olzung"entsprechend abzuänderu und die Kellerpfeiler planmäßig herzustellen. Am 21. Aug-, am 5. und 12. Sept. waren diese amtlichen Aufträge nach nicht erfüllt. Am 13. Okt. kam ein neuer Auftrag, am 14. Okt. erfolgte das Unglück. Baumei­ster Mayer ist schwer verletzt und seine Widerspenstigkeit hat zwei Familien ihrer Ernährer beraubt.

Berlin, 18. Okt. Wie dieKöln. Z." vernimmt, wird Kaiser Wilhelm am 18. November nach England reisen. Prinz Albert von Schleswig-Holstein-Sonderburg Augustenburg, Oberleutnant im hessischen Garde-Dragoner-Regimeut Nr. 23 in Darwstadt, ebenfalls Enkel der Königin Viktoria, wird ihn begleiten.

Berlin, 17. Okt. Die gestrige Sitz- ung des Kolonialrats hat sich mit der Frage der deutsch-ostasrikanischen Zeutral- bahn, und mit der Samow Angelegenheit beschäftigt. Staatssekretär Graf Bülow hat an den Beratungen teilgenommen, über sie aber strengstes Stillschweigen aus- bednngen. Es scheint jedoch (der Köln. Z. zufolge) so viel festzustehen, daß der Staats­sekretär Mitteilungen über englische 'An­erbietungen gemacht hat, die sich beziehen teils ans die Abtretung Samoas an Deutsch­land gegen gewisse an England zu leistende Vergütungen, teils ans eine Einwilligung Deutschlands, seinerseits gegen gewisse englische Gegenleistungen aus Samoa her- auszugeheu. Die Mitglieder des Kolonial­rats sind aufgefordert worden, sich über den wirtschaftlichen Wert dieser eventuellen Leistungen und Gegenleistungen auszn- sprcchen. Doch hatten sie nach den gemachten Mitteilungen den Eindruck gewonnen, daß Graf Bülow für seine Person ein ent­schiedener Gegner der Abtretung der Samoainseln an England sei und jede andere Lösung vorziehe.

E lberfeld, 14. Okt. Der Notariats­gehilfe Fischer, der dem Notar Reuter 17 000 Mk. stahl nnd flüchtig wurde, hat sich in Batavia dem deutschen Kon­sul gestellt, nachdem ihm bei einer Ruder­partie eine Brieftasche mit 10000 Mk. ins Meer gefallen war. Gestern Abend wurde Fischer hier wieder eingeliefert.

Hamburg, 15. Okt. Frau Char­lotte Embden, Schwester Heinrich Heine's, ist gestern, 99 Jahre alt, gestorben.

London, 17. Okt. Nach hier eiu- getrosfenen Privatmeldungen aus Holland sollen die Buren bereits Mafeking ein­genommen haben. Es heißt, daß sie in der dortigen Kirche einen Dankgottes­dienst abhielten. Die Besatzung von Mafeking unter Oberst Baden-Powel soll nur 600 Mann stark gewesen sein. Ob die Besatzung capitulirt hat oder gerettet ist, ist nicht bekannt.

Kapstadt, 17. Okt. Um 10 Uhr Abends traf gestern die Meldung ein, es hätte hier ein schwerer Kamps zwischen den Truppen des Oranje-Freistaates und den Engländern bei Kimberley stattgefun­den. Die Meldung ist von Eingeborenen hierher gebracht worden.

Ladysmith, 19. Okt. Die briti­schen Truppen kamen am 18. ds. in der Nähe von Acton Holmes, etwa 16 Meilen von hier, in Berührung mit dem Feinde. Tie britischen .Kavalleriepatrouillen sind seit Mittag im Gefecht mit den Buren. Das Gefecht entwickelte sich im Laufe des Nachmittags weiter. Die Hauptschlacht wird morgen erwartet.

Vom westlichen Kriegsschauplatz

wird gerüchtweise die Einnahme von Kimber­ley durch die Buren gemeldet.

Ueber die Doppelschlacht bei Mafe­king meldet das Reutersche Bureau aus Pretoria: Ein schweres Gefecht fand heute (14. Okt.) früh im Norden von Mafe­king statt. Ein gepanzerter Zug, der ab­gesandt war, um die zerstörte Linie wieder- herzustellen, eröffnete ein Feuer auf die Burentruppen. Ein Bure wurde getötet 2 verwundet. Die Engländer hatten 9 Verwundete. Ein zweites Treffen mit den Truppen des Generals Crouje fand 9 Meilen nördlich von Mafeking statt, woselbst die Eisenbahnbrücke zerstört wurde. Londoner Abendblättern zufolge sollen bei Mafeking 300 (?) Buren und 18 Eng- Kinder gefallen sein.

Lokcttes.

Die Herbstkontrolversammlung in Wildbad findet am 2. November, 9 Uhr vormittags in der Trinkhalle für die Gemeinden Wildbad, Calmbach und Enz- klösterle statt.

WnterHaliendes.

Signor Carlo, der römische Herzog

Von Paul Neutra.

«Nachdruck verboten.)

Mitten in der Stadt Rom ist ein Platz, aus welchem eine hohe Säule steht. Der Platz heißt Piazza Colonna, die Säule aber ist eine Siegess Alle. Es war näm­lich in der Zeit der römischen Kaiser Sitte, zur Verherrlichung ihrer Siege und zur Erinnerung an dieselben Triumphbogen oder auch Säulen zu errichten, aus welchen man in Bildern ihre Thateu einmeißelte.

Diese Sitte vererbte sich bis auf unsere Zeit. Mau kann in Berlin, in München, in Paris solche Siegesthore, und nament­lich in letzterer Stadt auch solche Erinner­ungssäulen sehen.Julisäule" heißt die eine zur Erinnerung an die Juli-Revo­lution und die unter ihr begrabenen Barrikadenkämpfer. An dieser Säule legen die heißblütigen Franzosen noch alljähr­lich Kränze nieder und halten racheschnau­bende Reden. Eine andere ist auf dem Vendomeplatz zur Erinnerung an die Siege Napoleons I. über die Russen und Oester­reicher errichtet. Um dieselbe windet sich spiralförmig bis hoch hinauf ein Band von Erz oder Bronze, worauf, ähnlich wie auf dem Niederwalddenkmal, Bilder in erhabener Arbeit zu sehen stnd.

So steht denn auch auf der Piazza Colonna in Rom eine Siegessäule zu Ehren des Kaisers Marc-Aurel, welcher einen der tapfersten deutschen Stämme, den furchtbarsten Feind Roms, die in Böhmen hausenden Markomannen, nach wiederholten Kämpfen besiegte. An dem Platz vorüber zieht sich die Hauptstraße Roms, der Corso, auf welchem vornehm­lich das römische Leben cursirt.

Hier auf der langen Strecke vom ve- netianischen Palast bis zum Volksplatz hinunter sind an allen Sonn- und Fest­tagen die sogenannten Corsofahrten, an welchen die reichsten Adeligen iu präch­tigen Karossen nnd die Schneider- und Schustergesellen iu zweifelhaften Fiakern teilnehmen. Das schönste Sechsgespann mit Jokai's in weiten Hosen und roten Wämsern hat ein Herzog, dessen Groß­vater vor 80 Jahren als ein armer Kom­mis in die ewige Stadt einzog und sich

später durch seine Millionen den Herzogs­hut erwarb. Aber auch von den vielen Adelsgeschlechtern, welche im Mittelalter durch ganz Italien und namentlich im römischen Kirchenstaate alsHerzöge,Fürsten und Grafen blüthen, existiren in Rom noch Nachkommen genug, und beinahe der zehnte Manu unter den eingeborenen besseren römischen Bürgern ist irgend ein Duca, Principe oder Conte.

Wie es einen Corso zu Wagen gibt, wo die einzelnen Eguipagen im Schnecken­gang hart hinter einander zwei Stunden lang auf der einen Seite der Straße hin und auf der andern wieder zurückfahren, so gibt es auch eiu Corso zu Fuße, wo die Damen ihre prächtigen Toilleten und die Herren ihre feinen Hüte und Stiefel zur Schau tragen, wo man sich, wie in einem Ballsaal, sieht und trifft, neue Be­kanntschaften oder auch Geschäfte macht. Solch ein Corso trägt ein eigenartiges, interessantes Gepräge. Die Straße ist nur mäßig breit, meist eiugerahmt von hohen massiven Häusern, von düsteren, altertümlichen Palästen. Unten auf dem Trottoir das bunte Treiben der Menschen und darüber in stiller Ruhe ausgespaunt das blaue Himmelszelt. Was wüßte diese Straße Alles zu erzählen, wenn ihre Steine sprechen könnten! Welches Glück, welches Leid wurde hier schon erlebt! Welche großen, welche kleinen Dinge wurden hier schon verhandelt!

Vor einem Mcnscheualter wandelte ein wohlgckleideter Mann von 21 Jahren über den Corso, mittelgroß, stramm in der Haltung, mit dunkelbraunem, lockigem Haar und hellbraunem Auge, es ruhte Wohlwollen auf seinen Lippen, aber Energie und Festigkeit auf dem Kinn. Es wc r einer von jenen Menschen, die uns als etwas besonderes auffallen und sofort unser Interesse in Anspruch nehmen.

Die Leute hatten sich verlaufen, die Straße nahm wieder ihr gewöhnliches Gesicht an. Soeben bog der junge Mann, den wir Signor Carlo, d. h. Herrn Karl, nennen wollen, um die Ecke eines Palastes nach der Piazza Colonna ein und heftete seinen Blick auf die Bronzestatue des Apostels Paulus, welche auf der Sieges­säule des Kaisers Marc- Aurel steht, als ihm ein Bekannter, Graf Antonio, die Hand auf die Schulter legte.

Wohin, Signor Carlo?" frug der Graf.Wollen wir nicht da drüben im Kaffeehause eine Tasse Schwarzen oder auch ein Glas Eis nehmen?"

Nein, Herr Graf, ich habe hiezu, offen gestanden, kein Geld. Ihr wisset, ich lebe von meinem Verdienst und die Fürstin Rufini, welche mir für meine letzte Arbeit zehn Dukaten schuldet, be­zahlt mich nicht.

Ei? Fürstin? und nicht bezahlen?" erwiedcrte der Graf.

»Ja, so sind diese reichen Damen. Glänzende Gesellschaften, feenhafte Bälle können sie geben, ihren Bedienten silberne Schnallen und goldene Tressen kaufen; aber einen armen Schlucker lassen sie stecken und zappeln, damit er noch wohl­feiler arbeite. Und wenn man dann noch so blumicht und zart eine Anspielung macht, so läuft man Gefahr, keinen Auftrag mehr zu erhalten."

So habt Ihr es mit einem Strauß und Gedicht schon versucht?" meinte der Graf.

(Forts, folgt.)