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-Chocholuszik Juszu. Pflegekinder schienen mir aus die Dauer etwas zu teuer zu sein. Ein Monat in dieser Weise, und ich wäre pekuniär ruiniert. Aber gottlob, morgen kam ja Gerda, daun hatte ich meine Baterrvlle ausgespieli. — Ich fing an den Krawatkovich zu b-grei- fen. Ob meine Lackstiefel wohl noch heil waren? Würde es Karls Kunst gr- lingen, einen Anzug wenigstens soweit zu reinigen, daß ich morgen ins Bureau geh n konnte? Oder mußte ich mich
trieben hatte, und sich dann vergnügt die Finger abzulecken begann, was ihm einen strafenden Blick des älteren Bruders einrrug. Nachdem die Kinder gesättigt waren, gingen nur wieder in den Salon.
„Wann geht Ihr denn gewöhnlich zu Bett?" forschte ich. Eigentlich hatte ich Lust, noch ein Glas Bier in der Nähe zu trinken. Mit Rücksicht auf meine zerstörte Garderobe mußte ich diese Idee allerdings aufgebeu, hätte aber gern un-
krank melden? Welche Ueberraschungen gestört noch einige Briefe geschrieben.
standen mir für den Abend noch bevor? Diese bangen Fragen legte ich mir vor, während ich die Wäsche wechselte.
Als ich nach einiger Zeit in das Wohnzimmer trat, saßen Janko und Hrenko rein angezogen und artig, als könnten sie kein Wässerchen trüben, zusammen auf einem Stuhl und besahen sich die Bilder eines Prachtwerkes, während Karl sie mit verliebten Blicken betrachtete. Wirklich, die Bengels sahen wieder ganz reizend aus. Augenscheinlich hatte mein alter Getreuer noch etwas Passendes für sie in dem Riesenpaket aus dem Bazar gefunden. Sie waren somit glücklicher daran, als ich. Wohl bemerkte ich die bittenden, Verzeihung stehenden Blicke der Jungen, aber ich tat, als sähe ich Sie gar nicht. Sie verdienten eine gelinde Strafe. Hinter meiner Zeitung sah ich denn, wie die Knaben leise mit einander tuschelten, nachdem Karl, mit einem mißbilligenden Blick auf mich, das Zimmer verlassen hatte.
„Onkel Heinz!" Ich sah auf. Die kleinen Verbrecher standen vor mir.
„Was wollt Ihr?" Ich versuchte meiner Stimme einen möglichst ernsten Klang zu geben.
„Onkel Heinz, hau uns lieber tüchtig durch, aber sieh nicht mehr so böse aus. — Papa machte es auch so, und dann war er wieder gut. — Bitte, bitte, Onkel Heinz!"
Konnte man wirklich den Rangen böse sein? Nein, es war unmöglich! Aber ehe ich noch ein Wort sprechen konnte, saßen die Jungens schon auf meinem Schoß und schmiegten sich zärtlich an mich. Sie mußten meine Miene also ganz genau studiert haben. — Hübsch wäre es doch, solche Kinder sein eigen nennen zu können —! Was bedeutet ein gelegentlicher Aerger im Vergleich zu dem Glück, von Kindesliebe umgeben zu sein? Ich seufzte tief auf und fand das Geschick eines Junggesellen amgemein beklagenswert.
Als Karl später kam und uns drei in voller Einigkeit fand, hellte auch sein Gesicht sich wieder auf. Auf meine Frage nach dem Slowaken, berichtete er sodann, Juszu mache sich in der Küche durch Flicken alter Töpfe, von Mausefallen und anderen häuslichen Gegenständen ungeheuer nützlich. Peterchen, das liebe Tier, dagegen schlafe ruhig, in eine Decke eingewickelt. Hoffentlich nicht in meine Bettdecke, dachte ich bei mir, sprach es aber nicht aus, um meinen Karl nicht zu erzürnen.
Das Abendbrot verlief äußerst fröhlich und ohne unliebsame Störungen. Janko und Hrenko aßen wieder mit unvergleichlichem Appetit. Nur einmal passierte es letzterem, daß er im Eifer mit der Hand in die Schüssel voll Schlag
„O, bei Mama mußten wir immer um halb neun Uhr schlafen gehn. Der Krawatkovich sperrte uns aber oft schon um sieben ins Zimmer ein und ging dann mit seiner Frau fort. Da er meist spät nach Hause kam, kletterten wir entweder aus dem Fenster und tollten auf der Straße herum, oder suchten uns sonst irgendwie die Zeit zu vertreiben. Vor zehn Uhr gingen wir selten ins Bett," berichtete Janko.
„Hat denn Euer Lehrer das nie gemerkt ?"
„Nein, der kümmerte sich Abends nicht mehr um uns. Einige Male kamen wir sogar später heim als er."
„Wie gelangter Ihr denn ins Haus hinein?"
„Auf demselben Wege, wie wir durch- brannten. Am Blitzableiter entlang. Das ging famos. Hrenko lachte vor Vergnügen laut auf. (Schluß folgt.)
Vermischtes.
— Eine unliebsame Neujahrsüberraschung hat das am 1. Januar in Kraft getretene Reichsgesetz über die Beschäftigung von Kmdern in gewerblichen Be. trieben von Kegelgesellschaften gebracht. Es dürfen nämlich Kegeljungen, welche noch vollsschulpflichtig sind, an Sonn- und Festtagen überhaupt nicht, an anderen Tagen nicht nach 8 Uhr abends mit dem Aufsetzen von Kegeln beschäftigt werden. Kegeljungcn, die das 12. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, dürfen weder an Sonn- noch an Werktagen in Gast- und Schankwirtschaften Verwendung finden. Die Bestimmungen gelten sowohl für eigene Kinder d. h. solche des Wirts, wie für fremde, d. h. Kinder der Gäste. Die Zuwiderhandlungen sind mit nicht unbedeutenden Strafen belegt..
— Ein schlauer Bauer aus Obermichelbach im Oderelsaß war in Basel zu Markt gegangen und hatte sich von dem Erlös seiner Waren Zigarren, Fleisch und Würste gekauft. Als er sich vor der Heimfahrt noch an einem Gläschen gütlich tat, eignete sich eine Eierhändlerin aus Attenschweiler die Sachen an und verschwand. Als der Bauer seinen Wagen leer fand, stieg ein furchtbarer Racheplan in seiner Seele auf. Er ging zum Burgfeldner Zollamt und erklärte, daß die mit den Sachen ahnungslos vorüberkommende Händlerin Zollgut bei sich führe. Blutgierig stürzten sich nun die Zollbeamten auf sie, und 2 Mk. 80 Pfg. waren das Ergebnis ihrer Bemüh- ungen. Jetzt führte der Bauer den Hauptschlag aus. Er stellte sich jenseits des Zollamts auf Wache und nahm der erschrockenenAttenschweilerin die gestohlene und von ihr soeben verzollte Ware ab. Die Eierhändlerin soll kein überschlaues
— Ein komischer Zwischenfall ereignete sich bei einer Taufe in einer Londoner Vorstadt. Der Geistliche war offenbar nicht ganz mit den Qualifikationen für die Würde der Patenschaft bei einem der Anwesenden zufrieden, und machte seinem Mißtrauen in den nicht sehr freundlichen, aber wahrscheinlich wohlbegründeten Worten Luft: „Sie sind zu jung, um Pate zu stehen," worauf der also angeredete Jüngling bescheiden erwiderte: „Bitte sehr, ich will auch gar nicht Pate stehen, ich bin nur der.Vater."
— In Frankreich ist der Schulbesuch obligatorisch, aber die Kinder brauchen nach dem Gesetz nur bis zum vollendeten 13. Lebensjahre in der Schule zu bleiben. In einer Volksschule eines etwas wilden Pariser Viertels erhob sich nun dieser Tage mitten in der Stunde einer von den Jungen, packte seine Bücher zusammen und legte sie auf den Tisch des Lehrers, nahm seine Mütze und ging zur Tür. Die Uhr schlug eben halb drei. „Was ist das, wo willst du denn hin?" fragte der Lehrer. „Herr Professor", erwiderte der Bengel ganz keck, „soeben bin ich volle 13 Jahre. Ich bin sogar", er sah nach der Uhr hinüber — schon seit 4 Minuten im vierzehnten, Sie haben also nach dem Gesetz kein Recht mehr auf mich". Sprachs und verschwand — der Professor und die Klasse waren sprachlos. Gegen die Logik des Jungen, im Sinne des Gesetzes ist nichts einzuwenden.
(Großer Unterschied.) Junge Frau: „Männchen, früher als Braut konnte ich so oft das traute „Endlich allein!" von dir hören!" —Mann: „O, das sage ich noch oft — nur hörst du es nicht!"
(Neuester Börsianerflujch.) „Auf'm Nordpol sollst de müssen handeln mit Badehosen!" (Fl. Bl.)
sahne griff, die Karl fürsorglich, trotz Gesicht gemacht haben, desto wehr freute der Sonntagsheiligung, irgendwo aufge- sich der Bauer über den ersparten Zoll.
Wögel'eins Mage.
Melodie: Vög'lein im hohen Baum.
Draußen am Fensterlein Sitzet ein Vögelein Still und verzagt;
's ist ja so eisig kalt,
Schneeig sind Flur und Wald, — Vögelein klagt:
Schenk mir ein Bröselein,
Bin gar so arm und klein,
Bin so in Not!
Finde ja ringsumher Nirgends ein Körnchen mehr,
Drauß ist's wie tot!
Schwer ist des Hungers Qual, Vög'lein in Berg und Tal Ist gar bedruckt!
Denke, o Menfchenherz,
Auch an des Vög'leins Schmerz; Geben beglückt!
Wohl ist sein Dank nur klein;
's kann nur ein Liedchen sein,
Das es Dir weiht;
Kehret der Lenz zurück,
Singt es von Lieb und Glück,
Daß es Dich freut!
Bitte, gedenke mein,
Hilf in des Winterspein,
Lind're den Schmerz!
Gott wird auch segnPi Dich,
Wenn Du beschützest mich.
Liebendes Herz! —
(Bad, Pr.)
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