Amtsblatt für die Stadt Wildbaö.

Anzeiger str Hiidbad nnd Umgebung.

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Nr 122.

Donnerstag, 18. Hktover: 1900

86. IaHvgang.

Runvlitha «.

Stuttgart, 15. Okt. Das Finanz­ministerium hat, lautStaatsanz." ange­sichts der hohen Brennmaterialpreise An­ordnungen getrosten, um der ärmeren Bevölkerung die Befriedigung des Brenn­materialienbedarfs zu erleichtern. Dies soll geschehen durch ein verstärktes Ange­bot von geringerem Brennholz, sowie da­durch, daß den Abnehmern Gelegenheit gegeben wird, das anfallende Material selbst aufzubereiten, außerdem dadurch, daß eine Steigerung der Torfgewinnung in den staatlichen Torfrieden vorgesehen

ist-

In denMrtterlungen aus dem Publikum" desN. Tgbl." findet sich fol­gender Warnruf: Die Heidelberger Eisen­bahnkatastrophe dürfte auch die württem- bergische,Eisenbahnverwaltung veranlassen, die Regelung des Nahverkehrs einer gründlichen Revision zu unterziehen. Von Heidelberg ist berichtet worden, daß nicht nur infolge von Ueberfüllung und der damit verbundenenUeberlastung der Schaff­ner, der Zug auf der verhängnisvollen Stelle zum Halten gebracht werden mußte, sondern daß auch zahlreiche Verletzungen der Uebcrfüllung direkt zuzuschreiben sind. Auf den Plattformen, in den Thüren und den Gängen der Wägen sind die Passagiere Kopf an Kopf eingekeilt gewesen. Das ist keine spezifisch badische Erscheinung. Auf den Lokalzügen in der Richtung lingen sowohl wie Ludwigsburg herrschte an den letzten Sonntagen eine Heber, füllung, von der man sich keine Vor­stellung macht. Einsender ds. war vor etwa 3 Wochen in dem vorletzten von Marbach kommenden Zug in einem für 8 Personen berechneten Koupee unter 17 sage und schreibe siebzehn ! Passa­gieren eingepreßt. In den andern Koupees gings nicht besser zu. Dazu waren aber auch die Plattformen noch bis auf die Kanten der Trittbretter besetzt. Der gleiche Zustand herrscht jeden Sonntag auf zahl reichen Zügen. Abgesehen ganz von der Gefahr des Herunterfallens: welch furcht­bares Unglück könnte unter solchen Um­ständen bei einem Zusammenstoß oder sonst einer Katastrophe geschehen. Der enorme Verkehr, der sich an schönen Sonntagen zwischen der Residenz und der Umgegend entwickelt, läßt sich mit der überlebten Methode der gleichen Be­handlung des Nah- und Fernverkehrs nicht mehr bewältigen. Der heutige Nah­

verkehr erfordert moderne Vorkehrungen. Man thue dazu, ehe es zu spät ist!

Neuenbürg, 14. Okt. Die am Samstag gebrachte Notiz, wonach Ober­amtspfleger Kübler hier von der deutschen Partei als Landtagskandidat aufgestellt worden sei, bedarf der Berichtigung. Es ist bis heute noch kein Kandidat, weder von der einen, noch von der andern Seite aufgestellt. Die nationale Vereinigung hat einen andern Mann, der im Bezirk sich großen Vertrauens erfreut, ins Auge gefaßt und es sollen demnächst diesbezüg­liche Schritte gethan werden. (Pf. B.)

Friedrichshafen, 15. Okt. Das Luftschiff des Grafen Zeppelin ist nach seinem Unfall am 25. September wieder vollständig reparirt. Es hätte die erste Auffahrt heute schon stattgefunden, wenn nicht ein allzu starker Weststurm den Aufstieg unmöglich gemacht hätte. Die Probefahrt soll nun morgen, bezw. über­morgen, je nachdem das Wetter es zuläßt, ausgeführt werden. Im Anschluß daran sollen, wenn möglich, mehrtägige Uebungen stattfinden.

Vom Allgäu, 15. Okt. Infolge starken Schneefalls hat sich plötzlich empfindliche Kälte eingestellt. Die ganze Gebirgskette von der Zugspitze bis zum Säntis zeigt sich im Winterkleid. Alle Staufener Berge sind seit gestern ganz herab beschneit. Auch der Schwarzgrat trägt auf seinem Gipfel Schnee.

Pforzheim, 14. Okt. Heute vor­mittag um 9 Uhr stürzte das 20jährige Dienstmädchen des Fabrikanten Döppen- schildt beim Teppichklopfen aus dem 4. Stockwerk des Wohngebäudes auf das Hofpflaster herab und war sofort tot.

Homburg, 15. Okt. Folgendes Bulletin über den Gesundheitszustand der Kaiserin Friedrich vom 14. wird im hie­sigenTaunusboten" durch Oberbürger­meister Dr. Tettenborn veröffentlicht: Die Kaiserin Friedrich leidet seit längerer Zeit an neuralgischen Schmerzen. In Folge andauernder Beschwerde hat sich allmäh­lich ein Erschöpfungszustand bemerkbar gemacht, der von einem Anfall von akuter Herzschwäche gefolgt war. Im Anschluß daran hat sich ein sekundärer Lungenka­tarr entwickelt, der unter leichter Steiger­ung der Temperatur und wechselnder Pulsfrequenz noch fortbesteht. Eine mo­mentane Lebensgefahr ist gegenwärtig nicht vorhanden. Indessen muß die Wider- holung eines solchen Herzschwächezustandes als ein das Leben unmittelbar gefährden­

des Ereignis erachtet werden. Auf Wunsch und mit Rücksicht auf die hohe Patientin ist bisher von der Ausgabe von Bulletins Abstand genommen worden.

Or. Leyds, der als Zeuge in seiner Zivilprozeßsache in Hamburg eingetrofferr ist, erklärte einem Reporter folgendes: Un­leugbar steht die Sache der Buren heute schlecht, aber wir geben die Hoffnung nicht ans, so lange wir leben. Das Einzige ist: Aushalten und den Guerillakrieg fortführen. Nicht vorauszusehende Ver­wicklungen können unsere Sache verbessern. Ob Krüger nach Deutschland kommt, wissen wir nicht, da die Gesandtschaft ohne Nachricht ist und erst dann wieder mit dem Präsidenten in Verbindung treten kann, wenn er einen außer der englischen Einflußsphäre befindlichen Ort erreicht hat. Die Ausstreuungen über die Flucht Krügers sind erlogen. Schon im Juli hat der Volksraat beschlossen, daß Krüger nach Europa reisen und Schalk - Burger ihn vertreten solle.

Kronstadt, 13. Okt. Der Buren­kommandant Dewet erließ eine Prokla­mation, worin er erklärt, daß alle Burg- Her, die sich weigern, die Waffen zu tragen, zu Kriegsgefangenen gemacht werden.

London, 15. Okt. Ein Theil der nach St. Helena verbrachten Buren wurde von den Engländern in Freiheit gesetzt. Dieselben erklären, von den Engländern gut behandelt worden zu sein. Komman­dant Cronje darf nur Sonntags in Ge­meinschaft mit den andern Buren dem Gottesdienst beiwohnen.

Ein Berichterstatter in Prätoria erzählt zwei lustige Geschichten, wie Ge­neral Dewet die Engländer zum Besten hielt. Lord Methuen war einmal ganz sicher, Dewet in seinem Zeltlager zn überraschen. Die Engländer schlichen sich heran und stießen auf eine Schildwache aus Holz, die vor den leeren Zelten stand und einen Brief an die Adresse Methuens trug. Dieser Brief lautete: Erlauben Sie mir, Ihnen diese alten leeren Zelte anzuvertrauen. Ich habe in dieser Woche eine Ladung neuer Zelte erobert, die für das englische Heer be­stimmt waren, und über deren Vortreff- lichkeit ich Ihnen mein Kompliment mache. Entschuldigen Sie mich, daß ich Sie nicht abgewartet habe, aber Sie können in zwei Jahren wieder vorbeikommen. Dewet.* Ein anderes Mal spielte Dewet Lord Roberts selbst einen Streich. Er hatte bei Heidelberg die Telegraphenlinie un-