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Die verabfolgten Fleischrationen bestanden zu '/4 aus Ochsenfleisch und 2/4 aus Pferde­fleisch. Die Sterblichkeit des Ortes war unter den Weißen und Schwarzen im Dezember dreimal höher als Normal.

Lokcrkes.

Wildbad, 13. Febr. Die gestrige Versammlung des Gewerbe-Vereins fand im Gasth. z.kühlen Brunnen" statt. Hr. Reallehrer Honold beendete während des Abends den in der letzten Versamm­lung begonnenen Vortrag über Söldner- und Volksheer, welcher wieder mit großem Interesse ausgenommen wurde. Hierauf folgten einige kleinere Vorlesungen in Poesie und Prosa, an welche sich noch über verschiedene Fragen eine Diskussion anschloß. Es wurde u. a. auch als wünschenswert bezeichnet, daß seitens der Mitglieder Anträge oder Fragen, welche zur Hebung des einheimischen Gewerbe­standes geeignet sind, ausgestellt werden sollten, uw dann in einer der nächsten Versammlungen durchberaten zu werden, z. B: Wie der auswärtigen Concurrcnz wirksam begegnet werden könne rc. Der angekündigte Vortrag über das bürgerl. Gesetzbuch wurde auf den nächsten Abend verlegt. In der letzten Versammlung, welche im Gasth. z.Eisenbahn" stattfand, wurde beschlossen, den jährlichen Mit­gliederbeitrag auf 1 Mark zu erhöhen. Bei der daselbst stattgehabten Wahl wurde der bish. Vorstand, Hr. Stadtschultheiß Bätzner, da er eine Wiederwahl ab­lehnte, als Ehren-Vorstand, und Hr. Re­allehrer Honold als Vorstand gewählt. Als Ausschußmitglieder wurden gewählt die H.H. Fr. Kuch, C. Güthle r, Ehr. Schill, G. Riexinger, Fr. Schulmeister; als Cassier u. Schriftführer Hr. C. Bätzne r. Ferner wurden die Vereinsstatuten sest- gelegt, welche in Bälde den Mitgliedern eingehändigt werden sollen. Die nächste Versammlung wird im Gasth. z.Sonne" stattfinden.

HlnterhaLtenöes.

Der alte Pojleimiehmer.

Eine Erzählung von M- Ling.

(Fortsetz.) «Nachdruck verboten.)

Das Gefühl des Hungers, die dumpfe Luft, welche hier herrschte,und dieAufregung des eben bestandeuen, wenn auch rasch been­deten Kampfes, erzeugten in mir ein Gefühl der Schwäche, das einer Ohnmacht glei ch -kam. Als der Herr des Hauses in an­derer Kleidung aus einem Nebenzimmer hereintrat, mir die Hände schüttelte und seinen Dank wiederholen wollte, wankte ich und wäre zu Boden gestürzt, hätte er mich nicht in seinen Armen aufgefangen. Was haben Sie? sind Sie verwundet?" fragte er bestürzt.

Ich konnte nur stammeln:Hunger! Hunger!" und versuchte mich aufrecht zu halten. Er führte mich zu einem Lehn­stuhl, eilte iu ein Nebenzimmer, kam mit einem Glas Wein und etwas Brot zurück, tanchte dieses in den Wein und führte es an meine Lippen. Mit Gier verschlang ich es.Mehr! mehr!" bat ich. Der Herr lief an die Thüre und rief hinaus: Cäsar! Nero! Pompejus! bringt etwas zu essen, was es sei! rasch! sogleich!" Cäsar erschien und meldete, das Abend­essen sei bereitet.Dann leg noch ein Gedeck aus! Kommen Sie! Trinken Sie erst das Glas leer!"

Er nahm meinen Arm in den seinigen und führte mich wie einen Kranken in das nächste Zimmer, wo der Tisch ge­deckt war. Dort ließ er mich auf einen Stuhl gleiten und legte mir selbst vor, obwohl Cäsar hinter seinem Sitz zur Aufwartung bereit stand. Als ich heiß­hungrig über die Speisen herfallen wollte, mahnte er sorglich:Seien Sie vernünf­tig, mein Junge. Ich bin Arzt. Lang­sam, langsam! Sie bekommen genug, so viel Sie wollen. Aber nicht zu rasch essen!" Er gestattete mir nur Bissen um Bissen. Es dauerte lange, ehe ich satt war.

Endlich legte ich Messer und Gabel nieder.Geht es jetzt besser?" fragte mein Wirt.Nun ein Glas Wein! Ich mache nicht gern viele Worte. Mein Leben ist mir schon manchmal sehr feil gewesen. Doch bin ich froh, dast ich es nicht unter den Händen jener Schurken lassen mußte. Ich sage «Ihnen Dank für Ihre Hilfe, indem ich Ihre Gesund­heit trinke. Sie sind noch jung, möge Ihnen auf Ihrem Lebensweg Glück und Heil blühen. Kann ich Ihnen irgend­wie dienen? Sie sind Seemann, wie ich an Ihrer Kleidung sehe.

Ja, und augenblicklich ohne Schiff. Ich habe aber im Sinn"

Er unterbrach mich.Sie sind ein Deutscher? Ich höre es an Ihrem Eng­lisch. Sprechen Sie Ihre Muttersprache, wenn es Ihnen bequemer ist. Ich werde Sie schon verstehen."

Ich machte von dieser Erlaubnis gerne Gebrauch, nur um wieder einmal, nach langer Zeit, Deutsch zu sprechen. So er­zählte ich ihm meine letzten Erlebnisse, wie ich von den Meuterern ausgesetzt, von dem Dampfer gerettet und hieher­gebracht worden sei. Infolge der üblen Erfahrungen, die ich auf dieser meiner letzten Fahrt gemacht, sei mir der Gedanke gekommen, das Seemannsleben aufzugeben und wieder eine Landratte zu werden. Aber dieser Entschluß sei mir bereits gründlich entleidet, da ich seit zwei Tagen in Charleston sherumlaufe, ohne Arbeit und Brot zu finden. Ich werde mich morgen nach einem Schiff Umsehen und wieder auf die See gehen.

Das wollen wir überlegen", meinte mein Wirt.Zunächst bleiben Sie ein paar Tage bei mir. Inzwischen wird sich irgend etwas finden, das Ihren Wün­schen entspricht."

Sie sind sehr freundlich", erwiderte ich.Uebrigens habe ich noch einen be­sonderen Grund, warum ich das Leben auf der See, das mich bald da, bald dorthinführt, dem auf dem Lande vor­ziehe. Ich suche"

Jetzt erst, in diesem Augenblick, fielen mir meine früheren Nachforschungen in Charlesron wieder ein, an welche ich in der Sorge um eine Unterkunft bisher gar nicht gedacht hatte.Kennen Sie einen Dr. Alone?" fragte ich.

Dr. Alone?" entgegnete er erstaunt. Gewiß kenne ich ihn. Ich bin es selbst und lntte um Entschuldigung, daß ich Ihnen meinen Namen noch nicht genannt habe."

Sie sind Dr. Alone? Welches Glück für mich, daß ich Sie unvermutet finde. Ich bin schon zweimal hier in Charles­ton gewesen, um Sie aufzusuchen. Allein Sie waren beide Male fort, aus Reisen, sagte man mir."

Ganz richtig. Ich bin viel auswärts. Meine Beschäftigung bringt es so mit sich. Aber, Sie sagen. Sie haben mich gesucht? Woher wissen Sie meinen Namen? Wir haben uns doch nie gesehen. Darf ich" fügte er mit höflicher Verbeugung hinzu,um den Ihrigen bitten?"

Sind Sie früher in Kalifornien ge­wesen?" fuhr ick im Eifer fort, ohne seine Frage zu beantworten.

Der Doktor sah mich forschend an. Gewiß!" erwiederte er.Doch vor vielen Jahren schon."

Um so besser für mich und meine Fragen, wenn ich diese fortsetzen darf." Der Doktor nickte.Kannten Sie in Kalifornien einen Dr. Eisen?"

Der Doktor wandte sich um und blickte nach der Thüre, unter welcher Cäsar er­schien mit der Meldung: Ein Polizeimann sei draußen und wünsche den Herrn Doktor zu sprechen.

Laß ihn hereinkommen."

Der Angemeldete trat ein. Er bedaure so spät noch stören zu müssen. Aber er habe gefürchtet, mich sonst vielleicht nicht mehr hier zu treffen. Er bat zunächst den Doktor um Mitteilung dessen, was geschehen sei.

Dieser machte seine Angaben und fragte dann, wie es den Burschen gehe?

Sie haben sich erholt und sitzen im Gefängnis. Sie sollen morgen abgeur­teilt werden. Der Doktor möge um zehn Uhr vor dem Richter erscheinen.

Dann wandte sich der Polizist mit demselben Ersuchen an mich, während der Doktor ihm ein Glas Wein einschenkte, und fragte nach meinem Namen. (Fg. f.)

Vermischtes.

(Daher). Gast:Sagen Sie einmal, Herr Wirt, weshalb halten sie sich einen so winzigen Piccolo?" Wirt:Ja, der muß bei den Herren Studenten nach 12 Uhr unter dem Tisch weiter bedienen.

(Auch eine Auskunft.) Fremder: Also das ist das berühmte Alphorn. Ja Verehrtester, klingt das immer so entsetzlich?" Einheimischer:Na- -bloß wenn man 'neinbloßt!"

(Feuerversicherung.) Dte Feuerver» sicherungsbank für Deutschland zu Gotha,

welche im Jahre 1821 auf Gegenseitigkeit er­richtet ist, hat mit dem Jahre 1899 Neu« und Siebeuzi» «Jahre ihrer gemeinnützigen Thätig- keit vollendet. Im Jahre 1899 waren für 5 535 726 600 Mark (gegen 1898 mehr 807 834 800 Mk.) Versicherungen in Kraft- Die Prämieneinnahme dieser Anstalt betrug im Jahre 1899: 17267259 Mk. 60 Pfg. gegen 1898 mehr 482284 Mk. 10 Pfg.) Von der Prämien- einnahwe wird in jedem Jahre derjenige Betrag, welcher nicht zur Bezahlung der Schäden und Verwaltungskosten,ssowie für die Prämienreserve erforderlich ist, den Versicherten zurückgewährt. Nach dem jetzt veröffentlichten Rechnungsabschlusse für das Jahr 1899 betrug dieser den Versicherten wieder zufließende Ueberschuß 12371620 Mk., gleich 72°/» der eingezahlten Prämie. Im Durch­schnitt der zwanzig Jahre von 1880 bis 1899 sind jährlich 74,13°/» der eingezahlten Prämien an Ueberschuß den Versicherten zurückerstattet.

Ein Wink für junge Mütter.

Das bewährteste Kindernährmittel ist und bleibt Hafermehl. Gutes Hafermehl mit Milch gekocht ist das rationellste Kindernährmittel, welches knochen- und muskelbildend wirkt. Daß dabei auch die Qualität des Hafermehls von Wichtigkeit ist, liegt auf der Hand. Die erste Stelle unter den Fabrikaten mmmt anerkanntermaßen das Hohenlohe'sche Haferjmehlaus der Hohen- lohe'scheu Rährmittelfabrtk in Gerabrou« ein, denn es «bekommt den Kindern vorzüglich und trägt zur gesunden Ausbildung von Knochen und Zähnen außerordentlich viel bei. Beim Einkauf achte man genau auf die Bezeichnung Hohenlohe'sches".