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der Luftschifferkommandos re. kosten. Dies Treppen hinauf, 8 Etagen übereinander, französischen Offiziere, die hieher beordert zu den Faßweinkellern mit schönen ovalen wurden, äußerten sich dahin, daß das Zeppelinfche Luftschiff ihnen interessanter sei, als die ganze Pariser Weltausstellung.

lieber das Ergebnis der Auffahrt des Zeppelin's chen Ballons lesen wir in derFrkf. Ztg.": Als das Ergebnis der Fahrt darf das Folgende gelten: Der ist ein in keinen sta-

Zeppelin'sche Ballon ist ein in seinen sta tistischen Verhältnissen geradezu Muster Haft gehaltenes Fahrzeug, Aufstieg und Abstieg vollzogen sich mit einer Ruhe und Sicherheit, die nichts zu wünschen übrig ließen. Auch das Schwebegewicht funk­tionierte tadellos. Das Problem der Lenk- barkeit ist mit ihm in seiner jetzigen Ge­stalt noch nicht gelöst worden, doch werden möglicherweise die Ergebnisse der Fahrt dazu beitragen, es seiner Lösung etwas näher zu bringen. Ungenügend ist vor­derhand die von den Luftschrauben ent­wickelte Energie: Es sind größere Schrau­ben und kräftigere Motor» erforderlich. Eine bedenkliche Schattenseite des Fahr­zeugs wird es immer bleiben, daß es, so wie es jetzt gestaltet und ausgerüstet ist, nur über Wasser zu gebrauchen ist. Ein Abstieg über Land könnte sich unter Um­ständen zu einer entsetzlichen Katastrophe gestalten. Was erreichte Höhe und er- zielte Geschwindigkeit anbelangt, sei wie­derholt, daß erstere gegen 250 Meter und letztere etwa gegen 8 Meter pro Sekunde betrug. Der Ballon ist 124 Meter lang und 24 Meter hoch, das Gewicht beträgt gegen 200 Zentner. Die Füllung der 17 Einzelbehälter innerhalb der aus Alumi- nium hergestellten Versteifungsringe ge­schieht mit Wasserstoff. Die Füllungs­kosten der Auffahrt stellten sich auf rund 10,000 Mk. Bedeukt man dazu', daß in dem Ballon und seinem Zubehör ein Ka­pital von etwa 1 Million investiert ist, so ist, auf eine billige Beförderung durch die Luft, auch wenn alle bis jetzt noch dunklen Punkte des Problems Auf- klärung erfahren sollten, vorderhand nicht zu hoffen.

Im südlichen Bayern haben am 3. ds. vielfach starke Unwetter gehaust und es werden von verschiedenen Gegen- den schwere Schäden durch Hagelwetter und wolkenbruchartige Regengüsse gemeldet. Am meisten ist es zwischen Aufkirchen nnd Allmannshausen gewesen, und bei Tntzing am Starnbergersee, dann südwest­lich und südöstlich von Perlach. Es fie­len scharfkantige Eisstücke in der Größe von Hühnereiern; Menschen und Tiere wurden in Menge verletzt, Gespanne rann- ten wie besessen von Feld nnd Straße den Wäldern zu, bis sie Schutz fanden oder stürzten. Die Telegraphen- und Tele­phonleitungen nach Starnberg, Wolfrats­hausen und Schliersee waren stundenlang vollständig unterbrochen.

Zum 7. allgemeinen Journalisten- und Schriftstellertag in Mainz hatte die Firma Ehr. Abt. Kupferberg u. Co. die Verbandsmitglieder mit ihren Damen zur Besichtigung ihrer Kellereien und zum Rheinischen Sektfest" eingeladen. Zirka 600 Damen und Herren hatten der Ein- ladung gefolgt. In einer Kette zu Zwei, Dreien und Vieren je nach der Breite der Keller ging es durch die endlosen Gänge an vielen hundcrttausenden

Fässern belegt, darunter große Fässer mit künstlerisch geschnitzten Böden und schließlich das Riesenfaß, 100,000 Liter Kupferberg Gold, welches allgemeines Erstaunen hervorrief. In der großen Arbeitshalle war alles flott im Betrieb, so daß die Gäste die ganze Arbeit, die jede einzelne Flasche durchmacht sie geht durch viele hundert Hände, bis sie fertig ist inspizieren konnten. Alles das erregte das lebhafteste Interesse. Eine prachtvolle geschmückte Halle nahm die Gäste auf. Schöne junge Damen kredenzten Sekt und verteilten Erfrisch­ungen aller Art iu liebenswürdigster Weise. Kommerzienrat Kupferberg begrüßte seine Gäste und hieß sie herzlich willkommen.

Gmunden, 10. Juli. Heute Vor­mittag fand im Schlosse Cumberland die Ziviltrauung des Prinzen Max von Baden mit der Prinzessin Marie Luise von Braunschweig und Lüneburg im Beisein des Großherzogspaares von Baden, des Herzogspaares von Cumberland und der Prinzessin Wilhelm von Baden statt. Die Tranuug vollzog der badische Minister des Großherzvglichen Hauses v. Brauer. Um 11 Uhr traf der Kaiser Franz Josef in Begleitung des Erzherzogs Franz Salvator und der Erzherzoginnen Marie Valerie und Elisabeth zur Vermählungs­feier hier ein.

Bei dem Städtchen Adria in der Po- Niederung sind 2 antike Schiffe 3,5 m unter der Erdoberfläche entdeckt worden. Adria liegt heute 31 Kilometer von der Küste entfernt. Die Geschiebablagerungen des Po und der Etsch haben es so weit von der Küste verdrängt und einen breiten, sumpfigen Landstrich zwischen Adria und dem Meere gebildet. Von den beiden aufgefundenen Schiffen ist eines 20 m lang, 5 m breit und sehr gut erhalten. In seiner Umgebung fanden sich Vasen, Waffen, Bronzen, menschliche Knochen.

Paris, 26. Juni. Einreicher Ameri- kaner, Stephen S. Marchand hat sich in Paris ein Schlafzimmer im Stile Lud­wigs XVI. bestellt, welches die Kleinig­keit von 4882 200 Franken kostet. Das Bett allein, an das zwei und ein halbes Jahr verwendet wurde, wird auf andert­halb Millionen geschätzt. Es ist aus massivem Ebenholz, mit Gold und Elfenbein einge­legt. Die Stühle aus gleicher Arbeit kosten 2500000 Fr. die Kamingarnitur 100 000 Franken, der Toilettentisch 200000 und der Nachttisch 75000 Franken. Die Gardinen wurden in Lyon verfertigt, zu 300 Franken der Meter, und dem ent­spricht der Preis des Bodenteppichs.

Lo ndon, 7. Juli. Die Abendblätter melden aus Shanghai von gestern: Die Nachrichten über die Niedermetzelung der Gesandten, aller Fremden, ihrer Frauen und Kinder, sowie der europäischen Wach Mannschaften nach 18iägigem Ausharren werden bestätigt. Nachdem die Munition und alle Lebensmittel ausgegangen waren, wurden die Gesandtschaften von den Chi­nesen erstürmt, welche alle am Leben Ge­bliebenen töteten, die Gebäude in Braud steckten und Tote wie Verwundete ver- brannten. Der Prinz Tuan soll schreck­liche Grausamkeiten verübt haben: erließ 4000 angesehene Bürger Chinas qualvoll hinrichten, nur weil sie gewagt hatten,

Flaschen Sekt vorüber, immer höher dieeine Bittschrift an ihn zu richten und zu

unterzeichnen, in welcher der Prinz ge. beten wird, dem furchtbaren Blutbade Einhalt zu thun.

London, 9. Juli. Nach einem Telegramm derDaily Mail" vom 8. haben die Deutschen, als der Angriff auf die Fremden in Peking begann, ein Thor besetzt, während der den Boxern feind­liche Prinz Ching die übrigen 3 Thore besetzte. Es habe ein heftiger Kampf be­gonnen, bei welchem 2000 chinesische Soldaten und 5000 Boxer gefallen seien. Die Deutschen hätten ganz Hervorragen­des geleistet, indem sie mit ihren beiden großen Geschützen die enge Straße an dem Thore rein gefegt hätten. Ein Bote, der am 3. aus Peking abgegangen sei, versicherte, daß die Gesandtschaften mit Nahrungsmitteln versehen seien.

London, 10. Juli. Nach einer Meldung derDaily Mail" aus Shanghai besteht kein Zweifel, daß Prinz Ching den Europäern in Peking hilft und General Aung-Lu auch mit seinem Einfluß für sie eintritt. Die auf die englische Gesandt- schüft gerichteten schweren Geschütze sollen darum noch nicht in Thätigkeit gesetzt worden sein, weil Prinz Ching und Uung-Lu alle Munition weggenommen und entfernt haben.

Präsident Krüger hat dem Korrespondenten des Daily Telegraph durch den Staatssekretär Reitz folgende Botschaft Mitteilen lassen:Es ist durch- aus nicht notwendig, über Frieden zu verhandeln. Sagen Sie Ihrer Zeitung und damit der Welt, daß die südafrikan­ische Republik für ihre Unabhängigkeit kämpfen wird, bis nur 500 Buren noch am Leben sind, und selbst dann werden wir den Kampf fortsetzen. Das ist unser felsenfester Entschluß."

DerChicago Rekord" veröffent­licht ein Telegramm von Machadodorp via Lourenzo Marques über eine Unter­ordnung mit Präsident Krüger. Der Präsident betonte, daß die Buren noch in Transvaal wie auch im Freistaat operieen. Viele Burghers haben neuerdings wieder zu den Waffen gegriffen. Im Freistaat allein seien 1100 Mann gefangen ge­nommen morden, seitdem der britische Oberstkommandierende gemeldet habe, daß der Distrikt vollständig pazifiziert wäre. England habe noch nicht einmal ein Drittel des Transvaals besetzt, die Briten könnten die Buren in den Bergen nie besiegen. Die Zufuhr der Engländer sei abgeschnitten und die Soldaten in Pretoria leiden Hunger. Die Buren seien jetzt auf dem Marsch nach Pretoria begriffen. 1500 britische Gefangene seien bereits in Naoitgedacht und 1100 seien auf dem Wege dorthin. Die Buren seien jetzt wieder voller Hoffnung und das Vertrauen auf die Zukunft komme wieder. Trotz aller entgegengesetzten Nachrichten gehe es mit seiner Gesundheit sehr gut.

Shanghai, 10. Juli. (Reuter- Meldung.) Nach Meldungen aus offizieller chinesischer Quelle übernahm die Kaiserin am 30. Juni die Regierungsgewalt wieder und ernannte Aung-Lu zum Premierminister. Sie sandte einen Läufer, welcher 100 englische Meilen täglich zurücklegte, nach Nanking, um den Vize- königen der Jangtse-Provinzen für ihre Treue zu danken und ihnen zu empfehlen, die Fremden um jeden Preis zu schützen.