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ist II Millimeter dick (bei normalen Schädeln höchstens 6 Millimeter). Beim Großhirn fanden sich Verwachsungen mit der Schädeldecke. Das Kleinhirn war hypertrophisch, die Leber ungewöhnlich groß und von schwarzer Farbe und speck­artig degeneriert.

(Einges.) Aus dem 7. Wahlkreis (Calw - Neuenbürg - Nagold - Herrenberg) wird derDeutsch. Reichsp." geschrieben :

Die den ganzen Winter hindurch ausgestreute Drachensaat der Handels- Vertragsvereinsredner, die skrupellose Ver­logenheit der Volkspartei, der sozialdk' mokratische Einfluß von Pforzheim und

dre Geislinger Rede des Ministers v. Pischek, welche von den demokratischen und sozialdemokratischen Rednern waid- lich ausgeschlachtet wurde, unterstützt durch die Prehtätigkeit einiger großindu- striellenVerärgerten" hat uns eine Stichwahl gebracht. L>chrempf wurde alseiner der Hauptmacher des verhaß­ten Fleischbeschaugesetzes", als charakter­loser,von den preußischen Junkern be­zahlter Agitator", der um höheren Sold auch der Sozialdemokratie dienen würde, als schändlicherBrotwucherer und Le- bensmittelverteurer",alsgeheimerJesuit, der den Münsinger Vertrag mit dem Zentrum abschloß", alsFeind der In­dustrie und ihrer Arbeiter" verleumdet. Mit Klagen über Wildschaden und Streu­verweigerung die beide den Reichstag von Haut und Haaren nichts angehen

wurden die Herzen der ländlichen Wähler gewonnen, die 42*/, Millionen- Liebesgabe an die Großbrenner, die 30*/2 Millionen Zuckerprämien, die 3 Milliarden Reichsschulden wurden Schrempf zur Last gelegt für die Zukunft sollte seine volksfeindliche Seele die Bewilligung von 27 oder gar 47 neuen Kavallerieregimen­tern und von zwei weiteren Armeekorps planen. Daß er angeblich für 33 Weiße in einer Kolonie 330000 Mark also pro Kopf 10000 Mk. bewilligte, wurde als abscheuliches Exempel seiner Reichstagstätigkeit .-vor den staunenden ländlichen Zuhörern gebrandmarkt. Daß ein Zollschutz die ganze deutsche Land- Wirtschaft an den Rand des Abgrunds bringt, die Industrie und die städtische Bevölkerung ins größte Elend stürzt, wurde im hohlen Ton des modernen Pro­phetenüberzeugend nachgewiesen." Be­sonders gehässig zeigten sich einige Ge- werbetreibcnde, Gastwirte, Anhänger Nau­manns und Lehrer. Auf Grund der Wählerlisten wurden auch ländlichen Wäh­lern die Stimmzettel und Flugblätter per Post im Couvert zugesandt, eine Ehre, die selbstverständlich viele einfache Gemüter rührte und zur Abgabe des also über­sandten Stimmzettels bewog. Daß Dienste, wie Verteilung der Stimmzettel, Bekannt­machung der Versammlungen, Herbeihol­ungen von Zuhörern in schwach besuchte Wahlversammlungen u. s. w. glänzend honorirt wurden, versteht sich von selbst. Man hat's ja in den Kreisen des Han­delsvertragsvereins und der Demokratie. Diese Mitteilungen werden vielen Lesern einen Einblick in die Verhältnisse geben, die zu einer Stichwahl führten.

Samstag, den 13. Juni war Vorstand-, darauffolgend Hauptver­sammlung des Bezirks­vereins. Der Besuch war, wie in dieser Iah- reszeit vorauszusehen, ein schwacher. DerVor- sitzende wird bei derHauptversammlung in Freudenstadt den Antrag stellen, ob man von Seiten der Geschäftsstelle des Haupt­vereins die Zeitungen insgesamt an das Hauptpostamt senden könne nebst einem Verzeichniß der Bezirksvereine und deren Mitglieder; sodann würden letztere die Zeitung direkt von der Post beziehen, wie solches der Fall ist mit den Jagd- zcitungen, Kriegerbundzeitungen etc. Es wären dadurch den Bez.-Vereinen be­deutende Kosten erspart und die Mit­glieder würden die Zeitungen früher erhalten. Der Bez.-V. Neuenbürg hat seit­her hiefür etwa 70 Mk. Unkosten gehabt. Die Verhandlungen der Vorsitzenden im April sind aus der jüngsten Vereinszeitung zu ersehen, ebenso das Programm zur Hauptversammlung am Sonntag den 28. Juni in Freudenstadt. Fuß- u. Wagen­touren am Montag, den 29. (Feiertag) und Dienstag, den 30. Juni. Die im vorigen Jahr angeregte Herstellung eines Fußsteiges am Anfang des viel begange­nen ToucistensträßchenS WildbadEyach­mühleDobelHerrenalb ist nun in vorzüglicher Weise hergestellt von der Kgl. Bahnbauinspektion und zwar hat der Vorsitzende des Schw.-V., Bez.B., hiezu Beiträge bewilligt erhalten neben der Hauptaufwendung von Seiten der Kgl. Eisenbahn-Generaldirektion, von der Kgl. Badverwaltung, der Stadtkasse Wildbad und dem Schw -V., Bez.-V. Neuenbürg. Der Vorfitzende wird diesen Stellen im Namen des letzteren Vereins eine Dank­sagung zukommen lassen. Für Anbring­ung einer Tourenkarte in der Vorhalle des Bahnhofs Neuenbürg von Seiten des Herrn Buchdruckereibesitzers Meeh spricht der Verein seinen besten Dank aus. Der Vorsitzende des Vereins hat dieselbe Karte in die Vorhalle des Wildbader Bahnhofes gestiftet. Die Karte ist sehr praktisch in jeder Hinsicht im Maßstab von 1:25,000 von Herrn Lehrer Braun entworfen.

Wetter-Arrssichte«.

Bei steigender Temperatur ist für Samstag und Sonntag größtenteils bewölktes und auch zu mehrfachen ge­witterartigen Störungen geneigtes Wet­ter zu erwarten.

Mnlerchcrttendes.

Auf derKolumbia".

von H. Rosenthal Bonin.

4) (Nachdruck verboten.)

Es war schon nicht mehr ganz dunkel, und ich erkannte über mir die grüne Fläche eines Schiffsrumpfes; nun nahm ich alle Kraft zusammen, deren ich fähig war, streifte den Strick, der mich mit der Bank verband, ab und zog mich an dem Strick empor. Ein verzweiflungsvolles Ringen war es, denn mit den Händen allein konnte ich nicht emporkommen, weil das Seil eng an das Schiff sich legte und mir die Finger klemmte, meine Füße aber beim Anstemmen an den glatten Schiffsrumpf «brutschten. Mein heftiges Rufen hatte aber keinen Erfolg, auf dem Schiff blieb Alles still, nicht das Geringste das zur Rettung dienen konnte, zeigte sich

Endlich gelang es mir, mit einer un- erhörten Anstrengung das Seil zwischen .meine Kniee zu bekommen, und jetzt klomm ich schnell aufwärts. Meine Hände er- > griffen die Regeling eines Schiffe» und

wenige Augenblicke später standen meine Füße auf den Dielen eines Deckes.

Alles drehte sich um mich, mein Kopf schmerzte mich, und ich rang nach Athem. Ich mußte mich halten, damit ich nicht umfiel. Es war mir aber unmöglich zu denken, zu forschen meine Gedanken verwirrten sich, ich fühlte, daß ich auf das Deck zurücksank, und ich halte nur noch die Vorstellung, daß ich in einer Riesenwiege läge und in überirdisch sanf­tem Licht ununterbrochen hin und herge­schaukelt würde.

Mein Träumen unterbrach ein feiner klingender Ton vor meinen Ohren, ein seltsames Stoßen am Kinn und ein kitz­elndes Gefühl an der Nase, ich schlug die Augen auf und erschrack heftig. Et- was Weißes war vor mir, etwas Weiches rieb sich an meiner Wange, etwas Uner­klärliches stieß mich sanft ich ermun­terte mich völlig und schaute in die grünen, zärtlich glänzenden Augen einer Katze.

So schnell bin ich wohl noch nie in meinem Leben auf meine Beine gesprungen, wie in diesem Augenblick. Ich schaute mich um, wo ich sei. Der Tag war völlig an­gebrochen, aus dem Meere erhob sich mit sanft rosigen Strahlen die Sonne und beleuchtete das Verdeck eines Dreimasters in greulicher Verwahrlosung.

Das Bord war teilweise zersplittert und zerschlagen, die Masten gekappt, die Seile durchhauen, er dganze Schiffsrumpf stand schief im Wasser, so daß man auf dem Verdeck nur mit Mühe gehen konnte. Das Schiff schien völlig leer. Keine Menschenseele war zu entdecken, nur die Katze strich schmeichelnd an meinen Bei­nen herum. Ich war mir jetzt klar dar- über, daß ich aus einem völlig verlassenen Wrack mich befand, das, wer weiß wie lange vielleicht schon, auf dem Ozean trieb. Ich erinnerte mich, gelesen zu haben, daß dergleichen Schiffskörper oft viele Monate auf den Ozeanwogen hin und her und kreuz und quer schwärmen, eine stete Gefahr für alle anderen Schiffe, welche m deren Bahnen kamen.

Die Entdeckung war nicht gerade hei- terer Art. Ich hatte zwar die treibende Bank mit einem größeren Fahrzeug ver- tauscht. Dieses Fahrzeug war jedoch von recht bedenklicher Art, denn es wurde sicher von allen Schiffen, die es nur von weitem erblickten, gemieden wie ein Pest, kranker, und ich konnte möglicherweise monatelang auf dem Wasser treiben, bis der Zufall das Wrack an irgend eine weltverlorene Küste trieb, oder an einer Klippe zerschellte Ls schien mir sehr frag- lich, ob ich dem Schicksal für meine Rett­ung dankbar sein sollte. Ob Nahrungs­mittel auf dem Wrack sich befanden? Die Katze war wohl genährt aber Mäuse zählte ich geradenicht zu meinem Lieblingsgericht.

Ich schaute mich zuerst auf der See um, der Himmel war klar, jedoch bis zum fernsten Horizont nichts wahrzunehmen al» Wasser, Firmament, kein Segel, kein Dampf, keine Insel, kein Felsen. Nun beschloß ich, Entdeckusgsreisen auf dem Wrack zu machen. Mein erster Gang galt derAufstndung der Vorratskammern. Diese pflegen gewöhnlich im hintern Raum der Schiffe sich zu befinden, ich kletterte deshalb m das sogenannte Mannschafts­logis hinab, stieß eine Tür auf und kam ^in den Lagerraum, wo eine gewaltige An­zahl Kisten von Tee, wohl die Hauptlad­ung des Schiffes, durcheinandergekollert l fich meinem Blicke darboten. (Forts f.)