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über die Friedensbedingungen.
Amsterdam. 12. Mai. Wie .Tclegraaf- aus Nymwegen meldet, hat Troelstra in einer Versammlung der dortigen sozialdemokratischen Arbeiterpartei eine Rede gehalten, in der er mit Bezug auf die sogenannten Friedensbedingungen sagte, die Vertreter des deutschen Volkes hätten vollkommen recht, wenn sie zu den ihnen in Paris übergebenen Bedingungen sagten, daß dieser Friede den Tod des deutschen Volkes bedeute. Troelstra erklärte, dieser Friede dürfe nicht zugelassen werden. Er bedeute eine Katastrophe nicht allein für Deutschland, sondern für die ganze Menschheit und die Vernichtung jeder Hoffnung auf allgemeine Abrüstung nnd die Vorbereitung für eine Zeit, in der alle. Völker gezwungen »erden, jedes Jahr furchtbare Lasten des Militarismus zu tragen. Der Völkerbund sei in der Form, in der er jetzt der Welt aufge- zwnugen werde, ein Hohn, er sei ein Bund der siegreichen Nationen, «n den besiegten Nationen das Blut unter den Nägeln abzuzapfcn «id so zu langer Unterjochung unter den Sieger zu zwingen. Derjenige, der wirklich den Frieden wünsche, könne diesen Völkerbund Nicht annehmen.
Englische und amerikanische Stimmen zum Friedensentwurf.
Rotterdam, S. Mai. Dem Nieuwen Rotterdamschen Courant zufolge schreibt Daily News, daß der Abrüstung Deutschlands die «llgemeine Abrüstung folgen müsse. Daily News bringt weitere Aeußerungcn bedeutender Persönlichkeiten zu den Friedensbedingungen der Alliierten. Der Arbeiterführer Snowdeu erklärt: Der Vertrag ist reinen Imperialisten und Militaristen aus dem Herzen gesprochen. Er ist der Gnadenstoß für die Auffassung derjenigen, di* gehofft hatten, daß das Ende des Krieges den Frieden bringen werde. Er ist ein Verrat an der Deinokratie und au den im Krieg« Gefallenen. Clynes sagt: Die Verteilung deutschen Gebietes, Elsaß- Lothringen ausgenommen, wird für unsere Zukunft gefährlich sein, wenn nicht mittels des Völkerbundes eine Regelung gefunden wird. Professor Gilbert Murray erklärt, daß der Vertrag eine Herausforderung zu einem neuen Kriege bedeute. Me einzige Hoffnung für einen wahren Frieden lieg« in der helfenden Kraft des Völkerbundes. Bernhard Shaw erklärt ironisch : Die Friedensbedingungen beschütze» die Welt vor der Demokratie in Deutschland. Wir haben Deutschland seine imperialistische Gewalt abgenommrn und sie auf unsere eigenen Schultern genommen. Daily News melden aus New-York, daß dort die Ansicht herrscht, daß der Friedensvertrag für die Deutschen scharf genug sei, um selbst die größten Feuerfreffer zufriedenzu- steüen. Newyork Tribüne sagt, die Macht der Hunnen sei gebrochen, New-York Sun sagt, daß Deutschland vernichtet sei. Damit sei die Legend« aus der Welt geschafft, daß Wilson gegen die Zentralmächte -n milde gestimmt sei. Wie das Niederländische Preffebureau Radio an» New-Pork meldet, schreibt die Rew-York Times, Deutschland sei ohnmächtig gemacht worden. New-York World erklärt, es sei ein bitterer Tropfen in diesen Kelch, den die Deutschen bis zur Neige lioren müßten. Expreß schreibt: Die deutsche Nation, dt« die Welt habe beherrschen wollen, fei zu einem Volk gemacht worden, das »«der Heer noch Flotte, aber eine gewaltige Schuldenlast habe und ohne Einfluß oder Prestige in der internationalen Welt fest» wekdr.
Weitere frauzSfische Pressestimmen.
lWTB.) Versailles. IS. Mai. Die sozialistische „Huma- vite" erhebt wieder vereinzelte» Widerspruch gegen die« Entwurf eine» Eewaltfrieden». Ein wahrer Völkerbund werde durch diesen Vertrag wiederum unmöglich gemacht. Deutschland soll« abrüsten, die Ententestaaten rüsteten um so stärker. Man wolle, daß Deutschland zahle, nehme ihm aber seine Kolonien und Auslandswerte, so daß eine Eiitererzeugung «nd Zahlungsfähigkeit geschwächt werde. Was wird das deutsch Proletariat tun, fragt das Matt, wenn die deutsch« Regierung gestürzt wird. Wird eine Diktatur Noske oder eine kommunistische Regierung kommen? Was wird dann Rantzaus Unterschrift wert sein? Wr können diese ungeheuren Fragen heute nicht erschöpfen und wir glauben, die Sackgaffe zeigen muffen, in welche unsere Regierungen geraten find. — gesichts der bevorstehenden Ankunft der österreichischen Ver- trotung besprechen einige Blätter Oesterreichs Politik, die »on dem Wiener Beschluß beherrscht sei, den Gedanken an eine Vereinigung mit Deutschland aufzugeben. — „Matin" erblickt in dieser Neueinstellung der österreichischen Politik einen Erfolg von Alizees Tätigkeit. Gleich „Matin" meine» auch »Journal" und „Petit Journal", die Deutschland auf- «togten Friedensbedingungen hätten sicher dazu beigetragen, die Angliederung Oesterreichs an Deutschland zu verhindern. Deutschland sei verurteilt, und intereffiere die Oesterreicher «icht mhr. — „Action Francaise" weist darauf hin, daß mit he» österreichische« Frage auch die Ostfragen durch Bildung «Lues Groh-Polens eines Eroß-Böhmens und eines Groß» Rumänien gelöst werde« müssen. Dies könne nur geschehe», bei Ueberlaffuug russischer oder ukrainischer Gebiet« an diese Völker, — also nur solange, als Rußland nicht ans seinem Schlaf« erwache. Dieses Erwachen sei im Friedensvertrag« »«gesehen, da man ja dem ruffischen Volke sein« Rechte und Vnsprüche sichere. Hoffentlich erwache Rußland «icht z« früh.
Der französisch« Hatz.
Versailles, 12. Mai. Die Blätter besprechen heute die der Londoner Zeitschrift „National News" entnommene Meldung, Holland habe die Auslieferung de» Kaffer» beschlossen. .Homme Libre" er- KLirt: Wilhelm H. und mit ihm seine Berater und Komplizen, der Kronprinz, die verschiedenen Kanzler, die Soldateska und Piraten müssen sühnen, denn sie schulden nicht nur den Siegern, fordern der ganzen Menschheit Rechenschaft. Der Frieden wäre kein Frieden, wenn dieses Konto nicht zuerst geregelt würde. — Der „Matin" will wissen, daß als Mitglieder des Tribunals zur Aburteilung des Kaisers genannt werden für England: Lord Reading, für die Der- «tni-tcn Staaten: Taft oder Hughes und für Frankreich: Leon Bourgeois. — Daß die Entente an der Absicht der Verurteilung des deutschen Kaisers festhält, ist klar, denn sie muß doch der Welt den Schuldigen am Kriege präsentiere», um so ihre Raub- und Der- geivaltigungspolitik zu rechtfertigen.
lWTB) Versailles, ly. Mas. In der Pariser Presse verrat sich immer deutlicher die Absicht, die deutsche« Kundgebungen zu den Friedensbedingungen einfach als Manöver zu behandeln, das die Blätter mit höhnischen Worten abtun zu können glauben. — „Journal des Debats" sagt: Jeder Deutsche hat sich in das Gehirn zu graben, daß er den Verbündeten einen Teil seines Arbeitslohnes xd-x e-i«llchL» Gewinnes schuldet. Die Verbündeten muffen von den deutschen LtLiftSglÜ'Marn bezahlt werden. Das ist einfach Gerechtigkeit. Vier Jahre lang haben die Deutschen von eroberter oder gestohlener Beute gelebt. Jetzt sollen sie zahlen. Mögen sie protestieren und hoffen, aber sie muffen zahlen. — Aehnliche Gedanken finden sich im „Temps", der zunächst alle politischen Führer Deutschlands heruntermacht, mit Befriedigung hervorhebt, daß die unabhängige Sozialdemokratie bereit sei, den Frieden um jeden Preis zu unterzeichnen, und die Hoffnung verspottet, die manche auf eine Spaltung der Verbündeten oder auf eine Erhebung der Sozialisten in allen Ländern oder auf eine Unbotmäßigkeit der Armeen der Entente bei hinausgezögerter Demobilifation — nach Auffassung des „Temps" — zu setzen scheine. Das Blatt schließt: Das ist die miserable Taktik, die die großen Worte von jenseits des Rheins verbergen. Bereiten wtr ihnen die Aufnahme, die sie verdienen. Deutschland hat die Lektion des Krieges noch nicht begriffen und ist noch nicht fähig, anständig seinen Platz unter den Nationen einzunehmen.
Die Intrigen gegen den Anschluß Deutsch-Oesterreichs.
Berlin, 12. Mai. Nach einer Nachricht der .Deutschen Mg. Zeitung" berichtet der Vertreter der Neuen Freien Presse iu Versailles, daß in Versailles verlaute, daß Graf von Brockdorff versuche, den Anschluß Deutsch»Oesterreichs an Deutschland bei den Verhandlungen mit der Entente als Austauschobjekt zu verwenden. Er biete de« Verzicht auf den Anschluß an, wenn Deutschland dieselben günstigen wirtschaftlichen Bedingungen erhalten werde, die Deutsch-Oesterreich zugesagt wären, und er habe auch Italien das Angebot gemacht, daß Deutsch-Oesterreich gegen entsprechende Gegenleistungen sein Interesse au das Schicksal Deutsch-Südtirols aufgebrn wolle. Graf von Brockdorff erklärte zu dieser Nachricht dem Korrespondenten der Neuen Freien Presse gegenüber: Alles das ist erstunken und erlogen l Ich weise die Behauptung, daß ich mit den Intreffen Deutsch- Oesterreichs Kuhhandel treiben könnte, mit Entrüstung zurück. Ueber die Quellen, aus der solche Nachrichten stammen, bin ich m r völlig klar. Man beschuldigt niemand eines solchen Kuhhandels, wenn man nicht selbst dazu fähig ist. Der Anschluß Deutsch - Oesterreichs bleibt nach wie vor eines der Ziele meiner Politik und ich werde alle meine Kräfte daran setzen, dieses Ziel zu erreichen.
China ist unzufrieden.
lWTB.) Amsterdam, 1v. Mai. Dem „Telegraaf" zufolge melden die „Times" aus Peking, daß in vier großen Versammlungen der Vereinigung für auswärtig« Beziehungen beschlossen wurde, den chinesischen Delegierten in Paris zu telegraphieren, daß sie den Friedensvertrag nicht unterzeichnen sollen, wenn die Frag« von Schantung nicht ln befriedigender Weise gelöst werde. Ja einer Versammlung von Studenten, die ausländische Hochschulen besucht hatten, wurden dieselben Beschlüsse gefaßt. Nachher zogen di« Teilnehmer zum Haufe des Finanzministers und nach der Wohnung des chinesischen Gesandten in Japan, der au» dem Hause geholt und schwer miß'h'a'ndelt wurd«.
(WTB.) Peking, 10. Mat. China hat seine Delegierten in Paris beauftragt, einen Frieden, der Japan die deutschen Recht« an Shantung zugesteht, nicht zu unterzeichnen.
Die Stimmung in Japan.
lWTB.) Amsterdam, 10. Mat. Dem „Allg. Handelsblad" zufolge meldet „Daily Mail" aus Tokio: Die japanische öffentliche Meinung beschäftigt sich weniger mit dem Völkerbund als solchem, als mit den Beschlüssen, dis Japans Interesse« betreffen. Diese Beschlüsse der Friedenskonferenz haben eine sehr feindliche Kritik hervorgerufen, die sich gegen den Völkerbundsvertrag wendet. Verschieden« Blätter haben die äußerste Grenze der Kritik gegen die englische Macht im fernen Osten und in persönlichen Angriffen gegen den Präsidenten Wilson erreicht. Das Blatt „Perato Shimboen" greift die Motive des Präsidenten Wilson heftig an und schreibt sie dem angelsächsischen Bestreben zu, im Völkerbund die Oberherrschaft zu haben. — Der „Niroka Sjmp" tritt für einen Völkerbund der östlichen Völker ein. — Wie .Daily Mail" meldet, bringe diese wütende Kritik der japanischen Blätter dis bittere Enttäuschung Japans zum Ausdruck über die Nichtannahme sein« Vorschläge über die Gleichheit der Raffen.
Die deutsche National - Versammlung für die Ablehnung des Vernichtungs-Friedens.
- Dir deutsch« Nationalversammlung, die jetzt nach Berlin ver legt worden ist, trat gestern zusammen, um eine Erklärung der Reichsregierung über die Friedensbedingungen rntgegenzunehmen. Ministerpräsident Scheidemamr nahm in einer von gewaltiger Rethorik getragene« Rede Stellung zu de» Bedingungen, die uns di« Entente aufzwingen will, und die, wenn wir sie annehmen würden, nicht ausgeführt werden könnten, well wir unter ihrer Last zusammenbrechen müßte». Der Redner fand eingreifend« Töne, um die seelischen Qualen des deutschen Volkes zu kennzeichnen im Hinblick auf die beabsichtigte Zerstückelung und die politische und wirtschaftliche Versklavung. Er sagte, über der Schwere und Weihe dieser Stunde dürfe nur ein Gebot stehen: Wir gehöre» zusammen, wir müssen zusammenbleiben, wir sind ein Fleisch und ein Blut, urd wer uns zu trennen versucht, der schneidet mit mörderischem Messer in den lebendigen Leib de» deutschen Volkes. Das deutsche Volk jage keinen nationalistischen Traumbilder« mehr nach, es gelte für uns nur, das nackte arme Lebe» zu retten. Durch dos dicke Buch des Friedensentwurfs, kn dem 100 Absätze beginnen:
'Deurschlanb verzichtet, verzichtet, verzichtet k. solle Slnem grüß«, Volke das Bekenntnis der eigenen Unwürdigkeit, die Zustimmung zur erbarmungslosen Zerstückelung, das Einverständnis mit Verskla- vung und Helotentum abgepreßt werden. Dieses Buch dürfe nicht zum Gesetzbuch der Zukunft iverden. Die Welt sei wieder einmal um eine Illusion ärmer geworden. Der Name Wilsons sei auf tau- send blutigen Schlachtfeldern, in tausend Schützengräben, in den Familien der Verschleppten und Verlassenen andächtig und gläubig genannt worden, (allerdings nur oö» ks.'s^tlarn Deutschen und ein paar ebenso dummen Neutralen) heute verbleiche aber das VHö des Fricdcnsbringers, wie die Welt (sage die deutschen Ideologen) jh« gesehen und gesucht hätten, hinter der finsteren Gestalt eines Kerker- Meisters. Wenn diese Bedingungen angenommen würden, dann werde Deutschland außerhalb seiner Grenzen nichts mehr sein eigen nennen, denn nicht nur unsere Kolonien sollen uns genommen werde«, auch alle privaten Werte, da nach dem Beschluß des Viererrats alle Verträge ungültig seien, init Ausnahme solcher, die ein Staatsangehöriger der Entente — natürlich zu seinen Gunsten — mit Deutsch, land aufrecht zu erhalten wünscht. Wilson aber habe gesagt: D« erste Grundsatz des Friedens sei Gleichheit und gleiche Teilnahme m gemeinsamen Vorteilen. Im Auslandsdienst sollen wir ohne Schiss« sein, denn unsere Handelsflotte gehe in die Hände der Entente über, ohne Kabel, ohne Kolonieen, ohne ausländische Niederlassungen, ohne Gegenseitigkeit und Rechtsschutz, ja selbst ohne das Recht der Mitwirkung bei der Festsetzung der Preise für die von uns als Tribut zu liefernde Ware. Kein ehrlicher, vertragstreuer Mann könne solche Bedingungen eingehen, denn die Hand müßte verdorren, die sich und uns in diese Fesseln legen würde. Und dann sollen wir arbeiten und die Sklavenschlcht für das international« Kapital bilden, Frondienste für die ganze Weit leisten. Den Handel im Auslande, diese Quelle unseres Wohlstandes, zerschlage man. Außerdem sollen die lothringischen Erze, die ober- schlesische Kohle, das elsäßische Kali, die Saargrube, die billigen Nahrungsmittel aus Posen und Westpreußen uns entzogen sein, und dazu soll uns das Recht genommen werden, einen Zoll zum Schutz bestimmter Industriell beim Wiederaufbau zu erheben, wohl ab» sollen das unsere Gegner nach Belieben tun dürfen, ganz wie sie ei zur Erdrosselung unseres Wirtschaftslebens für gut finden. Alle deul- schcn Einkünfte müßten tn erster Linie für die Abtragung der Schub denlast zur Verfügung stehen. Nichts bleibe für unser Volk übrig, nichts für Kriegsbeschädigte und Kriegerwitwen, alle Arbeit solle mir zum Frondienst werden. Ein solcher Vertrag sei nach Auffassung der Retchsregierung unannehmbar. Aus Millionen Kehlen und aus allen Ländern ohne Unterschied der Partei erschalle der Ruf Weg mit diesem Mordplan. Da und dort rege sich schon die Einsicht für die gemeinsame Menschheiisoerpflichtung, in neutralen Ländern, in Italien und England, vor allem auch im sozialistischen Frankreich. (Wir werden allerdings diese Einsicht nur theoretisch und moralisch bewerten dürfen.) Den Stammesgenossen von Deutsch-Oesterreich, die erst in den letzten Tagen angesichts der ungeheuren Propaganda der Entente wieder ihren Anschlußwillen bekundet haben, rkf der Redner zu, daß man sie nicht vergessen werde. Die Folgen oe» Beitrags von Versailles würden Verwilderung der . sittlichen und moralische» Begriffe sein, das Signal zum Anbruch einer Zeit, ln der wieder, wie vier Jahre lang, — nur heimtückischer, grausamer und feiger — dir Nation das mörderische Opfer der Nation, der Mensch des Menschen Wolf wäre. Der kommende Friede werde für uns eine Marter sein, aber nur ein Vertrag werde unterschrieben, der uns am Leben lasse. Der Arbtiisfriede sei unser Ziel und unsere Hoffnung. Heute sehe es fast so aus, als sei das blutige Schlachfeld von der Nordsee bis zur Schweizer Grenze noch einmal in Versailles lebendig geworden, als kämpften die Kämpfer über allen Leichenhügeln noch einen letzten Kampf des Haffes und der Verzweiflung. Das deutsch» Volk aber kämpft nicht mehr, es wolle den Frieden. Wehe denen, die den Krieg heraufbeschworen haben, aber dreimal wehe über di«, welche heute einen wahrhaften Frieden auch nur um einen Tag verzögern. Dir Red« Scheideinanns wnrde mit stürmischem Beifall aufgenonlmen.
Im Aufträge der Regierungen sämtlicher deutscher Einzelstaatea erklärte der preußisch« Ministerpräsident Hirsch, es sei heute klm» was die Feinde mit uns Vorhaben. Sie wollen uns für alle Zeit« aus der Reihe der Kulturstaaten der Welt streichen und uns wieder, wie einst, zu völliger Ohnmacht verdammen. Sie wollen das arbeite freudige deutsche Volk zu einem Kncchtvolk machen. Demgegenliba erklären aber die Vertreter aller deutschen Freistaaten vor aller Welt: Lieber tot als Sklaven! Dieser Friedensvorschlag ist unannehmbar. Die Regierungen der deutschen Freistaaten seien einig mit der Reichsreglerung und stehen geschloffen hinter ihr. Auch die Vertreter sämtlicher Parteien der Nationalversammlung erklärten die Friedensbedingungen für unannehmbar. Vom sozialistischen Standpunkt au» sprach Müller-Breslau, der fragte, was jetzt aus den Idealen geworden sei, von denen man uns erzählt habe, daß der Krieg ein Kreuzzug gegen Kaisertsmus und Militarismus sei. Mit dem Friedens« vertrag, der wirtschaftliche Bindungen enthalte, wie sie noch nie in Europa existiert hätten, wolle der Ententckapitalismus mit dem Sozialismus Deutschlands auch den aller anderen Staaten treffen. Der Vertrag stelle daher das furchtbarste Sozialistengesetz dar, das es jemals gegeben habe. In einer Zeit aber, in der selbst die letzte» Nationen zum selbständigen staatlichen Leben erweckt würden, lass« sich das deutsche Volk nicht zur Sklaverei verurteilen. Im Namen des Zentrums erklärt« Gröber, von den Wilsonschen Punkten sei keine Spur mehr zu erkennen. Das sei ein Wortbruch im vollsten Sinn« des Wortes, denn die Wilsonschen Grundsätze seien ausgebaut auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und der Achtung der Nationalitäten. Auch die Zumutung, de» deutschen Kaiser und eine Anzahl politischer und militärischer Führer an ein Gericht unsere« Feinde zur Aburteilung auszuliefern, werde mit Entrüstung zurück- gewiesen. Selbst der Unabhängige Haase erklärte, wenn keine Partei dir Verantwortung übemehme, so würden im Falle einer Regierungskrisis auch die Unabhängigen di« Aufgabe ablchnen, den Frieden formell zum Abschluß zu bringen.
Und zum Schluß richtete der Präsident der Nationalversammlung eindrucksvolle Worte an die Entente. Er wies mit Recht darauf hin.