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sich auch 20 .Hassern. Außerdem erbeuteten die Buren die beiden Kanonen und 11 Wagen.
Rom, 27. Jan. Der deutsche Kaiser hat an den Sindaco von Rom, Fürst Colonna, ein Telegramm gerichtet, in welchem er ankündigt, daß er in dankbarer Erinnerung an seinen Empfang in der Stadt Rom eine Marmorstatue Goethes übersende zur Aufstellung auf einem öffentlichen Platze. Das Telegramm lautet wörtlich wie fslgt: „An meinem Geburtstage gedenke ich dankbar der gastlichen Aufnahme, die ich so oft in Italien, besonders in Rom gefunden habe. Als Ausdruck meiner Empfindung wolle die Munizipalität von mir ein Denkmal des Deutschen entgegen nehmen, der unser Volk immer auf Italien hingewiesen und damit dem deutschen Idealismus neue hohe Ziele gesteckt hat. Wie kein anderer fühlte Goethe den Zauber der herrlichen Stadt und wußte denselben in unver- gäuglichen Worten und Werken der Dichtkunst festzulegen. Möge der junge Göthe in der ewigen Roma ebenso eine gastliche Aufnahme jetzt im Marmorbilde wie einst im Leben finden, möge sein Standbild unter dem blauen Himmel des von ihm besungenen Landes, wo hoch der Lorbeer steht, ein dauerndes Wahrzeichen der aufrichtigen und herzlichen Sympathien bil- den, die mich und Deutschland mit dem schönen Italien verbinden. Wilhelm 1. L." Die Antwort des Fürsten Colonna lautet: „Das Geschenk der Statue Goethes an die Stadt Rom, in deren Mauern er als vielbeneideter Gast weilte, in der sein Genie erglänzte und sich zu unsterblichen Werken begeisterte, bewegt unser Herz, welches in dieser That des erhabenen Gebers die Bekräftigung der alten Hinneigung Deutschlands zu Italien, ausgedrückt durch den großen Goethe, erkennt. Im Einklang mit dem Gedanken Eurer Majestät wird das Bildnis Goethes in diesem unserem Rom, das er so besonders liebte, immer mehr ein Unterpfand der beständigen unverbrüchlichen Freundschaft sein, welche beide Völker verbindet. Im Namen Roms, nach welchem Ew. Maje- stät an diesem glücklichen Tage die Gedanken richteten, danke ich für das denkwürdige Geschenk und sende die glühendsten Wünsche für das Wohl Ew. Majestät und Deutschlands."
London, 28. Jan. Nach hier aus Privatquellen brieflich eingegangenen, aber durchaus zuverlässigen Nachrichten hatten die Buren im Oktober und November v. I. eine lange Reihe von Erfolgen und befinden sich infolge dessen zum Theil in außerordentlich günstiger Lage. General Botha erbeutete darnach 10 Geschütze von den durch ihn geschlagenen englischen Kolonnen, Delarey 2 Geschütze und Dewet 7 Geschütze. Botha verfüge jetzt allein über 15 eroberte englische Geschütze. Dewet habe 12 englische Schnellfeuergeschütze bei sich, während Delarey die gleiche Anzahl zur Verfügung habe. Im Oranje- Freistaat seien zu gleicher Zeit 11 englische Proviantzüge, von denen 3 hauptsächlich Munition führten, weggenommen, während nördlich des Vaalflusses 7 solche Proviant und Munitionskolonnen den Buren in die Hände fielen, die von den Engländern „gefangenen" Viehherden, die tatsächlich von den Buren lediglich bei
/ihren taktischen Rückzügen zurückgelassen, seien nur zum kleinsten Teile von den englischen Truppen fortgetrieben worden. Von einem Mangel der Buren könne keine Rede fiin. Auch Geld besitzen sie, haben sie doch einen englischen Transport der 70000 Pfund gemünztes Geld mit sich führte, das für Kitchener bestimmt war, abgefangen.
London, 28. Jan. In Beantwortung einer Anfrage erklärte der Erste Lord des Schatzes, Balfonr, Friedensan- erbietuugen seien von Niemand, der ermächtigt wäre, im Namen der Buren zu sprechen, an die Regierung gelangt. Je- doch am letzten Samstag spät Abends sei eine Mittheiluug der niederländischen Regierung eingegangen, die gegenwärtig der Erwägung unterliege. Er werde Abschriften dieser Mittheilung und der englischen Erwiderung sobald wie möglich auf den Tisch des Hauses legen.
London, 29. Jan. Im liberalen Klub wurde auf das Positivste versichert, der rechte Flügel der Regierung mit Salisbury und Balfour sei jetzt geneigter, den Verhandlungen ein williges Ohr zu leihen, weil Kitchener's letzte Versuche, Botha und Dewet anzugreifen und zur Uebergabe zu zwingen, völlig mißlungen seien. Die Lage in der Kapkolonie sei seit Scheeper's Erschießung gefährlicher denn je geworden.
— Der Pferdekommissar Armin Bru- ded in Budapest, welcher für die englische Regierung die Pferdeeiukäufe für Südafrika besorgte, ist nach Unterschlagung mehrerer 100 000 Kronen flüchtig gegangen.
Neu-Aork, 27. Jan. Eine gewaltige Explosion erfolgte heute im Zivilverkehrstunnel gerade vor dem Zentralbahnhof, wo Arbeiter einen großen Dynamitvorrat aufgespeichert hatten. Es wurden drei verschiedene Detonationen bemerkt, durch die die Vorderseite des Bahnhofs fast ganz eingerissen wurde. Ferner wurde das Murray Hill Hotel und andere große Hotels schwer beschädigt. Etwa 7 bis 10 Menschen sind umgekommen. Unter den Toden befindet sich ein Gast des Murray Hill Hotels, der in seinem Zimmer getödiet wurde, und ein Tunnelbaumeister, dem der Kopf wegge- rissen wurde. Die Explosion zertrümmerte ein großes Wasserzuflußrohr, sodaß der 40 Fuß tiefe Tunnel schnell unter Wasser gesetzt wurde. Die Gewalt der Explosion war derart, daß kein Fenster im Umkreise von zwei Häusergevierten ganz geblieben war. Passanten wurden zu Boden gestreckt und Straßenbahnwagen umgewvrfen. Die Zahl der Verletzten beträgt annähernd hundert. Das Murray Hill Hotel wurde von der Polizei geräumt, da sein Einsturz droht. Die Explosion ist angeblich durch Herabfallen eines großen Felsblocks auf Dynamit verursacht worden.
New-Aork, 28. Jan. Durch die Explosion im Eilguttunnel sind 6 Personen getödtet und 135 verletzt worden. Das explodirte Quantnm Dynamit wird auf 900 Pfund geschätzt, während nur 60 Pfund gelagert werden dürfen. Als Ursache der Explosion wird angegeben, daß die Arbeiter versuchten, feucht gewordenes Dynamit zu trocknen. Das „Murray Hill Hotel", welches der Unglücksstelledirekt gegenüber liegt, litt am'
meisten. An zwei Seiten wurden alle Fenster zertrümmert, Decken wurden losgerissen, Kalk von denWändeu gesprengt und Thüreu aus den Angeln gerissen. Das Cafe und das Restaurant wurde ganz zertrümmert. Glas- und Porzellan- Gefäße gingen in Stücke. Ein Dutzend Männer, die am Bar tranken, wurden zu Boden geworfen und Trümmer auf sie gehäuft. Ein reicher Kanadier Namens Robinson wurde an die Wand geschleudert, daß ihm der Schädel zerschmettert wurde. Ein Schreiber und ein Kellner wurden ebenfalls getödtet. Das Getöse der Explosion, das Klirren von Glas und das Einstürzen der Mauern verursachte eine wilde Panik unter den Gästenf alle wollten auf die Straße stürzen. Schreiende Frauen und Kinder drängten sich auf den Treppen zusammen. Viele waren durch Glassplittcr verletzt, einige waren ernstlich verwunde! und mußten in Ambulanzen weggeschafft werden. Die Polizei verhaftete den Hilfsingenieur und zwei Feuerwehrleute wegen fahrlässiger Tödtung.
M — Dip Reise des Prinzen Heinrich gibt den Deutschen der Union erfreuliche Gelegenheit, ihre Liebe zu der alten Hei- math zu beweisen uud lenkt andererseits das Interesse des Mutterlandes in dankenswerther Weise wieder einmal den Stammesbrüdern jenseits der Meere zu. Diesem Interesse kommt sicherlich eine Mittheilung des Allg. deutschen Schul- vereiirs entgegen in der einige Angaben über Zahl und Verbreitung der Deut- schen in den Vereinigten Staaten gemacht werden, Dinge über die bei uns trotz ihrer Wichtigkeit noch große Unklarheit herrscht. Es leben in den Vereinigten Staaten nicht weniger als 10 000 000 Deutsche. Davon sind fast 3 000 000 nicht selbst in Deutschland geboren. Die übrigen sind rein deutscher Abstammung. In New-Aork allein sitzen fast 600 000 Deutsche, in Chicago über 400 000. In einer Stadt wie Milwaukee sind 66, in Hoboken und Detroit 57 und 48 v. H aller Einwohner Deutsche. In Cinciunatti mit 121000, in Buffalo mit 106 000, in Jersey City mit 65 000, in Cleveland mit 104000, in Newark mit 67 000 und in St. Louis mit 168 000 Seelen stellen die Deutschen mit geringen Schwankungen im Durchschnitt 40 v. H. aller Bewohner. Dabei sind Städte wie Philadelphia und Baltimore mit 189 000 und 101000 Deutschen oder wie San Fran» zisko und Pitsburg mit 71 000 und 65 000 deutschen Einwohnern noch gar nicht gerechnet. Diese riesigen Massen deutscher Volkskraft, die hier mit das beste Element des Gedeihens bilden, iu kultureller Verbindung mit dem Mutterland zu erhalten, ist eine unserer wichtigsten nationalen Aufgaben, an die wir durch die Reise des Prinzen Heinrich in hoffentlich recht fruchtbarer Weise gemahnt werden."
Standesbuch-KH rorrik
der Stadt Wildbad. vom 34. bis 31. Jan. 1902
Geburte n.
27. Jan- Haag. Wilhelm /Friedrich, Holzhauer in Kohlhäusle, 1 Tochter.
26. Jan. Schobert,KarlFriedrichGottlob, ISohn.
Aufgebote.
29. Jan. Müller, Joseph, Kaufmann in Stuttgart, u. Schwab, Pauline Karoline, m Leonberg.