Amtsblatt für die SLcröL WiLöbcrö.

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Nr. 1.

Vienstcrck, I. Januare 1901

Jahrgang.

!um neuen Jahre.

ihr der Glocken Kunde in weihevoller Nacht?

Hört ihr den Ruf des Thürmers dort droben auf der Wacht? Es klingt wie Scheidegrüße der Klang vom Gotteshaus,

Es tönt wie frohe Botschaft des Wächters Ruf hinaus.

Die Glocke klingt zu Grabe mit Ernst das alte Jahr,

Der Thürmer bringt dem neuen die ersten Grüße dar;

Ein Jahr ist hingeflossen, dem Ew'gen zugesellt,

Und vor des neuen Pforte steht hoffnungsreich die Welt.

Was wird es uns bescheeren?" so fragt das bange Herz, Das Auge blickt wie forschend zum Vater himmelwärts. Verschleiert liegt die Zukunft und niemand kann sie schau'n, Nur hoffen kann die Menschheit, nur hoffen und vertrau'u. '

Das alte Jahr! Gewißlich, wir laffens gerne zieh'n,

Und mit ihm laßt die Thränen, die es uns brachte, flieh'«;

Es nahm uns heiße Wünsche das hingeschwundme Jahr,

Es raubte manche Hoffnung, die uns geheiligt war.

O, ruft nicht wach die Stunden, die düst'rer Flor umhüllt Es stört den Traum, den süßen, der heute uns erfüllt;

Nein, laßt uns vorwärts blicken, die Welt ist ja so schön, Drum lasset uns der Zukunft getrost entgegenseh'n.

Dem Sonnenschein folgt Regen, dem Regen Sonnenschein, Dem Schmerz wird Freude folgen, laß dies ein Trost uns sein, Im Herzen wahrer Friede, Mut in gesunder Brust,

Das sind die besten Güter, ist Lebens höchste Lust.

Und harrt erneut' Geschicke uns auch im künft'gen Jahr, Dann biete offnes Auge und freie Stirn uns dar,

! Sy schreiten unerschrocken wir in die Pforte ein,

Und herrlich soll willkommen das neue Jahr uns sein.

Rurivfchau.

Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel hat mit ihrem neulich bekannt gegebenen Plan der Einrichtung von ge­werblichen systematischen Fachkurseu für Meister und Gesellen in den Kreisen des Handwerkers freudigen Beifall gefunden und damit einen Weg praktischer Gewerbe- Politik betreten, der bei sachgemäßer Leitung zu schönen Erfolgen führen wird. Gerade den strebsamen ^Handwerkern in kleineren Städten, denen ein Ausfüllen etwaiger Lückenhaftigkeit in ihrer Aus­bildung naturgemäß erschwert ist, und die aus Mangel an Fühlung mit den großen Zentren des technischen Fortschritts ohne eigene Schuld nur zu leichtveralten", ist hier ein Mittel geboten, die Waffen­rüstung im Kampf ums Dasein immer wieder den modernen Anforderungen an- zupassen. Hauptbedingung ist ja heutzu- tage für den Gewerbetreibenden nicht nur gediegenes Können, sondern auch fortgesetzte Verwertung und Ausnützung neuer Erfindungen, Maschinen, Arbeits­methoden. Sich hier immer auf dem Laufenden zu halten und seine Kenntnisse gründlich zu ergänzen, was für viele, welche diese Mängel wohl fühlten, seither ungemeinschwierig war. Daß derStaat nun einspringt, auch mit Beiträgen für Min- derbemittelte, ist daher überaus dankens­wert.

Friedrichshafeu, 26. Dez. Die Zeppelin'sche Ballonhalle sitzt immer noch am Ufer bei Manzell fest. Verschiedene Gerüchte sind im Umlauf. In der letzten Zeit wurden neue Windflügelschraubeu

am Ballon angebracht, und während mehrerer Stunden des Tages wurden mit denselben Experimente angestellt. Nun sind die Abänderungs- und Verbefserungs- arbeiten eingestellt. Die alte Aktiengesell­schaft ist in Auflösung begriffen und ge­stattet mit Beginn nächster Woche dem Publikum den Eintritt in die Halle. Binnen kurzer Zeit soll es sich Heraus­stellen, ob die Ballonhalle abgebrochen und die Teilstücke von Schuppen und Ballon verkauft werden solleu. Graf Zep­pelin hat schon sehr viel man spricht von 150000 ,'Mk. von seinem Ver­mögen in das Unternehmen gesteckt und die Rücksicht auf seine Familie verbietet ihm weitere Inanspruchnahme. Wie dessen Konstanzer Vorträge beweisen, hofft v. Zeppelin immer noch, eine neue Aktien­gesellschaft zusammenzubringen oder auf die Hilfe der Militärverwaltung, doch bis jetzt mit wenig Erfolg.

Der Deutschen Buren-Zentrale in München geben fortgesetzt Unterstützungs­gesuche von aus Transvaal ausgewiesenen Deutschen zu, die gänzlich mittellos zurück­gekehrt, ihren Opfermut durch bittre Not büßen müssen, da für sie im alten Mut- terlande nirgends Brot zu finden ist. So wenig man diese Freiwilligen davon frei­sprechen kann, sich selbst unüberlegt in schwere Not gebracht zu haben, so hart muß es erscheinen, daß für jdiefe Mit­kämpfer jetzt alle Thüren verschlossen sein sollen. Wer für diese Männer irgend eine Berufsbeschäftignng hat, sende seine Offerte an die Deutsche Buren-Zentrale, München, Wilhelmsstraße 2/II. Geldspenden für

diesedeutschen Freiwilligen" müßten den ausdrücklichen VermerkFür die deutschen Freiwilligen" tragen, da jede andere Geld» spende dem Burensond zugeführt wird.

Mannheim, 26. Dez. Gestern früh Ist- Uhr stieß ein außerhalb des Per­sonenbahnhofs ausfahrender Güterzug wahrscheinlich durch Ueberfahren des Semaphors auf einen von Heidelberg kommenden Eilgüterzug. Eine Lokomotive und etwa 17 Waggons sind entgleist und teilweise zertrümmert. Drei Bahnbedien­stete des Eilgüterzuges wurden der N.B.L.-Z." zufolge verletzt.

Düsseldorf, 26. Dez. Die 16jähr. Tochter einer hiesigen angesehenen Familie, die eine höhere Lehranstalt besuchte, hatte sich in ihren Klassenlehrer verliebt und in einem Briefe an ihn ihren Gefühlen deutlichen Ausdruck verliehen. Als das Schreibe» in Unrechte Hände geriet und das Mädchen von seinen Eltern zur Rede gestellt wurde, ging es in den Garten der elterlichen ^Behausung und machte durch einen Revolverschuß in den Kopf seinem Leben ein frühes Ende.

Berlin, 28. Dez. Der Spaziergang des Kaisers am Weihnachtsheiligabend zum Zwecke der Austeilung von Geldge­schenken an gerade vorüberkommende Arbeiter, ärmere Frauen und Kinder, hat auch in diesem Jahre stattgefunden. Um zu verhindern, daß, wie dies früher der Fall war, geflissentlich Personen schon von Mittag ab in der Nähe von Sans­souci den Kaiser erwarteten, wählte er diesmal schon ,die Vormittagsstunden zu seinem Spaziergang. Die ersten Personen,