Weitere Bedingungen des Cntentefriedens-Ent- rvurfs. — Die Stimmung nach der Uebergabe.
* Wir haben gestern nach flüchtigem Ueberfiiegen der Friedens» bcdiiigungsn darauf hingewiesen, daß nicht die Abtretung deutschen Landes, nicht die riesigen Kriegsentschädigungen, die die Alliierten uns schamhaft verschleiert alsReparationcn, auf deutsch Wiedergutmachungen,
- auferlegen wollen, das schlimmste seien, was uns die Alliierten antun wollen, sondern, daß es die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bedingungen sind, die man uns auferlcgen will. Wir sollen auf alle Bcrtragsrechte bezüglich Marokkos verzichten, wir sollen also die ausschließliche Oberhoheit Frankreich überlasse», und unsere Handelsrechte dort einfach prcisgebcn. Wir sollen, zum Hohn auf das Selbstbestimm- ungsrecht der Völker, das englische Protektorat über Aegypten ancr- , kennen, wir sollen von vornherein alle Verabredungen und Friedensverträge der Entente mit der Türkei, Bulgarien und den Staaten des ehemaligen Oesterreich-Ungarn gutheißen. Der Kieler Hasen, der nur deutsche Hoheitsgebiete, verbindet, soll auch Kriegsschiffen anderer Staaten offen sein, also internationalisiert werden. Daß es sich in diesem Kriege in erster Linie um die Vernichtung der deutschen Wirtschaftsmacht handelt, ersieht inan aus der geradezu skandalösen Bestimmung, daß Deutschland gehalten werden soll, feine drahtlose Telegraphie zu beschränken. Die Entente will für die deutschen Stationen, mit großer Reichweite, wie Nauen. Hannover und Berlin, die überdies nur Handelstclc- gramme verbreiten dürfen, die Wellenlänge festsetzen. Das bedeutet also nicht nur die politische, sondern auch die wirtschaftliche Versklavung des deutschen Volkes. Wir sollen also dauernd unter der Zensur der Alliierten leben. Was nun die .,Wiedergutmachungen" anbclangt — die deutsche Uebersetzung bleibt bedauerlicherweise an dem französischen Ausdruck Reparation kleben —, soll Deutschland sich als für alle Verluste und Schäden infolge des Krieges verantwortlich erklären. In zynischer Weise wird jedoch bemerkt, die Alliierten anerkennen, daß die Hilfsquellen Deutschlands nicht genügen, wenn die andauernde Minderung dieser Hilfsquellen infolge der übrigen Bestimmungen des Vertrags berücksichtigt iverden. Deutsch, kand müsse jedoch die Verpflichtung übernehmen, alle der Zivilbevölkerung der Verbündeten und ihrem Eigentum verursachten Schäden zu vergüten. Der Wert dieser Schäden soll jedoch erst bis zum Jahre 1822 sestgestellt werden, sodaß wir den Alliierten bei Abschluß des Friedens einen Blankowechsel auf ihre künftigen, wahrscheinlich übermäßigen Forderungen ausstellen sollen. Was die Alliierten uns an' , Schaden zugefügt haben, inbezug auf Eigentumswerte wie an nationaler Kraft durch die völkerrechtswidrige Blockade, das soll nicht in Anrechnung gebracht werden dürfen. Wir sind die Unterlegenen, wir haben neben dem Verlust an Gebiet, Nationalvermögen, unserer Kolonien, unserer gesamten Handelsflotte auch noch das alles zu bezahlen, was infolge des uns freventlich aufgezwungenen Kriegs im ün feindlichen Gebiet natürlicherweise zugrunde ging. Inwieweit Deutschland diesen Forderungen nachzukommen in der Lage ist, das soll durch eine Kommission der Alliierten sestgestellt werden, die periodisch die Zahlungsfähigkeit Deutschlands abschätzen und da- her das deutsche Steuersystem auf seine Ertragsfähigkeit prüfen soll. Die Alliierten werden also unsere Steuergesetzgebung, unfern gesamten wirtschaftlichen Apparat einer dauernden Kontrolle unterziehen. Ganz charakteristisch ist dir Forderung, daß Deutschland bis zu 50 Prozent seiner Vorräte an Farben, sowie chemischen und pharmazeutischen Produkten der Kommission für Wiedergutmachungen überlassen mnß. Sodann »nutz es 25 Prozent aller Produktion dieser Art bis zum 1. Januar 1925 (!) den Alliierten überlassen. Der teuflische , Hintergedanke ist dabei folgender: In Bezug auf die Produktion von Farben und chemischen Produkten, besonders solcher von Heilmitteln, stand Deutschland bis auf den heutigen Tag unerreicht da, obwohl sich die Engländer und Amerikaner durch Bestechungsversuche und sonstige Manipulationen, namentlich jetzt im besetzten Gebiet, die G« Heimnisse der deutschen Wissenschaft anzueignen versucht haben. Damit wir nun auf diesem Gebiet unser Weltmonopol verlieren, und unsere finanziellen Verpflichtungen durch Bezahlung mit Waren dieser Art nicht einlösen können, zieht die Entente die Waren an sich, in der Hoffnung, bis in 6 Jahren sich die deutschen Produktionsgeheimnisse und die deutsche Kundschaft angeeignet zu haben. Wer heute noch nicht das Vernichtungssystcm des angelsächsischen Wirtschafts- mperialismus erkannt hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Deutschland ist sein erstes Opfer geworden, weil es zu tüchtig ivar, und deshalb den angelsächsischen Welttrust bedrohte, Rußland wird das physische Ausbeutungsobjekt iverden, und Japan wird über kurz oder lang ebenfalls militärisch erledigt werden, weil es die Angelsachsen In Asien stört.
Was nun die Stimmung anbclangt, die nach der Bekanntgabe dieses teuflischen Dokuments der Heuchelei, der Lüge und der brutal- ?: sten Gewalt sich kundgibt, so ist sich in Deutschland die öffentliche .»Meinung mit allen maßgebenden Kreisen darüber einig, daß die Bedingungen in dieser Form unannehmbar sind, und der Vorsitzende der deutschen Frledensdclegation, der deutsche Außenminister, hat das auch, in einem Schreiben an Clemenceau zum Ausdruck gebracht, und den Herren unverblümt zu verstehen gegeben, daß der Vertragsentwurf den gröbsten Verstoß gegen Treue und Glauben darstelit, denn Deutschland habe auf der Grundlage der Wilsonschen Grundsätze .^Waffenstillstand geschloffen, und stütze sich deshalb auch auf die An- i «ahme dieser Grundlage durch die Entente. Havas meldet denn auch, daß man in den Kreisen der alliierten Vertreter annehme, daß die deutsche» Vertreter mit einem völlig neuen Gegenvorschlag antworten werden, sodaß durch die Prüfung und die darauf folgende Antwort rlne längere Zeit vergehen werde. Es sei also damit zu rechnen, daß 25 bis. 30 Tage bis zur Unterzeichnung des Friedens vergehen. Während die alliierte Presse vor Wut über dir ernsten und treffenden Worte des Grafen Brockdorff schäumt, und sie als alte Ladenhüter der deutschen Propaganda bezeichnet, zugleich aber in unerreichtem Zynismus die Bedingungen als maßvoll und den Wilsonschen Grundsätzen entsprechend hinstellt, scheut sich die französische und englische Sozialistenprrffe nicht, die Bedingungen als das zu bezeichnen was sie sind, nämlich als den Ausdruck des schandbarsten Per» »ewaltigungsfriedens. Auch die neutrale Prelle rechnet mit den heuch
lerischen Redensarten Wilsons und seiner Ehiquc scharf ab. Wir müsse» aber dabei bedenken, daß alle diese Urteile für uns nur ideellen Wert haben, denn die Neutralen stehen unter der wirtschast- schaftlicheu Gewalt der Entente, der Einfluß der englischen und französischen Arbeiter aber steht im umgekehrten Verhältnis zu der Stärke ihrer Stimme bei den internationalen Konferenzen. In Deutschland aber herrscht ein Sturm der Entrüstung. Und wenn jetzt im Augen' blick des Todesurteils das deutsche Volk noch einmal todesmutig zusammensteht, dann wäre vielleicht noch nicht alles verloren. O. 8.
Die erste deutsche Antwort an die Alliierten.
Versailles, 10. Mas. Der erste Delegierte der deutschen Frle- densdeiegativn, Reichsminister des Auswärtigen Gras Brockdorff- Rantzau, hat gestern Abend folgende Noten an den Präsidenten der Friedenskonferenz, Herrn Clemenceau, gerichtet:
Versailles. 9. Mai 1919.
Herr Präsident:
Die deutsche Fricdensdclegation hat die erste Durchsicht der überreichten Friedensbedingungen vollendet. Sie hat erkennen müssen« daß in den entscheidende» Punkte» die vereinbarte Basis des Rechtssriedens verlasse» ist. Sie war nicht darauf vorbereitet, daß die ausdrücklich dein deutschen Volk und der ganzen Menschheit gegebene Zusage auf diese Weise illusorisch gemacht wird.
Der Vertragsentwurf enthält Forderungen, die für kein Volk erträglich sind. Vieles ist außerdem nach Ansicht unserer Sachverständigen unerfüllar. Die deutsche Friedensdelegation wird den Nachweis im einzelnen erbringen und den alliierten und assoziierten Regierungen ihre Bemerkungen und ihr Material fortlaufend zugehen lassen.
Genehmigen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hochachtung. (gez.): Brockdorff-Rantzau.
Die deutsche Friedensdelegation zum Völkerbunds - Entwurf.
Versailles, 9. Mai 1919.
. Herr Präsident!
Die deutsche Friedensdeiegstion beehrt sich, zu der Frage des Völkerbunds Stellung zu nehmen, indem sie anbei ein deutsches Programm überreicht, daß ihrer Meinung »ach zum Problem des Völkerbundes wesentliche Anregungen enthält. Die deutsche Friedensdelegation behält sich oor, sich noch eingehend zum Entwurf der alliierten und affociierten Regierungen zu äußern. Sie macht jedoch schon heute auf den Widerspruch aufmerksam, der darin liegt, daß Deutschland zwar das Statut des Völkerbunds als einen Bestandteil des uns überreichten Vertragsentwurfs Unterzeichen soll, sich aber nicht unter den Staaten befindet, die zum Eintritt in den Völkerbund eingeladen find. Die deutsche Delegation stellt die Anfrage, ob und gegebenenfalls unter welchen Umständen eine solche Einladung beabsichtigt ist.
Genehmigen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung. (gez.): Brockdorff-Rantzau.
Eine angebliche Aeußerung Wilsons.
Berlin, 10. Mai. Bei der Tagung der brandenqurgischen Provinzialsynode machte laut .Berliner Lokalanzeiger" Dr. Spieckers die nachstehende intressante Mitteilung: Wilson habe einem holländischen Missionar gesagt: „Sie finden die Bedingungen verdichtend für Deutschland? Nun. die Deutschen sagen zu allem Ja. Warum sagen sie nicht Nein? Ich matte ja bloß darauf Ihnen zu helfe»."
Weitere Auszüge aus den Friedensöestimnmugeti.
Häfen, Schiffahrtswege und Eisenbahnen.
Deutschland gewährt alliierten Pessonen, Waren, Schiffen. Wagen und Posten Transitfre?heit durch sein Gebiet. Auf Eisenbahnen, Schiffahttswegcn und Kanälen erhebt es keinerlei Transitabgaben, noch schreibt es unnütze Fristen uud Einschränkungen vor und gewährt den Alliierten dieselbe Behandlung wie Deutschland. Transitwaren sind völlig abgabefrei und alle Taxen und Lasten für den Transitverkehr müssen vernünftig sein. Deutschland kontrolliert den Transitverkehr in keiner Weise, abgesehen von den notwendigen Maßnahmen zur Feststellung der Reisenden, welche in Transit reisen. Deutschland macht keinerlei Unterschied, oder Vorteile betreffs der Rechte, Abgaben und Verbote, betreffs der Einfuhr und Ausfuhr und betreffs des Waren- und Personenverkehrs aus und nach Deutschland, umbekümmert um die Art, die Herkunft, die Natur und die Nationalität des Transportmittels und des Transportweges. Deutschland darf alliierte Häfen oder Schiffe durch keinerlei Auftaxen und Prämien ans die Ein- und Ausfuhr durch deutsche Häsen und Schiffe benachteiligen und muß nach Möglichkeit den Warenverkehr gegenüber Deutschland beschleunigen und jede Umleitung des Verkehrs zu Gunsten eigener Transportwege vermeiden. Die alliierten Häsen erhalten dieselben Vorteile und reduzierten Tarif, welche zu Gunsten deutscher oder anderer Häfen auf deutschen Eisenbahnen oder Schifffahrtswegen gewährt iverden. In Binnenhäfen und auf Binnen- schtffahrtswegen Deutschlands genießen die Alliierten dieselbe Behandlung wie deutsche Angehörige und Schiffe und falls Deutschland irgend einer alliierten oder fremden Macht eine Bevorteilung einräuml, wird dieses Resu mö unverzüglich und bedingungslos auf alle alliierten und affociierten Mächte ausgedehnt. Personen und Schiffsverkehr dürfen keinerlei Behinderung unterworfen sein, außer den Maßnahmen betreffs Zoll, Polizei, Gesundheitswesen, Einwan derung, Auswanderung, sowie Ein- und Ausfuhr verbotener Waren Diese Maßnahmen müssen vernünftig und einheitlich sein und dürfen den Verkehr nicht unnütz behindern. Die' dm 1. August 1914 in deutschen Häfen bestandenen Freizonen bleiben erhalten. In der, Freizone dürfen nur Abgaben erhoben werden, welche für den Unter- halt und die Ausbefferung des Hafens, sowie für dir Verwendung verschiedener Anlagen in vernünftigem Maße festgesetzt sind. Die statistischen Gebühren auf Waren können höchstens ein Promille des Wertes betragen. Für alle Nationalitäten besteht Gleichberechtigung.
(WTB.) Versailles, 8. Mai. Aus Ken Bestimmungen über Danzig ist noch hervorzuheben, daß Polen das Recht erhält, Wasserwege, Schiffahrtseinrichtungen, Eisenbahnen und anders Verkehrsmittel zu entwickeln und zu verbessern und
hierzu Grundstücke oder anderes nötiges Eigentum unter geeigneten Bedingungen zu mieten oder zu kaufen. — Aus dem Abschnitt Schleswig ist noch hervorzuheben, daß die Abstimmung nördlich der Linie südlich Alsen bis nördlich Sylt eine Eesamtabstimn. :z dieses Abschnitts bilden soll, deren Mehrheit maßgebend sein wird. In der zweiten Zone, bis zur Linien Ost-Nordost Flensburg verlaufend nach südlich Führ und Amrum, soll die Abstimmung gemeindeweise stattfinden, wobei die Mehrheit jeder Gemeinde entscheidet. Im dritten Abschnitt bis Linie Schleimünde—Eidermünde soll ebenfalls Abstimmung nach Gemeinden mit entscheidender Mehrheit jeder Gemeinde stattfinden.
Dis Bestimmungen über den Luftverkehr.
11. Teil. Die Luftschiffahrtsstagen sind im 11. Teil dahingehend- festgesetzt worden, daß die alliierten Flugzeuge volle Freiheit des Uebecfliegens und Landen» in deutschen Gebieten und Hoheitsgewässern besitzen und dieselben Vorteile wie die deutschen Flugzeuge, besonders bei Unglücksfällen, genießen. Die alliierten Flugzeuge im Transit für fremde Länder kön- ' nen deutsches Gebiet und deutscke Hoheit - düng überfliegen, vorbehaltlich der Vorschriften, welche Deutschland einführt und welche gleicherweise auf deutsche und alliierte Flugzeuge Anwendung finden. Die Flugplätze Deutschlands, welche nationalem und öffentlichem Verkehr geöffnet sind, müssen den alliierten Flugzeugen betreffs Taxen aller Art auf dem Fuße der Gleichberechtigung geöffnet werden. Vorstehende Maßnahmen unterstehen der Einhaltung der Vorschriften, welche Deutschland nötigenfalls erläßt, wofern die Vorschriften unterschiedslos auf deutsche und alliierte Flugzeugs Anwendung finden. Von den Alliierten ausgestellte Nationalität-!- und Navigabilitätszeugnisse, Befähigungsnachweise und Lizenzen werden von Deutschland vollgitt'z anerkannt. Vom Standpunkt des internen und kommerzie.cn Luftverkehrs genießen alliierte Flugzeuge in Deutschland die Behandlung meistbegünstigter Nationen. Deutschland paßt sich den Vorschriften für den Luftverkehr an, welche die Alliierten in ihrer Abmachung über Luftschiffahrt festsetzten. Vorstehende Maßnahme bleibt bis 1. Januar 1923 bestehen; es sei denn, daß Deutschland zuvor in die Gesellschaft der Nationen ausgenommen oder von den Allüerien ermächtigt wird, sich der alliierten Konvention über Luftschiffahrt anzuschließen.
Die von Deutschland zu leistenden Biehablieferunge».
Versailles, 9. Mai. Die laut Friedensvertrag von Deutschland zu leistenden Vnhlieferungen belaufen sich im einzelnen folgendermaßen : 1. An die französische Regierung: 500 Zuchthengste von 3 bis 7 Jahren, 30000 Stutenfüllen und Stuten von 18 Monaten bis 7 Jahren, von ardennischer, boulonaiscr, und belgischer Rasse. 2000 Stiere van -18 Monaten bis 3 Jahren, 90000 Milchkühe von 2 bis 6 Fahren, lOgO Böcke, 100000 Schafe und 10000 Ziegen. 2. An die belgische Regierung: 200 Zuchthengste von 2 bis 7 Jahren, 5000 Stuten von 3 bis 7 Jahren, 5 000 Stutenfüllen von 28 Monaten bis 3 Jahren, sämtlich, schwere belgische Rasse, 2000 Stiere von 18 Monaten bis 3 Jahren, 50000 Milchkühe von 2 bis 6 Jahren, 40000 Köpfe Iungrind, 200 Böcke, 20000 Schafe und 15000 Mutter- -schweine. Die abgeliefetten Tiere müssen von normaler Gesundheit und guter Verfassung sein. Falls die gelieferten Tiere nicht als verschleppte oder beschlagnasmte identifiziert werden Könner, wird der Wett Deutschland kreditiert werden.
Die absichtliche Erschwerung der Erfüllung der wirtschaftliche»
Bedingungen.
(WTB.) Berlin, 8. Mai. In einer kürzlich übersandten französischen Note wurde, der deutschen Regierung vorgewor- fen, sie habe absichtlich an Stelle der landwirtschaftlichen Ma- schinen für die Frühjahrsbestellung, die an erster Stelle abgegeben werden sollten, meist solche für die Sommerpertode geliefert. Dieser Vorwurf wurde von der deutschen Wasfen- stillstandskommission in Spaa am 0. Mai durch eine Erklärung des Reichsministers Erzberger auf das entschiedenste zuriickgewiesen, in der festgestellt wurde, daß das Nichteinhalten der vereinbarten Zahl der abzuliefernden Frühjahrs- maschinen auf die ungerechtfertigte Zurückweisung großer Mengen solcher Maschinen durch die alliierten Uebernahmekommis- sare zurückzuführen ist. — Der Reichsminister hat bei dieser Gelegenheit den Alliierten erklären lassen, daß die Herstellung der im Sommer abzuliesernden landwirtschaftlichen Maschinen durch die Unterbindung des Verkehrs in Rohmaterialien und Halbfabrikaten vom besetzten nach dem unbesetzten Gebiet ernstlich in Frage gestellt sei. So z. B. sind von den angeforderten und den prinzipiell freigegerbenen linksrheinischen Materialien, die zur Herstellung der landwirtschaftlchen Maschinen notwendig sind, nur ungefähr 5 Prozent nach dem rechtsrheinischen Gebiet geliefert worden. Die Alliierten sind daher ersucht worden, ihre Wirtschaftsstellen im besetzten Gebiet ent- entsprechend aufzuklären und weitgehende Erleichterungen für die Ausfuhr nach dem unbesetzten Deutschland zu gewähren.
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Der Zynismus der sranzöfischen Presse.
Bersailles, Y. Mal. lieber die Friedensbedingungen selbst äußert sich die Presse bisher nur in allgemein gehaltenen Kommentaren, ohne schon auf Einzelheiten einzugehen. Die allgemein vertretene Ansicht ist. daß die Bedingungen für Frankreich sehr günstig seien und daß Frankreich voll und ganz befriedigt sein müsse.
„Homme Libre" erklärt: In den Bedingungen ist nichts vergessen, was den Frieden festigen, sowie die notwendige Vorsicht und die legitimen Wünsche aller Nationen, welche Opfer Deutschland wur- den, befriedigen kann. Eine neue Organisation der internattonalen Beziehungen findet in der Gesellschaft der Nationen ihre Form und sichert die Stabilität des Friedens. Eine neue Weltarbeitsordnung gibt dein Friedens vertrag den ganzen Sinn einer liberalen Charta zur notwendigen Entwicklung der friedlichen Arbeit im Fortschritt. Dies ist der Vertrag, der in einigen Tagen definitiv sein wird, denn daß er unterzeichnet werden wird, ist zweifellos. Gestern hatte Frankreich die schönste, einzige Revanche, welche es wollte, nämlich den Völkersrieden und Rechtsfrieden definiert zu scheu.
„Petit Parisien" meint, die 14 Wilsonpunkte seien skrupelhast respektiert, was auch Gras Brockdorff-Rantzau sagen möge. Aus dem Fttedrn werde eine verjüngte Welt hervorgehen, welche durch die Grundsätze der Gerechtigkeit auferstanden und von der Gewaltherrschaft des deutschen Imperialismus befreit sei.