- 87

Madras; der elektrische Funken springe dann weiter nach Bombay, über das indisch-arabische Meer nach Aden, über das rote Meer nach Alexandria, über das Mittelländische Meer nach Malta, dann nach Lissabon und von da endlich nach London. Jeves ans diese Weise beförderte Wort kostet etwa 2 Mk. für Pressenmeldungen, Privatmeldungen kosten mehr als das Doppelte. Man hat be­rechnet, daß bei einer größeren Schlacht für ein einzige- Presse-Telegramm etwa 2000 Mk. auszugeben sind. Auf der Fest

Ein BliBlinder den andern fallen beide in die Pfütz'. Aber . . . hören Sie, . . fügte er mit trunkener Feier­lichkeit beimachen wir einen Ha Handel. Ich leih'Ihnen die Augen, Sie

Arme und wir Straße entlang.

landslinie gehen die Telegramme von der japanischen Stadt Nagasaki über Shang­hai oder Wladiwostok, dann durch Sibi­rien nach Libau an der Ostsee. Interessant ist zu erfahren, welche Zeit ein Telegramm von Japan auf bezw. unter dem Wasser nach London braucht. Eine solche Zeit- ungsdepesche wurde kürzlich um 2 Uhr 5 Minuten nachmittags von Japan abge^ ffandt und sie kam um 1 Uhr nachmit­tags desselben Tages in London an, mithin 1 Stunde 5 Minuten früher ehe sie abgesandt war. Diese Merkwürdigkeit erklärt sich darans, daß die japanische Zeit der Londoner um 9 Stunden vor­aus ist. Die Beförderung des Telegrammes nahm demnach 7 Stunden 55 Minuten in Anspruch, für die unermeßliche Ent­fernung eine demnach gar kurze Zeit.

Ein Großkausman aus einer der deutschen Hansestädte, der Mitchef einer der bedeutendsten in Ostasien etablierten deutschen Firmen, äußerte sich kürzlich über einen wünschenswerten Ausgang des Krieges zwischen Rußland und Ja- Pan wie folgt: Komme es zum Kriege, so sei im Interesse der Stellung der -Europäer in Ostasien ein Sieg Japans nicht zu wünschen. Ein solcher Sieg mürdc nicht nur das Prestige der Russen,

'sondern dasjenige aller Europäer in Ost­asien gefährden. Die europäischen Kauf lleute insbesondere haben heute bereits Mühe genug, sich der japanischen kurrenz zu erwehren. Vor allem werde der Handel der Europäer mit Japan selbst immer mehr erschwert durch den japanischen Chauvinismus. Der Japa­ner beginne heute bereits, sich dem Eu- ropäer überlegen zu dünken. Sollte es ihm nun gar noch gelingen, Rußland zu besiegen, so werde man überhaupt nicht und das Tor ging auf mehr mit ihm auskommen können. ---- - ^

Sofia, 12. Febr. Fürst Ferdinand ließ in Petersburg mitteilen, daß er alles vermeiden werde, was di» Situation Rußlands verschlechtern oder einen Kon­flikt auf dem Balkan herbeiführen könnte.

Heute trifft der bulgarische Vertreter Natschowitsch aus Konstantinopel hier «in, um der Regierung Bericht über die Absichten der türkischen Regierung zu erstatten.

Zu der amerikanischen Anregung, das eigentliche China neutral zu erklä­ren, haben sich sämtliche Mächte, auch die beiden kriegführenden, sympatisch ge­äußert.

Hlrrterhorl.'tenöes.

Ans Uacht MM Licht

von Hugh Conway.

4) (Nachdruck verboten.)

Blind . . . also armer BeBe Bettler und nicht bebebenebelt. Mir scheint, ich bin just nicht in der Ver PerVerfassung, jemanden zu führen.

leihen mir die Beine. Gute Idee. Kom­men Sie mal . . ."

Er ergriff mich am gingen tappend die Plötzlich hielt er still.

Walpole-Straße l" sagte er schluckend. Soll ich Sie ganz nanach Hause führen?,,

Nein, ich danke Ihnen. Bitte nur meine Hand auf das Gitter des Eckhau­ses zu legen. Dann finde ich schon allein weiter."

Wollte, ich fände auauch allein weiweiter. Wollte, Sie liehen mir Ihre Beine bis nach Hause," sagte mein trunksüchtiger Begleiter.Gute Nacht Adieu."

Ich hörte ihn Hinwegwanken und machte mich dann auf meinen Weg.

Zwar war ich nicht ganz sicher, von welchem Ende der Straße ich ausging; aber daran lag wenig, denn entweder zweiundsechzig oder sünfundsechzig Schritt, mußten mich zu meiner Haustüre bringen Ich zählte zweiundsechzig und tastete dann zwischen den Gittern nach dem Eingänge; da ich ihn nicht fand, ging ich rin oder zwei Schritte vorwärts, bis ich ihn erreichte. Ich war froh, ohne Unfall nach Hause gekommen zu sein, nnd begann, aufrichtig gesagt, mich mei­nes heimlichen Ausflugs wegen ein bis­chen zu schämen. Ich hoffte, daß PriS- cilla meine Abwesenheit nicht bemerkt und das Haus aufgestöct haben werde und daß ich mein Zimmer wieder so still er­reichen könnte, wie ich cs verlassen. Trotz meinen Berechnungen war ich indes doch nicht ganz sicher, ob ich das rechte Haus getroffen hatte; habe ich mich aber geirrt, dann konnte ich höchstens um ein, Kon- zwei Türen davon entfernt sein und der Schlüssel in meiner Hand mußte mir dir rechte Tür zeigen.

Ich schritt die Hausstufen hinan waren es vier oder fünf gewesen, die ich beim Fortgehen gezählt hatte? tappte nach dem Schlüssellochs und steckte den Schlüssel hinein. Er drehte sich leicht

Ich hatte mich nicht geirrt. Ich fühlte eine große Er­leichterung und Befriedigung darüber, daß ich das rechte Haus gleich beim ersten Versuche gefunden hatte.Gewiß war es ein Blinder, der zuerst die Wahrheit entdeckt hat, daß die Not die Mutter der Erfindung sei," sagte ich, als ich leise die Haustüre hinter mir schloß und mich daran machte, in meine Wohnung hinauf­zugehen.

Wie viel Uhr mochte es wohl sein? Alles, was ich wußte, war, daß es noch Nacht sein müsse, denn ich konnte das Licht von der Finsternis unterscheiden. Da ich mich so nahe an der Walpole. Straße befunden hatte, konnte ich in meinem ekstatischen Zustande nicht weit gegangen sein, unö es mußte nach meiner Berechnung ungefähr zwei Uhr sein. Noch besorgter als beim Fortgehen, kein Geräusch zu machen, welches die Leute aufwecken könnte, fand ich endlich die unterste Treppenstufe und begann leise hinaufzugehen.

Indes, so blind ich auch war, schien mir der Ort doch irgendwie fremd. Das Geländer, welches ich berührte, schien

mir nicht dasselbe zu sein und selbst da Gewebe des Teppichs unter meinen Fü­ßen erschien mir anders. War es mög­lich, daß ich in ein falsches Haus geraten war? Man hat eine Menge Beispile, daß ein Schlüssel fremde Schlösser öffnete. Sollte dies bei mir der Fall gewesen und ich in ein fremdes Haus gekommen sein? Ich blieb stehen; kalter Schweiß brach auf meiner Stirne aus bei dem Gedanken an meine Lage, wenn sich die Sache so verhielt. Einen Augenblick dachte ich daran, zurückzukehren und es mit dem nächsten Hause zu versuchen; aber ich war nicht ganz sicher, ob ich mich wirklich geirrt habe. Dann erinnerte ich mich, daß sich in meinem Hause am oberen Ende der Stiege eine Konsole mit einer Gipsfigur befand, deren Stelle ich genau kannte, da man mich öfters davor gewarnt hatte, mich nicht daran zu stoßen. Alle meine Zweifel konnte ich beseitigen, wenn ich weiterging und danach fühlte, und so tat ich.

Ich ließ meine Finger sanft an der Mauer Hingleiten, aber ich fand keine Konsole. Dafür berührte meine Hand einen Türsturz, und jetzt wußte ich ge­wiß, daß ich in einem fremden Hause war.

Es blieb mir nun nichts anderes übrig, als ebenso leise, wie ich hereinge­kommen war wieder hinauszugehen und mein Glück an der nächsten Haustüre zu versuchen.

Als ich mich umwandte, um meinen Weg zurückzusuchen, hörte ich das Geräusch von Stimmen; so spät eS war, sprachen noch Leute in dem Zimmer, dessen Türe meine Finger so leicht berührt hatten.

Worte zu unterscheiden, war mir nicht möglich, aber ich hörte deutlich, daß es Männerstimmen waren. Ich blieb unentschlossen stehen. Wäre es nicht besser, an die Türe zu klopfen und mich der Gnade der Bewohner des Zimmers anheimzustellen? Ich konnte ihnen dann die Sache erklären, meine Blindheit würde meinen Irrtum entschuldigen und gewiß würde jemand so freundlich sein, mich nach Hause zu begleiten. Ja, das war das Beste, was ich tun konnte, denn ich durfte doch nicht in fremden Häusern umhertasten wie ein Einbrecher, und vielleicht hatte jedes Haus in der Straße dasselbe Türschloß, so daß mein Schlüffe! alle öffnen konnte. Wenn dies so war, konnte mein Abenteuer damit endigen, daß mir irgend ein erschreckter Haus­meister eine Kugel in den Leib jagte, ehe ich Zeit fand, meine Unschuld zu be- teuern.

Eben als ich die Hand erhob, um an die Türe zu klopfen, hörte ich eine andere Stimme, die Stimme einer Frau. Sie schien aus dem Hinterzimmer zu kommen und sang zu einer leisen Pianofortebe­gleitung. Jcb hielt ein und lauschte.

(Fortsetzung folgt.)

Gemeinnütziges.

(Meerrettich als Heilmittel.) Der geriebene Meerrettich wird auf Leine­wand in Größe einer Hand gestrichen, dann auf den Oberarm, auf die Waden, Fußsohlen oder auf den Nacken gelegt man läßt ihn dort so lange wirken, bis man ein beträchtliches Brennen empfin­det. Dieses Meerrettichpflaster ist eines der schnellsten helfenden Mittel bei hefti­gen Kopf- und Zahnschmerzen, bei Schwin­del, Ohnmacht, Rückenschmerzen und Ohrensausen.