Amtsblatt für die Stadt Witöbaö

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Samstag 7. Zrrt'i 1900

86. IaHr-gang.

Rundschau.

Stuttgart, 4. Juli. Der König hat sich mit dem Generaladjntanten Bil- finger von Bebenhausen nach Stuttgart begeben und sich aufs Herzlichste von den nach China abgehenden 3 Württemberg. Offizieren verabschiedet und ihnen Glück zu ihrem ernsten Beginnen und glückliche Heimkehr gewünscht.

Stuttgart. Gestern abend war im Hotel Textor eine größere Anzahl Hotel- und Gasthofbesitzer, sowie Restaurateure aus verschiedenen Städten des Landes, die Pilsener Bier ausschenken, versammelt, um über einePreiserhöhung" des Pilsener" zu beraten, da bekanntlich seit 1. d. M. ein erhöhter Zoll für dieses Gebräu zu bezahlen ist. Die Bierbrauer, sowie deren Vertreter weigern sich, den Mehraufwand aus eigener Tasche zu bezahlen; auch die Wirte können und wollen dies nicht thun. In der Ver­sammlung wurde speziell daraus hinge- wiesen, daß man bei uns das Pilsener- Bier überhaupt billiger trinkt, als ander­wärts; bis jetzt betrugen die Spesen 14 Mk. pr. Hektol., künftig über 17 Mk. Es wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, von nun ab eine Erhöhung von 8 Pfg. für stio Liter (0,4 25 Pfg., 0,5 30 Pfg.) eintreten zu lassen; den Vertretern der Brauereien wurde die Verpflichtung auferlegt, künftig nur an solche Abnehmer zu liefern, die die Preise einhalten.

Eßlingen, 2. Juli. Trotz des über­reichen Ertrags der Kirschenbäume ist der Preis derselben in den letzten Tagen gestiegen und es werden per Pfund 10 bis 16 Pfg bezahlt. Die Mehrzahl der täglich bis zu 200 und darüber hinaus zum Verkauf kommenden Körbe wandert per Bahn nach auswärts.

Herren alb, 3. Juli. Die Leiche des am letzten Freitag vom Falkensteiner Felsen abgestürzten Privatiers Jos. Bloch aus Stuttgart ist behufs Feuerbestattung nach Heidelberg überführt worden.

Oberndorf, 2. Juli. Die Haupt­versammlung des Württ. Schwarzwald­vereins wurde am Samstag mit einem Bankett im Museum eröffnet. Sonntag früh 10 Uhr war großer Empfang der auswärtigen Gäste mit Musik am Bahnhof. Kommerzienrat Mauser bewirtete alle Teilnehmer aufs Reichlichste. Zahlreiche hübsche Schwarzwälderinnen in ihren malerischen Trachten waren bei der Be­grüßung anwesend. Bei den Verhand­

lungen auf dem Rathaus wurde u. a. beschlossen, eine Weg- und Wegbezeich­nungskommission einzusetzen, die für ein­heitliche, plangemäße Leitung der Arbeiten im gesamten Vereinsgebiet sorgen und mit dem badischen Verein Zusammen­arbeiten wird; der Ort der nächsten Hauptversammlung ist Horb, das bis da­hin den Schütteturm fertiggestellt haben wird; das zweite Blatt, Freudenstadt der neuen Vereinskarten wird Anfangs des kommenden Jahres ausgegeben werden; das erste Blatt Wildbad-Calw erforderte einen Aufwand von 1900 Mk. Die Kosten für das Vereinsorgan betrugen 2880 Mark, die Auflage ist auf 4000 erhöht worden. Der Kassenbestand be­trägt 2700 Mk. Der von Stuttgart gestellte und bei der Ausschußsitzung ab­gelehnte Antrag auf Centralisierung der Vereine wurde mit 34 gegen 19 Stimmen abgelehnt. Gem.Rat Stockmayer wurde einstimmig wieder zum Vorsitzenden gewühlt. Beim gemeinschaftl. Essen im Bären" fand eine herzliche Begrüßung statt; Reden und Borträge verschiedener Art wechselten miteinander ab. Das in der Barbarahalde beim Schützenhaus gehaltene Waldfest nahm den schönsten Verlauf. Das beim Bahnhof gelegene HotelKönig Wilhelm" vereinigte vor dem Abgang der Züge nochmals die Gäste zu einer gemütlichen Unterhaltung in seinem großen Saal; nachher schloß sich eine Tanzunterhaltung an. Am Montag fand ein vom schönsten Wetter begünstigter Ausflug nach Epsendorf statt.

Friedrich shaffem, 3. Juli. Graf Zeppelin hielt nach der Landung seines Luftschiffes eine kurze Rede an die Um­stehenden, worin er betonte, daß sich das­selbe vollkommen lenkbar erwiesen und eine größere Eigengeschwindigkeit, als man von ihm erwartete, erzielt habe. Von anderer fachmännischer Seite wird mir versichert, daß der erste Teil der Freifahrt wegen des erfolgreichen Ma- növerierens in horizontaler und vertikaler Richtung thatsächlich erfolgreich gewesen und ein Mißerfolg blos dadurch einge- treten sei, daß wegen des Bruches oder Versagens eines Hebels das eine Steuer nicht mehr funktionierte. Von diesem Augenblick an habe Zeppelin nur noch nach links steuern können. Die Landung sei tadellos glatt erfolgt; blos sei der Ballon quer gegen die Windrichtung zn liegen gekommen und gegen einen Pfahl? getrieben worden, der ein Loch in den!

Ballon riß. Als das Floß herangebracht war, habe man den Ballon vorn ent­lastet. Gras Zeppelin will, ehe er wieder aufsteigt, aus der gestrigen Fahrt Lehren ziehen und einige Aenderungen treffen was wohl eine Woche dauern dürfte.

Berlin, 4. Juli.Daily Expreß" meldet aus Shanghai: Am 25^ Juni haben die Boxer die Gesandtschaften in Peking angegriffen, welche infolge Mangel an Munition das Feuer nicht erwidern konnten. Die Chinesen zerstörten die Mauern, welche die englische Gesandtschaft umgaben. Prinz Tuan soll erklärt haben, es dürfte, da bereits drei Gesandte getötet seien, kein einziger Europäer aus der Stadt entkommen. Es sind die größten Vorsichtsmaßregeln getroffen, um die Aufständischen zu verhindern, mit Tientsin in Verbindung zu treten.

Wilhelmshaven, 4. Juli. Nach dem Stapellauf desWittelsbach" fand im Offizierskasino ein Festmahl statt, wobei Prinz Ruprecht von Bayern seinen Dank nnd seine Freude für seine Stellung ü In 8uits des Seebataillons ausdrückte und ein mit stürmischer Begeisterung auf­genommenes Hoch auf den Chef der deutschen Marine ausbrachte. Der Kaiser brachte hierauf einen Trinkspruch auf den Prinzen Ruprecht aus. Derselbe hat folgenden Wortlaut:Ew. Kgl. Hoheit danke ich für die freundlichen Worte, welche Sie an mich zu richten die Güte hatten. Ew. Kgl. Hoheit haben heute bei der Taufe des neuen Schiffes die Unterstützung erwähnt, welche die Wittels­bacher den deutschen Kaisern zu teil werden ließen. Ich möchte dabei noch an eine Episode der Vorgeschichte unserer Häuser erinnern. Auf den Gefilden vor Rom ward einem Vorfahren Ew. Königl. Hoheit im Verein mit einem der meinigen beschieden, einer solchen Auszeichnung teilhaftig zu werden. Hoch zu Roß, in Stahl und Panzer, angesichts der feind- lichen Reiterscharen, erhielten sie vom Kaiser Heinrich VII. den Ritterschlag. Der Vorgang ist im Bilde auf der Dacht Hohenzollern" ersichtlich. Die Nach­kommen jener Fürsten halfen sich gegen­seitig bei Mühldorf, wo der Hohenzoller dem Kaiser Ludwig aus Bayern die Schlacht gewann. Wie damals die Wittels­bacher und Hohenzollern Seite an Seite für das Wohl des Reiches kämpften, so wird es auch jetzt und in Zukunst ge- 'schehen. Ew. Kgl. Hoheit hatten in l diesen Tagen Gelegenheit, wichtigen En