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Kannibalen 2 Deutsche, einen Herrn Menke und seinen Sekretär Caro, ermor­det und den Körper des letzteren verzehrt haben. (Die St. Matthias- oder Prinz Wilhelm Heinrich-Insel bildet das nörd­lichste Glied der langgestreckten Kette der Bismarckinseln.) Weitere Nachrichten über die Ermordung des jugendlichen Forschers und seines Sekretärs besagen, daß der Unfall von den Insulanern ausgeführt wurde, als die Herren auf der Forschungs­reise einen Abstecher landeinwärts unter­nahmen. Die zur Sicherheit ausgestellten Posten vermochten den Ueberfall nicht abzuwehren. Mencke, der sich ohne Deckung zu weit vorgewagt hatte, wurde von den Inselbewohnern, die sich beim Herannahen der Ausflügler versteckt hielten, zuerst niedergemacht; das gleiche Schicksal traf seinen Privatsekretär Caro, der ihm zu Hilfe eilen wollte. Die übrigen Herren stürzten eiligst der Küste zu nach den Booten und brachten sich so in Sicherheit.

HlnterHertterröes.

Kesperus

oder: Der Kcrrnpf um den Ainincrnten Erzählung von Frank Barrett.

(Forts.) (Nachdruck verboten.)

Um Edith ein wenig aufzuheitern, habe ich ihr den Vorschlag gemacht, unsere nächste Sommerreise nach San Diego zu machen. Sie schien nicht abgeneigt, meinte indeß, in kalifornischen Hotels sei es wenig angenehm; vielleicht könnten Sie, mein junger Freund, diesem Uebelstande ab- helfen und uns alsdann Obdach gewähren.

In jedem Fall wird es mir Freude machen und mir ein Beweis Ihrer An­hänglichkeit sein, lieber Bernhard, wenn Sie sich meines pekuniären Beistandes in unbeschränkter Weise bedienen rc. re."

Der Zeitungsausschnitt enthielt einen Artikel über Wein und Obstbau in Süd­kalifornien und bevor ich denselben durch­gelesen, stand es bei mir fest, daß ich Edith und ihren Vater im nächsten Sommer in San Diego empfangen werde.

(Fünfzehntes Kapitel.)

Das Glück begünstigte mein neues Unternehmen, ich war kaum 24 Stunden in San Diego gewesen, als ich in Er­fahrung brachte, daß eine wegen ihres prächtigen Obst- und Weinbaues berühmte Farm verkäuflich sei. Die Farm lag im Elysiumthal, etwa zwölf Meilen weiter landeinwärts als San Diego, und der augenblickliche Eigenthümer war ein Oberst namens Hinks. Ich wiethete ein Pferd und ritt sofort hinaus, um die Farm zu besichtigen. Der Weg dorthin führte durch üppige Anpflanzungen von Citronen, Orangen und Limonen; würziger Duft erfüllte die Lüfte und von den Abhängen winkten herrliche Trauben. Die schnee­bekränzten Gipfel der Sierra Nevada schlossen den Horizont in effektvoller Weise ab, und als ich den Hügel, auf welchem das Farmhaus erbaut war, erklommen hatte und zurückblickte, glänzten die tief­blauen Fluthen der San Diego-Bay vor meinen entzückten Augen auf.

Das in italienischem Stil erbaute Hans war luftig und geräumig auch der ewig blaue wolkenlose Himmel ge­mahnte an die italienische Landschaft. Die Fernsicht, welche man von dem Bel­vedere aus genoß, war herrlich, und ich

begriff jetzt, weshalb man die Gegend Elysium nannte.

Ueberall und allenthalben sproßten Blumen iu reicher Fülle; sie hingen als Festous zwischen den Säulen der Ver­anda, sie umrahmten die Fenster, sie um­rankten die Baumstämme, umsäumten die Gartenwege und selbst von den Zweigen der mächtigen Ceder, welche den Rasen­platz beschattete, hingen rothe und weiße Kletterrosen herab.

Dies herrliche Besitzthum wäre eine würdige Stätte für Edith," murmelte ich vor mich hin,gebe der Himmel, daß es dereinst unsere gemeinsame Heimat werde."

Es hätte keinen Zweck, näher auf die zwischen dem Obersten und mir geführten geschäftlichen Verhandlungen einzugehen; genug, mein sehnlichster Wunsch ging in Erfüllung und vier Wochen nach meinem Eintreffen in San Diego war die Farm mein Eigenthum. Es läßt sich nicht leugnen, daß es für mich, da ich so gut wie nichts von der Art und Weise des Geschäftsbetriebes verstand, ein gewagtes Unternehmen war; aber für einen Mann welcher das Mädchen, das er liebt, ge­winnen will, ist nichts zu schwer. Der Umstand, daß das Geld, welches ich auf die Farm angelegt hatte, nicht mein Eigenthum war, erschwerte meine Lage, denn bevor ich nicht bestimmte Aussicht halte, das mir vou Sir Edmund gewährte Darlehen zurückzahlen zu können, durfte ich nicht daran denken, Edith's Hand zu begehren.

Indeß, ich verließ mich auf die bün­digen Versicherungen des Obersten, der allgemein für einen Ehrenmann galt und nebenbei sein Geschäft als Farmer präch­tig verstand; zudem wußte ich, baß ich mich auf meine Energie verlassen konnte und die balsamische Luft des herrlichen Thales schwellte meine Brust mit Muth und Hoffnung.

Anfangs November erhielt ich einen Brief von Sir Edmund; unter Anderem schrieb er folgendes:

Der Diamantenraub ist immer noch in geheimnißvolles Dunkel gehüllt ja, ich möchte fast sagen, wir sind weiter vom Ziel als jemals. Van Hoek hat sich im Dorfe eingemiethet; ich habe ihn zwei­mal im Wald gesehen und sein Aeußeres har mir Abscheu und Eckel eingeflößt wenn ich seine Antheilnahme an dem Raub des Diamanten bezweifeln könnte, würde er mir im höchsten Grade mit­leiderregend erscheinen. Das eine Mal kroch er auf Händen und Füßen zwischen den Farrenkräuter herum, als ob er hoffe, den Hesperns in der Erde zu entdecken. Im Allgemeinen wählt ^er mit Vor­liebe die Nacht für seine Exkursionen; für ihn ist ja der Tag wie die Nacht gleich dunkel, und in der Dunkelheit ent­geht er der Beobachtung, die im höchst lästig ist.

Wie ich von den Waldhütern erfahren, verbringt er alle Nächte in gleicher Weise; er sucht in fieberhafter Erregung, ohne doch jemals etwas zu finden. Wenn ich nur wüßte, weshalb er es thut wäre es möglich, daß er und Brace den Dia­mant nicht geraubt hätten?"

In einem Postskript hatte Sir Ed­mund die Worte beigefügt:

Herr Furnival, augenblicklich in l Hoexels Hotel in London, hat an mich

geschrieben und um Ihre Adresse gebeten worauf ich ihm mittheilte, Sie seien in der Nähe von San Diego in Südkali­fornien."

Die Nachrichten über Van Hoek be­fremdeten mich durchaus nicht er war von jeher seltsam und excentrisch gewesen und ich hatte es längst aufgegeben, die Gründe für sein Thun und Lassen ver­stehen zu wollen. Dagegen erschien mir das Postskript durchaus unverständlich: Ich kannte keine Persönlichkeit Namens Furnival und konnte mich auck> nicht da­rauf besinnen, diesen Namen von Sir Edmund gehört zu haben.

(Forts, folgt.)

Lokales

Wildbad, 1. Mai.

Von heute ab

verkehren die Züge auf

hiesiger Station

wie folgt:

An

Ab

6.48

4.28 (Werkt.)

8.10

4.50

9.50

5.46

10.50

7.42

1.29

8.55

2.45*

10.51

3.24

1.80

S.13

3.25

7.23

5.40

7.50

6.50*

8.40 (Werkt.)

8.05

11.45

9.12*

*) Sonn- und Feiertags.

Vermischtes.

100000 Mark für 1 Kubikmeter Gas das klingt unglaublich und ist doch buchstäblich wahr. Allerdings han­delt es sich dabei um ein ganz besonderes seltenes Gas, das nur auf die kostspie­ligste und mühsamste Art gewonnen wer­den kann. Es ist dos Helium, das erst vor wenigen Jahren auf der Erde ent­deckt wurde, während sein Vorhandensein aus der Sonne schon lange bekannt war. DiesesSonnengas" wurde auf unserem Planeten von dem berühmten Londoner Chemiker Ramsay in einigen Mineralien gefunden. Begreiflicherweise enthält ein Mineral nur sehr geringe Mengen von Gas in sich, und da das Helium nur in seltenen Mineralien nachgewiesen ist, so ist es zu einem der teuersten Stoffe der Erde geworden, ja, bisher der kostspie­ligste geblieben. Zu seiner Ausscheidung und Sammlung sind großartige und äußerst fein gearbeitete Apparate nötig, so daß die Kosten der Herstellung von einem Kubikmeter Helium auf etwas über 100 000 Mark geschätzt werden, also mehr als eine Million Mal teurer ist als das gewöhnliche Kohlengas. Prof. Dewar in London, dem unter Anderem zum ersten­mal die Verflüssigung der Luft gelungen ist, besitzt zur Zeit die vollkommensten Apparate zur Gewinnung und Untersuch­ung von Helium. Ihm ist es gelungen, auch das Helium aus dem gasförmigen in den flüssigen Zustand überzuführen, und er hat damit die niedrigsten Tempe­raturen erzeugt, die bisher jemals erreicht worden sind, nämlich etwa 260 Grad unter dem Nullpunkt, womit er dem ab­soluten Nullpunkt der Temperatur sehr nahe gekommen ist.