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Preisunterschied vom Lieferanten der Farb­stoffe vergütet erhielt, der in der bestän­digen Kundschaft seine Rechnung fand. Farbenfabrikant und Werkmeister wurden immer wohlhabender, aber die Kunden des Färbers beschwerten sich fortgesetzt über die schlechte Arbeit,' und der schier verzweifelte Mann sah sein schönes Ge- schüft schrittweise zurückgehen, bis ein Streit unter den beiden Gaunern den Schwindel ans Tageslicht brachte. Was hatte der Farbenlieferant zu sagen? Ohne derartige Bestechnngen sei es überhaupt nicht möglich in England ein Geschäft zu machen, und er sei immer noch besser als seine Kollegen. Ein anderes Bild: Ein Großgrundbesitzer und gewaltiger Nimrod kam dahinter, daß sein Förster von jeder Patronenliefernng eine Steuer vom Pat- ronenmacher bekam. Er ging der Sache auf die Spur und fand, daß Förster, Jagdgehilfen und Kammerdiener von jeder Flinte und jeder Patrone eine Abgabe erhielten. Er stellte den Fabrikanten zur Rede und dieser jammerte ihm nun vor, es sei im ganzen Reiche nicht möglich, Bestellung zu erhalten, wenn nicht die Angestellten des Käufers mitverdienten. Der Lord verzieh dem Fabrikanten und versprach ihm die Kundschaft zu belassen, wenn er ihm versprechen wollte, den Un­fug der heimlichen Geschenke einznstellen. Und was that der Fabrikant? Er wei­gerte sich schlankweg, unter diesen Bedin­gungen zu liefern,denn," sagte er,wenn die Leute nichts verdienen, so machen sie meine' Ware schlecht." Die Londoner Handelskammer hat festgestellt, daß unter den Aerzten die Uebung weit verbreitet ist, von jeder Apothekerrechnung ein Viertel bis zur Hälfte des Betrages vom Apo­theker zu beanspruchen, dem sie das Rezept zuwenden, ja, daß es nicht wenige Aerzte giebt, die vielleicht 20 v. H. der Bestat­tungskosten ihrer ehemaligen Patienten vom Begräbnisunternehmer erhalten, den sie den trauernden Hinterbliebenen em­pfehlen. Kein Geschäftsreisender kommt bis zum Prinzipal, den er besuchen will, ohne dem Hausknecht, Kommis, vielleicht auch dem Prokuristen Brückengeld entrichtet zu haben.

Lokales.

Wildbad, 8. Mai. Gestern Nach­mittag fand aus dem Windhof das Schluß- und Preisschießen des hiesigen Schützen- Vereins statt. Der vor drei Jahren von dem hiesigen Verein gestiftete Wanderpreis, bestehend in einem schönen silbernen Pokal, hatte auch diesmal nicht verfehlt, seine Anziehungskraft auf d:e befreundeten Nachbarvereine auszuüben, indem trotz der ungünstigen Witterung ca. 20 Mitglieder derselben erschienen waren. Der Wander­preis wurde bekanntlich vor zwei Jahren von den Pforzheimer Schützen und im letzten Jahre von dem hiesigen Verein errungen. Um aber dauernd in dem Besitz eines solchen zu bleiben, muß derselbe zweimal nacheinander gewonnen werden, was denn auch gestern dem hiesigen Ver­ein glänzend gelungen ist. Es beteiligten sich an dem Konkurrenzschießen die Ver­eine Neuenbürg, Pforzheim und Wildbad mit folgendem Resultat:

Wildbad 358 Punkte Pforzheim 315

Neuenbürg 308

Im Einzelschießen erhielten die ersten 10 Preise auf Festscheibe I die HH.:

K. Blumenthal

mit 54 Th. I. Pr.

Fr. Kloß

56

II.

C. Maurer-Pforzheim

69

. III.

Robert Krauß

87

IV.

A. Kuppenheim

93

V.

E. Kiefer

117

VI.

W. Treiber

138

VII.

C. Klein - Pforzheim

145

VIII.

W. Reiß

155

IX.

Max König

178

X.

Im ganzen waren für obige Scheibe ca. 30 Ehrengaben gestiftet, bestehend in hübschen Gebrauchs- und Luxusgegenstän­den aller Art, welche von den beteiligten Schützen" nach der Reihenfolge ihres Schusses ansgewählt werden konnten.

Auf der Hauptscheibe erreichten:

Hr. Wilh. Treiber

54 Pkt.

A. Kuppenh eim-Pforzheim

53

Oberschützenm. Maurer

53

Schützeum. Hippelein - Calw

52

Re-Pforzheim

52

König

52

K. Blumenthal

51

Fr. Treiber

51

Alois Rainer-Neuenbürg

51

Fr. Kloß

51

Herr Schützenmeister Treiber hielt

nach Beendigung des Schießens noch eine Ansprache an die beteiligten Vereine und brachte zum Schluß ein Hoch auf dieselben aus, worauf Herr Maurer-Pforzheim dankend erwiderte und den Wildbader Schützen-Verein hochleben ließ. Bis zum Abgang des Zuges blieben die Teilnehmer noch in gemütlicher Unterhaltung bei­sammen.

WnLe vHcrlL enöes.

Entlarvt.

Kriminalroman von Friedrich Halt.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verboten.)

Kahle sah auf, er sah nicht deutlich, denn Thränen rollten ihm über sein ge­furchtes Gesicht, sie drangen unaufhalt­sam aus den alten müden Augen hervor, aber er sah doch, wie von Aoskor sein Gesicht jetzt mit dem Taschentuch deckte, auch er mußte wohl weinen, der Arbeiter sah es, trotz der eigenen Thränen, wie der starke Mann vor innerer Erregung znsammenzuckte.

Ihr wißt, wie man hier die Leiche eines Menschen, der die Hand an sich ge­legt, beerdigt", fuhr nach einer langen Pause von Aoskor fort, indem er die Hand mit dem Tuche sinken ließ,wir müssen es zu verbergen suchen, wollt Ihr, Mann? Der Baron soll ehrlich beerdigt werden."

Der Arbeiter nickte, stumm nach der Leiche des Barons blickend, als wolle er diese zum Zeugen seines Versprechens an- rufen.

Seht, Kahle, der Baron hat noch sein Hündchen vorher aus der Welt ge­schasst, er wußte wohl, daß es nun Nie­mand so lieb haben werde, wie» er es gehabt, macht die Schnur los und bringt den Hund fort, es soll Niemand wissen, daß das noch der Baron in den letzten Augenblicken seines Lebens gethan hat."

Wollt Ihr, Kahle, keinem Menschen etwas sagen?"

Ja Herr, ich werde es thun. Wo ist

der Hund, er lief ja noch vor einer Vier­telstunde auf dem Hofe umher. "

Und er folgte dem Herrn Baron, als er in den Park ging", erwiderte Herr von Noskor,seht Ihr denn nicht, er hängt dort an der alten Ruine", setzte er hinzu, als er bemerkte, daß. der Arbeiter sich nicht zurecht finden konnte, wo der Hund sei.

Kahle sah dort hinter holte sein Taschen­messer hervor, um die Schnur zu durch, schneiden, an welcher das Hündlein hing.

Nicht, Kahle," sagte von Aoskor, knüpft die Schnur los, bindet einen Stein daran und werft den Hund hinten in den Sumpf und dann kommt zurück und bleibt bei der Leiche der Baron ist todt, aber ich werde gleich zum Doktor schicken und zur Frau Baronin gehen."

Herr von Aoskor hatte sehr eilig ge­sprochen, ebenso entfernte er sich, er lief fast nach dem Hofe zu, aber er mußte doch mehrere Male stehen bleiben, um Athen: zu schöpfen.

Als er des Reitknechts auf dem Hofe ansichtig wurde, der neben dem gesattel­ten Pferde stand, da winkte er diesem. Nehmt das Pferd, jagt nach der Stadt zum Herrn Doktor, theilt ihm mit der Herr Baron wäre todt im Park gefun­den worden, erschossen."

Friedrich stand, ohne sich zu rühren; er sah zu Herrn von Noskor auf, als werde er im nächsten Augenblick den Ein­sturz des Himmels fühlen. Friedrich rühr­te sich noch immer nicht, das was er ge­hört, war zu unerwartet gekommen, für ihn unsaßlich.

Macht, daß Ihr fortkommt, schnell, so schnell als möglich,? vielleicht ist , der Herr Baron noch zu retten", drängte Herr von Noskor.

Diese Worte mußten dem Manne ein Verständnis von dem gebracht haben, was er eben gehört, mit einem Satz war er im Sattel und jagte dem Stäbchen H. zu.

Herr von Aoskor ging nach dem Her­renhanse, langsam, schwer und doch erregt, er mußte nicht mit sich einig sein, wie er drinnen die schreckliche Nachricht an­bringen sollte. Der Verwalter des Vorwerks kam denn herauf. Herrn von Aoskor schien es lieb zu sein, dadurch eine Gelegenheit zu haben, noch mit seinem Eintritt in das Haus zögern zu können und doch mußte es ihm zu lauge währen, denn er winkte dem Verwalter schneller zu gehen.

Dieser schien aber von dem Wunsche wenig Notiz zu nehmen, er beschleunigte kann: seine Schritte. Als er auf den Gnts- hof trat, ging Herr von Aoskor eilig auf ihn zu.

Sie wollen zum Herrn,Baron? frag­te er hastig den Verwalter.

Ja gewiß", gab dieser zurück und die Antwort klang eben nicht sehr ver­bindlich.

Erschrecken Sie nicht, es ist hier ein Unglück geschehen, ein furchtbares", ent- gegnete Herr von Aoskor,ich sah Sie kommen, ich bin froh, Sie in den nächsten Stunden neben mir zu haben; thun Sie mir einen Gefallen, Sie können, Sie werden es mir nicht abschlagen, sorgen Sie dafür, daß sofort ein Wagen und zum Doktor nach der Stadt gefahren wird, ich habe in meiner Bestürzung einen reitenden Boten geschickt, ehe der Doktor-