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Nr. 34.

Samstag, 22. März 1602

88. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 19. März. Der litter» arische Nachlaß Justiuus Keruer's, der sehr viele werthvolle Briefe enthält, ist aus dem Besitz des Hofrats Theobald Kerner in Weinsberg, eines Sohnes des Dichters, für das Schiller-Museum in Marbach erworben worden.

Calw, 17. März. Im Handels- und Gewerbeverein hielte Herr Reallehrer Stracke einen interessanten Vortrag über Das Handwerk einst und jetzt." Das Handwerk reicht in seinen Uranfängen sehr weit zurück (Thubalkain 1. Mose 4.) Die ersten Handwerker waren die Schmiede (Waffen) und die Bauhandwerker. An­dere Gewerbe wurden länger als allge­meine Familienbeschäftigung betrieben (Spinnen, Weben). Das Bauhandwerk stand schon vor vielen tansend Jahren in großer Blüte (Babylon, Egypten), durch die wohlseile Sklavenarbeit erwuchs dem Kleinhandw-rker schon damals unliebsame Konkurenz. In Deutschland ist die Ent­stehung des Handwerkerstandes mit dem Entstehen der Burgen, Klöster und Städte eng verbunden. Die Handwerker, zuerst Hörige der Burgherren, thaten sich bald zusammen, um mehr Rechte zu erlangen. Die ersten Innungen bildeten die Münzer, Tuchmacher, Fischer, Hutmachcr; sie er­langten Anteil ar der Städteverwaltung und brachten die Städte zu Blüte und Wohlstand. Der Handel des Mittelalters brachte nur einzelne Familien zu fürst- licher Wohlhabenheit, der Handwerkerstand aber bildete den staatserhaltenden Mit­telstand. Die Zünfte arbeiteten in uneigen­nütziger Weise fürs Gemeinwohl und hielten das Handwerk als ein ihnen an­vertrautes Amt hoch in Ehren. Aber mit Beginn der Neuzeit fing die Blüte des Handwerkerstandes an zu erblassem Der neue Seeweg nach Indien, die Ent- deckung Amerikas, die Bedrängnis der Tüyken von Osten lenkten Handel und Gewerbe in andere Bahnen. Auch die Religionskriege trugen viel zum Nieder­gang des deutschen Gewerbes bei. Da- bei machten aber auch die Zünfte große Fehler. Der Mittelstand gewöhnte sich, die Ueppigkeit der Höfe und Adelsfami­lien nachzuahmen und lebte weit über seine Verhältnisse. Die Zünfte gingeu nicht mit ihrer Zeit und wußten sich den neuen Verhältnissen und der neuen Ge­schmacksrichtung nicht anzupassen. Dem schlechten Geschäftsgang wollten sie durch übrrstrenge Zunstvorschriften aufhelfen,

! den Eintritt in die Zunft (als Meister) s suchten sie jedem zu erschweren. Durch I peinliche Arbeitsteilung wurde wohl der einzelne Meister zum Künstler in seinem Artikel, aber das Handwerk verlor als solches an Bedeutung. Zudem wehrten sich auch die Gesellen über allzustrenge Unterdrückung von Seiten der Meister und fingen an zu streiken. Die Gewer­befreiheit sollte allen Uebelständen abhel- , fen! Zwei Gefahren drohen heute noch dem Handwerkerstand - der Großkauf, mann und die Großindustrie. Darum soll der Handwerker für vielseitige Aus­bildung (auch kaufmännische) sorgen und sich genossenschaftlich zum Großindustriel­len aufschwingen. Dann bleibt der Handwerkerstand zum Segen des Staats dem Lande erhalten. Reicher Beifall wurde dem Redner für seine interessanten Ausführungen zuteil. Als Vertreter derWilhelm«" sprach Hr. Inspektor Burger über Haftpflicht. Er betonte die Notwendigkeit der Haftpflichtversicherung für den Handwerker und wies an Bei- spielen nach, wie er oft gefährdet sei, haftpflichtig zu werden.

Tübingen, 19. März. (Schwurge­richt.) Der Landpostbote Walz von Nothfelden O.A. Nagold hatte sitch heute wegen dreier Verbrechen der Un erschlag- ung im Amt, wegen Urkundenfälschung und Unterdrückung von Briefen, und sein Freund der Schreinermeister Huber in Pfrondorf O.A. Nagold wegen Beihilfe zur Urkundenfälschung zu verantworten. Aus Grund des Wahrspruchs der Ge­schworenen wurden beide Angeklagte im Sinn der Anklage schuldig gesprochen und demgemäß Walz unter Annahme mildern­der Umstände zu der Gesamtstrafe von 7 Monaten, Huber zu derjenigen von 1 Woche Gefängnis verurteilt. StaatSanw. Egelhaaf vertrat die Anklage, Rechtsanw. Jäger führte die Offizialverteidigung für beide Angeklagte.

Horrheim, OA. Vaihingen, 16. März. Inmitten der hiesigen Weinberganlageu wurde gestern, wie demN. T." geschrie- ben wird, von zwei Weingärtnern ein 160 Meter langer unterirdischer Gang entdeckt. Derselbe ist künstlich hergestellt, und die Eindrücke vom Zweispitzhammer sind oben an der Wölbung und an den Seitennischen deutlich erkennbar. Der Eingang liegt dicht an der Straße und ist vorerst V, Meter hoch, sofort uach dem Eintritt kann jedoch ein erwachsener Mensch aufrecht gehen. Noch während

s der Nacht wurde der unterirdische Gang mit Laternen untersucht, und ein Maurer- Meister der 260 Meter weit ins Innere der Erde eingedrungeu war, meinte, nach der oberen Wölbung zu urteilen, gehe die Höhle noch weit ins Innere, nur wäre der Weg durch seitwärts eingestürzte Trümmer vorerst verlegt. An dem Ort soll ein Eremitenkloster gestanden haben, und weiter oben ein Schloß. Darauf würden auch Namen wie Nonnenwäsch und Nonnensessel Hinweisen. Die Höhle liegt im sogenannten Reckenberg. Schon längst behaupteten die Jäger, daß in be­nachbarten Dachsbauten das Gebell der Hunde geklungen hätte, als käme es aus einer weiten großen Halle. Man hat es ohne Zweifel mit einem tausende von Metern in die Erde führenden Gang aus der Zeit des Klosters und Schlosses zu thun. Der ganze Aufbau ist wunderschön in den Schiefer eingetrieben und der Boden schön belegt, ein Zeichen, daß der Gang benützt wurde.

Pforzheim, 17. März. Heute Vor­mittag wurde die hies. Freiwillige Feuer­wehr alarmiert. Im Nachbarorte Brötz­ingen war in zwei verschiedenen Ortstei­len Feuer ausgebrochen und zwar um 9 Uhr vormittags in dem außerhalb des Ortes gelegenen Anwesen der Erben des ff Maschinenfabrikanten Gäßler. Dieses Anwesen hatte der Landwirt Gottlieb Frisch, von Eschenau gebürtig, gepachtet. In der Scheuer, die mit der Stalluug niederbrannte, ist das Feuer entstanden. Auch das Wohnhaus ist vom Feuer er­griffen worden. Man vermutet, daß Frisch (Vater von 8 Kindern) in der Scheuer mitverbrannt ist, da er sich bis jetzt, nach­mittags 5 Uhr, und bei Ausbruch des Brandes nicht sehen ließ. Während man mit Löschen beschäftigt war, brannte es mitten im Ort in dem Oekonomiege- bäude des Löwenwirt Brüstle. Dieses wurde ein Raub der Flammen. Wirt- schafts, und Brauereigebäude selbst konn- ten gerettet werden. Gesamtschaden beider Brände ca. 25 000 Die Beschädigten sind versichert. Sämtliches Vieh ist ge­rettet. Nachträglich erfährt man, daß in dem Brandschutt menschliche Knochen­reste und auch das Taschenmesser des Frisch gefunden wurde. Da F. des öfteren in der Scheuer oder im Stalle geschlafen habe, vermuthet man, daßerin dem brennen- den Gebäude seinen Tod gefunden hat.

Freiburg, 19. März. Ein schreck- liches Unglück im Kappeler Bergwerk wird derFreib. Ztg." gemeldet. Gestern