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Aussicht auf eine Intervention ist nicht günstig. Ich glaube nicht, daß in dieser Hinsicht in Europa etwas zu hoffen ist, wenn nicht Rußland eingreift, was aber nicht wahrscheinlich ist. Als einzige Hoff­nung bleibt noch ein Vorgehen Amerikas. Sofern dies entschiedene Stellung nähme, würde der Krieg in 14 Tagen zu Ende sein, denn England braucht Amerika.

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 28. Febr. Lord Roberts telegrafirt aus Paardeberg von gestern Vorm. 11 Uhr: Aus den von dem Nach­richtendienst gelieferten Informationen ergab sich, daß Cronjes Streitmacht immer niedergeschlagener wurde, und daß die Unzufriedenheit der Truppen und die Uneinigkeit unter den Führern rasch wuchsen. Diese Stimmung ist zweifellos durch die Enttäuschung über die Nieder­lage der zur Verstärkung heranziehenden Bnrentruppen genährt worden. Roberts beschloß daher am 23. d., einen Druck auf den Feind auszuüben. Die Lauf­gräben wurden während der Nacht näher an das Lager des Feindes herangeführt und so seine Stellung immer enger ein­geschlossen. Gleichzeitig beschoß Roberts das Lager heftig. Die englische Artillerie erfuhr gestern durch das Eintreffen von aus de Aar herbeibeorderten 4 Maxim­geschützen und 6 Haubitzen eine wesentliche Verstärkung. Ein Fesselballon lieferte wichtige Nachrichten über die Bewegungen im feindlichen Lager. Eine 600 Aards weiter vorgeschobene, nur 80 Jards von den feindlichen Laufgräben befindliche Stellung wurde eingenommen. Die hier verschanzten Truppen hielten bis znm Morgen aus. Die Aktion hat verhält­nismäßig geringe Opfer gekostet.

- - Die Begegnung des Lord Roberts und Cronjes fand vor einem einfachen Wagen statt, der Roberts zum Schlafen diente. Als um 7 Uhr früh eine kleine Reitergruppe in Sicht kam, die sich unter der Führung des Generals Pretzmann auf das englische Hauptquartier zu be­wegte, ließ Lord Roberts eine Abteilung Hochländer Aufstellung nehmen. Als die Reiter näher kamen, erblickte man zur Rechten Pretzmanns einen älteren Herrn in einfacher Kleidung mit breitrandigem Filzhut; es war Cronje. Roberts und seine Generale empfingen den Ankommen­den stehend. Pretzmann stellte Cronje vor mit den Worten:Kommandant Cronje!" Cronje grüßte militärisch, Roberts er- wiederte den Gruß. Die Reiter stiegen von den Pferden, Roberts ging auf Cron­je zu, reichte ihm die Hand und sagte: Sie haben sich tapfer verteidigt." Roberts forderte Cronje auf, Nahrung zu sich zu nehmen.

Cronje und seine Familie reisten gestern in Begleitung des Generals Pretz­mann und einer militärischen Eskorte ab. Später folgten die anderen Gefangenen, ebenfalls unter Begleitung. Die Frauen und Kinder wurden nach der Heimat ge­sandt. Roberts suchte gestern das Buren­lager auf und war erstaunt, mit welchem Geschick und welcher Energie sie ihre Stellungen zu einer fast uneinnehmbaren gemacht hatten.

Brüssel, 27. Febr. Die Kapitu­lation Cronjes kam der hiesigen Trans­vaalgesandtschaft nicht unerwartet. Trotz der abgesandten Verstärkungen, die jeden­

falls ungenügend waren, war die Lage Cronjes schon seit mehreren Tagen ver­zweifelt. Nunmehr wird General Jou- bert die Rückwärts-Konzentrirnng aller Bnrentruppen gegen den Vaalsluß beschleu­nigen, woselbst Zoubert die wichtigste Defensivstellung zu errichten gedenkt. Die hiesigen Transvaalkreise glauben au eine hartnäckige Fortsetzung der Krieges, außer wenn England einen annehmbaren Frie­den bietet. Man glaubt, daß die Buren dem Vormarsche der Engländer bis Bloem- fontein keinen ernsten Wiederstand ent­gegensetzen werden.

Endgiltig steht jetzt die Zahl der durch die Uebergabe Cronjes bei Paarde­berg in die Hände der Engländer gefal­lenen Buren fest. Lord Roberts beziffert die Gefangenen nach der genauesten Zähl­ung auf 3700 Mann, woraus erhellt, daß ein ansehnlicher Teil der .Truppen Cron­jes rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnte, und woraus sich ferner die un­umstößliche Thatsache ergibt, daß die Buren von einer mindestens lOfachen Uebermacht bedrängt waren. Und wie die kleine Schaar Cronjes gekämpft hat, das beweist die englische Verlustliste! Im Hanptkampf bei Paardeberg, am 18 ds., haben die Engländer mit Einschluß der zuletzt veröffentlichten Liste nahezu 1000 Mann verloren. Man erwartet jetzt in London, daß Lord Roberts sich in kürze­ster Zeit der Bahnlinie zwischen Bloem- fontein und Winburg bemächtigen werde, um die Verbindung zwischen den in Natal stehenden Buren und den im Norden der Kapkolonie Kämpfenden abzuschneiden. Vielfach wird auch angenommen, daß die Engländer auf der Grundlage ihres gegen­wärtigen Erfolgs alles anfbieten werden, um die Oranjefreistaatler zu einem Sonder­frieden zu bewegen.

London, 28. Febr. Ueber die Kapitulation Cronje's sagt dieTimes": Es sei nicht leicht, die Bedeutung der Niederlage Cronje's abznschätzen. Die Holländer seien so zähe wie die Briten und der Sieg Roberts müsse wahrschein­lich eine Wiederholung erfahren. Man müsse daher sich znr Fortsetznng des Krieges vorbereiten. TieMorning Post" meint: Schon läßt sich die Stimme der Anhänger der Großherzigkeit vernehmen. Wir haben aber über diesen Punkt das Versprechen Chamberlain's, daß eine Wiederholung des Krieges unmöglich gemacht wird.

London, 28.Feb. Das ReuterscheBureau meldet aus Colenso vom 25. ds.: General Harts Brigade griff lvermntlich am Freitag) die Burengräben bei Pietershill bei Sonnen­untergang an. Die Jnniskilling-Füsiliere stürmten die steile Bergseite hinauf bis einige 100 Aurds vor der feindlichen Stellung, mußten jedoch angesichts des heftigen Kugelregens zurückkehren. Das Feuer der Buren war so furchtbar, daß, als die Infanterie aus der Deckung hinter den Bäumen hervortrat, jeder Manu in der an der Spitze befindlichen Kompagnie verwundet niedersank. Nachts verschanzte sich die Infanterie auf der halben Höhe des Hügels und erneuerte vergeblich den Versuch, die Stellung zu erobern.

London, 28. Febr. General Bnller telegrafirt: Ich nahm gestern stürmend Pieters-Hill, somit die Hauptstelluug des Feindes in glänzendem Angriff und machte 60 Gefangene.

London, 1. März. General Buller telegrafirte:General Dundonald ist mit Natal Karabiniers und einem kombinirten Regiment in der vergangenen Nacht in Ladysmith ei ngerückt. Das Gelände zwischen mir und Ladysmith soll vom Feinde gesäubert sein. Ich rücke auf Nelthorpe zu vor."

London, 1. März. Nach Meldungen aus Buren-Quellen sind die Präsidenten Krüger und Steijn entschlossen, den Krieg bis aufs äußerste fort­zusetzen. Die Buren haben, nachdem sie den größten Teil des Belagerungs- Parkes vor Ladysmith in Sicherheit ge­bracht, freiwillig Pietershill ge­räumt. Dieselben ziehen sich jetzt auf die Pässe, welche die Uebergünge nach Trans­vaal und dem Oranje-Freistaat bilden, zurück. Dort sollen dann die letzten Kämpfe in Natal stattfinden.

Lok-erLes.

*Wildbad, 1. März. Da der diesjährige Fastnachtsnmzng allseitig An­klang gefunden und im nächsten Jahr voraussichtlich wieder ein solcher zustande kommen wird, ließe sich die Frage erör­tern, ob nicht ein solcher auf historischer Grundlage zu ermöglichen wäre. So würde sich z. B. der von unserem vater­ländischen Dichter Uhland so schön be­sungeneUebersall in Wildbad" zu einer solchen Aufführung trefflich eignen. Die­selbe müßte natürlich zunächst in kleinem Maßstabe probeweise versucht werden um dann später, je nach der Beteiligung und den verfügbaren Mitteln eine reichere Aus­gestaltung zu erfahren. Im Falle des Ge­lingens könnte dann ein solches historisches Festspiel alljährlich einmal während der Saison, vielleicht Ende August, znr Aufführ­ung kommen, was seitens der Kurgäste ge­wiß mit großer Freude begrüßt werden würde u. manchen Gast zu etwas längerem Aufenthalt veranlassen dürfte. Auch wäre gewiß an einem zahlreichen Besuch von auswärts nicht zu zweifeln.

StcrnöesbrrcH - GHr7onik

der Stadt Wildbad. vom 23. Febr. bis 2. März 1900.

Aufgebote:

27. Febr. Scheurer, Adolf Otto, Eisenbahnhilfs­schaffner von Bondorf und Fanny Karoline Hagmayer, ledig von hier. 2. März. Bucker, Jean Hubert, Villabes. und Witwer von hier und Justine Moos­mann, ledig, von Oberndorf a.N.

Eh esch ließun gen,

24. Febr. Mayer, Gottlob Georg, Schreinermstr.

mit Sophie Katharine Kasanova. Geburten:

2l Güuthner, Wilhelm Friedr. Fuhrmann

in Sprollenhaus 1 Sohn.

20. Drebinger, Georg Konrad, Friseur 1 Sohn.

23. Schraft, Georg Gottfried, Taglöhner in Nonnenmiß, 1 Sohn- 26. Rath, Wilhelm Ludwig, Buchbinder, 1 Sohn.

25. Eitel, Christian Friedrich, Kübler

1 Sohn.

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