Amtsblatt für öie Slaöt Wilöbaö.

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Nr. 12S.

Scrrnstag, 27. HktotZer 1900

86. Jahrgang.

Runoscharr

Stuttgart, 24. Okt. In der Heu- tigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde bei der Gesamtabstimmung das Wassergesetz einstimmig angenommen. Art. 4 dieses Gesetzes, welcher neu in den Ent­wurf ausgenommen wurde, lautet: Oeffeut- lich benützte Heilquellen dürfen durch Grab- oder Bohrarbeiten nicht beschädigt oder gefährdet werden. Tie Vornahme solcher Arbeiten kann untersagt, auch kann dem Eigentümer des Grundstücks, auf welchem die^Arbeiten ausgeführt werden, die Beseitigung der hiedurch bewirkten Veränderungen auferlegt werden.

In Gräfenhausen wurde letzten Donnerstag eine Postagentur eröffnet.

Graf Zeppelin will keine Flugver­suche über dem Bodensee mehr veranstal­ten, die nächste Auffahrt soll auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin geschehen.

Bruchsal, 24. Okt. Gestern Abend ereignete sich hier ein bedeutendes Eisen­bahnunglück. Um 9'/« Uhr ist der von Stuttgart kommende und direkt nach Heidelberg hier durchfahrende Personen­zug Nr. 82 gleich hinter dem hiesigen Bahnhof auf eine einzelne Maschine ge- stoßen. 9 Personen sind verletzt, darunter sollen sich der Zugführer, Lokomotivführer und ein Gepäckschaffner befinden. Letzterer ist am schwersten verletzt und hat eine Kontusion der linken Brustseite davonge- tragen. Die übrigen Personen sind leichter verletzt und wurden von 3 anwesenden Aerzten sofort verbunden. Sie konnten die Fahrt gleich fortsetzen. Die Ursache soll, wie man hört, darin zu suchen sein, daß der Zugführer infolge der Kurve die Maschine nicht sehen konnte.

Berlin, 23. Okt. Der bisherige Unterstaatssekretär v. Richthofen wurde zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ernannt.

Potsdam, 23. Okt. Der König von Württemberg ist kurz vor 9 Uhr hier ein- getroffen und wurde von der Erbprin­zessin von Wied am Bahnhof erwartet.

Jetzt treffen auch Privatb riefe von Burenseite über das 6tägige Gefecht bei Machadodorp ein, das bisher nur von englischer Seite geschildert wurde. In einem derselben finden wir eine sehr pack­ende Schilderung dieses gewaltigen Ring- kampfeS eines kleinen Häufleins Buren mit einer lOfachen Uebermacht.... Eine übermächtige Truppenmasse hat uns aus unseren Stellungen in der Nähe von

Dalmanuta vertrieben. Der Gedanke an die schweren Stunden macht mich ganz krank. Zwar bin ich mit dem Leben da­vongekommen, aber die Erinnerung an ein paar liebe Freunde, die gefallen sind, quält mich sehr. 4 Tage lang hatten wir unsere Stellung im Zentrum schon gehalten, aber da brach der Sonntag (26. August) an. Solch ein Geschützfeuer hatten wir noch nie gehört. Noch ärger krachte es am folgenden Morgen. Dem Feind schien unsere Stellung verraten worden zu sein, in welcher Kommandant Oosthuizen mit der Johannesburger Po­lizeitruppe und ich mit 60 Mann hinter Felsen lagen. 40 Geschütze und 6 Maxims überschütteten uns unaufhörlich mit einem Hagel von Geschossen aller Kaliber. Das Kopfe, auf dem wir lagen, wackelte förm­lich durch das unaufhörliche Platzen der Lyddrt-Granaten und in dem gräßlichen Rauch und Gestank meinten wir zu ersticken. Noch unangenehmer wurde die Lage durch die abgesprengten Felsenbrocken, die zwischen uns niederfielen. Durch den Rauchschleier hindurch sahen wir die un­absehbaren Tirailleurlinien der Engkän- der im Halbkreis Heranrücken. Sprung­weise avancirten die Khakis unter Salven- und Einzelfeuer. Doch.wir blieben ruhig liegen und schossen sie immer wieder zu­rück. Das einzige Maximgeschütz, das wir hatten, arbeitete vorzüglich. Wenn Unterstützung kam, konnten wir uns halten, aber sie kam nicht; unsere Stellung war zu weit vorgeschoben. Welch prächtiger Mensch, unser Leutnant Pohlman! Wie aus Erz gegossen, so ruhig stand er in dem entsetzlichen Geschoßregen und rief uns ermutigend zu:Kerls, Mut behalten, nur nicht bange sein!" Aber unser Mut und Gottvertrauen halfen uns wenig. Unser Kommandant Oosthuizen wurde durch einen Felsbrocken verwundet und in einem Pferdekraal niedergelegt. Wir kämpften weiter. Plötzlich fühlte ich einen stechenden Schmerz in der Seite; ein Granatsplitter hatte mich getroffen. Ich schoß weiter. Plötzlich ist mirs gerade, als ob ich aus Betäubung erwachte. Ich liege auf meiner rechten Seite, den Kopf am Boden und die Hand auf dem Gesicht, das ein Stein bedeckt. Ich will mich auf­richten, kann aber nicht, denn ich liege zwischen Felsentrümmern eingeklemmt, die eine Lydditgranate losgesprengt hat. Ich rufe um Hilfe und 2 Brüder helfen mir aus der scheußlichen Lage. Alle Glieder schmerzen mich und ich glaube taub zu

sein, doch verstehe ich Bester, der mir in die Ohren schreit:Pretorias ist tot und der alte Malan auch. Schade um die tapferen Burschen!" Als ich fiel, war der Feind ungefähr 200 Schritte von unserer Stellung entfernt und machte Anstalten zu einem Bajonetangriff; wir konnten diesen vereiteln, wenn ein Geschütz auf dem Hügel neben uns auffuhr. Oost­huizen befahl mir, General Veljoen um ein Maxim zu ersuchen. Ich wollte gehen, da kam ein Bur daher gerannt und rief: Leutnant Pohlman ist tot, Schuß durch die Schläfe!" Ein zweiter rief:Kom­mandant, alles ist aus, der Feind sitzt schon auf unserem Kopfe!" Oosthuizens Gesicht werde ich nie vergessen; es war ganz verzerrt. Mit heißerer Stimme rief er:Schießt doch Kerls, schießt!" Wiederum krachts, aber wir können nichts mehr. Da kommt ein Artillerist ange­laufen. Er hat das Schlußstück unserer Maximkanone in der Hand und ruft: ,Jch hatte keine Granaten mehr, darum habe ich das Geschütz unbrauchbar ge- macht." Auf 40 Schritt Abstand sehe ich die Bajonetspitzen flimmern. Jetzt wirds Zeit.Philipp", rufe ich Oosthuizen zu,mach daß du mitkommst." Ich packe mein Pferd bei der Mähne und will auf- sitzen, da stürzt es tot zusammen und auch mein Gewehr fällt zerschmettert aus meiner Hand. Nun heißts laufen; mein schwerer Mantel hindert mich dran. Ich werfe ihn weg, aber auch jetzt gehts nur langsam. Die blutende Wunde an der Seite hindert mich. Wieder fühle ich einen Schlag im Rücken und falle. Ser­geantmajor Biljoen läuft an mir vorbei, hilft mir wieder auf die Beine und zerrt mich mit. Die Hand drücke ich auf eine Stelle auf dem Rücken, die mich schmerzt. Da fährt ein Wägelchen vorbei; Biljon Biljon hilf mir hinauf, und dann weiß ich nicht mehr, was passirt ist. Am an­dern Morgen besuchten mich die Gener­ale Botha, Viljoen, Lukas Meier, und die fremden Militärattaches, die dem Ge­fechte beigewohnt hatten und sich in Aus­drücken von Bewunderung über die Halt- ung unseres Zentrums ergingen. Von meiner 60 Mann starken Truppe waren 9 tot uud 43 verwundet. Der Rest, da­runter Oosthuizen, war gefangen durch eine Uebermacht von 3000 Mann, die gegen das Zentrum vorgegangen war. Wie viel tote Engländer die Rache des Himmels auf Chamberlains Haupt herab­beschworen, weiß ich nicht."