meinem Thore wohnt. Sie ist die Mur- ter des Jungen und hat als solche eine Stellung zu wahren und soll sie wahren. Sie wird das Geld bekommen, ob sie will oder nicht! Damit will sie nur ihrem Jungen eine schlechte Meinung von mir beibringen! Wird ihn ohnehin schon genügend gegen mich eingenommen haben."
„Nein," sagte Mr. Havisham. „Ich habe Ihnen in dieser Hinsicht noch etwas von Mrs. Errol zu bestellen."
„Was ich nicht hören will!" stieß Seine Herrlichkeit, keuchend vor Aerger und Gichtschmerzen, hervor.
Mr. Havisham aber fuhr ungerührt fort: „Sie läßt Sie bitten, in Lord Fauntleroys Gegenwart nichts zu äußern, was ihm klar machen könnte, daß Sie ihr nicht Wohlwollen. Der Knabe hängt sehr an ihr, und sie ist überzeugt, daß ihn dies ihnen entfremden würde. Sie hat ihm einfach gesagt, daß er noch zu jung sei, um die Gründe der Trennung von ihr zu verstehen, und zwar, weil sie wünscht, daß auch kein Hauch des Mißtrauens gegen Sie in des Knaben Herz auskomme."
Der Graf war in seinen Stuhl zu- rückgesunken; seine tiefliegenden, feurigen Augen funkelten hinter den starken Augenbrauen.
„Seien sie vernünftig, Havisham," sprach er mühsam, „Sie werden mir nicht weismachen wollen, daß die Mutter ihm nichts gesagt hat."
„Nicht eine Silbe Mylord," versetzte der Advokat ruhig. „Der Knabe sieht in Ihnen nichts als den zärtlichen Großpapa. Nichts — absolut nichts ist je geäußert worden, was ihm auch nur den leisesten Zweifel an Ihrer Vollkommenheit erwecken könnte, und da ich Ihre Befehle in Bezug auf seine etwaigen Wünsche genau ausgeführt habe, sieht er in Ihnen den Inbegriff aller Großmut und Güte."
„Wahrhaftig? Allen Ernstes?"
„Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß es einzig in Ihrer Hand liegt, wie Sie das Verhältnis zu Lord Fauntleroy gestalten wollen, und wenn ich mich unterfangen dürfte, Eurer Herrlichkeit einen Rat zu geben, so wäre es der, nie verletzend von seiner Mutter zu sprechen."
„Pah, pah! Ein Junge von sieben Jahren!"
„Der diese sieben Jahre an der Seite einer Mmter verlebt hat, der sein ganzes Herz gehört."(Forts folgt.)
Vermischte».
— Falbtz Wettervorhersagen für die ersten sechs Monate des kommenden Jahres sind jetzt erschienen. Der Januar wird nach Falb im ersten Drittel ziemlich trocken sein und vereinzelte Schneefälle aufweisen, im zweiten starke Niederschläge und im letzten Drittel neben Trockenheit zahlreiche Schneefäüe bringen. Der Februar ist trocken, weist zuerst einige Niederschläge auf, dann reiche Schneefälle, es herrscht Gewitterneigung, die Temperatur ist anfangs normal, sinkt aber in den letzten Tagen ziemlich bedeutend unter das Mittel. Ausgebreitete Schneefälle mit vereinzelten Regengüssen soll der März und viel Regen mit starken Gewitterschlägen der April aufweisen. Der Mai dürfte
mit Ausnahme der letzten trockenen Tage ganz verregnen und so zahlreiche Gewitter und Regengüsse bringen, daß eine Hochwassergefahr zu befürchten ist, und auch der Juni dürfte nur im ersten Drittel trocken verlaufen und nachher sogar etwas ungemütlich werden und auf den Höhen sogar heftige Schneefälle gufwcisen. Kri- tische Tage 1. Ordnung sind : der 13. Januar, 12. Februar, 13. März, 12. April, (mit Mondfinsternis), 26. Mai und 25. Juni.
— Eine merkwürdige romantische Geschichte einer Kindesaussetzung wird aus Evreux in der Normandie berichtet. Vor einigen Tagen fuhr zwischen 5 und 6 Uhr Nachmittags ein Motorwagen ohne die vorgeschriebene Nummer auf dem Wege von Cherbourg nach Paris. Er hatte einige Insassen, darunter ein weibliches Wesen. In der Nähe des Dorfes Fontaine-la-Bouvert hielt der Wagen an, die Männer stiegen aus und legten ein großes Packet neben den Weg, dicht bei einem Landhaus. Als sie ihre Plätze wieder eingenommen hatten, fuhr der Wagen wieder weiter, blieb aber in der Nähe, bis zwei Bauern aus ihrem Heimwege anhielten, um das merkwürdige Bündel zu prüfen. Dann fuhr das Automobil mit voller Geschwindigkeit in der Richtung nach Paris weiter. Groß war das Erstaunen der Leute, als sie entdeckten, daß das Packet eine Wiege mit einem Neugeborenen war und sie beschlossen, es zum Maire zu bringen. Einer jedoch meinte es wäre ratsamer, die Wiege in das nächste Haus zu nehmen, um bei näherer Besichtigung vielleicht einen Anhaltspunkt für die Identifikation zu finden. Unter dem Kopfkissen des Kindes fand sich denn auch »in Briefumschlag angesteckt, der 20 Banknoten im Betrage von 16000 Mark enthielt, und ein Blatt Papier mit folgenden Worten: „Wer sich dieses Kindes bis zu seiner Großjährigkeit annimmt, bekommt während seines ganzen Lebens ein gutes Vermögen zugesichert, unter der ausdrücklichen Bedingung, daß er niemals das Geheimnis der Geburt des Kindes, daS einer der vornehmsten Familien Englands entstammt, zu durchdringen sucht. Der Finder soll in der Londoner »Times" annoncieren, und wenn das Kind lebt, und gut besorgt wird, wird den Pflegeeltern nach 5 Jahren eine weitere Summe von 16000 Mark eingehän- digt werden. Das Kind wird einmal im Jahre besucht werden." Der glückliche Arbeiter nahm das Kind, steckte das Geld ein und begab sich nach Hause.
(Verschnappt.) Frau: „Kutscher, habe ich nicht gestern in Ihrer Droschke eine Flasche Wein liegen lassen?" — Droschkenkutscher: „Nichts gefunden Madame." — Hm, ärgerlich der Wein hatte fünf Mark gekostet." —Droschkenkutscher: „Fünf Mark? Na, damit find Sie aber schön angeschmiert worden, Madame!"
(Kasernenhofblüten.) Unteroffizier (in der Jnstruktionsstunde): „Na, Huber, Sie hätten ooch zu 'nem Lohen- grin jepaßt, denn Sie darf man ooch nach nischt fragen!" — Sergeant (zu einem sehr schmutzigen Rekruteu): „Na, Cohn, bei Ihnen wäre et die höchste Zeit, det Sie wieder mal durchs rote Meer fingen!"
(Lakonisch.) Schaffner: „Sie sitzen ja in einem Schnellzuge, mein Herr, wozu SieJhrBillet nicht berechtigt!" — Passagier: „Lassen Sie den Zug langsam fahren, ich Hab' ja Zeit."
(Zerstreut.) A. „Mein Adel ist uralt. Meine Ahnen haben sich schon an den Kreuzzügen beteiligt!" B. So so! Mit wieviel Prozent?"
(Ein schlauer Bettler.) „Haben Sie keine Arbeit für — meinen Magen?"
(Der erste Gedanke.) Schwester: „Fritz, in Amerika giebt's, Häuser, die dreißig und vierzig Stockwerke hoch sind." — Kleiner Bruder: „Ach, da möchte ich einmal am Treppengeländer herunter- rutschen!"
(Moderner Titel.) „Welches ist Ihr Beruf? — Untergrundbahnhofsrestaurationsoberkellner!"
Gemeinnützig es.
— Das Alter der Eier kann man, da das Ei je älter desto leichter wird, leicht erkennen. In eine Lösung von 120 Gramm Kochsalz und einen Liter reinen Wassers legt man das prüfende Ei. Ist das Ei vom nämlichen Tage, so sinkt es in dieser Flüssigkeit zu Boden, vom vor- hergehenden Tage sinkt es nicht mehr zu Boden; drei Tage alt, schwimmt es inmitten des Wassers; fünf Tage alt, bleibt es an der Oberfläche, und ist es noch älter, so ragt es, je älter, je weiter über die Flüssigkeit hinaus.
(DaSAufbewahren des Obstes.) Da» Einschrumpfen der Aepfel ist so häßlich, wie die Falten im Gesicht sind, es macht alt und unansehnlich, wenn auch der Geschmack dadurch nichts verliert, aber die Jugend ist dahin. Nur volle und runde Aepfel zieren das Schaufenster und den Tisch, nur solche kann man eigentlich jemanden anbieten, und dieselben haben ihren vollen Wert. Doch ist es gar nicht schwer, Aepfel in Frische und Schönheit zu erhalten; es handelt sich einfach darum, dieselben von der Luft so viel wie möglich abzuschließen, da diese es ist, welche den Wassergehalt nach und nach in sich ein- und aus der Frucht hecauszieht. Dieses Konserviren geschieht am besten dadurch, daß man die Aepfel oder Birnen in gut verschließbare Fässer, Kisten oder dergl. verpackt und die Zwischenräume mit trockenem Sande ausfüllt; doch ist es nötig, die Gefäße an trockenen Orten aufzubewahren.
(Verfälschungen von Wolle und Seide zu erkennen.) Man verbrennt einen aufgezupften Faden des zu untersuchenden Gewebes an einem Licht. Wolle und Seide brennen nur in der Flamme, entwickeln den unangenehmen Geruch nach verbranntem Horn, zeigen an den verbrannten Spitzen eine schwarze Kohle. Baumwolle brennt noch weiter, wenn sie aus der Flamme gezogen ist, entwickelt keinen unangenehmen Geruch, hinterläßt nur wenig Asche.
-r-- Sinnfxrüchr. «*- .>
Kein Mensch ist unersetzbar So hoch man ihn auch hebt,
Doch jeder uns unschätzbar.
Der so für uns gelebt,
Daß, wird er uns entrissen,
Wir schmerzlich ihn vermissen.
Bot»nst«dt.
. Telephon Nro. SS.
Redaktion, Druck und Verlag von Albert Wildbret.t in Wildbad.