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Unschuldigen aus? Ich mache nicht Eure Majestät persönlich verantwortlich für die Unbill, welche gegen die bei allen Völkern für unantastbar erachteten Gesandtschaften verübt wurde, noch für die schwere Kränkung, welche so vielen Nationen, Konfessionen und den Unterthanen Eurer Majestät, die meinem christlichen Glauben angehören, zugefügt worden ist, aber die Ratgeber des Thrones Eurer Majestät, die Beamten, auf deren Häupter die Blutschuld des Verbrechens ruht, das alle christlichen Nationen mit Entsetzen erfüllte, müssen ihre Schandthat büßen, und wenn Eure Majestät sie der verdienten Strafe zuführen, so will ich sie als Sühne betrachten, die den christlichen Nationen genügt. Auch ich sehne mich nach Frieden, aber nach einem Frieden, der das begangene Unrecht im vollen Umfang und nach jeder Richtung wieder gut macht und allen Fremden in China volle Sicherheit bietet, an Leib und Leben, an Hab und Gut, besonders aber zur freien Aus- Übung ihrer Religion. — Wilhelm ll. k.
— Neue v-Wagen werden gegenwärtig hergestellt. Bei diesen befinden sich auch an den Längsseiten Thüren, um den Reisenden in Notfällen einen direkten und schnellen Ausgang zu ermöglichen. Die neuen Thüren werden durch Plomben gesperrt, sind nur von innen zu öffnen und sollen nicht dem gewöhnlichen Verkehre dienen. Die jetzt in Gebrauch befindlichen O-Wagen sollen allmählich ebenfalls die neue Einrichtung erhalten.
Brüssel, 29. Sept. Wie die hies. Lransvaalgesandtschaft mitteilt, wird sich Präsident Krüger am 6. oder 7. Okt. iu Lourenzo-Marques an Bord des nieder, ländischen Kriegsschiffes „Gelderland"nach Europa einschiffen. Derselbe wird nur von seinem Schwiegersohn Eloff und dem Arzte Dr. Heymans begleitet sein. Die Meldung englischer Blätter, wonach Präsident Krüger die transvaalischen Staatsarchive und Staatsgelder mit sich führe, wird von der hiesigen Transvaalgesellschaft als unzutreffend bezeichnet. Die Staatsarchive, die ein grelles Licht auf die Ursachen des südafrikanischen Krieges werfen und den Engländern deshalb so unangenehm sind, find bereits von der außerordentlichen Burengesandtschaft nach Europa gebracht worden. Die entbehrlichen Staatsgelder liegen jedoch in Sicherheit in den Kassen der Niederländ. Bank in Amsterdam. Somit fällt für die Engländer jeder Vorwand hinweg, die Abreise Krügers zu verhindern. Krüger wird übrigens nicht in Holland seinen dauernden Aufenthalt nehmen, wenigstens jetzt nicht, um nicht der niederländischen Regierung Ungelegenheiten zu bereiten. Wahrscheinlich wird der Verbannte eiu südliches Klima aufsuchen, um seine tieferschütterte Gesundheit herzustellen. Was die hiesige TrarUvaalge- sanötschaft betrifft, so wird sie sich erst auflösen, sobald alle Großmächte die Einverleibung der südafrikanischen Republiken in das englische Kolonialreich in aller Form anerkannt haben.
London, 24. Sept. Wenn bei den Offizieren und Mannschaften der südafrikanischen Truppen Kriegsmüdigkeit eingetreten ist, so erscheint dies angesichts der ungeheuren Strapazen, welche dieselben zu bestehen haben, begreiflich. Aber auch
in der Heimat hat sich diese Stimmung j ganz unmerklich bei der Masse des Volks, eingeschlichen. Von dem südafrikanischen Kriege wird überhaupt öffentlich wenig mehr gesprochen, dem Fremden gegenüber erst recht nicht. Und selbst die neuerlichen Siegesnachrichten des vielgefeierten Lord „Bob" wurden in London ziemlich gleichmütig, um nicht zu sagen kühl ausgenommen. Jedenfalls ist nichts mehr von jenem kindischen Siegesräusche zu verspüren, der das englische Volk im Anfänge des Krieges bei jedem auch noch so unbedeutende» Erfolg seiner Truppen bis an die Schwelle des Tollhauses brachte. Es hat sich eben die Blutschuld Englands wie ein Alp aufs Volksgewissen gelegt, dem gemeinen Manne vielleicht zunächst noch unbewußt. Aber die Engländer- leiden alle mehr oder weniger unter diesem Druck, und so hat die Volksstimmung umgeschlagen, gewiß auch infolge der unge- heuren Kosten, die dieser Raubkrieg mit sich bringt und deren Ende noch nicht abzusehen ist. An dieser Thatsache ändern auch die Tafelreden eines Chamberlain und Balfour nichts. „Wäre nur dieser unselige Krieg einmal zu Ende!" das ist der Ausruf, mit dem sich in diesen Tagen manches gepreßte Herz Luft macht.
Unterhaltendes.
Der weiße Hirsch.
müdes abgezehrtes Gesicht flog ein Heller Schimmer Er blieb ein wenig zurück, um sie in die Laube eintreten zu lassen.
„Hier," sagte er, indem er etwas aus seiner Tasche zog und vor ihr aufzählte, „ein Schelm giebt mehr als er hat."
Sie griff nach seiner Hand und führte sie an ihre Lippen. Er hätte es gern verhindert, aber in ihrer Inbrunst kam sie ihm zuvor. „Nicht doch, nicht doch!" wehrte er, „wenn Sie wüßten, wie mich das kränkt. Es ist diesmal nicht viel!" Mein Vater pflegt mich an der Ausübung meines Handwerks zu hindern, und der Verkauf hat auch seine Schwierigkeiten. Doch darf ich sagen, meine Ware ist gesucht, und das — je nun-"
„Schafft mir und den Kindern Brot," antwortete sie. „Darum, ach darum muß ich die Hand küssen, welche so treu für uns arbeitet."
„Hat er Nachricht erhalten, ob er sich herauswagen darf?" fragte Rüdiger und sah sich dabei um, ob niemand in der Nähe sei, aber nur der Bach rauschte und von der Wiese ertönten die Stimmen spielender Kinder.
„Er ist so finster, wie einer, der ohne Hoffnung lebt, nur sein kann, entgegnete sie, während ihr farbloses Gesicht sich verdüsterte, „da haben wir denn schlimme Tage. Bitter das Brod, welches wir essen, bitter der Trank, den wir trinken."
(Fortsetzung folgt.)
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
Auch vermied er es, denselben Pfad einzuschlagen, der ihn hergeführt; auf einem Umwege suchte er den Bach zu erreichen, dessen Lauf entgegen er aufwärts stieg. Nach und nach fand er die Herrschaft über sich selbst wieder; denn auch wo ihn niemand sah, wollte er sein eigener Meister bleiben. Doch lag ein Schal- ten auf seiner Stirn und ein herber Zug um seine blühenden Lippen. Wonne nnd Weh, das steht eben dem Deutschen auf einem Brett. Es verlangte ihn nach seiner Geige. Endlich tauchte das moosbewachsene Dach der Mühle aus dem Gezweige hervor. Das Rad war im Drehen, eintönig Klappern mischte sich in das Wasserrauschen. Auch das Gehöft erschien nicht mehr unbelebt, ein grauhaariger untersetzter Mann hantierte in gebückter Haltung am Rade eines Schubkarren's. Er hielt die kurze Pfeife zwischen den Zähnen und sah nicht auf, als ein spitzhaariger Schäferhund, der mitten auf dem Hof in der Sonne geschlafen, anschlug, er mußte wohl taub sein. Neben der Mühle befand sich ein kleiner Garten, mit bunten Blu- menbeeten von Buchsbaum eingefaßt. Es stand dort eine Fliederlaube, in welcher eine Frau saß. Sie hatte sich bis jetzt mit Nähen beschäftigt, aber sobald sie Rüdiger gewahr ward, erhob sie sich und ging ihm entgegen. Sie war noch jung und einst gewiß schön gewesen, jetzt erschien sie wie verheert, es nagte ein Wurm an ihr, der keine Lebenskraft und Freude mehr aufkommcn ließ. Obwohl sie sehr einfach. fast ärmlich gekleidet war, lag doch in ihrer Haltung eine Würde, welche jeden Fremden bestimmen mußte, den Hut vor ihr abzuziehen, das that auch Rüdiger.
Er grüßte sie herzlich und über ihr
Stcrnöesbuch-GH r onik
der Stadt Wildbad.
Aufgebote.
L9. Sept.! Feihst, Joseph, Friseur aus Gengenbach und Emma Bertha Kuhn, Friseuse von hier.
29. Sept. Kraft, Werner Eugen Kfm. von Brugg u. Christine Karolme Mundinger v. h.
5. Oktbr. Mundinger, Hermann August, Gypser hier u. Wilhelmine Weiß, Dienstmagd von hier.
Geburten.
28- Sept. Mössinger, Johann Friedrich, Holzhauer von Sprollenhaus, Gde. Wildbad 1 Tochter.
29. Sept- Gauß, Wilhelm Friedrich, Holzhauer von Nonnenmiß Gde. Wildbad 1 S.
Eheschließungen:
29. Sept. Rau, Georg Friedrich, Eisenbahnhilfswärter u. Anna Schweigle von Otten- höfen, Vez.-Amt Achern.
29. Sept. Kuch, Rudolf Friedrich Emil, siimmer- meister u. Mine Christine Gutbub von hier.
Gestorbene:
28. Sept. Haag, Fanny Helene, Tochter des Holzhauers Karl Christian Haag von Sprollenhaus Gde. Wildbad, 2 Monate alt.
20. Sept. Seyfried, Anna Marie, geb. Bayer, Wittwe des Holzhauers Matthäus Seyfried von Sprollenhaus.
2. Okt- fKlaus, Albert Christian, Sohn des Holzhauers Jakob Heinrich Klaus hier, li/s Jahre alt-
Obstpreiszettel
Eßlingen, 3. Okt. Dem heutigen Markt waren zugeführt: ca. 300 Säcke Mostobst, Preis per Ztr. Aepfel 2,50 bis 3 Birnen 1,80—2
Es ist von den verschiedensten Seiten die Beobachtung gemacht worden, daß mit Wein-, Malz-, oder Spruesfig bereitete Speisen, der in denselben enthaltenen Eiweißstoffe und Kohlenhydrate wegen, besser verdaut wurden, als solche Speisen, bei welchen man Essigessenz verwendete. Auch sind in SLbrunZssssiZ eingelegt« Konserven, namentlich rohe Früchte (z. B. Gurken) weicher nnd bekömmlicher, als die mit Essigessenz bereiteten, welche roh und hart bleiben und, weil unvergohren, den Magen belasten.