— 518
ten verwandt wurde, enthüllte die Verhandlung nicht.
— Vom Grafen Waldersee traf folgende Meldung vom 1. ds. ein: Nach der Besetzung von Stochon durch die Kolonne Normann gingen das 2. Bataillon des 2. Regiments und englische Sappeure unter Major Förster, begleitet durch General v. Gavi und Flügeladjutant v. Boehn gegen Tsekingkuan vor. Sie stießen am 29. Okt. an der großen Mauer auf Widerstand. Das Thor wurde nach heftigem Widerstand gestürmt. Fünf Geschütze wurden erobert. Der Feind verlor 59 Tote. Er war etwa 1000 Mann stark. Major Förster und 6 Mann sind verwundet, ein Mann ist tot. Die Haltung der Truppen war ausgezeichnet. Die deutsche Flagge weht auf der chinesischen Mauer.
Pretoria, 3 Nov. Ventersburg ist non den Buren zerstört. Westlich von Kronstad stehen Scharen des Feindes, ebenso in der Umgegend von Lindley. Die Buren sollen im Distrikt von Vicksburg große Mengen von Munition aufgehäuft haben. Infolge der heftigen Regenfälle ist das Fouragiren sehr beschwerlich.
— Die Engländer verloren im verflossenen Monat 3 601 Mann, nämlich an Toten 15 Offiziere, 152 Mann, an Verwundeten 43 Offiziere, 457 Mann, an Leuten, die ihren Wunden erlegen sind, 8 Offiziere, 68 Mann, an Vermißten oder Gefangenen 6 Offiziere 85 Mann. Die Gefechtverluste betragen insgesamt 758 Mann; davon kommen 142 Mann auf die Kämpfe Bartons bei Frederickstad und Knox am Vaal gegen Dewet zwischen dem 17. und dem 25. Oktober. Der Rest des Abgangs kommt auf die Krankheiten.
HlnlerHcEenöes.
Der rveiße Hirsch. *
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
War es nicht ein schrecklicher, aber thörichter Traum, daß solche Dinge möglich seien in dem geliebten Deutschland im sangeskundigen, liedfrohen Thüringer Wald!
„Deutsches Volk, du herrlichstes von allen, Deine Eichen stehn, — du bist gefallen!" hat das dein bis in den Tod getreuer Sänger Körner siebenzig Jahre zu früh gesungen, — oder kommt die Zeit, in der die Gespenster zurück in ihre Höhle der Finsternis fliehen, und der feige Mord an den Pranger gestellt wird, an den die alten Deutschen ihu stellten, als sie 'unter den Eichen hausten und dem Ur die nackte Männerbrust eutgegenstemmten?
Es war ein düsteres Bild, welches der Mann in jener schwülen Stube vor dem entsetzten Blick seines Weibes aufrollte. Welche teuflischen Pläne, welche grausamen Anschauungen, welche kaltblütige Gewisseu- losigkeit! Die kein Gesetz mehr anerkennen wollten, schufen sich selbst eine Despotie, die alle Menschenwürde vernichtete, jeden besseren Herzschlag erstickte, 'den in den sogenannten Bund Eintretenden verpflichtete, ohne Widerspruch jedes Verbrechen auszuüben, das diesen Tyrannen notwendig schien. Das hatte der unglückliche Mann, den eine mißglückte Laufbahn in diese Verbindung getrieben, nicht voraus
gesehen. Er war der Meinung gewesen, nur Ideen sollten darin gepflegt, Begeisterung geweckt werden, daß aber Ideen Saatkörner sind, die keimen, wurzeln, wachsen und Frucht tragen, sobald sie in den Erdboden gestreut, das heißt mit der Wirklichkeit in Berührung gebracht werden, war ihm nie in den Sinn gekommen. Der Deutsche, zumal der, welcher in die Welt der Bücher versunken ist, kann zuweilen unpraktisch sein, und wenn er denn keinen Schutzengel zur Seite hat' gewinnen die aus der Finsternis, obwohl sie an Geist hinter ihm zurück bleiben, Gewalt über ihn, und ist ein solcher Mann daun wie mit Schlangen umwunden. Er ringt, er stöhnt, er müht sich, das Gewürm von sich abzustreifen, — vergebens! Also nicht vor seiner rechtmäßigen Regierung, sondern vor dem Bunde," der ihn beauftragt hatte, einen politischen Mord zu vollziehen, war Robert geflohen. Er hatte gehofft, hinter den Bergen, auf denen die Thüringer Wälder rauschen, sicher zu sein, hatte gehofft, Rüdiger Hildebrandt sollte ihm helfen, ein neues Leben zu beginnen. Nun lag auch diese Hoffnung in tausend Scherben zersplittert, sie drückten ihm den Dolch des Meuchelmörders in die Faust, oder dieser Dolch schwebte blutig über ihm, keine Ausgeburt der Phantasie, sondern leibhaftig, und bedrohte sein eigenes Leben.
„Was sollen wir thun?" fragte seine Frau nnd rang dabei ihre Hände. Er blickte sie starr an nnd ohne zuantworten, er war wie der Hirsch, den die Meute gestellt hat, und zwar an der Wand des Felsens, unten gähnt der Abgrund.
„Rüdiger muß Rat schaffen," sagte sie, — fast traute sie dem überirdische Kräfte zu.
„Er ist heute erst hier gewesen, er kommt sobald nicht wieder," entgegnete er.
„Dann will ich zu ihm."
„Das darfst du nicht," gebot er rauh, „das könnte uns und ihm schaden, vielleicht daß der Müller" —
„Ich traue dem Müller nicht, flüst- erte sie, sich scheu nmblickend, „er sieht uns oft so falsch an, und er ist auch gar nicht so taub, wie er sich stellt. Er horchte gestern noch auf den Kukuck und der rief ganz von weitem, und dann flucht er so viel, still für sich, - - das ist so gottlos."
„Gottlos," murmelte Robert. Das Wort hatte einen seltsamen Klang, war selbst fast wie ein Dolch, der mit schneidender Schärfe nach seinem Herzen fuhr.
„Vielleicht kommt Rüdiger morgen," setzte sie hinzu, er wollte den Kindern etwas vom Jahrmarkt mitbringen, laß uns bis dahin warten."
„Drei Tage," erwiderte Robert dumpf, „habe ich nur Zeit. Jede Nacht, die
nutzlos verrinnt, ist ein Stück von meinem Leben. O sie wissen zn treffen! Ich habe Beispiele davon gesehen, ich zweifle nie an ihrem Erfolg."
„Ja, so lange Gott der Herr ihnen Raum giebt," antwortete sie.
„Glaubst du jetzt an Gott, Johanna?" fragte er; „das ist ja etwas Neues, wer hat dir denn das gelehrt?"
„Das Elend," erwiderte sie rasch, und strich sich das Haar ans den verweinten Augen; o es ist mir nicht an der Wiege gesungen worden, daß ich eine Geächtete sein würde, ich meines ritterlichen Vaters einziges Kind!" —
„Wende dich nur anch gegen mich," grollte er, „es ist recht so, es muß so sein. Den Vogelfreien verläßt alles, es ist mein Geschick und ich will" —
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. „Nein, Robert, ich lasse dich nicht! Der Glaube, der neu in mir erwachte, lehrt mich, daß ein Weib ihres Mannes Gehülfin ist — bis in den Tod! Und ehe sie dich treffen, müssen sie erst mich durchbohren. Nun ich will dich hüten, wie unser Jüngstes, will dir nie von der Seite gehen, ich will wachen, wenn du schläfst, ich will — —"
„Johanna!" Er druckte sie an sich, er lächelte — und dann weinte er. Sie war ihm geblieben, sein adelig Weib, das er sich zwar nicht wie der Trompeter von Säckingen durch Trompetenblasen, sondern durch einen Band Frnhlingsgedichte er. rungen, die er im Lenz seines Lebens geschrieben. Seitdem hatte er seine Feder anstatt in Blutenhonig und Thau in die ätzenden Wasser der politischen Meinung getaucht und wohl feuer- und zorn- und gifthaltiges, aber keine Poesie mehr geschrieben, und sie waren sich von der Zeit an fremd geworden, nnd hatten sich immer weiter von einander entfernt,, Wieder- gefunden" hieß es nun, in der Stunde der Schmerzen, aber wo die Liebe ihren Einzug hält, dürfen auch ihre Schwestern, Glaube und Hoffnung nicht fehlen. Mit letzterer schien es freilich noch schwach be- stellt, wo sollte Hoffnung Herkommen in dieser äußersten Not?! (Fortsetzg. folgt.)
Vermischtes.
(Bedeutsame Bitte.) Junge Frau (nach der Vernunftheirat): „Nicht wahr Otto, du bist mir nicht böse, wenn ich in der Zerstreutheit manchmal „lieber Paul" zu dir sage?"
lloildvrtroüev rur unä LodovitöltspÜLAe
sovie »I» beste Llväsrseiks »rrtllok smxtodlev
Plasmon
ist ein diätetisches Nähr-Präparat, das nur aus Milcheiweiß und Nährsalzen besteht und dementsprechend den denkbar höchsten Nährwerth besitzt- Es ist sehr leicht verdaulich und bequem verwendbar, löst sich leicht in Wasser, Milch rc. und kann jeder Speise in beliebiger Menge zu- aesetzt^werden, ohne den Geschmack im geringsten zu beeinträchtigen. In zahlreichen staatlichen, städtischen und privaten Krankenhäusern, Lungenheilanstalten, Sanatorien rc- ist das Plasmon dauernd im Gebrauch und wurden mit demselben, laut Veröffentlichungen in der medicinischen Fachpresse, geradezu überraschende Erfolge erzielt. Besonders bewährt hat sich das Plasmon bei Magen und Darmkrankheiten, Lungenleiden, Blutarmuth, in der ReconvaleScenz, sowie als Kräftigungsmittel für schwächliche, schlechtgenährte Personen jeden Alters. Bei stillenden Frau- en bewirkt es eine Vermehrung und Verbesserung der Milch. Der Preis des Plasmon ist im Verhältnis; zu seinem hohen Nährwert außerordentlich billig. 100 §r. (ausreichend für t0 Mahl- sbusn) kosten 10 Pfg. Das Plasmon gelangt auch injForm von Plasmon-Biscuits, Plasmon- lLakes, Plasmon-Zwieback, Plasmon-Cacao, Plasmon-Chocolade, Plasmon-Hasercacao, Plas- mon-Speisenmehl und Plasmon-Likören in den Handel, welche in gleicher Weise durch hohen Nahrwerth wie durch feinen Geschmack augezeichnet find.