegen haben wir bestimmt das Abstimmungsrecht derjenigen Teile Schleswigs anerkannt, WH dänische Sprache und dänische Gesinnung zum Ausdruck gekommen sind, sogar auch in Flensburg. Wir werden die Flensburger Bevölkerung willkommen heißen, wenn sie sich dahin ausspricht, als dänische Stadt mit Dänemark wieder vereinigt zu werden. Aber wir werden auch weiter die Versuche bekämpfen, Nationalitätengrundsätze zu stärken, wo für Abstimmungen unter fremder Bevölkerung alles andere als nationale Rücksichten bestimmend sein sollen." Die lateinische „Verbrüderung" in Fiume.
(WTB.) Bern, 8. Juli. Bei den Zusammenstößen am Sonntag abend in Fiume scheint es zu wahren Akten der Lynchjustiz gekommen zu fein. Nach einem Bericht des „C. della Sera" wurden 7 Franzosen auf offener Straße nach heftiger Eegsmoehr von der empörten Menge niedergemacht. Eine Anzahl französischer Kolonialsoldaten wurde von den Italienern gefangen abgefiihrt. Die Blätter enthalten sich vorläufig noch eigener Kommentare, geben aber französische Blätterstimmen wieder, die dis Partei des Generals Savy nehmen und alle Schuld den Italienern zuschieben.
Fortdauer der Unruhen in Italien.
(WTB.) Bern, 8. Juli. Die Dokumente über die Preisherabsetzung der Lebensmittel und Bedarfsartikel in Italien haben den erwarteten Erfolg nicht gehabt. Nach den knapp gefaßten Zeitungsnachrichten wiederholten sich die Ereignisse der letzten Tage vielerorts. Ruhe herrscht nur in den Städten, wo genügend Besatzung vorhanden ist. An vielen Orten wurde aufs neue der Generalstreik erklärt, der überall dieselbe typische Form „Plünderungen auf breitester Basis und Zusammenstöße mit der bewaffneten Macht" aufweist. In Genua versuchte die Menge, das Polizeigebäude zu stürmen. 1 Toter und 30 Verwundete blieben auf dem Platze. In Neapel ruht die Hafentätigkeit. Auch hier, wie in Catania und V.ari, wurden zahlreiche Geschäfte geplündert und die ,Schisse am Ausfahren verhindert. In Rom kam es zu vereinzelten Tumulten. Die Polizei will hier ein anarchistisches Komplott entdeckt haben, das die Beschaffung von Waren und Munition zur Durchführung eines Hand- Meiches auf die öffentlichen Gebäude zum Zwecks hatte. Französische und englische Vorsichtsmaßnahmen gegen den Bolschewismus.
(WTB.) Vera, 7. Juli. Wie der Berner Korrespondent der „N. Zur. Ztg." schreibt, wird die endgültige Ratifizierung des Friedensvertrages mit Deutschland weder die unmittelbare Aufhebung der Paßrevifion «och die der Postkontrolle zur Folge haben. Für die Dauer der lleber- gangsperiod« find von allen englischen und französischen Sicherheitsbehörden mit Rücksicht darauf, dah die Gefahr des Eindringens der bolschewistischen Propaganda immer «och besteht, gewisse SonLervorschristen festgesetzt worden. In dem Mähe, in dem Deutschland seinen Willen-beweist, Frieden und gute Nachbarschaft zu halten, werden die jetzt geltenden Bestimmungen gemildert werden. Aeußerungen militärischer Kreise in Deutschland über die Aussichten einer Revolution in Frankreich veranlassen die französischen Behörden, auf der Hut zu sein. Die militärische Zensur wird grundsätzlich während der ganzen Dauer der Hetze fortbestehen. Auch die neutrale Post wird von dieser Zensur betroffen.
NentWM.
Der preußische Ministerpräsident gegen die Vutorwmiebestrebrmgen im Osten und Westen.
lWTB.) Berlin. 8. Juli. In einem längeren Artikel stege.tt die Z^rs.chlagung Preuhentz im, „Mt?
uhr-Abdbl." führt Ministerpräsident Hirsch aus: Der Zerfall Preußens wäre das Vorspiel für die Zerschlagung des Reiches und jede Möglichkeit zu neuem Aufschwungs würde in weite Ferne gerückt. Wer Preußen zerschlägt, der darf sich nicht wundern, wenn der Traum der Reichseinheit sich nicht erfüllt. Nicht im Sonderinteresse Preußens haben seine Vertreter sich gegen die Projekte der Zerreißung Preußens ausgesprochen, sondern wie ein Redner im Ausschuß treffend hervorhob, vor allem weil für das Reich die »»geschwächte Kraft Preußens unentbehrlich ist. Deshalb sollte die Nationalversammlung noch im letzten Augenblick alle Versuche, die Bildung neuer Staaten zu erleichtern, von der Hand weisen nicht im Interesse Preußens, sondern im Interesse des Deutschen Reiches, im Interesse der einheitlichen Deutschen Republik.
Ein sozialdemokrat. Blatt zum Berkehrsstrsik.
(WTB.) Berlin, 7. Juli. In einem Flugblatt der S. P. D. gegen den Verkehrsstreik heißt es: Diese Streiks sind nur ein Schlag der Streikenden gegen sich selbst. Wenn der Staat höhere Löhne zahlen muß, geht das nur auf Kosten des Volkes selbst, das immer höhere Fahrpreise und immer mehr Steuern zahlen muß. Verlangen die Straßenbahner höhere Löhne, so müssen wir alle tief in unsere Tasche greifen. Die Streiks richten sich nur gegen unsere Arbeiter selbst. Es sind unsre eigenen Genossen, die sich auf Kosten der Arbeiterklasse bereichern wollen. Schon hat der Verkehrsstreik eine größere Knappheit an Lebensmitteln und ein Anschwellen der Preise bewirkt. In den Beinen, am Magen und am Geldbeutel verspürt also das arbeitende Berlin den Eigennutz der Streikenden.
Eine Detektivkomödie im
Berliner BankSeamtenversin.
(WTB.) Berlin, 9. Juli. Die Vertrauensmänner des Deutschen Bankbeamtenvereins in den Berliner Großbanken verwarfen mit 204 gegen 6 Stimmen den am Samstag gefällten Schiedsspruch. Im Verlause der Versammlung trat plötzlich Emonts aus einer Kulisse hervor und rechtfertigte sein Verhalten. Er erklärte, daß er bereit sei, sich einem deutschen Gerichte zu stellen. Nachdem er ungefähr 5 Minuten gesprochen hatte, verschwand er wieder. Die Versammlungslcitung sperrte den Saal für einige Zeit ab, um zu verhindern, daß ein Teilnehmer ,die Polizei benachrichtige. — (Emonts wird, wie wir kürzlich mitteilten, wegen kommunistischer Propaganda polizeilich verfolgt. Die Bersammlungslei- tung dürste sich also eines Vergehens der Begünstigung schuldig gemacht haben. Heutzutage macht man sich aber über derartige juristisch „Feinheiten" keine Kopfschmerzen.)
(WTB.) Berlin, 9. Juli. Wie der Bankbeämtenverein mitteilt, wurde gestern nach einer Versammlung der Bankbeamten das Mitglied des Vollzugsrats und Geschäftsführer des Vankbeamtenverbandes Marx verhaftet. — (Also scheint die Vereinsleitung doch schon von der Nemesis erreicht worden zu sein.)
Französische „Recht"-Sprechung in der Pfalz.
(WTB.) Landau, 7. Juli. Der Redakteur der soziald.
.' in Landau. Steffen, wurde vom französischen berpolizeigericht wegen Teilnahme an einer Kundgebung und Aufforderung zu Gegendemonstrationen und Tätlichkeiten, wobei er selbst zugeschlagen habe, sowie wegen Mitführung rechtsrheinischer Zeitungen, rvegen grober Beleidigungen der französischen Behörden, des Generals Gerard und Marschalls Fach, inzwischen zu 6 Monaten Gefängnis und 7000 »tl Geldstrafe oder zu weiteren 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Steffen ist am 1. Juni (an dem Tage, an dem die pfälzischen Putschisten die pfälzische Republik ausrufen wollten) lediglich zur Berichterstattung für seine Zeitung nach Bayern gereist und hatte an der Kundgebung keinen Anteil.
Ms SM nF Land.
Erfolg beim Landesexamrn.
Das Realprogymnasium hat einen sehr schönen Erfolg bei dem in den letzten Tagen abgehaltenen Landexamen zu verzeichnen. Unter 66 Kandidaten bestand die Prüfung Georg Lamparter, Sohn des Zugführers hier. Der Schüler erhielt den 15. Platz und wird als Seminarist in das Seminar Maulbronn ausgenommen.
Aus dem landwirtsch. Vszirksverein. ^
Der nach de» neuen Satzungen bestellte erweiterte Ausschuß hielt am Sonntag im „Bad. Hof" in Calw seine erste Sitzung ab. Anwesend waren außer den gewählten ^ Mitgliedern die Obmänner von 32 landw. Ortsvereinen. Zuerst wurde der vom Zentralverband der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter herausgegebene Lohnrege- tungsentwurf mit den dazu vom landw. Hauptverband und vom Landesbauernrat gemachten Abänderungsvorschlägen behandelt und verschiedene den Verhältnissen unseres Bezirks entsprechende Aenderungen beantragt. ! Einen breiten Raum' der Verhandlungen nahm die Besprechung der Schlachtviehaufbringung in Anspruch. Vorstand Dingler gab von den in den letzten Monaten zwischen ihm und der Fleischversorgungsstelle eingetrc teilen Differenzen und dein Schriftwechsel, darüber Kenntnis. Der Ausschuß billigte das Vorgehen des Vorstands^!«; vollständig korrekt und im Interesse des Vereins und sprach ihm einmütig sein vollstes Vertrauen aus. Die Frage, ob nicht der Psrein sein Amt als Oberkäüfsr für Schlachtviehaufbringung niederlegen solle, wurde vernein^ dem geschäftssührMden Vorstand, aber die Er
mächtigung zur Kündigung erteilt, falls die Verhältnisse dies erfordern sollten. Die in der letzten Hailptverjamm» lung gefaßte Entschließung, aus mehr als 10 Kilometer von der Bozirksviehsammelstells entfernten Gemeinen, stammende Schlachttiere aus der Ortswage wägen und einen Abzug von 5 Prozent an dem dabei ermittelten Gewicht machen zu dürfen, wurde von der Fleischversorgungsstelle als gegen die bestehenden Vorschriften verstoßend abgelehnt, der Ausschuß hält aber an der Entschließung fest und wird in der Angelegenheit weiter« Schritte tun. Der Vorsitzende gibt der Versammlung Kenntnis von dem Vorgehen der Eisenbahner und Ar, beitergewerkschaften gegen den Landw. Hausfrauen» verein, der aus Veranlassung unseres Vereins gegründet und diesem als Zweigverein airgegliedert ist, Der Landw. Hausfrauenverein ist ein Privatverein und, abgesehen von dem ihm durch den Kommunalverban- übertragenen Eier- und Butterverkanf weder dem Bezirk« rat noch einem Arbeiter- oder sonstigen Rat verantum- lich. Mehrere Redner erklären, wenn das der Dank srs für die viele Mühe und Arbeit und die vielen Widerwärtigkeiten, die der Hausfrauenverein und die Orts- sammelstellen in mehrjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit gehabt haben, so bleibe nichts anderes übrig, als sofort dir Ortssammelstellen zu schließen. Ein diesbezüglicher An, trag wird einstimmig zum Beschluß erhoben. Von einem Ansschußmitglied wird vorgebracht, daß die neuerding-z eingeführte Verteilung von Kunsthonig, Käse, Teigwarey usw. an die Versorgungsberechtigten unter Ausschluß den Selbstversorger auf dem Land sehr viel Unzufriedenheit erregt habe. Dieser Beschwerde schließen sich noch ander« Mitglieder an und es wird beschlossen, an den Kommunal» verband die Bitte zu richten, den früheren Verteilungsmodus, der mehr befriedigt Habs, wieder einzuführen. — Die Gründung einer Viehzuchtgenossenschaft soll sobald als möglich in Angriff genommen werden müj wird Ausschussmitglied Öttinger beauftragt, die vorbereitenden Schritte zu tun. — Ueber die nach den neues Satzungen zu leistenden Mttgliederbeiträge herrscht viel» fach Unklarheit. Es sind zu bezahlen von allen Mitgliedern (den bisherigen sowie den neu eintreteuden) eis einmaliger Eründungsbeitrag von 1 -.ü, ferner von denjenigen Mitgliedern, die in der letzten Zeit neu eis- getreien sind und das Landw. Wochenblatt lesen, ein Mitgliedsbeitrag von 1.50 «4L und von denjenigen, die das Blatt nicht lesen, ein solcher von 1 -ll. Zum Schluß der Verhandlungen wurden Wahlen in geheimer Abstimmung vorgenommen und in den Vorstand gewähW Braun, Schultheiß, Althengstett; Dongus, Gemeind^ pfleger, Deckenpsronn: Flik, Christian, Gemeinderat isi Möttlingen: Lehrer, Schultheiß, Dachtel; Loercher, Heitz/Oberkollwangen; Öttinger, I. F., Calw; SchroH; Schultheiß, Sommenhardt; Seeger, M., Eem.-Rat; Neu§ bulach, und Weiß, Ludwig, Gechingen. In den erweitertes Ausschuß wurden zugewählt: Pfeiffer, Oberamtstierarzt, Calw; Pfrommer, Friedrich, Eemeinderat, Calw) Schoenlen, Fr., Privatier, Calw; Knecht, I.,'Kaufmanns Calw; Störr, Karl, Calw. ,
Bon den Reseroe-Sicherheiskompagnien.
Wie wir hören, entspricht es nicht den Tatsachen, daß die Regierung die Auflösung der Reserve-Sicherheits« kompagnien beabsichtigt. Es ist vielmehr geplant, st« noch weiter auszubanen und sie später in Einwohnerwehren umzuwandeln, jedoch unter Ausschaltung bestimmter Verufsschichten, wie Arbeiter-, Bürger-, Stn? dentenwehren. » ^
Sparkoffenstatistik. i
Auch der April hat nach der Statistik der Fachzeitschrift „Sparkasse" einen gewaltigen Zufluß 8^ bracht- Man kann ihn mit 700 Millionen (gegen 600 Millionen i. I. 1918) schätzen. Damit ist für das Iaht ISIS (d. h. die ersten 4 Monate) die dritte Milliarde an Zuwachs überschritten. Zuwachs im Januctz 1919: 1250 Millionen (1918: 1250, 1917 : 690); im Februar 1919: 800 Millionen (600, 300); im März 191R 400 Will. (400, 169); im April 1919 : 500 Mill.
300). Zunahmen 1919: 3150 Millionen (2650, 136H Bedauerlich ist, - daß die Beteiligung der breites Schichten zurückgeht.
Mutmaßliches Wetter am Donnerstag n. Freitag»
Die Wetterlage ist' nahezu unverändert. Am Donnerstag und Freitag ist weiterhin warmes, trockenes, doH vielfach gewitteriges Wetter zu erwarten.
(SCB.) Pforzheim, 7. Juli. Der Pforzheim« ^ schäftsn'.ann, der in Neustadt (Schwarzwald) von einem Schieber um SM880 beschwindelt wurde, M kein Edelsteinhändler, sondern der BijouteriefabnkaM Raeck in der Kanalstraße. Näheres, wie sich der VetruÄ abspielte, hat man noch nicht erfahren können; man H aber sehr gespannt auf die Aufklärung.
(SCB.) Stuttgart, 7. Juli. Wie das „N. Tgbl." HSrtz
bedeutet die Verbilligung der 'Verkaufspreise sich
Auslandsmehl, die gemeinsam von Reich, Land und' meinde zu tragen ist, für die Stadt Stuttgart eins monatliche Ausgabe von 300000 <K, also für die du» Monate, für die diese Preissenkung zunächst in Geltung ist, die runde Summe von 900 000 Mark. Bei dem Aü^ landsspeck ergibt sich ein noch höherer Betrag, nämlich über 1 Million, sd daß also für diese zwei Nahrungsmittel allein von der Stabt Stuttgart r.und ^Millionen au Zuschüssenzu zahlen sind. _ ^
Druck und Verlag der A. Ölsthläger'schen Buchdruckerel, v-alw-
Für da Schrilll. verantwortlich: Otto Seltmann, CaM«