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Uro. 47.

Mittwoch, den 20. April 1004

40. IaHrgarig

Rundschau.

Stuttgart, 13. April. Die dies­jährigen Herbstübungen des 13. (württ.) Armeekorps, welche in der Zeit vom 10. bis 24. September abgehalten werden, finden ziemlich in der Mitte des Landes statt und zwar in dem Gelände zwischen Gmünd - Wieseusteig . Erpfingen - Rotten­burg Nagold-Wildbad-Lienzingen - Bietig­heim-Murrhardt; in der östlichen Hälfte dieses Geländes sind die Manöver der 26. Division (Stuttgart), in der westlichen die der 27. Division (Ulm). Die Korps­manöver werden sich zwischen Filder und Neckar, also in nächster Nähe Stuttgarts abspielen.

Stuttgart, 16. April. Die Ver­handlung vor dem Schwurgericht gegen die Wirrsfrau Christiane Rapp von Cannstatt ging heute abend zu ende. Die Geschworenen verneinten sowohl versuch­ten Mord als auch Gesundheitsschädigung durch Beibringen von Gift (durch Wasch- blau, das sie ihrem Manne in den Kaffee goß.) Hiernach wurde die Angeklagte unter Uebernahme der sämtlichen Kosten auf die Staatskasse freigesprochen und aus der Haft entlassen.

Stuttgart, 16. April. Der Luft­schiffer Leitz, derselbe, der im vergangenen Jahre wiederholt Versuche mit einer Flugmaschine in Aussicht gestellt hatte, die aber nie zur Ausführung gelangten, stieg heute nachmittag von Nill's Tier- garten mit seinem BallonDolfe" auf. Derselbe hielt sich längere Zeit in ziem- licher Höhe über der Stadt und schwebte dann in nördlicher Richtung ab. Nach einer dreistündigen Fahrt, die ihn noch­mals über die ganze Stadt Hinwegtrieb und die zeitweise durch Schneewolken ging, landete der Luftschiffer glücklich in der Nähe von Rohr bei Vaihingen.

Calw, 18. April. Die Obstaussich- ten sind in diesem Jahr sehr gute. Alle Bäume zeigen reichen Blütenansatz, Apfel- und Birnbäume stehen voller Knospen. Die warme Witterung der letzten Tage hat wahre Wunder gewirkt, die Knospen der Birnbäume sind am Aufbrechen, und einzelne Bäume stehen schon mit Blüten da. Man trifft bereits blühende Kirsch­bäume und vereinzelt auch blühende Spa­lierbirnbäume. Wenn kein Rückschlag er­folgt, so darf einer schönen Blütezeit und hoffentlich auch einem reichen Obstjahr entgegengesehen werden.

Calw. Die Eröffnung der neu er- richteten Handelsschule für Mädchen sin- det Mittwoch den 20. April statt. Die Räumlichkeiten sind jetzt fertiggestellt und entsprechend eingerichtet. Besonders dürfte jedem Besucher der Helle und geräumige Lehcsaal gefallen und ladet die Leitung

der Schule alle Interessenten zur Besich­tigung der Anstaltsräume ein.

Teinach, 16. April. Seit 3 Wochen wird der Wirtzum kühlen Brunnen" hier I. Müller, vermißt. Vorgestern wurde in den Wäldern eine Streife nach ihm veran­staltet, aber ohne Erfolg.

Die Auerhahnjagd hat ihren Anfang genommen. Die Jagd aus die­sen seltenen und schönen Vogel zieht jedes Jahr Jagdliebhaber in unsere Wälder. Der Vogel wird in den Wäl­dern von Hofstett, Neuweiler und Teinach in verhältnismäßig großer Zahl angetrof- sen. Für den Abschuß eines Vogels werden von auswärtigen Schützen geru größere Summen bezahlt; die Jagdpächter erhalten für einen Vogel mehr als 50 Mark.

Alpirsbach, 17. April. Das 20 Minuten von Alpirsbach entfernt auf der Markung Röthenbach gelegene Bad Ru­dolfshöhe, Sanatorium und Pension, wurde gestern von Karl Würz, Spezial­arzt für Nervenkranke, seither Assistenz­arzt im Bürgerhospital Stuttgart, um die Summe von 68,000 Mk. käuflich erworben.

Eßlingen, 17. April. Im angebro­chenen Jahrhundert werden es 1200 Jahre seit Gründung der Reichsstadt Eß­lingen. Im Hinblick daraus veranstaltet der hiesigeVerein für christliche Fest- spiele," bekannt durch seine früheren Auf­führungen, am 1. Mai d. I. eine Fest­vorstellung im Kugel'schen Saale. Ein romantisches Schauspiel in 4 Akten aus der Zeit des Hnnnenkönigs Ezzel, betitelt: Die Schlacht bei der Kathrinenlinde" wird von etwa 50 Personen zur Darstell­ung gebracht werden. Unter der Leitung von Fachleuten sind die Proben schon längere Zeit im Gange. Es finden nur 2 Aufführungen, (am Sonntag, 1. Mai) des sehr interessanten, spannenden und farbenreiche» Schauspiels statt.

Eßlingen, 15. April. Nachdem die Meister der hies. Zwangsinnung der Fri­seure sich bereit erklärt haben, ihre Gehilfen an den ersten 4 Wochentagen abends 8 Uhr, Freitags 9 Uhr und Samstag abend 10'/e Uhr aus dem Geschäft zu entlassen, ist am Freitag vor dem Ge­werbegericht als Einigungsamt der Fri- seurgehilfenstreik beigelegt worden. Die Jnnungsmeister werden ferner die ausge­tretenen Gehilfen innerhalb eines Monats wieder in Arbeit nehmen; bezüglich des Ladenschlusses tritt dagegen keine Aender- ung ein.

Untertürkheim, 12. April. Bei der diesjährigen Konfirmation traten 60 Mädchen und 36 Knaben vor den Altar,

es sind dies 64°/ Mädchen, 36°/o Knaben Ein derartiges Mißverhältnis der Ge­schlechter dürfte zu den seltenen Fällen gehören.

Heilbronn, 16. April. Der Ge­meinderat hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die Forderung des früheren Stadtvorstandes Oberbürgermeister Hegel­maier auf Nachzahlung von rund 8000 Mk. rückständiger Gebühren nicht zu be­willigen und den von diesem anhängig gemachten Prozeß durchzuführen.

An der unter Aufsicht der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel stehenden staatlichen Fachschule für Fein­mechanik in Schwenningen beginnen am 2. Mai d. I. wieder neue Unterrichts­kurse. Der Zweck der Fachschule ist, durch praktischen und theoretischen Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Fein­mechanik einschließlich Uhrmacherei und Elektrotechnik, für diese Gebiete ebenso­wohl tüchtige Gehilfen und Werkführer als selbständige Gewerbetreibende heran­zubilden. Der Unterricht an der Fachschule umfaßt 3 ordentliche Jahreskurse, welche mit einer Schlußprüfung (Gesellenprüf­ung) abschlietzen, sowie im kommenden Schuljahr erstmals einen einjährigen höheren Fortbildungskurs (Meisterkurs), insbesondere für solche Gehilfen, welche sich in besonders gründlicher und umfassen­der Weise für die spätere selbständige Betreibung ihres Gewerbes oder für di« Versehung von Werkführerstellen in der Großindustrie vorbereiten wollen. Anmeld­ungen sind zu richten an den Schulvor­stand Professor Dr. Göpel in Schwenn­ingen, von welchem auch Schulprogramme und Auskünfte erhalten werden können.

Mainz, 14. April. (Ein gefährlicher Kurpfuscher.) Der 32 Jahre alte Artikt Joh. Karl Paul Strauß aus Berlin gab sich als Naturarzt aus. Besonders weib­liche Kranke suchte er sich aus, die er so eingehend untersuchte, daß er in verschie­denen Fällen sich tätlicher Beleidigungen schuldig machte. Als Wundarznei ver­kaufte er gewöhnlich Harlemmtropsen. Die Strafkammer verurteilte ihn laut »Fr. Ztg." zu Ist- Jahren Zuchthaus.

Aus Sachsen, 14. April. Die Auf­hebung des Z 2 des Jesuitengesetzes hat zur Folge gehabt, daß in Sachsen zahl- reiche Katholiken zur evangelisch-luther­ischen Kirche übergetreten sind.

Ueber das neue Gefecht mit den Herero bei Okatumba, worüber zuerst die Verlustliste mitgeteilt wurde, liegt jetzt auch ein kurzer amtlicher Bericht vor, woraus hervorgeht, daß die Unseligen einen schweren Stand gegen die feindliche s Uebermacht hatten und zwar den Angriff der Herero abwiesen, aber zu schwach