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General - Anzeiger für Kildbod «nd Umgebung.
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Nr.
2S.
Samstag, 24. März 1900
36. Jahrgang.
Rundschau.
Stuttgart. In Anwesenheit des Prinzen Herrmann von Sachsen-Weimar fand am Sonntag unter dem Vorsitz des Präsidenten Frhr. v. Wöllwarth die jährliche Ausschußsitzung des Württ. Krieger- bnndes statt, zu der sich die Vertreter aus dem ganzen Lande eingefnnden hatten. Den Hauptgegenstand der Beratungen bildete die Besprechung über die Gründung einer Sterbekasse, welche alle Veteranen und ehemaligen Soldaten, welche dem Kriegerbunde angehören, umfassen solle. Bei diesem Plane war der Gesichtspunkt maßgebend, daß eine Kasse, der ein Bund mit über 14 000 Vereinen und über 70000 Mitgliedern angehört, versicherungstechnisch weit leistungsfähiger ist, als kleinere Vereins- oder Bezirks- kassen. Der Ausschuß stimmte dem Plane im Prinzip bei; das Präsidium wird beauftragt, den vorliegenden Statutenentwurf im Sinne der gegebenen Ausführungen weiter zu behandeln.
— Neben dem Jahresabonnement wird auch die T el ep h o n ge b ü hr für Einzelgespräche vom 1. April an bedeutend herabgesetzt. Sie beträgt für Gespräche von 5 Minuten Dauer im Vorortverkehr 5 Pfg., für den Verkehr auf Entfernungen bis zu 15 Kilometer 10 Pfg., bis zu 50 Kilometer 20 Pfg., auf größere Entfernungen in ganz Württemberg 50 Pfg.. Das bisherige Abonnement im Nachbarschaftsverkehr zu 50 Mk. wird aufgehoben, statt dessen wird eine Einzelgebühr von 10 Pfg. für das Gespräch erhoben. Außerdem ist noch hervorzaheben, daß die Anlage von Zwischenstellen und die Aufstellung weiterer Apparate bei schon bestehenden Anschlußstellen erleichtert und verbilligt wird.
Stuttgart, 20. März. Kapellmeister Pohlig vom Hoftheater in Koburg - Gotha wurde, den „M. N. N." zufolge, nach dreimaligem Probedirigiren als Nachfolger des mit Schluß der Spielzeit von hier scheidenden Hoskapellmeister Dr. Obrist für das hiesige Hoftheater verpflichtet.
-- Am Sonntag wurde der Bankier Sali H. Nördlinger in Stuttgart wegen Sittlichkeitsverbrechens verhaftet. Der Verhaftete ist Inhaber der Firma Nördlinger u. Comp.
— Dem Vernehmen nach haben sich die Firmen Gebr. Junghans in Schramberg, Friedr. Mauthe, Thomas Haller, Schlenker und Kienzle in Schwenningen unter Mitwirkung der Direktion der Dis
kontogesellschaft in Berlin zu einem Unter- nehmen'unter der Firma Württemberg. Uhrenfabriken vereinigt. Das Kapital soll 15 Millionen betragen und Komerz. Rat Junghans die Generaldirektion übernehmen.
Tübingen, 20. März. (Schwurgericht.) Der erste Fall betraf die Anklagesache gegen den 19 Jahre alten ledigen Fabrikarbeiter Ludwig Benz von Pfullingen, OA. Reutlingen, wegen versuchten Verbrechens der Notzucht und des Mißbrauchs einer Geisteskranken. Es waren 8 Zeugen und ein Sachverständiger geladen. Die Verhandlung fand bei geschlossenen Thüren statt. Das ergangene Urteil lautet ans 6 Monate Gefängnis, wovon 2 Monate der erlittenen Untersuchungshaft abgehen. Obmann der Geschworenen war Kommerzienrat Schmidt-Neuenbürg. Im zweitenFallwurde Kaufmann H. Katz in Tübingen wegen Sittlichkcitsvergehen zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Tübingen, 19. März. Wie aus der Pfalz gemeldet wird, ist jetzt die Voruntersuchung in der bekannten Mordaffaire, in welche die Familie Hoffmann in Liebenzell verwickelt ist und die auch nach Gleiszellen in der Pfalz hinüberspielt, als abgeschlossen zu betrachten. Die Angelegenheit wird in der zweiten Periode des Tübinger Schwurgerichts zur Verhandlung kommen. Die (in Gleiszellen veranstalteten Nachforschungen durch das Untersnchnngsgericht Landau sollen so belastend für Vater und Tochter Hoffmann ausgefallen sein, daß ein Freispruch vor den Geschworenen als gänzlich ausgeschlossen zu betrachten sei. (!)
Neuenbürg, 21. März. Unangenehm überrascht wurde im nahen Brötzingen ein dortiger Bewohner. Derselbe stand nämlich schon längere Zeit im Verdacht des Wilderns. Unverhofft stattete der dortige Landjäger demselben einen Besuch ab und fand den „Waidmann" und seine Angehörigen gerade beim Verspeisen eines nicht auf ehrliche Art erworbenen Rehbrateas. Der Frevler wurde hierauf verhaftet.
Neuenbürg, 19. März. Die Ausstellung des hies. Geflügelzüchter-Vereins, welche am letzten Sonntag im Hotel „Post" stattfand, war besonders auch von auswärts zahlreich besucht. Dieselbe war sehr reichhaltig und nahm einen schönen Verlauf. Preise wurden u. a. zuerkannt: a) für Großgeflügel: I. Preise: Karl
Rath und W. Treiber-Wildbad. II. Preise: Joh.Schmid-Wildbad. III. Preise: Ad. Waidelich-Wildbad. b) für Tauben: I. Preise: W. Treiber-Wildbad. II. u. III. Preise: Karl Rath-Wildbad.
Neuenbürg, 21. März. Von einem schweren Unglück wurde die Familie Ganzhorn in Feldrennach heimgesucht. Der 20 Jahre) alte Sohn derselben war mit dem Fuhrwerk in Karlsruhe. Da derselbe schon zwei Nächte nicht geschlafen hatte, muß er im Schlaf vom Wagen gefallen sein, wurde überfahren und blieb tot liegen. Die Pferde kamen führerlos nach Haus und nach längerem Suchen fand man den Vermißten.
Herrenalb. Kommenden Sommer erhält Herrenalb ein eigenes Orchester. Als Dirigent desselben wurde Herr Hof- musiker und Kapellmeister E. Gumpert gewählt. Gumpert ist eine sehr tüchtige Kraft; er war bisher Kapellmeister in Meiningen und früher einige Zeit Mitglied des Wildbader Knrorchesters.
Heilbronn, 19. März. Aus Anlaß des 150. Geburtstages Goethes am 28. August v. I. beschlossen die hiesigen bürgerlichen Kollegien, am Gasthof zur „Sonne" hier, in welchem Göthe einst logierte, eine Gedenktafel anbringen zu lassen.
Karlsruhe, 19. März. Die Frage der fürstlich Fürstenbergschen Erbschaftssteuer ist in der Budgetkommission der zweiten Kammer nunmehr dahin geregelt worden, daß der Fürst die Summe von 3 473 443 Mk. zu zahlen hat, und zwar in zehn Jahresterminen ohne Zinszahlung.
— Ans Nizza melden die Blätter: Der 3jährige Sohn Chlodwig des mit seiner Familie hier weilenden Prinzen Moriz Hoyenlohe-Schillingsfürst ist von einem wütenden Hnnd gebissen und nach Paris in das Pasteursche Institut gebracht worden. Der kleine Prinz ist ein Enkel des Reichskanzlers Fürsten Chlodwig Hohenlohe-Schillingssürst.
Trie st, 22. März. Die Trauung der Kronprinzessin Stefanie mit dein Grafen Louyay hat heute vormittag statt- gefnnden. Die Neuvermählten verweilen mehrere Tage auf Schloß Miramar und gehen alsdann an die Riviera. Die ehemalige Kronprinzessin erhält als Gräfin Lonyai) vom Kaiser eine jährliche Apanage von 100 000 fl., von ihrem Vater, König Leopold von Belgien, jährlich 50 000 Francs. Sollten der EheKinder entspringen, verpflichtet sich der Kaiser, jedem derselben