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General-Anzeiger für Wildbad und Umgebung.
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Nr. 14S.
Samstag, 14. Dezember 1899.
33. Jahrgang.
Rundschau.
— Für den gesteigerten Päckereiver- kehr vor Weihnachten sind von der Post- verivaltung besondere Vorkehrungen durch Vermehrung der Beförderungseinrichtungen, der Arbeitskräfte re. getroffen. Im Zusammenhang damit wird den Ausgebern von Poftpacketsendungen, wenn sie auf deren rechtzeitige und unversehrte Ankunft rechnen, dringend empfohlen, die Einlieferung zur Post nicht erst in den letzten Tagen vor dem Christfest, sondern möglichst frühzeitig zu bewirken, auch die Sendungen fest und dauerhaft zu ver- packen und mit einer deutlichen, vollständigen, haltbar befestigten Aufschrift zu versehen. Die Einliefernng sollte ferner nicht erst kurz vor Schalterschlnß geschehen.
Oberndorf, 9. Dez. Statt zu erben, ist ein junger Malzgehilfe, der hier in Diensten stand, in den Tod gegangen. Derselbe, Albert Ziegler, von Dornhan gebürtig, begab sich vor einigen Tagen in einer Erbschaftsangelegenheit nach seiner Heimat, wo ihm ein Onkel 15 000 Mk. hinterlassen hatte. In der Dunkelheit lief er in der Eile, da er die Post noch erreichen wollte, in einen Wagen hinein, dessen Deichsel ihm in den Bauch eindrang. Der Bedauernswerte starb nach zwei Tagen, während welchen er fürchterliche Schmerzen zu erdulden hatte.
Riedlingen, 11. Dez. Infolge der großen Kälte ist, wie schon kurz gemeldet, die Donau vollständig zugefrocen. Durch Stauung von Treibeis ist der Fluß oberhalb der Stadt über die Ufer getreten und bildet nun auf der dortigen Wiesenfläche eine große Eisbahn.
San Remo, 10. Dez. In einem Tunnel in der Nähe von Albeuga erfolgte ein Zusammenstoß zweier durchgehender Züge. Der Zusammenprall war furchtbar. Der Zusammenstoß ereignete sich, wie weiter gemeldet wird, heute früh in einem Tunnel zwischen Bergeggi und Spotorno in der Nähe von Savoua. Vier Personen wurden getötet, zwölf schwer verletzt, darunter fünf vom Fahrpersonal. Zwanzig Personen erlitten leichte Verletzungen. Der Schaden an Material ist sehr erheblich.
London, 11. Dez. Das Kriegsministerium erhielt folgende Depesche von General Gatacre: Ich bedaure, Mitteilen zu müssen, daß der Angriff auf Storm- berg am Morgen schwer zurückgeschlagen wurde. Ich war durch die Führer über
die feindliche Stellung" falsch unterrichtet. Außerdem war das Gelände ungeeignet. Der kommandirende General in Kapstadt telegrafirte, soweit bekannt, betragen die Verluste des Generals Gatacre: 9 Offiziere verwundet und 9 vermißt, 2 Mann getötet, 17 verwundet und 596 vermißt. Nach weiteren Meldungen über das Gefecht haben von den Truppen des Generals Gatacre die Royal-Jrish-Riflcs und die Northumberland-Füsiliere am meisten gelitten. Das erstere Regiment verlor 7 Offiziere und 12 Verwundete, während 3 Offiziere und 290 Mann vermißt werden. Von letzterem Regiment werden 6 Offiziere und 306 Mann vermißt.
London, 11. Dezbr. Sämtliche Morgenblätter berichten über die Kämpfe bei Stormberg. Danach war General Gatacre benachrichtigt worden, daß die Buren nur 2500 Mann stark seien und etwa zwei Meilen von Stormberg eine für einen Ueberfall günstige Stellung inne hätten. Die englische Kolonne mußte ein furchtbares Feuer aushalten und warf sich ans einen zurückliegenden Bergrücken. Als sich herausstellte, daß diese Stellung dem feindlichen Artilleriefener zu sehr ausgesetzt war, nahm die Infanterie und Artillerie eine halbe Meile weiter eine günstigere Stellung ein, um das Feuer der Buren zu erwidern. Während dieser Zeit versuchte berittene Infanterie in den rechten Flügel der Buren einzu- dringen. Das Gefecht wnrde allgemein. Doch veränderte eine von Norden kommende Bnrenabteilung nochmals die Gefechtslage. Zwei Regimenter wurden dieser Bnrenabteilung entgegengesandt, waren aber wieder einem heftigen Geschütz- und Mitrailleusenfener ausgesetzt.
— Aus London wird dem Lolalanz. gemeldet: „Gatacres ehrenhaftes Eingeständnis der erlittenen furchtbaren Niederlage wirkt hier niederschmetternd. Man glaubt, daß die Einzelheiten noch viel vernichtender sind, als das Kriegsmini- ftcrium sie veröffentlicht. Die Engländer mußten sich in wilder Flucht nach Molteno zurückziehen. Diese demütigende Niederlage kann, wie man hier zugicbt, für die Engländer verhängnisvoll wcrden, einmal, indem Methuens wahnwiziger Zug dadurch bedroht wird, sodann durch den vernichtenden moralischen Effekt in der bereits in Hellem Aufstand sich befindenden Kap- kolonie. Die Zeitungen verhehlen ihre Besorgnisse nicht.
L a ure n z o - Marq n e z, 11. Dez. Eine amtliche Depesche aus Pretoria besagt: Bei Stormberg wurden 672 Gefangene gemacht. Der Verlust der Engländer an Toten und Verwundeten ist noch unbekannt. — Am Modderriver fand vorgestern ein Gefecht statt. General Cconje behauptete seine Posttion und machte 50 Gefangene.
— Aus dem Lager am Modderfluffe berichtet „Daily Mail vom 4. Dezember: Gestern Abend war ein brillantes Kreuzfeuer von Lichtern am Himmel, das von dem Scheinwerfer von Kimberley und von dem Scheinwerfer unserer Truppen gebildet wurde. Kimberley telegrafirte die Nachricht, daß es noch bei guter Stimmung, daß genug Nahrungsmittel vorhanden und daß es seit dem 25. Noo. nicht beschossen worden sei. Läufer aus Kimberley versichern, daß die Einwohner die Belagerer nicht fürchten, aber daß ihnen die Ernährung der 10000 Basutos in den Diamantseidern große Sorge mache. Diese Kaffern brauchen ungeheure Mengen Fleisch, welches nicht immer zu haben ist, und dann sind sie unzufrieden und unruhig. Sie sind aber ganz unbewaffnet. Zweimal wurden sie nach Hause geschickt, aber die Buren schickten sie wieder zurück.
Brüssel, 12. Dez. Nach den hier eingetroffeuen authentischen Nachrichten verlor General Gatacre bei Stormberg von seinen 2700 Mann 1200, darunter 700 Gefangene. Die Division ist dadurch vollständig aufgerieben. — Gleichzeitig treffen hier Nachrichten über das Anwachsen des Aufstandes in der Kapkolonie ein.
— Die Buren sind in starken Abteilungen im Oranjefluß-Thale aufgestellt. Die Kolonne des Generals Methnen ist jeder Bewegungsfreiheit beraubt. Ihr Vorrücken wird durch große Buren-Ab- teiluugen, welche bei Jacobsdal aufgestellt sind, gehemmt. Der Gesundheitszustand der Truppen läßt viel zu wünschen übrig. In der Nähe des Oranjeflnsses ist die Luft durch Ausdünstungen verpestet, da der Fluß zahlreiche Leichen mit sich führt. General Methnen wird außerdem unablässig von den Afrikandern angegriffen. Seine Bewegungen sind den Buren sofort bekannt, da er von Spionen umgeben ist. So wurde z. B. eine Kavallerie-Abteilung, welche einen Kundschafterritt unternahm, plötzlich umzingelt. Dieselbe mußte sich ergeben, ohne einen Schuß abgegeben zu haben.