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länder in Südafrika zu versöhnen, sei auf einmal zerstört worden.
Lokales.
— Vom 1. Oktober ab verkehren die Züge auf hiesiger Station wie folgt:
Ab:
An:
5.46
8.07
6.40
10.
7.42
1.29
I0.5l
3.24
1.30
7.23
5.40
7.50
8.10
8.40 (Werkt.)
11.—
Aus Wildba
d wird dem „Schwäb,
Merk." geschrieben: Als „Aufgabe seines Lebens" bezeichnet der vor 4 Jahren ver- storbene Geh. Hofrat vr. v. Renz sein Bestreben, die gesamte Literatur zuerst über sein geliebtes Wildbad, dann aber auch über alle, namentlich deutschen, östreichischen und schweizerischen Bäder, auch unter den schwierigsten Umständen, zu einer Sammlung zu vereinen. Mit der Zeit erweiterte sich der Plan, indem er auch d e verschiedenen Spezialkurmethoden zum Gegenstand seines Sammeleifers machte. Die großartige Bibliothek, deren Erhaltung als Ganzes sich leider nicht erreichen ließ, kommt in den Tagen vom 8. bis 13. Okt. d. I. in Frankfurt a. M. bei K. Th. Völner zur Versteigerung. Der Renz'sche Hand- katalog führt 14000 Titel auf.
Wildbad, 27. Sept. Auch die zweite Aufführung der Königskinder in der Turnhalle warsehr zahlreich besucht und ernteten die kleinen Künstler wieder stürmischen Beifall. Somit haben diese Aufführungen einen allseitig befriedigenden Abschluß gefunden und werden die lieblichen Königskinder wohl noch lange in freundlicher Erinnerung bleiben und wollen wir hoffen, daß der Schöpfer derselben bald wieder bei uns einkehrt.
— Die Postannahmestelle im K. Badhotel und die mit ihr verbundene öffent- liche Telephonstelle stelleu den Betrieb am 30. ds. Mts, nach Schalterschluß ein.
Unterhaltendes.
Der weiße Hirsch.
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
Rüdiger meinte, das erste beste Lüftchen, das über die Wiese flatterte, würde es ver- wehen und ihm nichts mehr bleiben, als ein unauslöschlicher',Schmerz im Herzen.—jaber es verwehte nicht! Der Diamant funkelte weiter und die kleine, feine Hand fuhr fort, den Hals des Hirsches zu liebkosen.
Nun bückte sich die Fremde, um Gras und Blumen zu raufen und ihrem Günstling das frischduftende Frühstück darzubieten, der aber hob den Kopf und äugte seitwärts, unter den Weiden hatte ein Reislein geknistert. Unruhig trat er her und hin, witterte, spitzte die weißbehaarten Ohren, — dann drängte er das Fräulein sanft zurück, trabte über die Wiese, hob sich majestätisch und setzte über den Bach. Rüdiger sah ihn den Berg hinaufeilen, mit immer gewaltigeren Sprüngen, als gälte es, sein kostbarstes Gut, die Freiheit, welche mehr ist, wie das Leben, zu erjagen. Jetzt verschwand er unter den Büschen.
Das junge Mädchen kam ruhig auf jdie Mühle zu, die Blumen, welche ihr Fuß gestreift, richteten sich wieder auf, durch das niederhängende Gezweige der Weiden trat sie unter das grüne Gezelt. Rüdiger stand wie gebannt an den Stamm gelehnt, er war solch ein tapferer Mann, doch ihm schlugdas Herz. Unwillkürlich griff er nach seinem Hut und neigte sich tief. Sie nahm das mit einer Geberde voll anmutiger Hoheit entgegen. „Die Mühle ist wie ausgestorben", sagte sie. Er war so verlegen und bestürzt, daß er keine Antwort zu geben vermochte. Was wollte sie denn in der Mühle, die so weit ab von der Welt gelegen, ganz dazu gemacht schien, ein Geheimnis zu bergen?
„Ich habe wohl einen fürstlichen Beamten vor mir?" fragte sie. So jung sie war, so viel Unbefangenheit und Sicher- heit schien sie zu besitzen. Es setzte ihn das ganz und gar in Erstaunen. Wieder neigte er sich. „Rüdiger Hildebrand," stammelte er.
„Ja so," erwiderte sie, „ich besinne mich! Ihr Herr Vater ist schon seit vielen Jahren im Amt, er hat eine Beförderung, die ihm zustand, ausgeschlagen, weil er sich nicht von seinem geliebten Walde trennen mochte. O, wie mir das gefällt! Lieben Sie ihn auch so? Würden Sie auch solch ein Opier bringen können?"
Hier begegnete sie Rüdigers leuchtendem blauen Auge.
„Wem die Tannen das Wiegenlied gerauscht haben," antwortete er, „der wird nie heimisch im Gewühl der Stadt. Ich tausche mit keinem Fürsten, obwohl ich nur der Gehilfe meines Vaters und kein Oberförster bin."
„Die Fürsten sind nicht immer glücklich," entgegnete sie rasch, „doch wir wollten ja wohl in die Mühle? nicht?"
Sie blickte ihn fragend an, eS lag solch eine eigentümlich forschende Klugheit iu ihrem Gesicht, das wie die Haiderose in zartem Rot erglühte, aber Rüdiger, obwohl tief ergriffen und befangen von dem, was zugleich urplötzlich nnd urgewaltig über ihn gekommen war, erinnerte sich, daß auch er Ursache habe, Klugheit ins Feld zu rufen.
„Mich lockte die Mühle nichterwiderte er, „ich sah den weißen Hirsch auf der Wiese und-"
„Der weiße Hirsch giebt Ihnen zu denken?" fiel sie ihm lächelnd in das Wort, „kennen Sie ihn denn nicht bester wie ich?"
„Er muß jenseits des Rennstieges herabgekommen sein," antwortete er, „unsere Hirsche sind alle dunkel,- dieser ist ohnehin ein ungleicher Sechsender und verdiente das Interesse des Jägers, auch wenn ihn nicht die lichte Farbe auszeichnete. Wie er so zahm werden konnte, bleibt freilich ein Rätsel."
„Welches Sie gewiß gern ergründen möchten?"
„Vielleicht auch nicht," entgegnete er uud blickte sie gedankenvoll an; es giebt Dinge, die läßt man über sich ergehen, ohne sie ergründen zu mögen."
„Aber Sie wollten ja doch in die Mühle? Ihr Blick war wieder ganz Schlangenklugheit und Taubeneinfalt.
„Das habe ich nicht gesagt," erwiderte er, an ihrer Seite weitergehend, „sie ist solch ein altes Stück Bauwerk, und nur ihrer malerischen Lage wegen anziehend."
„Aber doch im Gange, doch im Gange", rief sie lebhaft, „ich vernahm das Klappern, gemischt mit dem Rauschen des Baches schon in einiger Entfernung. Ich habe mich nämlich verirrt, müssen Sie wissen und in solcher Lage ist alles willkommen, selbst eine so alte baufällige Mühle."
„Augenblicklich steht sie," bemerkte er und stellte sich gleichgültig, wie er ihr das Pförtchen öffnete; unter den langen Wimpern aber schweifte sein Blick blitzesschnell über die nächste Umgebung des kleinen Gehöftes. Doch es zeigte sich nichts,
„Der Müller wird auf seinem Acker am Hange des Berges arbeiten," sagte er dann, „sie, das heißt er und sein Knecht, haben dort Land urbar gemacht, und Lu- zern angesät. Sie halten Kühe, — und auch einen Esel, — das will den Winter über versorgt fein."
„Sie kennen also die Leute?"
„Natürlich! Einige Meilen in der Runde giebt es für mich keinen Unbekannten. Der Besitzer ist ein bejahrter, grauhaariger, bärbeißiger Gesell, etwas taub schon, darum bedarf er eines Knechtes. Sie wissen wohl, ein Glöckchen ruft während der Nacht den Müllerburschen aus dem Schlaf, wenn das Triebwerk abgelaufen ist."
„Nein, das wußte ich nicht, — so viel Lebenserfahrung mir auch schon zu teil geworden ist, in einer Mühle habe ich noch nicht logiert."
Er vermochte es jetzt, sein Auge von ihrem liebreizenden Gesicht abznwendeu, nnd nun siel ihm der kostbare Stoff ihres Gewandes auf. „Sie ist mindestens eine Gräfin," dachte er, und ein Stich zuckte ihm schmerzhaft durch dasHerz. (Forts.f.)
Obstpreiszettel
Stuttgart, 25. Sept. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz 1200 Zentner Mostobst. Preis per Zentner: Aepfel 2 Mk. bis 2 M. 30, gemischtes Obst 1 M. 60 bis 1 M. 80.
Tübingen, 26. Sept. Auf dem heutigen Obstmarkt wurden 80 Säcke Obst verkauft. Der Ztr. Birnen kostete 2,20 bis 2,40 Mk., Aepfel 1.80-2 Mk., gemischtes Obst 2 Mk.
Eßlingen, -27. Sept. Auf dem hiesigen Güterbahnhof standen gestern 2 Wagen Mostobst, welche zum Preis von 2,20 Mk. per Ztr. Absatz fanden.
StcrnöesbucH-GH r onik
der Stadt Wildbad. Aufgebote.
24. Sept. Volz, Wilhelm Friedrich, Taglöhner
hier und Anna Marie Schrafl von Sprollenhaus.
Geburten.
19. „ Riexinger, Karl Wilhelm, Bäckermeister
hier, 1 Tochter.
Gestorbene:
L4. „ Keller, Johann Georg, Holzhauer u.
Witwer in Sprollenhaus, Gd. Wildbad, 83 Jahre alt.
25. „ Schmid, Anna Rosa, Tochter deS
Malermeisters Karl Wilhelm Schmid hier, 2 Monate alt.
26. „ Treiber, Karl August, Holzhauer von
Sprollenhaus, 42 Jahre alt.
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