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Flotte dasteht. Zum Schluß möchte ich nochmals daran erinnern, daß die idealen Einheitsbestrebungen, das Drängen nach der Weltmachtsstellung aus dein deutschen Volke hervorgegangen sind, uns aus die Bahn geführt haben, auf der wir uns befinden, und auf der wir nicht umkehren können. Nach dem Gange, den die 2. Lesung der Gesetzesvvrlage genommen hat, wird diese Auffassung ja auch von der großen Majorität des Hauses geteilt und ich zweifle nicht, daß der Reichstag in gewohntem Patriotismus seine Be­schlüsse zum Wohle des Vaterlandes fassen wird (Bravo.) Es folgen Bemerkungen Liebknechts und Szmulas. Sodann nimmt Staatssekretär Bülow das Wort. Staats­sekretär v. Bülow führt aus: Liebermann v. Sonnenberg hat seine Ausführungen mit einer Bemerkung geschlossen, die ich nicht unwidersprochen lassen kann.

Politik des Kaisers und der kaiserlichen Regierung werde nur ausschließlich durch nationale Gesichtspunkte bestimmt. Für die deutsche Politik find lediglich reale deutsche Interessen maßgebend. Wir ver folgen lediglich nationale deutsche Ziele Die Politik eines großen Landes darf weder durch Sympathie noch Antipathie bestimmt werden, sondern kann nur ge leitet werden von dem Standpunkte der deutschen Gesamtinterrefsen unter sorg samer Erwägung der Frage, wohin weist der reale deutsche sVorteil, nach welcher Seite droht Deutschland Nachteil. (Leb Hafter Beifall.l Von der andern Seite des Hauses wurde der Besorgnis Aus­druck gegeben, daß unsere auswärtige Politik eine unruhige u. phantastische sein könnte. Diese Besorgnis ist ebenso un­begründet und ich möchte Sie bitten, mir nach dieser Richtung hin auch nur eine Frage und einen Fall zu nennen, wo unsere Politik nicht eine besonnene und maßvolle gewesen ist. Abenteuerliche und aggressive Tendenzen liegen uns voll­kommen fern. Derartige Tendenzen widersprächen auch den Traditionen unserer Politik und dem Charakter des deutschen Volkes. Wir wollen aber weder bei Seite gestoßen werden, noch wollen wir unter die Räder kommen. Wir wollen Sicher­heit dafür haben, daß wir uns in Frie­den und ungestört in politischer und wirtschaftlicher Beziehung entwickeln kön­nen. Deshalb ist die Flottenvvrlage ein­gebracht worden. Ich bin überzeugt, daß die große Mehrheit des hohen Hauses durch ihr Votum der ganzen Welt zeigen wird, daß, wo eS sich um sgroße vater­ländische Gesichtspunkte handelt, um natio­nale Macktfragen, im deutschen Reichs­tage immer eine Mehrheit zu finden ist. Die Generaldiskussion wird damit geschlos­sen. Eine Spezialdebatte findet nicht statt. Der tz 1 (Schiffsbestand) wird in nament­licher Abstimmung mit 199 gegen 107 Stimmen angenommen. Dagegen stimmen Sozialdemokraten, beide Volksparteieu, die Polen, 17 vom Zentrum, 2 Konser­vative, Welfen. Der Rest des Gesetzes wird debattelos nach den Beschlüssen der 2. Lesung angenommen. Die Gesamtab- stimmung ist auf Antrag Bassermann eine namentliche. Das Gesetz wird mit 201 gegen 107 Stimmen angenommen.

Harbur g, 9. Juni. Eine gewaltige Feuersbrunst wütet seit heute Vormittag.

Es ist die bekannte Friedr. Thörlsche Oelfabrik an der Schloßstr., die vollstän­

dig in Flammen steht. Das Feuer, das an Ausdehnung zunimmt, hat bereits den ganzen Komplex des umfangreichen Fabrik­grundstücks ergriffen; auch mehrere be­nachbarte Fabriken sind durch das Feuer bedroht. Die Feuerwehr erbat von Hamburg Hilfe, und Branddirektor West­lichen erschien selbst mit allen entbehr­baren Zügen und Löschdampfern auf der Brandstelle. Nach weiteren Meldungen ist nicht nur die Oelfabrik von F. Thörl, sondern auch die Palmkerufabrik Robert Franke, die Salpeterfabrik E. Eger, das Speicher- und Speditionsgeschäft N. Wöge gänzlich abgebrannt, ferner ein großer Lagerplatz an der Bahnhofstratze, wo große Mengen Mehl des Harburger Mühlenbetriebs lagerten. Außerdem wurde eine Anzahl Wohnhäuser beschädigt. Der! Schaden wird auf über 4 Millionen ge schätzt.

Pom Kriegsschauplatz in Südafrika

London, 13. Juni. DemDaily Expreß" wird aus Machadsdotowu vom Sonntag über Lourenzc-Marquez gemel­det: Ein am 10. Juni auf Krügers Be­fehl ausgegebenes Bulletin berichtet folgen­des: Die Buren rückten am 8. Juni mit 4 Divisionen vor. Die Engländer wurden bei Roodeval am Rhenosterfluß angegriffen. Es fand ein heftiger Kampf statt, der mehrere Stunden dauerte, 200 Engländer wurden getötet oder verwundet, 700 gefangen genommen. Gewaltige Vorräte Proviant und Munition, ein Maximgeschütz, sowie tausend Lyddid- Bomben wurden erbeutet. Auch die englische Post wurde genommen. Die Engländer suchten Schutz am Nfer des Flusses und auf deu Hügeln. Die Buren griffen tapfer vom oberen Felde aus an. Das Derbyshire-Miliz-Regiment wurde gefangen genommen. Unter den Ver­wundeten befinden sich 1 Oberstleutnant,

1 Hauptmann, 2 Leutnants; unter den Gefallenen 1 Oberst und 1 anderer Offi­zier. Derselbe Korrespondent meldet ferner, daß Dewet am 7. Juni 3000 An­züge und andere Bekleidungsstücke eroberte, ferner eroberte er Tausende von Lyddit- und Shrapnelgeschossen. Die Engländer klagen über Kälte und leiden sehr. An der Straße von Vredefort gab es am 8. Juni einen kleinen Kampf. General Steen­kamp nahm 36 Engländer gefangen. Ein Zug mit 500 englischen Soldaten kam den Engländern zu Hilfe. Die Buren zogen sich daun nach weiterem Kampfe nordwärts zurück. General Dewet meint daß am 7. Juni 1000 Mann englische Truppen außer Aktion gesetzt lind für 100 000 Lstr. Vorräthe zerstört wurden. Die englischen Lazarethe sind voll von erschöpfte» und kranken Truppen. Die Krankheit unter den Pferden nimmt zu, Tausende von Thieren sind in Kronstadt verendet. Ein anderer authentischer Bericht meldet, daß mit Ausnahme der kürzlich im Freistaat gefallenen 1500 Engländer und 900 fortgebrachten Ge­fangenen alle englischen Gefangenen ent­kommen und in die englische Armee zu- rückgekehrt sind.(Fft. Ztg.)

Da fehlt doch ganz entschieden die sitt- liche Hebung, die Standesehre und der Bürgerstolz. Alles dieses soll und muß aber gepflegt werden, sowohl beim Meister, als auch beim Gesellen und Lehrling. Man soll stolz sein auf sein Handwerk, stolz auf seinen Kollegen. In Liebe, Ein­tracht und Frieden soll man neben ein­ander verkehren. In diesem Sinne fordere ich Sie auf, verehrte Kollegen, auf die Hebung der Standesehre ein dreifaches Holz her!" auszubringen. Warum wir wohlHolz her!" sagen, möchte ich Ihnen auch noch erklären. Jeder Verein hat so seinen Sinnspruch: der Turner ruftGut Heil!", der RadlerAll Heil!", der eine singt:Hipp, hipp, hurrah!", der andere Jenes, warum sollen nicht auch wir einen solchen Spruch haben. Aber warum sagen vir:Holz her!", warum nicht:Holz hin!" Meine Herren! Es ist schon so viel Holz dahingegangen, wenn noch mehr dahingeht, dann ist es überhaupt vorbei mit uns. Darum sagen wir lieber:Holz her!" Darauf erscholl ein dreimaliges kräftiges:Holz, Holz, Holz her!" aus die Hebung des Verbandes.

Auf die weiblichen Besucher der Pariser Weltausstellung wird kein Ausstellungsobjekt größere Anziehungskraft ausüben, als das Palaisdn Costume, die Schöpfung des berühmten Damenschneiders Felix. Im Verein mit einer Gesellschaft von Kapitalisten hat Felix einen Modepalast geschaffen, der alles, was bisher da war, in den Schatten stellt Die nationalen Frauenkostüme aller Zeiten von der byzan­tinischen Kaiserin Theodora bis auf unsere Tage sind dort in den kostbarsten echten Exemplaren an Wachsfiguren zur Schau gestellt, während die Mode von heut oder vielmehr dieMode von morgen" sich den neiderfüllten Blicken der Be­sucherinnen an den eleganten Gestalten der schönsten Probierdamen " Frankreichs präsentirt. Daß die Compagnie Felix glänzende Geschäfte machen wird, darüber ist kein Zweifel möglich. Aber die zur Schaffung dieses Modeparadieses aufge- wendeten Mittel waren auch recht bedeut­ende. Das Kapital der Costume-Gesell- schaft beträgt 4 Millionen Francs, von denen 800,000 Fcs. allein auf die Platz- miete'entfallen. Das Palais du Costume dürfte neben der Rue des Nations und der Stufenbahn den Clou der Ausstell­ung bilden. (Mitgeteilt vom Internatio­nalen Patentbureau Carl Fr. Reichelt, Berlin 6).

StandesbucH - (KHmoniK

der Stadt Wildbad. vom 8- bis 15-^Juni 1900. Aufgebote:

12. Juni. Kwiatkowsky, Franz Albert, Ketten­schmied in Duisburg und Emma Mrii: Schmid von h er.

G e b u r t.e u:

5. Treiber. Karl Friedrich. Holzhauer

in Sproll uhau? I Tochrer

6. Eitel, Wilhelm Gotilieb, Holzhauer

> Sohn.

10. Hanselmanu, Friedrich Carl, Maler­

meister 1 Sohn.

>2. Hagenl cher. Ernst Michael, Sattler,

meister 1 Sohn.

Vermischtes

(Holz her!") Der Verband der südd. Zimmermeister hielt dieser Tage in Heidelberg feinen Verbandstag ab. Dabei schloß der Vorsitzende seine große Rede mit folgenden denkwürdigen Worten:

oemusk-u.iEi-

Lvk-pLU

^/uk'ren