Mrd« den Inlufflneffnak DeiikflWnst M?r Kl mrnlM Mvlwkkn ruiniere». Selbstverständlich werde sich die Regierung immer für berechtigte wirtschaftliche Forderungen der Arbeiter, Angestellten und Beamten entsetze», aber sinnlose politische Streiks setzen das Schicksal der Arbeiter und ihrer Familien miss Spiel, und müssen zur Bere'endung führen.
Auch bezüglich der Friedensfrage enthält die Osterbotschaft beachtenswerte Ausführungen, Dir Regierung erklärt darin, daß sie »ur einem Friede» der Verständigung und Versöhnung zustimme, und jeden Vertrag ablehne, der Gegenwart und ZuklMst des deutschen Volkes prelsgebe. Aber diese Aufgabe der Verständigung sei schwer, solange dieieniaen, die es in der Hand haben, der Welt den Frieden zn neben, sich noch vom Gefühl des Völkerhasses und der Rasse bc- henscken lasten, und durch Hunger, Blockade und drohende Existenz- Vernichtung das deutlche Volk zur Verzweiflung treiben. Das deutsch« Volk und die Regierung habe alles getan, um bei unfern Feinden den Friedensschluß zu erreichen. Die Verantwortung für alle Folgen, die sich aus der Fortdauer des fetzigen Zustandes für unser Volk, das übrige Europa und letzten 'Endes für die ganze Welt er» »eben wüsten, falle aus unsere Gegner. Das inöchte» sie sich in 12. Stund» noch gesaut sein lassen
Wir werden baid erfahren, ob die Alliierten sich ihrer Verantwortung bewußt geworden sind, denn Wilson hat im Namen des Viererrats, der die ganz« Welt verteilt, erklärt, daß angesichts der Tatsache, daß die mit Deutschland zu regelnden Fragen ihrer Lösung entqeaengeben. vom Rat der Vier beschlossen worden fel, di« deutschen Bevollmächtlaten einznladen, am 25. April mit den Alliierten in Versailles znsammenzukommen. Es sollen dabei nur die Fragen he- haudelt werden, die Deutschlands Grenzen anbelangen lieber die militärischen Bedingungen soll keine Diskussion zugelassen werden. Bel der sonstigen Verteilung der Welt bat Denischland seibstvcrstimd- klch nichts mltzusprccken. Was die Welt von dem kommenden Frieden hält, geht aus deck Funkspruch des allgemeinen französischen Arbeiterverbandes hervor, der in Paris Plakate angeschlagen hat, in denen gegen den Völkerbundsentwurf Stellung genommen wird, der als Sabotage gegen den Frieden der Gerechtigkeit bezeichnet wird. Jede Ration habe allein die Macht, ihre Gesetze zu bilden, und das m>antastbar Recht, sie zu ändern. Die Absicht, dieses Recht mit Gemalt einem freien Volke zn nehmen, bedeuie, Feind der Menschheit M werden. Der Rat der Bier ist aber auf dem besten Wege, sich diesen Ehrentitel zu erwerbe». O. 3.
Sie Unruhe» in, Reich.
Der Umsturzplan der Spartakiste«.
Berlin. 13. Avril. Ein Mitarbeiter des „Lokalanzeigers' erfährt zu den Dresdener Vorgängen, daß es sich hier um einen wohl »orbereiteten kommunistischen Anschlag handelt. Der Plan der Spartakisten. der der Regierung in die Hände gefallen ist, ging dahin, die Umsturzbeivegung vom Ruhrrevier über Hannover und Magdeburg nach Sachsen zu tragen, um dann in Berlin zu dem großen Schlage auszuholen, der mit dem Sturz der Regierung enden sollte. In Leipzig ist inzwischen die Zentrale der Kommunisten aufgedeckt «nd die erste Nummer der dort gedruckten „Roten Fahne" beschlagnahmt worden, so daß den Kommunisten ein weiterer großer Schlag versetzt worden ist Immerhin wird man mit weiteren Wühloersuchen, di« sich in Streiks zeigen werden, rechnen wüsten. Mit dem Minister Renting lall auch besten Sekretär, ein- Herr Albert, getötet morden sein.
Kommunistische Agitation für einen neuen Generalstreik.
Berlin, 13. April. Wie der „Vorwärts" mitteilt, agitieren die Kommunisten in den Betrieben für einen neuen Generalstreik in Berlin und im ganzen Reiche, der ursprünglich in den nächsten Tagen einsetzen. nun aber auf die ersten Maitage verschoben sä. dann aber mit allen Mitteln bis zur Diktatur des Proletariats fortgeführt werden solle. Es würden alle «it dem schärfsten Boykott bedroht, die sich ihm jetzt nicht an- fchließen.
Ein Aufruf der rechtmäßigen Regierung in Bayer».
Bamberg, 14. April. Die Regierung Hoffmann erläßt folgen' den Aufruf an das Volk: Bayern l Volksgenossen l Unser Land ist in schwerster Gefahr. Eine kleine Schar nur auf Zerstörung bedachter landfremder Phantasten will unser Volk in den gewaltigsten Bürgerkrieg stürz n. Gewissenlos nützen sie unsere durch Lebensmittelnot und Arbeitslosigkeit erregte Bevölkerung zu ihren verbrecherischen Zwecken aus. Durch die Schuld der Kommunisten ist in München schon Blut geflossen Sie organisierten die .Rote Armee" nach russischem Muster wieder die sozialistische Regierung und die Dolkswehr. Die Gefahr ist groß. Noch gelingt es den Truppen in' München, mit heroischem Mut den Angriffen Stand zu halten. Jetzt brauchen st« Hilfe Der gerechte Zorn des Volkes muß eine Macht schaffen, die den Verbrechern und Wahnsinnigen Halt gebietet. Die sozialistische Regierung lehnt es mit Rücksicht auf die unschuldigen Frauen, Kinder und Greise ab, die terroristischen Gewalthaber durch Lebe ns mittelsperre zu bezwingen. Eins nur kann helfen: Arbeiter, Frauen. Bürger erhebt Euch wie ein Mann. In überwältigenden Kundgebungen habt Ihr Euch zu uns bekannt. Wir rufen Euch. Eilt herbei zum Schutz des Landes und der Frauen. Unsere Geduld ist zu Ende., Es muß endlich reiner Tisch gemacht werden. Arbeiter. Frauen, Bürger, sichert die Früchte der Revolution, rettet Soz alismus und Demokratie! Keine Weiße Garde - eine mahrr Polkswehr soll gebildet werden. Freiwillige vor l Eilt zu dm Waffen!
Dt« Diktatur des Proletariats tu München.
München, 15. April. Der Bollzugsrat der Betriebs- und Soi- datenrät« Münchens macht bekannt: Wer in Wort, Schrift oder Tat Amtlich gegen den Bollzugsrat seine Organe und seine amtlichen Anordnungen auftritt, wird unverzüglich vor ein Revolutionstribunal ««stellt und sofort abgeurteilt. Weiter ist eine Bekanntmachung des Vollzugsrates der Betriebs- und Soldaienräte erschienen, die besagt: »Die Bewaffnung der Arbeiter erfolgt in den Betrieben durch die Betriebsräte. In erster Linie werden die Waffenkundigen bewaffnet. Die Arbeiter müssen ihre Waffen auf dem Wege zu und von der Arbeitsstelle stets bet sich tragen.
Die Lage tu Sachsen.
Dresden, 13. April. Das Gesamtmimstrrium hat über den »anzen Freistaat Sachsen den Belagerungszustand verhängt. Die Ausführung der Kommandogewalt ist von den Ministern dem Mili- türooerbefehlshaber übertragen worden. Das Gesamtministcrium hat zpm Oberbefehlshaber Herrn Bruno Kirchhof in Dresden bestimmt, nnd dieser hat für die Zeit des Belagerungszustandes das Standrecht «erkundet.
Berlin, 13. April. Der erste Transport der Regierungstruppen, die auf Wunsch der sächsischen Gegierung als Verstärkung nach Dres- den entsandt werden, ist laut .Boss, Zeitung" bereits gestern nachmittag abgegangcn. Auch eine bewaffnete Motorbootsfiottille ging bi« Elbe hinauf »ach Dresden ab und traf gestern Obend dort ein.
Zur Ermordung des sächsische« Kriegsministers.
Die Ermordung des sächsischen Kriegsministers wäre nicht möglich gewesen, wenn die Truppen, die vie Ordnung schützen sollten, nicht versagt hätten. Sie ließen sich aber — darunter auch ein Bataillon Grenzschutztruppen, widerstandslos entwaffnen und übergaben ihre Maschinengewehre den Spartakisten, die mit ihnen das Kriegsministerium beschaffen. Ungefähr eine Viertelstunde wütete das Feuer fast ununterbrochen. Plötzlich eins Feuerpause. Eine Abteilung stürmte. Sie drang
Br »dis MbMK eld, jstrsiSM M TAHMMMmyen, rvitts M Akten auf die Straße hinunter und durchsuchte sämtliche Räume nach dem Kriegsminister Neuring, der auch schließlich angetroffen wurde. Die Aufrührer entließen sämfti- >
ring vc.gcblich, vor der aufgeregten Menschenmenge das Wort zu erstreifen. Er wurde sofort niedergeschricn. Nach lebhaften Slusemandersetzungen, wol^i der Kriegsminister mehrfach in der verschiedenartigsten Weise mißhandelt wurde, drängten ihn die Aufrührer nach der Friedrich August-Brücke. Dort wurde der Kriegsminister schließlich 1 Uhr nachmittags vom dritter Neustädter Brückenpfeiler aus auf das starke Sand- sisingeländer gehoben und in die hochgehenLe Flut hirrab- gestvtzen. Wie der Mitarbeiter des „Dresd. Anz." berichtet, der Augenzeuge all dieser Vorgänge war, klammerte sich Minister Neuring krampfhaft an die starke Sandsteinbrüstung an, konnte sich aber nicht halten und stürzte vor den Augen vieler Tausender erregter Zuschauer in de.n Strom. Obgleich der Minister erheblich mißhandelt worden ist, vermochte er sich doch schwimmend im Strome zu. halten. Sofort wurde aus zahlreichen Gewehren ein lebhaftes Feuer auf den mit dem Tode ringenden Kriegsminister eröffnet, bis er schließlich etwa 4üv Meter unterhalb der Brücke, anscheinend doch von einer Gewehrkugel getroffen, in den Fluten versank. Der Leichnam ist vom Strome fortgetrieben worden.
Die Folgen des Streiks im Ruhrrevier.
Esse», 16. April Entsprechend der Zunahme des Streiks ist auch in der Vorwoche die Förderung der Zechen im Ruhrreoier noch weiter zurückgegangen. Die Förderung, die bis zuin Schluß der vorhergehenden Woche aus täglich 33 000 Tonnen gesunken war, betrug am 10. April nur noch 12 000 Tonnen. In normalen Kriegsmonaten bezifferte sie sich ans rund 330 000 Tonnen täglich. Abgesehen von vrwaten und kommunalen Betrieben steht nunmehr auch die Eisenbahn umsittelbar vor der Betriebseiustellung. denn ihre Brennstoffvorräte reichen in den meisten Bezirken nur noch sür ein bis zwei Tage aus.
Bochum, 16. April. Am l4. April ist über das Vermögen der Bochumer Bergwerks-Aktiengesellschaft, der die Zeche „Präsident" gehört, das Konkursverfahren eröffnet worden. Die Gesellschaft ist infolge der dauernden Streiks und der immer größer werdenden Forderungen der Bergarbkiterschast zu so großen Verlusten gekommen, daß der Konkurs nicht abzuwenden war.
Auch die Soldaten wollen streike«.
Berlin, 14. April. Die Einführung der Friedenslöhnung für die Garnisonsoldaten hat in den Berliner Regimentern allgemeine Unzufriedenheit erregt. Die Mannschaften, ebenso wie die Unteroffiziere und Feldwebel haben erklärt, daß o bei der allgemeinen Teuerung nicht imstande seien, mit diesen Bezügen auszukommen und haben die Soldatenräte der einzelnen Formationen veranlaßt, deswegen sofort beim Generalkommando vorstellig zu werden. Das Generalkommando, das in dieser Frage selbstverständlich nicht zuständig ist, hat den Truppenteilen zugesichert, daß es sich zwecks weiterer Besprechung sofort mit der Reichsregierung in Weimar in Verbindung setzen werde. Sollten die Forderungen der Soldaten nicht erfüllt werden können, so besteht, wie uns zuverlässig mitgeteilt wird, die Absicht, in den Ausstand zu treten. Ein Teil der Mannschaften ist entschlossen an dem nächstfälligen Termin zu kündigen, da man der Ansicht ist, daß weder das Generalkommando, noch das Krieasministerium eine wesentliche Erhöhung der Löhne ermöglichen können.
Vor einem allgemeinen Streik der Berliner Angestellten.
Berlin. 16. April. Heute Vormittag wird 'voraussichtlich die Entscheidung fallen, ob es zu einem allgemeinen Streik der Berliner Angestellten kommt oder nicht. Bon den Angestelltenausschllssen soll den Arbeitgebern die Forderung auf sofortige Bewilligung des Mitbestimmungsrechts vorgelegt werden. Bei Ablehnung der Forderungen soll in sofort einzuberufcnöeu Betriebsversammlungen der Eintritt in den Streik empfohlen werden.
Die Zentralstreibleitung will, wie der „Vorwärts" schreibt, nach Möglichkeit den Verkehr in Groß-Berlin in vollem Umfang aufrecht erhalten. Die Angestellten der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, sowie der Krankenhäuser haben die str.kte Weisung erhalten, weiter zu arbeiten. Auch bei den Angestellten der Lebensmittelversorgung wird dahin gewirkt, daß sie ihre Tätigkeit nicht unterbrechen. Anders liegen die Verhältnisse bei den Büroangestellten der Kohlenfirmen und der amtlichen Kohlenstellen, die einen Demonstrationsstreik von zwei Tagen in szenieren wollen.
Vermischte Richrichte«.
Appell an Versailles.
Ein Franzose hat diese Sätze geschrieben, für heute und morgen, hüben und drüben:
Man kann nicht gerecht seiri^ wenn man nicht menschlich ist.
Menschlichkeit ist die erste der Tugenden.
Es ist gut, unbeugsam von Natur zu sekn und nachgiebig aus Ueberlegung. ^
Zu strafen, wo es nicht not tut, heißt, sich an der Milde Gottes vergreifen. ^
Die Verzweiflung macht nicht nur das Maß unseres Elends voll, sondern auch das unserer^ Ohnmacht.
Was wir mit dem Namen „Friede" beehren, ist im Grunde nur ein kurzer Waffenstillstand, in dem der Schwächere auf seine Ansprüche, seien sie gerecht oder ungerecht, Verzicht leistet, bis er Gelegenheit find«, sie mit bewaffneter Hand wieder geltend zu machen.
Krieg ist nicht so schwer zu tragen als Knechtschaft.
Der diese Gedanken aussprach, ist Franzose und Militär, vielleicht erhöht das sein Gewicht. Sein Name Vauven- argues. Kennt ihn Herr Lloyd George? Wird Herr Llemen- cea» auf seine Mahnung hören?? (Frkf. Ztg.).
Habsburg wieder in der Schweiz.
Eine interessante geschichtliche Betrachtung wird in der „Franks. Ztg." ««gestellt anläßlich der Niederlassung des ehemaligen Kaisers von Oesterreich in der Schweiz. Wir entnehmen derselben die nachfolgenden Ausführungen:
Der ehemalige Kaiser Karl von Oesterreich und König von Ungarn hat durch die Vermittelung Englands die Erlaubnis zum Aufenthalt in der Schweiz erhalten. Die übrigen Mitglieder des ehemaligen Erzhauses suchen um dieselbe Begünstigung nach. Wird diese erteilt, dann ist das Haus Habsburg wieder auf dem Boden, von dem einst sein Ahnherr Rudolf, „ein mächtiger Graf, bekannt durch ritterlich Walten im Schweizerland", vor 656 Jahren ausgezogen ist, um deutscher König zu werden» Im Aargau, dessen Gaugrafen einst die Habsburger Herren gewesen sind, ehe ihnen die deutsche Krone zufiel, liegen in dem Winkel zwischen Aare und Neuß dis Trümmer des Schlosses Habsburg. deren Erhaltung sich der Kanton Aargau, ihr Besitzer, angelegen sein läßt. Wohne«
- ^>6 Kknll midi sSlne VrMrk wMr tzork noch auf eknem Schlösser, die einst seine Vorfahren erbaut haben, um die Schweizer zu „zwingen", aber mit wehmütigen Gedanken anschauen darf er sie und sich dabei erinnern, welch einen wunder» vollen Kreislauf die Geschichte seines Hauses durchlauft» hat die' vielfach die Geschichte Deutschlands und zeitweise der Welt gewesen ist.
Von dem Reiche des 5. Karl, in dessen Grenzen die Sonne nicht unierging. ist nichts übrig geblieben. Als aber jener die Krone, die ihn zu schwer drückte, freiwillig niederlegte, konnte
Karl, muß als ein Verbannter aus dem Lande gehen, in dem seine Familie nun ftit Jahrhundert"» bodenständig war. unv ein unter falschem Vorwände von dem britischen Landesseind« für ihn beschaffter Hoszug, der ihn über den Rhein in das Land der Eidgenossenschaft führte, war das letzte UebrrLleib'el der einstigen Herrlichkeit. »Es ist ein dürftiger Trost für ihn. daß der einstige Selbstherrscher aller Reußen wahrscheinlich tot ist, daß Deutschlands letzter Kaiser i» Holland in einer Art Gefangenschaft lebt und daß auch der letzte Vayernköniq sich auf schweizerischen Boden geflüchtet bat. Die Zeiten, da Ebev hard im Barte sein Haupt konnte „kühnlich legen jedem Unter, tan in'» Schoß", sind sagenhaft geworden, wenn auch selbst in diesen Zeiten des lawinenhasten Thronensturzes der Schwabenkönig und sein badischer Schicksalsgefährte sich von ihren Völ- kern in einer Art verabschieden konnten, die noch immer an „die einstige Republik mit dem Großherzog an der Spitze" erinnerte.
Welch ein grimmiger Humor der Geschickte! Einst versuchte das Haus Oesterreich, die Freiheit der Waldstätte und ihrer Eidgenossen zu beugen und auch in diesen Gebieten seine Herrschaft aufzurichten. Das Heldenzeitalter der Schweiz wird vornehmlich gerade durch die Kämpfe mit den Oesterreichern ausgefilllt. Die wehrhafte Freiheitsliebe der Schweizer, di« einem deutschen Dichter den Stofs zu einer unsterblichen Dichtung gegeben hat, ist durch die Jahrhunderte hindurch itaat- bildend und staaterhaltend gewesen und hat auf andere Völker aneifernd und begeisternd gewirkt. Deutschland freilich hat durch jene Kämpfe die alemannischen Bauern und Bürger verloren, wie auch später die habsburgische Hauspolitik dem deutschen Volke nicht viel anderes als Leid, Hemmung und Verluste gebracht hat. Es übte Vergeltung, indem es die Habsburoer aus Deutschland hinäuswies, und heute sind diese in der trüben Lage, die Tage von Morgarten, Semvach und Näfels, an denen der Morgenstern der schweizerischen Hirten und Bauern über Habsburgs adelige Ritter triumphierte und Oesterreichs Banner zu Boden sanken, als Tage des Heils preisen zu müssen. Denn wäre damals gelungen, was Habsburg wollte, wären die Schweizer Untertanen Oesterreichs geworden, so würden sie nicht heute den letzten reich- und landlosen Habsburger» ein gastliches Obdach gewähren. Da sie den heutigen österreichischen Ländern um ein halbes Jahrtausend zuvorgekommen sind, in dem sie schon damals das herrschsüchtig» Geschlecht über ibre Grenzen wiesen, können sie es setzt ob"s Furcht wieder hereinlassen. So haben Habsburgs Niederlagen Habsburgs letzte 'Zuflucht geschaffen.
Amerikanische Krtegsmilltonäre.
Der amerikanische Abgeordnete Rumey hat bei den Verhandlungen über das Kriegsgewinngesetz mitgeteilt, die Behauptung sei nicht zu kühn, daß es in Amerika setzt 30600 Millionäre gebe, von denen 22000 ihre Millionen im Weltkrieg erworben haben. Dabei handelt es sich um Dollar-Millionäre!
A«§ SM «ad Laad.
Calw, den 16. April 1919, Iug-Berkehr.
* Der Zug Stuttgart ab 2 03. Calw an 4.24, der nur Samstags oder an Vortagen von Feiertagen fährt, fällt morgen aus, dagegen fährt der nur Werktags verkehrende Zug Stuttgart ab 5.14, Calw an 7.16 nachmittags.
Die Mirttembergtsche LanLesversammluug und dl« Vorgänge
beim Generalstreik in Stuttgart.
Stuttgart, 15. April. Die Württemb. Landesversammlung trat heute Nachmittag zu einer nur sür drei Tage berechneten Tagung zusammen Die heutige Sitzung befaßte sich mit den bekannten Bor- gärigen anläßlich des Generalstreiks: die Besprechung hatte naturgemäß zahlreiche Zuhörer angelockt, obwohl die Ausgabe von Zulassungskarten sehr beschränkt war Das Haus ist nahezu vollzählig beisammen. Nachdem Präsident Keil von der Niedcrlegung des Mandats von Seiten Criespins (U. S. P.) Mitteilung gemacht hatte, rechtfertigte Staatspräsident Blos in eingehenden Ausführungen das Verhalten der Reg eruug anläßlich des Belagerungszustandes, den diese verhängen mußte, wollte sie nicht von einer von wenigen Schreiern und Hetzern verführte» Menge hinweggefegt werden. Es war eine gründliche und geschickte Abrechnung, die der Staatspräsident unter dem Beifall des ganzen Hauses mit Spartakus oornahm, der selbst sofort den Belagerungszustand erklärt. Reoolutionsgerichle «insetzt, usw. wenn er zur Herrschaft gelangt. Er wies besonders auf die vergifteten Waffen hin, die Spartakus anwendet, auf die vvn Lenin gutgeheißene Methode der Lüge und Heuchelei, Unruhe und Verwirrung: während die Regierung Arbeit, Brot und Freiheit schaffen wolle. Namens des Zentrums billigte der Abg. Bolz das Vorgehen der Regierung vollauf: er verlangte sogar, daß sie gegen das wahnsinnige Treiben der Spartakisten noch viel entschiedener hätte austreten sollen; er verlangte von der Regierung die Bildung ejner Dolkswehr und den Gebrauch der Schutzhast: an den Kriegsminister stellte er das Verlangen, die arbeitsscheuen Soldaten au» de» Kasernen herausholen zu lassen. Di« Wortführerin der Unabhängigen, Frau Klara Zetkin, suchte Spartakus als das Lämmlei» hinzustellen, das kein Wässerlrin trüben kann, wogegen der Sozialdemokrat Mattutat auf dm Unterschied hinwies, der hier zwischen den Theorien der Klara Zetkin und den praktischen Methoden der Spartakisten und Kommunisten besteht. Der Abg. Schott von der Bürgerpartei verlangte von der Reaierung weniger verhandeln, aber desto mehr handeln. Aus seine Frage, warum die „Süddeutsche Zeitung" verboten bezw. unter Vorzensur gestellt worden set, legt« Iustizminister v. Kiene den Standpunkt der Regierung dar, die in der damaligen kritischen Zeit jeden aufreizenden und verhetzenden Artikel verbieten mußte. Auch der Abg Fischer (D. d. P.) begrüßte die Festigkeit der Regierung, deren Macht noch mehr geschärft werden inüsse. Der Kriegsminister Hermann sprach den Hinterbliebenen der Todesopfer das Beileid der Regierung, den Sicherheitstruppen für ihren schweren Dienst den Dank aus, wobei er erwähnte, daß die Regierung in nächster Zeit vielleicht in die Lage kommen könne, einen Aufruf zu Bildung von Reservcbataillonen ergehen zu lassen. Rach einer persönlichen Zuspitzung der Abg. Schott (B. P.) und Haußmamr (D. d. P.s, der diesem zugerusen hatte, er solle jetzt Schluß machen, konnte Präsident Keil in später Stunde — cs ging bereits auf lO Uhr und das Haus zeigte eine gähnende Leere — zusammenfassend feststellcn, daß die Sprecher sämtlicher Fraktionen mit Ausnahme der äußersten Linken die Maßnahmen der Regierung, die sie zur Sicherung rind Aufrechtcrhaltung der demokratischen Staatsordnung während des Generalstreiks getroffen hat, gebilligt haben. Auf der Tagesordnung der Sitzung am Dienstag stehen:
1. Anfrage wegen der Einreise von Kriegsteilnehmern tu die Schweiz.
2. Wohliungsbürgjchastsgesetz. S. Abänderung des Polizeistrasgesetzes.