konföderation, die er eigenhändig niederschrieb.
Rom, 23. Febr. Wie von hier gemeldet wird, fanden gestern in Nardo Hungertumulte statt. 175 Landleute begaben sich auf die Aecker des Millionärs Depandi, arbeiteten dort den ganzen Tag mit Widerwillen und begaben sich dann gemeinsam vor das Haus des Grundeigentümers. Sie verlangten stürmisch 75 Centesime Tageslohn. Als von der Polizei mehrere Tumultnanten verhaftet und auf das Rathaus geführt wurden, stürmten cirka 2000 von Hunger Getriebene das Rathaus, zerstörten und ver- brannten Alles, was nicht niet- u. nagelfest war und befreiten die Verhafteten. Am Nachmittage rückte Militär ein. Die Menge verhielt sich ruhig. Es gährt aber allgemein. Auch aus anderen Bezirken werden Hunger-Revolten gemeldet.
New-Aork, 22. Febr. Von dem Untergang des Dampfers,. Rio de Janeiro" wird noch gemeldet, daß bei der Katastrophe die Mannschaft disziplinlos war. Nur der Kapitän war bis zuletzt auf der Kommandobrücke. Ein deutscher Marine- Offizier Hecht wurde mittels Rettungsgürtel gerettet, ebensd Philipp Nuffenblatt. Die Zahl der Tobten wird auf siebzig bis hundert geschätzt.
London, 21. Febr. Das Gerücht, General Smith-Dorrien sei von General Botha mit der ganzen Kolonne, bestehend aus 2000 Mann, gefangen genommen wird amtlich dahin berichtigt, daß Smith- Dorrien nur (!) eine Niederlage erlitten habe, wobei 28 Mann getödtet wurden.
London, 21. Febr. Lord Kitchener meldet aus Klerksdorp: Lord Methuens Abteilung sei dort einmarschiert, nachdem sie das Land bis über Wolmaranstadt hinaus aufgeklärt habe. Bei Hatebees- fontein stieß sie auf 1400 Buren unter den Generalen de Villiers und Liebenberg. Die Buren leisteten hartnäckigen Widerstand in starken Stellungen, wurden aber nach heftigem Kampf hinausgeworfen. Die Verluste der Briten betrugen 3 Offiziere und 30 Mann tot, 5 Offiziere und 29 Mann verwundet.
Peking, 21. Febr. Reuter meldet: Die Chinesen haben in der Frage der Bestrafung der chinesischen Würdenträger nachgegeben. Es heißt, die Forderungen der Mächte seien vollständig erfüllt. Die Antwort des Hofes sei den Gesandten noch nicht mitgeteilt, aber man weiß, daß dieselbe bei Li-Hung-Tschang und Tsching eingetroffen ist.
— lieber die allgemeinen Absichten der Kriegsleitung der Buren wird berichtet, daß als leitender Gesichtspunkt zwischen Dewet, Botha Steijn und Schalk vereinbart worden sei, die englischen Trup- pen durch fortwährende Angriffe und Dexationen aus ihren Stellungen zu scheuchen und sie durch rastloses Hin-und Herziehen in dem wüsten Lande zu erschöpfen und aufzureiben, während andere Kommandos die Bahnlinien zerstören, die Verbindungen unterbrechen und die Zu- fuhren iabschneiden sollen. Als Endziel ist dabei das Abschneiden der englischen Armee von der Küste und der Untergang durch Entbehrung und Anstrengungen in Aussicht genommen. Der Plan ist gut; möge ihm die Ausführung nicht fehlen!
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! HLrrterhaCtenöes.
Kesperus
oder: Der Kampf um öen Diamanten.
Erzählung von Frank Barrett.
(Forts.) (Nachdr. verboten.)
Sechstes Kapitel.
Zum Verständnis des Lesers muß ich hier eine kurze Skizzirung der Mönchsburg einschalten; ohne die Eintheilung der verschiedenen Räume und ihren Zusammenhang zu kennen, kann man sich kein klares Bild der Vorgänge, welche sich im Schlosse abspielten, machen. Die Beschreibung, welche ich meinem blinden Geführten geben mußte, als wir zusammen auf dem Rasenplatz standen, wird Jeden leicht orientiren, und deshalb lasse ich dieselbe hier folgen. ,.THorne, sagt mir, was Ihr vor Euch seht," bat Van Hoek, die lichtlosen Augen hilflos nach allen Seiten umherirren lastend.
„Ein altes in gothischem Stil erbautes Schloß, die beiden vorspringenden Seitenflügel entstammen verwuthtich der Tudorperiode."
„Ich verstehe Euch nicht," rief Van Hoek ungeduldig, „könnt Ihr mir^s nicht deutlicher machen?"
Rathlos blickte ich umher. Endlich kam mir ein guter Einfall. Ich zog mein Notizbuch aus der Tasche und mittels der scharf ausgesetzten Spitze des Merallstifts gelang es mir, einen deutlich zu fühlenden Eindruck auf das Papier zu machen. Ich zeichnete nun ein Diagramm auf die Fläche und Van Hoek ließ seine äußerst feinfühligen Fingerspitzen mit befriedigtem Nicken über die Linien der Figur gleiten.
„Jetzt verstehe ichs ganz gut," sagte er, „die lange Mittellinie bezeichnet das alte gothische Gebäude und die beiden schmalen Seitentheile die augebauten vorspringenden Flügel aus der Tudorzeit. Bitte, fahrt jetzt fort."
„Das Hauptportal befindet sich im Mittelpunkt des alten Gebäudes; rechts davon ist der Speisesaal, links die Bibliothek. Das obere Stockwerk wird von der Gemäldegallerie gänzlich in Anspruch genommen; ein Giebeldach, in dessen Mitte sich der Glockenthurm erhebt, krönt den Bau. Die beiden Flügel zur Rechten und zur Linken sind in gleichen Größenverhältnissen gebaut; der Parterrestock enthält Salons, Wohnzimmer, Küchen rc."
„Wo liegt die Milchkammer mit der Thür, welche Nachts für Lola geöffnet wird?"
„An der Rückseite des Gebäudes; von hier aus kann man dieselbe nicht sehen."
„Im rechten oder im linken Flügel?"
„Im rechten, die Küchen sind im linken. Im ersten Stockwerk der Seitenflügel sind die Schlafzimmer für die Herrschaft; die Dienstbotenzimmer liegen im zweiten Stock. Unsere Zimmer befinden sich im rechten, die des Hausherrn und seiner Tochter im linken Flügel."
„Und in welcher Weise sind die beiden Flügel im ersten Stockwerk mit einander verbunden? Wie könnte z. B. Sir Edmund in euer Zimmer gelangen. Thorne?"
„Ganz einfach; er muß nur die Gemäldegallerie durchschreiten."
„Ah — ich verstehe. Weiter."
„In jedem Flügel befinden sich zwei Erkerfenster und in der Mitte eines jeden ein Bogenfenster," fuhr ich fort; „wir stehenhier diesen sechs Fenstern gegenüber."
Ich begann hierauf die Fenster für Van Hoek aufzuzeichnen.
„Das linke Erkerfenster auf dem linken Flügel gehört zu Sir Edmund's Gemach; das rechte auf demselben Flügel zu dem seiner Tochter. An der inneren Seite der steinernen Fensterkreuze sind Zug- jalousieen angebracht. Die Erker wurden durch steinerne Vorsprünge, sogenannte Kragsteine getragen; vom Fußboden aus sind dieselben nur mittelst einer Leiter zu erreichen."
„Aber vom oberen Stockwerk aus?"
„Ueber den Erkern befinden sich keine Fenster; um die Kragsteine vor den Erkern zu erreichen, müßte man sich mit- telst eines Taues vom Dach auf diese Stützpunkte herablassen."
„Auf andere Weise wäre es also nicht möglich, von außen an die Erkerfenster zu gelangen?"
„Nein — für Menschen jedenfalls nicht — hinsichtlich der Katzen habe ich kein Urtheil."
Van Hoek schwieg eine Weile, während er das Papier befühlt; dann sagte er:
„Hier zwischen den beiden Erkern fühle ich eine Vertiefung, was bedeutet dieselbe?"
„Ein breites, zweiflügeliges Bogenfenster, welches bis zum Giebel hinaufreicht; die Scheiben sind vergittert. Die Treppe erhält ihr Licht durch dies Fenster."
„Lassen sich die Fensterflügel öffnen?" „Ja."
„Und wie groß ist die Entfernung zwischen dem Bogenfenster und den Erkern?"
„Dieselbe beträgt etwa acht bis neun Fuß, eher mehr als weniger."
„Ist die zwischen den Fenstern liegende Mauerwand glatt und flach?"
„Neiu, ein steinernes Sims läuft parallel mit dem Boden des ersten Stockwerkes und der Basis der Erkerfenster."
Warum habt Ihr mir das nicht früher gesagt?" fragt Van Hoek scharf.
„Weil das Sims durchaus nicht in Betracht kommt; es ist absolut unmöglich, daß ein Mensch auf demselben stehen oder gehen könnte?"
„Welche Breite hat das Sims?"
„Eine Breite von etlichen Zoll. Allem Anschein nach ist es nur eine Rinne, welche das Wasser vom Erkerfenster aufnimmt."
„Ist kein Epheu vorhanden — nichts woran man einen Halt gewinnen könnte?"
Epheu gibts nicht, aber zwischen dem Bogenfenster und jedem Erker läuft eine von der Dachrinne abgezweigte Röhre der Mauer entlang hinab in die Gosse.
„Wie, und da wollt Ihr behaupten, es sei unmöglich, vom Bogenfenster zum Erker zu gelangen?"
Jawohl — das behaupte ich ganz entschieden. Dies Sims ist so schmal, daß kein Mensch, selbst wenn er sich dicht an die Mauer drückt, auf demselben stehen oder gar sein Gleichgewicht behaupten könnte."
„Aber mit Hilfe der Röhre?"
„Die Röhre liegt genau in der Mitte zwischen Erker und Bogenfenster, ist also von jedem vier Fuß entfernt. Nehmen