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Aus Kapstadt 14. Jan. wird gemeldet: Ein scharfes Gefecht fand bei Murraysberg westlich von Graaf Reinet statt. Die Engländer wurden zurückge­schlagen und verloren 2 Offiziere, 10 Mann tot, 2 Offiziere, 16 Mann ver­wundet und 2 Offiziere, 14 Mann ge­fangen. 500 Buren drangen bis zur Tomusriverstation südwestlich Matjesfon­tein vor (halbwegs Kapstadt und Beau­fort West) und zerstörten die Eisenbahn wie die Wasserwerke.

Bisher glaubte man, daß es über­haupt zwecklos für die Buren sei, Ge­fangene zu machen, und nur so eine Art Ehrensache oder moralischen Sieg bedeute- Auf dem Worcester-Kongreß sind aber, wie der Fr. Z. geschrieben wird, merk­würdige Dinge an den Tag gekommen, die geeignet wären, die Sache in andrem Licht erscheinen zu lassen. So z. B. trafen sich dort englische Soldaten ein und des­selben Regiments, und mit Erstaunen er­kannten die einen, daß einzelne ihrer früheren Kameraden, die von der Gefechts­linie zurückgekehrr waren, die (Uniform ausgezogen hatten. Auf Befragen streif­ten sie ihren linken Rockärmel in die Höhe und auf der nackten Haut zeigten sich in feuerroten Brandnarben die Buch- staben v. >V. 0. (Ov VVat's Ovo), das heißt also De Wet's Leibeigene. Als Er­klärung erzählten sie, daß Dewet sie bei Gelegenheit eines Gefechtes gefangen ge­nommen, später wieder freigelassen habe, jedoch mit der bestimmten Zuficherung, daß sie standrechtlich erschossen werden würden, falls sie nochmals die Waffen gegen die Buren ergreifen und von diesen abermals gefangen genommen werden würden. Damit wäre erwiesen, daß das Gefangenemachen doch keine zwecklose Sache für die Buren ist. Die Gebrand, markten werden sich jedenfalls hüten, denselben je wieder zu nahe zu kommen.

Lokales.

Wildbad. (Wander-Stickkursus) Wie allerorts, so ist auch hier das Vor- haben der Singer Co. Nähmaschinen- Akt.-Ges. in Pforzheim, Sedansplatz 3 einen ihrer unentgeltlichen Wanderstick­kurse hierselbft abzuhalten, großem Inte­resse begegnet, und haben bereits viele hiesige Damen ihre Teilnahme an diesem ebenso lehrreichen wie interessanten Curse zugesagt, beziehungsweise in Aussicht ge­stellt. Wir wollen nicht unterlassen, unsere verehrten Leserinen auf die von der Singer Co. im Schaufenster des Stick­lokals, im Hause des Hrn. Bäckermeister Zieste, Hauptstr., Hierselbst ausgestellten herrlichen Kunststickereien aufmerksam zu machen, und sollte man kaum glauben, daß diese prächtigen Arbeiten ans gewöhn­lichen Singer'schen Nähmaschinen, wie man sie im Haushalte verwendet, herge­stellt sind. Die gefertigten Stickereien sind von solcher Accuratesse und Feinheit, wie sie die Handarbeit unmöglich voll­kommener hervorzubringen im Stande ist und erregen mit Recht die Bewunder­ung aller Beschauer. Weitere Anmeldungen zum Cursus, welcher am 21. d. M. seinen Anfang nimmt, werden im Ladenlokal des Herrn Zieste, Hauptstr., woselbst der Cursus stattfindet, entgegengenommen.

Wnlei-Hallenöcs.

Hin Derehrer!

Humoristische Nov-llette nach dem (Italienischen von Julius Pasia.

(Schluß) (Nachdr. verboten.)

Offen gestanden, glaubte ich, daß er in mich verliebt sei, da er mich mit solcher Beharrlichkeit verfolgte, obgleich er mich nur in Begleitung Pauls gesehen hatte und sich doch selbst hatte sagen müssen, daß seine Liebesseufzer vergeblich waren. Immerhin muß ich bekennen, daß es meiner Eitelkeit etwas schmeichelte, mich trotz der stummen, aber strengen Ueber- wachung Pauls so beharrlich verfolgt zu sehen; es gab mir fast das Bewußtsein, daß ich wirklich etwas von jenem ver­hängnisvollen Zauber besäße,der auf die Schrille der Männer Opfer der Liebe streut," wie ich einmal in einem alten Roman gelesen, der im Pensionat ver­boten war, aber mich besonders einige Monate vor meiner Hochzeit begeistert hatte. Und Paul hatte mir so oft wieder­holt als er mir den Hof machte, daß ich die Schönste unter allen Schönen sei, so- daß ich schließlich fast selbst davon über­zeugt war. Und ich gefiel mir in der reizenden Rolle der unfreiwilligen und angebeteten Tyrannin.

Am folgenden Tage blieb mein Opfer unsichtbar, zu meinem großen Erstaunen. Darf ich es aussprechen, daß ein wenig Verdruß sich in mein Erstaunen wischte? Aber Erstaunen und Verdruß schwanden, und es kam mir der schauerliche Gedanke, -er arme junge Mann könnte alle Hoff­nung verloren und sich getödtet haben. Getödtet aus Liebe zu mir! Schrecklich! Den ganzen Tag war ich tranrig. Wieder­holt traten mir fast die Thränen in die Augen, ohne daß ich, wohl verstanden, die Ursache meines Verdrusses anerkennen wollte. Ani Abend lehnte ich ab. auszu­gehen, und drang in Paul, ohne mich ins Theater zu gehen, das erste Mal seit unserer Verheiratung. Als ich allein war, gab ich mich trüben Betrachtungen hin; ich fluchte der Schönheit, die für mich die Quelle so grausamerGewissensbisse" war, und bemühte mich mit allen Kräften, meine befriedigte Eitelkeit, die mir zu gleicher Zeit solche Qualen bereitete, weit von mir zu jagen.

So saß ich, bas Gesicht in den Hän­den verbergend, da, als (Paul zurrückkehrte viel früher, als das Theater zu Ende sein konnte. Beunruhigt durch meine unvermuthete nnd ungewohnte Schwer­mut hatte er, wie er mich umarmend sagte, es nicht übers Herz bringen können, länger von mir fern zu bleiben.Noch immer traurig mein Schatz?" fragte er zärtlich. Ich suchte zu lächeln, um ihn zu beruhigen, aber jeneGewissensbisse" quälten mich mehr denn je.

Paul setzte sich mir gegenüber und nahm eine Zeitung zur Hand. Als er etwa 10 Minuten lang darin gelesen hatte, kam plötzlich einAch" über seine Lippen, so verwundert, daß ich neugierig ihn nach der Ursache seines Erstaunens fragte. Statt aller Antwort las er laut vor:

Gestern Abend verhaftete die Polizei ein Jndividinm, welches sich Graf C. nannte. Seit einigen Tagen in Mailand .angekommen, besuchte er die Zusammen- ' künfte der vornehmen Welt, wo er, dank

seines eleganten und sicheren Auftretens seine Opfer fand. Wie er dabei verfuhr, ist übrigens neu und originell: mit Kennerblick wußte er die Brillanten und anderen Edelsteine, die den^Schmuck der Damen bilden, Ohrringe, Armbänder, Broschen u. s. w. abzuschätzen, dann näherte er sich dem von ihm beobachte­ten Schmuckgegenstände und bemächtigte sich seiner mit geschicktem Griffe. Um kein Mißtrauen hervorzurufen, verbarg er seinen Raub mit galanten, mehr oder weniger aristokratischen Worten. Dieses Verfahren ist ihm stets geglückt, wie aus den Mittheilungcn des Polizeikommissärs in Florenz hervorgcht, wo er sich vor seiner Ankunft in Mailand aufgehalten hat. Aber jedes Ding hat seine Zeit und gestern Abend wurde er beim Ausgang des Theaters von dem Gemahl der Frau D. auf der Thal ertappt und der Polizei übergeben. Er wird sich wegen einer ganzen Anzahl solcher Spitzbübereien zu verantworten haben."

Paul lachte. Ich wurde roth bis über die Ohren, an denen zwei prächtige Bril­lanten glänzten. Glücklicherweise sah mich Paul in diesem Augenblicke nicht an. So galt also die Aufmerksamkeit meines be­harrlichen Verehrers nicht wir, sondern meinen Brillanten! Ich muß gestehen, diese Entdeckung machte mit einem Schlage meine ganze Eigenliebe, mein ganzes Ver­trauen auf meine vermeintliche Schönheit zu schänden, das mir beinahe so theuer zu stehen gekommen wäre. Und ich habe vor denVerehrern" eine heilsame Furcht bewahrt, heilsam für mich wie für meine Schmucksachen!

Was sagst Du zu diesem Spitzbuben?" fragte mich Paul.

Er ist ein schlechter Kerl, der streng bestraft werden müßte", antwortete ich zornig. Glücklicherweise wurde nicht weiter davon gesprochen, aber meineGewissens­bisse", meine Eitelkeit, mein wachsendes Interesse war mit einem Male dahin, dahin, wie man sich wohl denken kann, für immer! . . .

Das ist das Abenteuer meiner Freun­din Magdalene, das meinen schönen Leser­innen vielleicht einmal bei Gelegenheit von Nutzen sein kann. Aber nichts davon verrathen, es ist ein Geheimnis!

SLarröesbrrcH-GH r onik

der Stadt Wildbad. vom 11. bis 18. Jan. 1901. Aufgebote.

II. Jan. Blumemhal, Albert Gustav Adolf,Gast­geber hier mit Wilhelmine Friedrike Seyfried, von Calmbach.

14. Jan. Pfanz-Sponagel, Hermann, Schau­

spieler in Hannover mit Schwindt, Klara Emilie Schauspielerin in Dres­den.

15. Jan. Keller. Georg Friedrich, Säger in

Sprollenhaus mit Rosa Maria Spahr Nätherin in Ludmigsburg.

17. Jan. Bott, Karl Jakob, Uhrmacher u. Wit­wer hier mit Luise Katharine Faber von Heimsheim.

Geburten:

15. Jan. Heselschwerdt, Ludwig Jakob, Holz­hauer in Sprollenhaus, 1 Sohn.

> Süd. LK-KE >»

llsutscklLnüs grösstes

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