Pantepeh zum Wirt und frage, ob so'n Jesindel hier verkehren darf."
Grollend zog Herr Lehmann ab.
Durch den heftigen Wortwechsel ««gelockt, hatten sich mehrere dienstbare Gei- fter unten an der Treppe eiiigefunden. Neugierig lugten sie herauf und machten Hämische Bemerkungen. Wütend schlug ich die Tür zu.
„Herr Baron, was ist denn das nur für ein Mensch?" forschte Karl kleinlaut mnd deutete mit dem Finger nach der Tür, hinter der Janko und Hrenko mit ihrem Freunde verschwunden waren. Sobald er jedoch hörte, Chocholuszik sei der ehemalige Hundejunge „unseres lieben gnädigen Fräuleins", war der Slowake für ihn eine höchst achtungswerte Persönlichkeit. Ja, er hatte sogar die Stirn, mir zu erklären, der doch rechl zweifelhaft aussehende Jüngling habe ihm gleich gefallen. Aergerlich über die unangenehme Szene mir dem Pförtner und über Karls Narrheit, ging ich in mein Zimmer und Versuchte, Zeitungen zu lesen. Doch lange sollte ich nicht Ruhe haben. Es mochte etwa eine halbe Stunde verstrichen sein, als mein alter Diener eintrat und um die Erlaubnis bat, mit den Knaben und dem Slowaken den Zoologischen Garten besuchen zu dürfen.
„Aber ihr könnt doch unmöglich mit dem — hm! — Kerl zusammen über die Straße gehen! Ter Kassierer drüben! läßt ihn überhaupt garnicht hinein," wagte ich einzuwendeu.
„O!" Karl wurde etwas verlegen. „Die Kinderchen baten so sehr, und da habe ich ihm — einen älteren Anzug vom Herrn Baron gegeben. — Herr Baron trugen ihn ja doch nicht mehr," fetzte er entschuldigend hinzu.
„Ich bin Dir wirklich ganz außerordentlich dankbar dafür, mich der Sorge über meine Garderobe zu entheben," entgegnete ich etwas spitz..
„Aber Herr Baron! Der Chocho- luszik Juszie ist doch eigentlich ein Dienstbote unseres lieben gnädigen Fräuleins, und da ist es doch unsere Pflicht —"
Karl sprach die Zungen brechenden Namen schon so geläufig aus, als habe «r in seinem Leben nur slowakisch gesprochen.
Ja, ja! Meinetwegen." Der Mensch macht wich noch rasend mit seinem ewigen lieben gnädigen Fräulein? „Aber Du sorgst mir dafür, daß die Knaben pünktlich zum Abendessen zu Hause sind und .'keine Dummheiten machen."
„O, unsere Kinderchen sind artig." Karl sah mich vorwurfsvoll an.
„Nun, darüber gehen die Ansichten allerdings auseinander —" ich kam mit meiner Betrachtung jedoch nicht zu Ende, denn Janko und Hrenko stürmten insZimmer und zerrten den freundlich, aber etwas verlegen grinsenden Juszu — Pardon Herrn -Chocholuszik Juszu — hinter sich her. Der Slowake hatte sich nämlich während der letzten halben Stunde durch meines Karls Bemühungen in einen sauber geraschenen, rasierten und gekämmten Gentleman verwandelt. Mein vorjähriger Sommeranzug stand ihm wirklich ausgezeichnet — ich hatte ihn in diesem Jahr im Bureau auftragen wollen. Das rar nun vorbei, denn mein Diener beabsichtigte hoffentlich nicht, Gütergemeinschaft zwischen dem ehemaligen Hunde- jungen und mir einzuführen. Fast schien es allerdings! Das bunte Hemd, der
Schlips und der Strohhut Herrn Chocho- lusziks hatten verzweifelte Aehnlichkeit, mit Dingen, die mir bisher allein ge-i hörten. Dagegen waren die Stiefel ent-' schieden Karls Nummer.
„Denke nur, Onkel," rief Janko auf- geregt, „Juszu erzählt, daß ein Bär hier im Zoologischen Garten früher im Zwinger des Bacons Szarhegy Göza, eines Freundes von Papa, war. Als Onkel Tonczis den JnSzu wegschickte, kam er auf Vas Gut des arons bei Turia Remete in den Karpaten und mußte dort dem Ivan, so heißt der Bäc nämlich, immer das Futter bringen, bis er hierher verschenkt wurde. Onkel Heinz, Du erlaubst doch, daß wir in den Zoologischen Garten gehn?"
„Bitte, bitte!" flehte auch Hrenko.
Nachdem die Knaben feierlichst gelobt hatten, artig zu sein, zog die Gesellschaft ab. Ich sah ihr aus dem Fenster nach. Herr Chocholuszik Juszu gab sich anscheinend große Mühe, recht würdevoll einherzuschreiten; nur die Stiefel waren ihm entschieden sehr ungewohnt. Er zog die Beine so merkwürdig und rieb alle zwanzig Schritt abwechselnd den einen Fuß an der anderen Wade.
Eben wollte ich mich behaglich in den Polsterstuhl wieder zurücklehnen, als mir mit Schrecken einfiel, über all die Er- eignisse ja ganz die Depesche an Gerda vergessen zu haben. Herr Gott! Das war ja eine schöne Geschichte! Gewiß ängstigte sie sich schon halbtot. Natürlich mußte jetzt ein dringendes Telegramm den Zeitverlust möglichst einholen. Ich eilte in den Korridor, um Hut und Stock zu nehmen, doch beide waren verschwunden. Wo hatte sie Karl nur hingeräumt? Aha! Gewiß im kleinen Schrankzimmer. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, als ein merkwürdiges Gerassele mich erschrocken aufsehen machte.
Nein, das war denn doch, um einen Menschen mit Lammsgeduld und Stoi- kerruhe in einen Tiger zu verwandeln! Oben auf einem Kleiderschrank saß ein Zähne fletschender Affe, eine lange freie Kette hing von dem einen Hinterbein herab und schlug klirrend an den Schrank. In den Händen drehte das infame Vieh einen schwarzen Gegenstand, dessen Besitz es anscheinend mit äußerster Energie zu verteidigen gewillt war. — Das war ja mein neuer Zylinder, der die Form einer mißlungenen Omelette soufflöe angenommen hatte! Wütend schlug ich mit einem Stock nach dem Uebeltäter. Der Erfolg war wahrhaft überraschend. Fauchend
turnle mein Feind mit einem Riesensprung auf einen gegenüberliegenden Schrank, die nachschleppende Kette zerschlug klirrend die Hängelampe, und ehe ich noch recht zur Besinnung gekommen war, flog mir der Rest meines hohen Hutes an den Kopf. Das vierhändige Scheusal ging zum Angriff über. — Monkeys Augen funkelten vor Bosheit und Tücke. Auf dem Schrank standen Reihen leerer Zigarrenkisten, daneben Schachteln, Flaschen und andere mehr oder minder harte Gegenstände; im Zielen war die Kanaille, wie ich gemerkt hatte, unübertrefflich sicher, den letzten noch nicht verwüsteten Sommeranzug hatte ich an — ich zog daher einen schnellen ehrenhaften Rückzug einer völligen Niederlage vor und schlüpfte schleunigst zur Tür hinaus, die ich fest hinter mir abschloß. Ein Hagel von Geschossen polterte, splitterte, krachte und donnerte hinter mir her. Aber ich und mein Anzug waren in Sicherheit. Ich atmete auf. Wäre jedoch Herr Chocholuszik jetzt für mich erreichbar gewesen, er hätte eine tüchtige Tracht Prügel bekommen. Wie konnte dieser Kerl sich nur unterstehen, meine Wohnung heimlich in eine Menagerie umzuwandeln. Und Karl, dieser alte Esel, hatte es geduldet! Unerhört! Wenn ich nur einen anderen Hut gehabt hätte. Im Schrankzimmer mußten ja noch einige sein; aber dort zum zweiten Mal einzudringen, erschien mir nicht rätlich. Den hübschen, leichten grauen Hut führte ja auch der Slowake, der infame Bengel, jetzt im Zoologischen Garten spazieren.
(Fortsetzung folgt.)
Gemeinnütziges.
— (Um Pelzwerk aufzufrischen) erhitzt man auf der Herdplatte (nicht auf offenem Feuer) in einem Topfe Roggenkleie so lange, bis man sie noch gerade in die Hand nehmen kann. Dann wird dar Pelzwerk mit der heißen Kleie bestreut und mit der Hand tüchtig durchgerieben. Bei sehr verfilztem Pelzwerk muß das Verfahren wiederholt werden. Hierauf wird das Pelzwerk kräftig aus» geschüttelt, mit ei«em Rohrstock ausgeklopft und mit einem weitzähnigen Kamm durchgekämmt.
(Petroleumflecken.) Man entfernt dieselben aus farbigen Stoffen am besten mit Töpferton, der zu einem dicken Brei mit Wasser aufgelöst und auf die 'Flecken aufgelegt wird. Nachdem di» Masse getrocknet ist, bürstet man sie sauber aus.
Wohnplätze des Ortsverkehxs,
für welche das Porto für den frankirten bis 250 Gr. schweren Brief 3 Pfg. beträgt
Kälbermühle K"Be?gc°u) Nonnenmiß (Gde. Wildbad) Kälbermühle (Gde. Wildbad) Rollwasser Köpfte Sprollenhaus
Kohlhäusle Sprollenmühle
Lautenhof Windhof (Gde. Wildbad)
Nonnenmiß(Gd.Enzklösterle), Ziegelhütte
Postanstalten des Nachbarortsverkehrs.
Porto für den frankirten bis 250 Gramm schweren Brief F Pfennig: Birkenfeld (Württ.) Enzklösterle Loffenau
Calmbach Gräfenhausen Neuenbürg
Conweiler Herrenalb Sckömberg OA. Neuenbürg
Dobel Höfen Schwann
Wildbad Aldingerhof Christophshof Grünhütte Hechingerhof Hochwiese