ArnLsvl'att für öie Stadt Wit'övaö. General-Anzeiger für Wrlddod und Umgebung.

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Nr. S

Samstag, 13. Januar 1900.

36. Iqhrgang

Rundschau.

N e u e n b ü i g, 8. Jan. In Kapfen­hardt brannte vorgestern abend das Wohn- und Oekonomiegebäude des in Pforzheim beschäftigten W. Schwarz nieder. Die 6 unmündigen Kinder lagen sämtlich krank darnieder nnd mußten notdürftig gekleidet in den Nachbarhäuser in Sicherheit ge­bracht werden. Es wird Brandstiftung vermutet.

Das Telegramm des Kaisers, mit welchem er die Ankündigung des Königs von Württemberg von der Gründung des dortigen Landesverbandes des deutschen Mottenvereins beantwortete, hat folgen­den Wortlaut:Ich danke Dir aufrichtig dafür, daß Tu durch die Uebernahme des Protectorats über den württembergi- schen Landesausschuß des deutschen Flotten­vereins einen erneuten Beweis dafür ge­geben hast, daß Deutschlands Fürsten bei allen Bestrebungen für das Wohl unseres Vaterlandes vorangehen. Ich bitte Dich dem Fürsten Karlwon Urach ineinen Dank zu übermitteln, daß er sich an die Spitze des Landesausschusses gestellt hat. Ich hoffe, daß die Vorgänge der letzten Tage immer weitere Kreise davon über­zeugt haben, daß nicht nur Deutschlands Interessen, sondern auch Deutschlands Ehre auf fernen Meeren geschützt werden muß und daß hierzu Deutsch­land auch zu Wasser stark und mächtig dastehen muß. Wilhelm."

F r e u d e n st a d t. Im Frühling dieses Jahres soll hier eine neue Unter­nehmung ins Leben treten: die Errichtung eines Töchterpensionats für In- und Aus­länderinnen, insbesondere für Blutarme und Bleichsüchtige. Vorsteherin wird sein Frl. Kafiz, welche durch langjährige Thätigkeit als Lehrerin in England und Deutschland sich reiche Erfahrungen im Unterricht, in der Erziehung und Pflege der Jugend erworben hat.

Im vorigen Jahre schafften die bürgerlichen Kollegien in Heilbronn das Oktroi auf Fleisch ab. Das Fleisch ist aber dadurch nicht billiger geworden, da­gegen macht sich in der Stadtkasse der Einnahme-Ausfall bemerkbar. Nunmehr haben die bürgerlichen Kollegien beschlossen, bei der Regierung um die Erlaubnis zur Wiedereinführung der Fleischsteuer nach­zusuchen.

Eßlingen, 8. Jan. Fortuna hatte bei der Möckmühler Ziehung wieder Ein­sehen gehabt. Der erste Gewinn im Betrag von 15000 Mk., welcher ans das Los'

Nr. 62 033 fiel, fiel zwei Arbeitern eines hiesigen Fabrikgeschäfts namens Diel aus Ruder» und Aurenz von hier zu.

Maulbronn, 9. Januar. Gestern fand auf dem hiesigen Rathaus die Zwangs­versteigerung der Klostermühle samt Elek­trizitätswerk statt. Kaufmann Leuschncr aus Stuttgart, der Schwager des früheren Besitzers Kolb, erwarb dieselbe um 49,500 Mk., nachdem das Anwesen vor etwa 7 Monaten von dem nun in Konkurs ge­ratenen Robert Clary um 115,000 Mk. angekauft wurde.

Pforzheim, 8. Jan. Ans dem Hammerwerk der Herren Gebr Benckiser kam Samstag Abend der im 18. Lebens­wahre stehende Mechanik r-Lehrling Karl Bischofs von Dietlingen, der, entgegen der strikten Vorschrift während des Laufs der Transmission keinen Riemen anfzulegen, mit der Hand, von der Leiter aus, den Riemen auf die Scheibe legen wollte, in die Transmission. Ihm wurde ein Arm ausgedreht, zwei Füße abgeschlagen und bedeutende Kontusionen am ganzen Körper beigebracht. Der Verunglückte gab gegen 12 Uhr seinen Geist ans.

Auf der Pariser Weltausstellung wird die deutsche Fahrradindustrie durch sechs erstklassige Firmen vertreten sein, die sich zu einer gemeinsamen Ausstellung ihrer Erzeugnisse verbunden haben. Es sind dies folgende Fabriken: Neckarsulmer Fahrradwerke, Brennabor - Fahrradwerke Gebr. Reichstein, Brandenburg a. H., Näh­maschinenfabrik und Eisengießerei, vorm. Seidel und Naumann, Dresden, Adler- Fahrradwerke, vorm. Heinrich Kleyer, Frankfurt a. M., Bielefelder Nähmaschinen- und Fahrradfabrik, vorm. Dürkop u. Co., Bielefeld, Wanderer-Fahrradwerke, vorm. Winklhofer und Jänicke, Chemnitz. Diese Vereinigung ist eine glückliche Idee und auch eine Gewähr dafür, daß die deutsche Fahrradindustrie in dem Wettstreit der Nation glänzend vertreten sein wird.

Baden-Baden, 10. Jan. Das weithin berühmteHotel zum Europäischen Hof" ist um den Preis von 1320 000 in den Besitz des Herrn Karl Frey aus Wiesbaden übergegangen.

Im Januar 1885 hatte Fürst Bismarck mit dem englischen Botschafter Sir Eduard Malet eine Unterredung, die sich um die Bestimmungen zwischen beiden Mächten drehte, welche anläßlich der energi­schen Aufnahme deutscher Kolonialpolitik entstanden waren. Darin findet sich eine merkwürdige Stelle. Bismarck, der durch

einen früheren Besuch des jetzigen deutschen Burenobersten, damaligen Jndnnas Adolf Schiel über die Lage in Südafrika be­sonders informirt war, äußerte sich ver­stimmt über das britisckeEinschließungs­system" gegenüber Transvaal und meinte, von Gottes- und Rechtswegen gehöre ganz Zululand mit der Santa-Lucia-Bai, also die Küste zwischen Natal und Portugiesisch- Ostafrika, den Buren. In demselben Jahre äußerte sich der Kanzler noch einmal dahin, Südafrika könne einstmals das Grab der englischen Großmacht wer­den.

Stettin, 10. Jan. Staatsminister v. Bülow führte in seiner Ansprache, womit er die Taufe des DampfersDeutschland" vollzog, u. a. folgendes aus: Das vom Vulkan" erbaute Schiff der Hamburg- Amerika-Linie, das wir heute seinem Ele­ment übergeben wollen, soll das mächtigste Schiff der Welt werden und soll an Schnelligkeit alle heute in Fahrt befind­lichen Schiffe übertressen. Es ist ein langer, mühsamer Weg, der von den kleinen Anfängen bis zu diesem stolzen Fahrzeug geführt hat, und wie sich die Hamburg- Amerika-Linie in immer großartigererWeise entwickelte, wie der StettinerVulkan" seine Leistungsfähigkeit mehr und mehr steigerte, so hat während dieser selben Periode das Vaterland begonnen, das wieder zu gewinnen, was seit den Tagen der Hansa verloren gegangen war. Seit dem Untergang der Hansa, die zu Grunde ging, weil das alte Reich sie nicht genügend stützte und weil damals der deutsche.Kauf­mann keine genügende staatliche Rücken­deckung fand, wandte sich Deutschland von der See ab. Während dreier Jahrhun­derte ging es uns wie in unserer alten Erzählung dem Peter in der Fremde, dem vor der Fahrt über das Meer gruselte, uns, die wir einst fremde Länder mit Kolonien besetzt, Barbaren znr Gesittung geführt, die wir den Erdball mit unseren Faktoreien überzogen hatten. Erst als die Nationen durch unfern großen Kaiser, durch die unsterblichen Berater unseres großen Kaisers, durch die Opferwilligkeit und Vaterlandsliebe aller Stämme und Schichten des deutschen Volkes die staat­liche Einheit wieder errungen hatten, be­sann sie sich wieder ans das alte Hanse- atenwort: Mein Feld ist die Welt! und betrat sie wieder das Theater der Welt­politik. Unsere heutige überseeische Poli­tik, unsere heutige Weltpolitik haben sich aus unserem wirtschaftlichen Wachstum