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am Stamm glatt geschält; je ein Beet mit Kopfsalat und mit Schnittlauch verwüstet, Saatbeete zertreten re. rc. Es ist zu wünschen, daß die rohe That ihre wdhlverdiente Strafe nach sich ziehe.
Triberg, 16. Mai. Gestern morgen war hier und in der Hingebung Berg und Thal mit Schnee bedeckt. Auf der Höhe lag derselbe teilweise 30—40 Centi- rneter hoch.
— Wegen Nachahmung von Waren- zeichen bezw. der Underberg-Voone- kamp-Etikette;der Firma H. Underberg- Albrecht in Rheinberg war eine rheinische Firma vom Landgericht in Cleve zu 800 Mk. Geldbuße — event. 30 Tage Haft — und in die nicht unbedeutenden Kosten verurteilt worden. Außerdem hatte das Gericht der Firma H. Underberg - Albrecht das Recht zngesprochen, den Tenor des Urteils auf Kosten des Verklagten in zwei rheinischen Zeitungen bekannt zu machen. Gegen dieses Urteil hatte Der Beschuldigte Revision angemeldet, welche vom Reichsgericht unterm 26. April verworfen wurde.
Worms, 16. Mai. lieber einen Unfall bei Oppenheim meldet die „Wormser Zeitung": Bei Begrüßung der Tor- pedo-Flotille entstand eine Panik dadurch, daß, als die Masse sich zu den Boten drängte, die Landungsbrücke, durch den Andrang überlastet, sich nach einer Seite hin plötzlich senkte und zahlreiche Personen ins Wasser fielen. Von den Torpedobooten wurde sofort Hilfe geleistet und die Verunglückten auf die Bote gezogen. Der Marinearzt leistete die erste Hilfe. So weit bisher bekannt ist, sind Verluste an Menschenleben nicht zu beklagen.
Berlin, 15. Mai. Als gestern der Droschkenkutscher Jürgens am Bahnhof Friedrichstraße fseine Droschke revidierte, entdeckte er eine Brieftasche im Polster mit einem Check über 50000 Mark auf die Nationalbank und 21000 Mark in Scheinen. Der Kutscher, welcher soeben einen mit Gepäck beladenen Herrn uach dem Zentralhotel und von dort nach dem „Kaiserkeller,, in der Friedrichstraße gefahren hatte, eilte sofort mit seinem Gefährt wieder dorthin, um dem mutmaßlichen Verlierer, dem Rittergutsbesitzer Grafen D., sein Eigentum wieder zuzustellen. Der Graf, welcher seinen Verlust noch nicht einmal bemerkt hatte, viel- mehr ahnungslos die Zeitungen studierte, war über die Ehrlichkeit des Kutschers so überrascht, daß er ihm wor Freude den ansehnlichen Betrag von 3000 Mark überreichte.
Köln, 16. Mai. Die in der letzten Nacht im Rheinthal herrschende Kälte hat großen Schaden in den Weinbergen angerichtet. Auch die Obstkultur hat streckenweise empfindlich darunter gelitten.
Leipzig, 15. Mai. In der außerordentlich zahlreich besuchten Generalversammlung des Vereins deutscher Zeitungsverleger wurde angesichts der enormen Preissteigerung des Papiers infolge der Syndikatsbildung beschlossen, den Bau von Papierfabriken aus dem Weg des Genossenschaftswesens sofort anzubahnen.
Paris, 16. Mai. Zahlreiche Blätter besprechen in sympathischer Weise die gestrige Eröffnungsfeier des deutschen Ausstellungshauses. Dasselbe sei, dank seiner architektonischen Wirkung und seiner prächtigen Ausschmückung, besonders her
vorragend und bilde wegen der darin befindlichen Kunstschätze den Glanzpunkt der Ausstellung. — In dem Elektrizitätswerke der Nordbahn in der Rue Lnndy brach heute Nacht ein umfangreicher Brand aus. Tie Feuerwehr konnte nur die umliegenden dicht bewohnten Häuser schützen. Der Schaden ist sehr bedeutend.
Paris, 16. Mai. Zum gemeinsamen Besuch der Weltausstellung trafen gestern Abend 300 Mitglieder des Vereins Berliner .Kaufleute teilweise mit ihren Damen ein. Auf dem Nordbahuhose wurden die Gäste von einer Abordnung der deutschen'Colonie und mehreren Mitgliedern des deutschen Ausstellungskommissariats begrüßt.
Konstantinopcl, 16. Mai. Ter Sultan hat dem deutschen Kronprinzen den Jmtiazorden mit Brillanten verliehen. Ein Würdenträger wird sich demnächst in besonderem Auftrag uach Berlin begeben, um ihn dein Kronprinzen zu Überbringer,.
Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.
— Mafeking ist noch nicht gefallen. Ein amtliches Kriegsbulletin ans Prä- toria besagt: Die Truppen der verbündeten Republiken erstürmten und besetzten am Samstag früh die Forts um Mafeking; Nachts daraus wurden sie jedoch umzingelt, wobei, soweit bekannt, 7 Mann getötet und 17 verwundet wurden. Die englischen Verluste betragen 15 Tote und Verwundete. — Wie aus Kapstadt gemeldet wird, sollen 90 Mann der Burcn-Pa- trouille gefangen genommen worden sein.
London, 17. Mai. Wie aus Prä- toria berichtet wird, ist das englische Hilfscorps, welches nach Mafeking unterwegs ist, mit schweren Verlusten znrück- geworfen worden. „Daily Telegraph" veröffentlicht hierüber ein Telegramm aus Kapstadt, in welchem berichtet wird, daß am vergangenen Dienstag ein Kampf zwischen dem Hilfskorps und den Buren stattgefuuden hat. Der Kampf war erbittert und fand bei Kraalpan statt. Die Buren erlitten gleich den Engländern schwere Verluste. Bei dieser Gelegenheit soll ein Enkel des Präsidenten Krüger, Namens Elosf, den Engländern in die Hände gefallen sein.
London, 16. Mai. Nach einer Neu-Uorker Meldung der „Daily Mail" hatte der Burengesandte Fischer ziemlich offen von dem Anerbieten der Schutzherrschaft über die Buren an die Vereinigten Staaten von Amerika gesprochen und erklärt, wenn die Union die Hilfe verweigere, würde man sich an Rußland wenden.
— Wie aus London gemeldet wird, wird die Abfindung von Truppen nach dem Kriegsschauplatz, wenn auch in etwas geringerem Maße als zu Anfang, doch fortdauernd fortgesetzt, so daß Lord Roberts bald in der Lage sein wird, eine 12. Division zu bilden. Die Gesamtzahl der britischen Streitkräfte beträgt 220856 Mann. Hievon gehen ab au Gefallenen, Kranken und Gefangenen ca. 20 000 Mann, so daß noch ca. 200000 Mann für den Frontdienst verbleiben. Dieselben haben 469 Feldgeschütze, 81 Belagerungskanonen, 57 Flottengeschütze, zusammen 607 Kano- nen. Bis Ende Mai werden weitere 11 Transportschiffe mit Verstärkungen und Ersatztruppen in der Stärke von etwa 10000 Mann von England nach Südafrika entsandt werden.
WnLerHcrlLenöes.
Der zweite Schuß.
VolkZerzäblung anefficm Böhmerwalde von Maximilian Schmidt
(Schluß.) (Nachdruck verboten.)
In furchtbarer Erregung eilte er uach dem Forsthause. Den einzigen Dienstboten, eine alte Hausmagd, schickte er zum Wirt nach Fuchsberg, um einen Krug Bier. Als sie uach etwa einer Viertelstunde wieder kam und in die Stube trat, fand sie Benno entseelt am Boden liegen. Er hatte sich eine Kugel durchs Herz gejagt. Auf dem Tische lag ein Papier, aus welchem von Bennos Hand geschriebu stand:
„Der Schncidcrgirgl ist unschuldig. Der zweite Schuß auf den Förster kam von mir. Ich Hab auf der Welt nichts mehr zu hoffen, drum mach ich Tralarum! Benno Hcrter."
Katherl war ebenfalls in hoffnungsloser Stimmung nach ihrem Dörfchen gekommen. Als sie am Hause des Vorstehers vorüberging, fiel ihr der am Fenster sitzende Pechlerwastl in die Augen. Rasch eilte sie zu ihm in die Stube, um ihn nochmals auszuholen, aber Wastl hatte im Wandschränkchen eine Schnapsflasche ausfindig gemacht und befand sich bereits wieder in einem Zustande zwischen Himmel und Erde.
„Also du bleibst bei deiner Anssag stch'n, daß 's koan Vaterunser lang her- gauga is, daß der zwoate Schuß gleich nach'n ersten g'falln is?" fragte ihn das Mädchen.
„Natürli!" erwiderte lallend der Schlemmer. „Air guaten Vaterunser lang i's herganga. Auf oas, zwoa, drui kannst ja koa' Kugel laden — wie g'sagt, an' Vaterunser laug is's herganga, so wahr i a nobliger Mann bin."
„Du bist a Tropf, so groß als d' bist!" rief Katherl ärgerlich und verließ das Haus, um zu der Mutter Girgls zu eilen und sich bei ihr neuerdings auszuweinen. Nach etwa einstündigem Aufenthalte nahm sie dann Abschied und machte sich nach ihrem Häuschen auf.
„Es nutzt nix!" sagte sie ganz verzagt zu der alten, gebrochenen Frau; „alles nutzt nix — unser Beten und Hoffen — alles is umsunst. Der bös'Feind is mächtiger, als d' Himmelsleut — alles nutzt nix. Der Girgl bleibt einkerkert, und wir zwoa sterben vor Wehthoa' und Elend. Psüat Gott, Mnatterl!"
In diesem Augenblicke ward die Thür hastig aufgerissen und der eintretende Schnllehrer rief:
„A gute Botschaft! Der Girgl ist unschuldig, der Benno war's, der 'n Förster erschossen hat."
„Wer hat's g'sagt?" fragte Katherl mit stockendem Atem.
„Benno selbst. G'sagt und g'schrieben hat er's."
Und nun teilte er den Ueberraschten die soeben von Fuchsberg eingelaufene Nachricht von dem Selbstmorde Bennos mit nud erzählte, was sich nach Katherls Weggang an der Kapelle zugetragen. Er endete seine Botschaft mit den Worten:
„Alles ist natürlich zugegangen und Weiberlist hat wieder einmal Triumph gefeiert. Daß der Vorsteher und ich in unfirm Versteck rechtschaffen zamgfrorn, thut in dem Fall nichts zur Sache. So